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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 76

 

verpflichtet fühlend aus, was unserer Meinung nach wichtig ist und ich glaube, es wäre von Ihnen oder vom amtsführenden Stadtrat her gesehen schon ganz in Ordnung, wenn man da ein bissel darauf eingehen würde. Wenn man ganz einfach den ganzen Musikbereich dann überhaupt nicht einmal streift, und Sie wissen ganz genau, dass das an Hand der Zahlen eigentlich unverantwortlich ist, dann ist das eigentlich sehr traurig, zumal ich ja immer wieder betont habe, dass hier eine Zusammenarbeit mit dem Ressort Laska natürlich von Nöten sein wird. Also ich habe immer wieder eine Brücke gebaut und Sie haben das in gar keiner Weise aufgegriffen. Lassen Sie mich das nur sagen, weil ich das gestern nicht habe sagen können. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich bin nicht zuständig dafür. Ich halte mich an die Verfassung.)

 

Nein, auch diese Antwort ist jetzt wieder - wie soll ich sagen - so hingeworfen. Also wir Freiheitliche bemühen uns doch immer wieder, eine sehr konstruktive Oppositionspolitik einzubringen und wenn Sie so einfach nur sagen „Ich halte mich an die Verfassung“ - da erwarte ich mir was anderes. Da erwarte ich mir: Also wir werden vielleicht den ganzen Bereich ausgliedern, wir werden vielleicht Wege finden, um eine Verbesserung anzustreben, aber ganz einfach nicht so auslassen. Gut. Das war mir ein Bedürfnis, das zu sagen.

 

Herr Stadtrat, also ob sich jetzt die Reformvorschläge eher so in Richtung sozialistisches Kulturverständnis hin entwickeln oder ob Sie die Vorschläge oder die Ideen der Oppositionsparteien einbringen, das wird der Sommer weisen. Ich würde mich freuen, wenn das möglich wäre, weil ich finde, es wäre wirklich eine Chance, dass hier eine Reform für den gesamten Theaterbereich entstehen könnte. Und dann könnte wirklich eine sehr gute, sehr gedeihliche, neue Subvention für die Theater in Wien entstehen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.

 

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Gemeinderats und Landtags): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir haben eine großartige Kulturlandschaft in dieser Stadt. Wir haben eine großartige Theaterlandschaft in dieser Stadt. Das Theater spielt in der Kulturstadt Wien einfach eine bedeutende Rolle. Das sieht man, wenn man sich die Budgetzahlen anschaut. Mehr als 25 Prozent des Gesamtbudgets der Stadt Wien geht in den Bereich Darstellende Kunst. Das merkt man, wenn man Kulturdebatten führt. Es wird immer heftiger über Theater diskutiert als über Design oder Film oder Bildende Kunst. Das merkt man auf den Kulturseiten der Zeitungen. Wenn eine Direktorenentscheidung in dieser Stadt zu treffen ist, dann ist natürlich die Diskussion über die Theaterdirektorenbestellung wesentlich heftiger als wenn es um ein Designcenter oder Kindertheater oder Film oder Bildende Kunst geht.

 

Theater spielt in dieser Stadt eine große Rolle. Wien ist nun tatsächlich auch eine großartige Theaterstadt. Es gibt keine Stadt der Welt, die bezogen auf die Zahl der Einwohner ein derartig vielfältiges und großes Angebot hat wie Wien. In Wien kann man sich jeden Abend etwas aus 50 verschiedenen Theatervorstellungen aussuchen. Das macht nun auch den Reiz dieser Kulturstadt Wien aus.

 

Es ist daher sehr wichtig gewesen, dass unser Kulturstadtrat gemeinsam mit den Kultursprechern eine Initiative ergriffen hat, dieses sehr umfassende und großartige Angebot der Theater in Wien einer Analyse zu unterziehen. Es liegt uns nach wenigen Monaten Arbeit eine Studie über das Freie Theater vor, das aber auch völlig zu Recht die große Zahl von mittleren und kleineren so genannten Privattheatern in die Analyse mit einbezieht.

 

Es hat selten in einer kulturpolitischen Diskussion bei Vorliegen einer derartigen Studie so viel Zustimmung zu diesem Papier gegeben wie hier. Alle vier im Gemeinderat vertretenen Parteien haben dem zustimmt, was hier in der Analyse und in den Vorschlägen dieser Studie steht. Auch die Öffentlichkeit, die Theater, die Interessensgemeinschaften, auch die Kulturjournalisten haben dafür nur lobende Worte gefunden.

 

Ich glaube, dass wir hier wirklich alle zusammen am Weg zu einer großen Reform der Wiener Theaterlandschaft ansetzen und wir sollten das tatsächlich nun auch angehen.

 

Wenn man sich nun die Studie genau anschaut, dann macht diese Studie der Stadt Wien bei allen kritischen Bemerkungen, die durchaus richtig sind, auch ein ganz großes Kompliment. Sie sagt, dass es keine Stadt in Europa gibt, die so viel Geld für Freies Theater aufwendet und die in den letzten zehn Jahren in einem derartigen Ausmaß die Förderung für Freies Theater gesteigert hat.

 

Bei aller Kritik, dass man sagt, da ist jetzt Vieles verbesserungswürdig, es stimmt nicht, dass alle Freien Gruppenproduktionen schiefgegangen sind. Das ist ja absolut lächerlich. Im Theater gibt es immer erfolgreiche und weniger erfolgreiche Produktionen und es gibt Erfolge und weniger Erfolge. Es gibt hie und da wie überall im Leben Positives und Negatives.

 

Man vergisst allzu leicht, dass diese ganz großen Erfolge auch bei den Wiener Festwochen, ich sage jetzt nur „Massacre“ und „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, Produktionen, umjubelte Produktionen der letzten Wiener Festwochen, Initiativen von Wiener Freien Operngruppen waren.

 

Es gibt ganz tolle Freie Tanzproduktionen, die den Weg ins Ausland gefunden haben, die eigentlich die Tanzszene in dieser Stadt ausmachen.

 

Das Kindertheater lebt fast ausschließlich neben dem Theater der Jugend von Freien Theatergruppen. Es gibt viele Sprechtheaterproduktionen, die tatsächlich Furore gemacht haben. Jetzt muss man das über einen längeren Zeitraum sehen, weil es diese Förderungen nun tatsächlich schon 15, 20 Jahre gibt.

 

Wir haben in diesem Bereich die Budgets sehr stark erweitert und das sagt auch die Studie in der Analyse.

 

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