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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 102

 

Chorherr. – Bitte.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Wenn ich die Gestik meines Vorredners imitieren darf, als er von den Kompetenten und den Inkompetenten gesprochen hat, muss ich ihm hundertprozentig Recht geben. Ob er sich damit beliebt in der Partei der Inkompetenten gemacht hat, weiß ich allerdings nicht. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Bevor ich zum eigentlichen Thema, der Filmförderung, wozu ich nur kurz sprechen wollte, komme, muss ich nicht über Kompetenz und Inkompetenz, sondern über Fakten reden.

 

Künstlerhaus, nur ganz kurz: Jeder, der sich nur einen Hauch mit diesem bedauernswerten Thema beschäftigt, weiß, dass es insbesondere das Ausbleiben der Bundesmittel gibt. Das ist keine Frage der Inkompetenz oder der Kompetenz, sondern der Fakten. Das Ganze wird – da bedaure ich sehr, dass der Kollege Marboe nie dazu gesprochen hat – in einer Gesamtmelodie meistens in den Bundesländern, aber auch schon in Wien, insbesondere von Morak, vorgetragen. Er sagt ganz eindeutig, was seine Strategie ist. Es ist zu viel Kulturgeld in Wien. Er zählt das immer mit allen möglichen Statistiken auf und dass wir gut beraten wären, unter der Marke Oberzeiring – ein schöner Ort –Schritt für Schritt Geld aus Wien abzuziehen und in die Bundesländer zu geben. (GR Dr Matthias Tschirf: Das bedeutet, Äpfel mit Birnen zu vergleichen!)

 

Das sind nicht Äpfel mit Birnen. Das sind einmal mehr Inkompetente. Hier werden Äpfel mit Birnen gemischt. Das ist ein Faktum. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist falsch! Das ist ein Blödsinn!) Es ist ein Blödsinn, dass man das macht! Aber die Tragödie ist, er macht es laufend. Er kürzt unausgesetzt eine Institution nach der anderen. (GR Dr Matthias Tschirf: Das, was Sie gesagt haben, ist ein Blödsinn! Das ist offensichtlich ein Kommentar von der SPÖ, damit man nach ein paar Tagen schlimm sein wieder brav ist!) Sehen Sie, das ist eine kompetente Opposition, die sich einen Sachverhalt anschaut und nicht fragt, ob es einmal rot riecht oder einmal schwarz, sondern hier reden wir über das, was ist. (GR Dr Matthias Tschirf: Das stimmt aber nicht!) Es ist lächerlich, Kollege Tschirf, hier Zwischenrufe zu machen, wo ich im Grunde nur mit gesetzten höflichen Worten das zitiere, was Morak laut in alle Mikrofone sagt. Er will und macht es auch, Kulturgelder für Wien zu kürzen. Ich spare mir jetzt all das aufzuzählen, was er permanent macht und was in der Tat eine provinzielle und gefährliche Geschichte ist. (GR Dr Matthias Tschirf: Das stimmt doch nicht!)

 

Ich sage, was dahintersteckt: Es geht nicht darum, ob etwas in Wien oder in den Bundesländern ist. Es gibt hervorragende kulturelle Initiativen in den Bundesländern, die unterstützenswert sind. Aber hier wird bewusst aus politischen Gründen gezündelt, ein Kampf gegen den bösen Wasserkopf Wien geschürt, der alles aufsaugt, weshalb man da das Geld wegnimmt. Genau das macht Morak.

 

Die Liste, die bestätigt, dass das Künstlerhaus jetzt geschlossen ist, ist ganz lang. In einigen wenigen Tagen wird gerade noch die Jury für Wien-Mitte darin stattfinden. Sie wird eine hervorragende Jury werden, aber ich denke mir, man könnte etwas Vernünftigeres tun. Aber dass der Bund mit der Finanzmisere nichts zu tun hat, ist selbst unter Ihrem Niveau, Herr Kollege Tschirf! – Punkt eins. (GR Johannes Prochaska: Das ist Substandard!) – Endlich ist Prochaska aufgewacht, und das bei der Kultur! Mein Redebeitrag ist jedenfalls gelungen! (GR Dr Matthias Tschirf: Er versteht jedenfalls viel mehr von der Kultur als Sie!) Sie wissen gar nicht, wie ich Sie schätze, Herr Kollege Prochaska!

 

Punkt zwei – die Sache mit der Diagonale. Die Diagonale erkläre ich Ihnen jetzt nicht. Das ist im Übrigen ein österreichisches Filmfestival, Herr Kollege Prochaska, damit Sie mir auch folgen können, ein Kinofilmfestival in Graz, der Hauptstadt der Steiermark. (GR Dr Matthias Tschirf: Sich auf Ihr Niveau zu begeben, würde bedeuten, in den Keller zu gehen!) Nein, ich wollte ernst über die Diagonale reden. Das fällt mir im Moment, Herr Kollege Prochaska, schwer.

 

Dort wurde ein wirklich ernst zu nehmendes, international anerkanntes Festival völlig ohne Not in die Situation gebracht, dass vor ein paar Tagen das Depot krachvoll mit allem war. Da hat die Kollegin Recht – ich werde ihr dann noch widersprechen, aber da hat sie Recht –, eine Filmszene geschlossen gegen ein Filmfestival aufzubringen, das genau für die österreichische Filmszene gemacht wird und bisher erfolgreich war, ist wiederum ein Kunststück der Sonderklasse! Man bestellt zwei Direktoren, wovon der eine sagt, vom Kino habe er nicht sehr viel Ahnung – ich zitiere den Kollegen Fuchs –, und der andere sehr viel Ahnung vom Film hat, aber einige Wochen vor der nächstjährigen Diagonale sein eigenes Filmfestival abwickeln muss, weswegen sie sich jetzt eigene Kuratoren bestellen. Für so viel Inkompetenz zum Schaden des österreichischen Films auf einen Fleck muss man schon Morak heißen. Dass Sie, Herr Kollege Marboe, und auch der Kollege Salcher dazu kein Wort verlieren, ist bedauernswert! Ich hätte das nicht genannt, wenn das hier nicht aufgekommen wäre.

 

Jetzt aber zu diesem schwierigen Fall der Umwidmung. Zuerst: Ja, Geld für die jüdische Filmwoche, selbstverständlich. Ja, auch Geld für das Kinderfilmfestival. Ich bin froh, dass Sie sich jetzt noch zum Wort gemeldet haben, denn Sie kennen die Vorgeschichte, wie es zu dieser gesamten Kinoförderung – eine wirklich bedrohliche Situation für die Innenstadtkinos – gekommen ist und dass da die Alarmglocken jener läuten, die sehr dafür waren und sind, dass Geld vorhanden ist. Ich bewege mich viel in Kinos, auch in den Kinos, wo nach wie vor ein Finanzbedarf vorhanden ist. Jetzt höre ich, die bräuchten alle das Geld eigentlich gar nicht. Also ich könnte Ihnen, angefangen vom Schikaneder-Kino, dutzende Kinos aufzählen, die dringend Geld bräuchten. Ob das an den Förderrichtlinien oder an der Wirtschaftskammer liegt, ist nicht meine primäre Geschichte. Aber

 

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