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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 120

 

bleib uns als Freund erhalten! (Allgemeiner Beifall. – Direktor Dr Obermaier, der hinter den Bankreihen des Sitzungssaales steht, dankt mit einer Verbeugung für den Beifall.)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Sommer-Smolik gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.

 

GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Wie üblich, versuche ich hier die Kulturdebatte zu unterbrechen und zum zweiten Teil der Geschäftsgruppe, nämlich zur Wissenschaft, zu kommen. Ich weiß, das fruchtet wenig, aber ich werde nicht aufgeben. So lange ich hier Gemeinderätin bin, werde ich über die Wissenschaft in dieser Stadt sprechen und auch versuchen, Anträge einzubringen, die das Leben der WissenschafterInnen in dieser Stadt verbessern helfen.

 

Wir haben in Wien eine Situation, über die Kollege Woller in seiner Rede gemeint hat, man könnte über die Wissenschaftstage reden, man könnte über die Kindervorlesungen reden, die zuerst an der Uni Wien und dann im ZOOM mit noch einmal drei Vorlesungen stattgefunden haben. Ja, man könnte, aber warum machen wir es nicht? Warum steht der Kollege Woller nicht heraußen und redet tatsächlich über die Wiener Wissenschaftstage? Warum spricht er im Konjunktiv? Warum sind die Wiener Wissenschaftstage – so gut und wichtig sie auch waren, so gut und wichtig auch dieses Zeichen für die Öffentlichkeit war, dass in dieser Stadt Wissenschaft passiert – im Verborgenen geplant worden? Warum ist das nicht zu einer großen Debatte geworden, mit der wir Wissenschaft sichtbar machen können? Es ist von den Universitäten zwar positiv vernommen worden, aber es waren nicht alle Universitäten in die Planungen mit einbezogen. Es fühlen sich ein paar Universitäten ausgeschlossen. Ich denke mir, da könnte man, wenn es eine Fortführung dieser Wissenschaftstage gibt, noch vieles verbessern.

 

Zum Budget. Wir haben im Budgetvoranschlag für 2004 im Bereich der Förderung von Forschung und Wissenschaft einen Rückgang von 7,3 Millionen EUR auf 7,1 Millionen EUR. Jetzt kann man sagen, die Stadt muss sparen, und es wird halt auch hier gekürzt. Meiner Meinung nach ist das das falsche Zeichen, das hier gesetzt wird, denn gerade in wissenschaftspolitische Initiativen könnte die Stadt Wien noch sehr viel mehr investieren, vor allem wenn man sich die Definition der Ziele, die sich die Wissenschaftsförderung selbst gesteckt hat, anschaut. Denn da wird gesprochen von der Förderung des intellektuellen, kulturellen und wirtschaftlichen Innovationspotentials, von Investitionen in gesellschaftliche Potentiale, die für Toleranz, Humanität, Liberalität und Intellektualität stehen, von Förderung von vielfältigen wissenschaftlichen Dingen und der intellektuellen Diskussionskultur.

 

All das kann man nachlesen, nur, wenn es dann um die finanzielle Bedeckung all dieser guten und wichtigen Initiativen geht, sieht man, wenn man sich das anschaut, dass es zu Budgetrückgängen kommt, und das kann nicht im Sinne von Wissenschaftspolitik einer Stadt wie Wien sein, und es ist sicher nicht im Sinne der Wiener GRÜNEN.

 

Ich stelle daher einen Antrag, den ich in ähnlicher Form schon im letzten Jahr zur Budgetdebatte gestellt habe, dass nämlich der Budgetansatz 2891, die Förderung von Forschung und Wissenschaft, auf mindestens ein Promille des Gesamtbudgets angehoben wird. Ich beantrage die sofortige Abstimmung.

 

Wir haben in Wien eine sehr vielfältige Szene von WissenschafterInnen und ein Teil davon sind die jungen WissenschafterInnen. Zu den jungen WissenschafterInnen fühlen sich – das hat sich bei einem StadtexpertInnengespräch, das ich hier im Rathaus abgehalten habe, gezeigt – mittlerweile alle unter 50-Jährigen zugehörig. Diese Gruppe von jungen WissenschafterInnen – auch wenn sie nicht mehr ganz jung sind –, die ihre innovativen Potentiale und auch Ideen einbringen möchten, fühlen sich nicht sehr gehört in dieser Szene in Österreich. Natürlich hat der Bund hier seinen wesentlichen Anteil, aber auch die Stadt Wien hat ihren Anteil daran, dass diese jungen WissenschafterInnen sich nicht wirklich gut betreut fühlen beziehungsweise auch nicht unterstützt werden in ihrer wissenschaftlichen Arbeit und in ihren Möglichkeiten, vieles beizutragen in der Frage von Reflexionen, aber auch Bewertung von gesellschaftspolitischen Analysen.

 

Ich werde auch hiezu einen Antrag einbringen, der genau diesen jungen WissenschafterInnen signalisieren könnte, dass die Stadt Wien ihre Anliegen ernst nimmt und auch schaut, dass es hier gerade in Bezug auf diese jungen WissenschafterInnen Förderungsmöglichkeiten gibt, die sicherstellen, dass sie bei den kleineren Projekten, die sie zum Teil machen, die aber sehr, sehr wichtig sind, auch unterstützt werden. Das Referat für Wissenschaft und Forschungsförderung bietet sehr viele Möglichkeiten für diese Gruppe der jungen WissenschafterInnen, vor allem aus dem kultur- und geisteswissenschaftlichen Bereich, aber es sind sehr, sehr kleine Beträge, die da finanziert werden – Druckkostenbeiträge und Ähnliches –, und für ein kleines, aber feines Projekt fehlen meistens die Mittel.

 

Deswegen glaube ich, dass Förderungssummen zwischen 30 000 und 50 000 EUR für diese Gruppe der jungen WissenschafterInnen für ein Projekt sehr wohl ausreichen würden, um sie sichtbar zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitsfelder darzustellen. Ich stelle daher folgenden Antrag:

 

"Das Referat für Wissenschafts- und Forschungsförderung schreibt jährlich einen Forschungsschwerpunkt für junge WissenschafterInnen im sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereich mit Fokus auf soziale und kulturelle Zukunftsfragen der Stadt aus. Insgesamt ist dabei eine Förderungssumme von 500 000 EUR – pro Projekt sind die Fördersummen zwischen 30 000 und 50 000 EUR – zu vergeben. Die Ausschreibung gibt ein grobes Rahmenthema vor, innerhalb dessen Projektvorschläge eingereicht werden können. Sie erfolgt zeitlich befristet und durch schlichte, klare und nachvollziehbare

 

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