«  1  »

 

Gemeinderat, 24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 82

 

Einfamilienwohnhaus leisten, aber es war schwer, meine Frau zu überzeugen. Der Blick vom Schlafzimmer auf zwei sozialdemokratische Bastionen in Floridsdorf links der Donau – auf der einen Seite die Großfeldsiedlung, auf der anderen Seite das Gaswerk – waren nicht besonders überzeugend für eine Niederösterreicherin, aber es ist mir gelungen.

 

Daher verstehe ich auch die Empörung der Menschen dort. Die Großfeldsieldung hat oder hatte einen schlechten Ruf. Er wurde durch diese Sendung nicht gerade verbessert, und das kann einen aufregen.

 

Was ich nicht verstehe, sind anderen stereotype Vorurteile, zum Beispiel von Ihnen, Kollege Ellensohn. Alles, was Sie aufgezählt haben über die Probleme, die die Bewohner der Großfeldsiedlung haben, könnte ich eigentlich unterstreichen. Natürlich sind diese Probleme zu lösen. Ihr Kollege Maresch hat es immer wieder angesprochen: die Frage des Verkehrs, die Verlegung der U1-Endstation 500 Meter weiter hinaus hätte viel gebracht. Alles richtig, aber warum sagen Sie nicht im gleichen Atemzug, dass alle diese Anträge, die in der Floridsdorfer Bezirksvertretung von den unterschiedlichen Fraktionen gestellt wurden, dort auch nahezu immer einstimmig von allen angenommen worden sind? Warum haben Sie schon wieder eine stereotypes Vorurteil gegenüber der FPÖ? Das verstehe ich nicht. Wir könnten uns da ja treffen.

 

Das, was Ihre Kollegin Jerusalem gesagt hat, stimmt auch bis zu einem Punkt. Es gibt dort interessante Politiker. Ich bin keiner, aber es gibt dort ein paar interessante Politiker; viele sind Floridsdorfer, einer davon ist kein Floridsdorfer, ich werde mit ihm noch beschäftigen. Es gibt dort Ihren Kollegen Jordan, der hat zwar jetzt in Floridsdorf nichts mehr zu sagen, weil da die Familie Dietl die Macht übernommen hat bei den GRÜNEN, aber er hat sich wirklich für die Großfeldsiedlung eingesetzt, als es um die Frage neue Fenster, neuer Aufzug, Spielplätze et cetera gegangen ist. Es gibt dort den GR LUDWIG – er wird ohnedies nach mir sprechen –, der bringt mit seinen angenehmen Eröffnungsreden im Bezirksmuseum immer die Volkskultur oder die Kultur nicht nur nach Floridsdorf, nein, er bringt sie auch in die Dependance der Volkshochschule mitten drinnen in der Großfeldsiedlung. Alles wunderbar!

 

All das hätte Elisabeth Spira natürlich zeigen können. Einen hat sie nicht gezeigt, und bei dem verstehe ich natürlich, dass der wirklich persönlich beleidigt ist, ein großer Sohn Floridsdorfs: Ferry Maier, wohnhaft Wien 19, Koschatgasse 47, Döblinger Regimenter der ÖVP. Der muss sich natürlich aufregen, wenn in Floridsdorf irgendetwas nicht stimmt. Der weite Blick vom Raiffeisenkassagebäude hinein in die Großfeldsiedlung zeigt ihm genau die Probleme, die die Menschen dort haben, und er hat sie uns im Wahlkampf auch immer gezeigt auf seiner Homepage www.szeneblicke.at. Keine Minute von Ferry Maier bleibt unbeobachtet: der Antrittsbesuch bei Bezirksvorsteher Lehner, nahezu ministergleich, in Begleitung des Sekretärs der Wirtschaftskammer von Floridsdorf. Man trifft sich staatsmännisch, gibt Bestes von sich, die Probleme der Großfeldsiedlung werden erörtert. Und was passiert? – Die Spira dreht einen Film – und wer ist nicht dabei? Ferry Maier! Er muss ja einen Gegenfilm machen, er muss ihn als guter Ökonom natürlich auch verkaufen um 7 EUR, denn den Großfeldsiedlern kann man ihn ja nicht schenken, denen muss man ihn verkaufen. Er muss sich aufregen, er ist ja nicht dabei. Er war in Floridsdorf nicht da, und er war nicht im Film. Ungeheuerlich!

 

Viele waren im Film, die wir kennen. Sie kommen zu den Veranstaltungen, zu den Stammtischen nahezu aller Parteien, denn es fehlt ihnen an zwei Dingen: an der sozialen Ansprache, die sie halt suchen, und manchmal suchen sie auch irgendwen, der ihnen, wir würden sagen, ein Getränk, die Leute dort sagen, ein "Drangl" zahlt. So ist das halt. Ich weiß nicht, ob Ferry Maier zu denen gehört, die ihnen ein Getränk zahlen, aber er nimmt ihnen 7 EUR ab für ein Video, in dem er seine Großfeldsiedlung zeigt. Er kennt sie zwar nur – wir wissen es – aus der Koschatgasse 47 oder vom Raiffeisenbau, aber er setzt sich für sie ein. Und er schreibt der Monika Lindner einen Brief. Ja, was macht die? Die ändert nichts. Die sagt: Dafür ist der Programmdirektor zuständig. Das interessiert mich nicht. Ich bin zwar gut bekannt, ich bin die Waidkameradin des Generalanwaltes Konrad, ich schieße mit ihm gern, aber in diesem Fall ist mein Name nicht Hase, sondern Lindner, und daher weiß ich nichts davon und gebe das meinem Programmdirektor. Und der sagt: Na ja, ich muss mir das auch erst überlegen, ob ich da einen Gegenfilm mache.

 

Diese Aufregung der ÖVP und vor allem des Ferry Maier, die ist einfach zu billig, und das ist Polemik. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr LUDWIG. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Die Aktuelle Stunde der FPÖ kommt ja nach einer gewissen längeren Schrecksekunde, denn diese Diskussion über die Sendung von Frau Spira beschäftigt ja schon seit Wochen die Öffentlichkeit und auch die Medien. (GR Mag Hilmar Kabas: Es war kein Gemeinderat seither!) Ich sage das nur deshalb, weil man in diesem gesamten Diskussionsprozess von Seiten der FPÖ bis jetzt nichts gehört hat (GR Mag Hilmar Kabas: Wir haben eine Aussendung gemacht!), obwohl ja schon viele Beispiele aus Medien gebracht worden sind, wo es diese Möglichkeit gegeben hätte. (StRin Karin Landauer: Sie haben nichts gehört, aber wir haben eine Aussendung gemacht!)

 

Ich hätte das gar nicht erwähnt, wenn es nicht eine Aussendung von der FPÖ Floridsdorf gebe, die jetzt an die Großfeldsiedlung geht – jetzt neu, heute ausgeschickt, nach mehreren Wochen –, in der unter anderem drinnen steht, dass man über die Rolle von Herrn Bezirksvorsteher Lehner nicht glücklich ist, weil er sich nicht

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular