«  1  »

 

Gemeinderat, 39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 64

 

Wir stimmen dem Geschäftsstück zu. Ich möchte nur die Gelegenheit ergreifen, um auf ein Problem hinzuweisen, das ja mittlerweile, denke ich, allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten bekannt ist, und das es zu lösen gilt. Und dieses Problem ist die Tatsache, dass es in Wien gerade unter den obdachlosen Menschen einen großen Prozentsatz, und zwar einen steigenden Prozentsatz an Menschen gibt, die psychisch krank sind, und - ich bringe es auf den Punkt - durch Wien irren.

 

Wir begegnen ihnen auch immer wieder, es sind auch immer wieder einmal dieselben. Sie sind desorientiert, manchmal weiß man ja natürlich nicht genau, ob nur eine vorübergehende Desorientierung vorliegt, die sich aus der langen Obdachlosigkeit begründet, oder ob sich tatsächlich eine Krankheit manifestiert und vorhanden ist, und behandelt gehört.

 

Wir wissen, dass es bislang nicht gelungen ist, ausreichend an diese Personen heranzutreten und sie wieder hereinzuholen in irgendeine Form von Betreuung, Behandlung, Unterbringung.

 

Es gab vor sehr kurzer Zeit dazu auch eine Pressekonferenz, da war auch der Chef der Caritas dabei und Frau StRin Pittermann, und auch hier wurde einmal mehr festgestellt, dass es da ein Problem gibt.

 

Jetzt denke ich mir, wir wissen das, alle Fachleute wissen es, wir wissen, es muss eine Problemlösung her, und ich bringe nun einen Antrag ein, einen Beschluss- und Resolutionsantrag und ich freue mich sehr, dass die SPÖ, und zwar Frau GRin Marianne Klicka, diesen Antrag mit mir gemeinsam stellt, weil ja dadurch auch ganz klar festgestellt wird, dass eine große Mehrheit dieses Haus das Problem benennt und sagt, es müsse etwas geschehen. Ohne dass ich jetzt die Begründung lange vorlese, kurz der Antrag selbst.

 

Hier wird die zuständige Stadträtin aufgefordert, unter Einbindung von Fachleuten ein Konzept ausarbeiten zu lassen, das auf die speziellen Probleme von psychisch kranken Obdachlosen eingeht. Für die Umsetzung des Konzeptes ist zu sorgen.

 

Und in formeller Hinsicht wollen wir die sofortige Abstimmung.

 

Ich halte es auch deswegen für wichtig, denn wir wissen, dass dieser politische Bereich in seiner Umsetzung ebenfalls in den Fonds Soziales Wien sozusagen hinüberwandert, und gerade jetzt ist es wichtig, dem Fonds Soziales Wien auch sozusagen einen politischen Auftrag mitzugeben. Das ist das eine.

 

Zweitens: Die Lösung des Problems ist gar nicht so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellt. Ja, das ist eine schwierige Angelegenheit und deswegen steht auch in dem Antrag drinnen, dass man alle Sachwalter heranziehen soll, die da irgendwas davon verstehen, um ein Konzept auszuarbeiten. Ich bin froh, dass wir das heute gemeinsam machen und werde mich auch in den nächsten Monaten darum kümmern, dass in der Sache etwas weitergeht. Ich danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet hat sich Frau GRin Tomsik.

 

GRin Josefa Tomsik (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses!

 

Ich darf heute reden, ohne zum Akt zu sprechen. Es wurde von allen Klubs hier bewilligt, und ich möchte aber doch etwas zum Akt sagen, weil in meiner politischen Karriere, in meinem politischen Leben Obdachlose immer eine große Rolle gespielt haben. Nicht nur durch die Meldemannstraße im 20. Bezirk, die ja jetzt aufgelassen wird, sondern auch in den späten 80er Jahren - ich glaube 1988, 1989 kam Lacina - wurde die Winternotunterkunft in der Gerhardusgasse eingerichtet, weil damals die Meldemannstraße mit über 500 Leuten so belegt war, dass sie wirklich, hätte man sagen können, aufeinander gelegen sind. Es waren damals binnen kürzester Zeit 2 500 Unterschriften gegen die Winternotunterkunft in der Gerhardusgasse und wir als Bezirk haben dann natürlich gesagt - es gab auch Zögerer - was könnte da passieren oder sonst etwas, aber an und für sich, gelt lieber Heinzi, nun, was soll uns da passieren, da kann nichts passieren, weil die Menschen, die bei uns in der Meldemannstraße waren, wir haben sie liebevoll als sogenannte Sandhasen bezeichnet, die waren halt da, die sind niemanden angegangen, aber später ist es dann so geworden, dass halt andere Obdachlose dazugekommen sind, jüngere aus den Bundesländern, die etwas aggressiver waren. Und das erste Mal in meiner politischen Laufbahn, und für uns alle, glaube ich, war es, dass wir eine Aktion mit unserem Bus bei der Gerhardusgasse abgebrochen haben, weil dort Menschen waren, aber von Niederösterreich und ich weiß nicht, von wo überall, die da gemeint haben, also ihr Sozialdemokraten seid nur für die Obdachlosen, und da wird es Mord und Totschlag geben.

 

Ich habe damals eine Wette - an und für sich tue ich erst in letzter Zeit ziemlich viel wetten, leider Gottes verliere ich die meisten, aber dann gerne - und da habe ich mit unserem Stadthauptmann, der auch gesagt hat, das war ein Sozialdemokrat möchte ich nebenbei erwähnen, der gesagt hat, da wird nichts passieren und gegen die anderen Polizisten eine Wette abgeschlossen hat, dass nichts passiert während der Wintermonate.

 

Und genau dieselbe Wette habe ich mit Bürgermeister Zilk abgeschlossen, und alle, die schon beim Genossen, also beim Bürgermeister Zilk waren wissen, dort hat es ein Glöckerl gegeben vom Münchner Kindl und um die Glocke habe ich mit ihm gewettet. Er war meiner Meinung, dass dort nichts passiert und er hat gesagt, wenn das wirklich gut vonstatten geht, dann bekommst du diese Glocke. Ich hab sie, obwohl er damals gemeint hat, na ja vielleicht muss er sie doch nicht hergeben, aber er hat nicht gewusst, dass ich sage: Wettschulden sind Ehrenschulden, du hast mir diese Glocke zu geben. Sie steht nun bei mir. Das zu dem Akt.

 

Jetzt eine Abschiedsrede halten: Nach mehr als 17 Jahren, ich habe mir so fest vorgenommen, ich werde nicht in Tränen ausbrechen, oder sehr emotional sein, aber ich glaube, ihr kennt mich alle, es wird nichts

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular