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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 87

 

der geriatrischen Pflege in Wien in allen Details beschreiben - ein Zeugnis, das der Gesundheitspolitik dieser Stadt für die letzten zehn Jahre eine glatte Fünf ausstellt! -:

 

Schwarz auf weiß lesen wir in diesen Kontrollamtsberichten, dass im Bereich der geriatrischen Pflege tatsächlich gravierende Fehler und Versäumnisse passiert sind.

 

Schwarz auf weiß können wir nachlesen, dass trotz des Gemeinderatsbeschlusses "Hilfe im hohen Alter" aus dem Jahre 1993, wo der Umbau von Lainz in ein modernes Pflegeheim festgelegt wurde, nichts geschehen ist.

 

Schwarz auf weiß können wir nachlesen, dass Beschlüsse des Gemeinderats überhaupt ignoriert oder mangelhaft umgesetzt wurden.

 

Schwarz auf weiß können wir nachlesen, dass der Personalmangel in Lainz dramatisch ist.

 

Schwarz auf weiß können wir nachlesen, dass noch im Dezember 2003 im GZW 140 Pflegekräfte gefehlt haben.

 

Schwarz auf weiß können wir nachlesen, dass die Zahl der Krankenstandstage von 1 258 Pflegern bei 38 000 liegt. Das bedeutet, dass durchschnittlich 104 Pfleger oder 8 Prozent des gesamten Pflegepersonals in Lainz krank waren. - Wenn wundert's, liebe Freunde von der SPÖ, wenn unter diesen Umständen der Stress für die Mitarbeiter noch größer und die Qualität der Pflege immer schlechter wird?

 

Schwarz auf weiß können wir auch das katastrophale Ergebnis der Mitarbeiterbefragung aus dem Jahr 2001 nachlesen - im Kontrollamtsbericht zwar nur in Kurzform wiedergegeben, aber damit Sie auch die erschütternden Details dieser Mitarbeiterbefragung erfahren, habe ich hier die Langform mitgebracht. Die Freitexte dieser Mitarbeiterbefragung des Jahres 2001 sind erschütternd!

 

Ein Mitarbeiter schreibt: "Die Führung des Hauses ist eine mittlere Katastrophe. Sie schafft Unmut im ganzen GZW. Keiner lacht mehr, egal, wen man trifft." Und: "Dieses Management hat alles ruiniert."

 

Ein anderer schreibt: "Patientenorientierung und Patientenzufriedenheit sind für die Führung des Hauses nur Schlagworte für schöne Reden."

 

Ein weiterer schreibt: "Mitarbeiter sind Repressalien und willkürlichen Entscheidungen ausgesetzt und haben Angst vor Sanktionen."

 

Ein weiterer schreibt: "Der Umgangston der Führung zu den verschiedenen Berufsgruppen lässt sehr zu wünschen übrig. Das Arbeitsklima im GZW ist für mich sehr belastend."

 

Ein anderer: "Das Führungspersonal sollte nach Qualifikation und nicht nach Dienstdauer beurteilt werden."

 

Ein anderer: "In meiner langjährigen Tätigkeit im GZW habe ich noch keinen Verwaltungsdirektor erlebt, der so mit den Mitarbeitern umgegangen ist wie die derzeitige Direktorin. Die Direktorin und die Personalchefin geben falsche Auskünfte."

 

Ein anderer: "Die mittlere Führungsebene ist absolut unfähig, dumm und nur mehr an der Pension interessiert. Alle Leistungen der unteren Ebenen werden zunichte gemacht."

 

Ein anderer schreibt: "Vorgesetzte sind total unqualifiziert, haben keine Ahnung von der Arbeit, die sie einteilen, weil sie die nie selbst ausgeübt haben. Und diese Versager schreiben noch Dienstbeschreibungen für das Dienstpersonal!"

 

Ein anderer: "Es gibt leider Vorgesetzte - nicht vom Pflegedienst, sondern in der Verwaltung -, die zur Geschenkannahme neigen. Manche Bedienstete haben dadurch Vorteile, zum Beispiel besserer Arbeitsplatz. Urlaub wird bei Geschenken problemlos gewährt. Wenn man nichts bringt, wird auf eigene Bedürfnisse kaum Rücksicht genommen." - Erschütternde Zustände, meine Damen und Herren!

 

Ein anderer: "Eindeutig zu wenig Pflegepersonal! Bei der geforderten, immer größer werdenden Aufgabenvielfalt wird Burnout zum Regelfall."

 

Ein weiterer: "Alle haben gesundheitliche Probleme."

 

Ein weiterer: "Für das, was wir in der Pflege leisten, ist unser Grundlohn ein Hohn!"

 

Ein weiterer: "Vor zehn Jahren als Hilfskraft habe ich mehr verdient als jetzt als Fachkraft. Mit der Verantwortung steigt nicht der Lohn."

 

Ein weiterer: "Es ist eine Katastrophe, mit wie wenig Personal gearbeitet werden muss. Durch die psychische Belastung gibt es eine Menge Krankenstände und Personalflucht."

 

Ein weiterer: "Diese Befragung empfinde ich als Hohn, da auf die Bedürfnisse der Arbeitenden ja sowieso keine Rücksicht genommen wird."

 

Und dann kommt es ganz dick über die Personalvertretung: "Die Pflegedirektorin ist mit der Personalvertretung liiert - ein unzumutbarer Zustand für die Mitarbeiter! Das Vertrauen in die Personalvertretung ist nicht mehr gewährleistet, wenn dessen Vertreter mit der Pflegedirektorin liiert ist."

 

Ein weiterer schreibt: "Mich stört starke Freunderlwirtschaft in der Personalvertretung." - Meine Freunde von der SPÖ, soweit ihr hier im Raum seid, wacht endlich auf! Das ist eure Personalvertretung in Lainz! - "Personalvertreter, Gewerkschafter kümmern sich nicht um die beruflichen Probleme und schauen auf ihren Vorteil. Sie melden sich nur, wenn sie oder ihre Geschäftspartner etwas an die Bediensteten verkaufen wollen. Bei dienstlichen Problemen wimmeln sie ab."

 

Ein anderer: "Die Personalvertretung der Gewerkschaft kümmert sich überhaupt nicht um ihre Mitglieder. Wichtig ist nur der Mitgliedsbeitrag. Am wichtigsten ist die Kaffeepause und der Kaffeeplausch mit den Chefs vom A-Gebäude."

 

Und so geht es weiter und weiter. Ich könnte jetzt die 40 Minuten Redezeit, die mir zur Verfügung stehen, mit weiteren Zitaten aus diesem Bericht anreichern, ich tue das aber nicht. (GR Günter Kenesei: Danke!)

 

Was schreibt das Kontrollamt noch? - Das Kontrollamt kritisiert beispielsweise auch noch das Abstürzen der Investitionen in Lainz, und zwar bei den baulichen Veränderungen im GZW. Im Jahr 2002 wurden für patientenbezogene Maßnahmen nur mehr 558 000 EUR ausgegeben - weniger als ein Zehntel der Ausgaben des

 

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