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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 99

 

vor Entscheidungen verursacht. StR Mailath-Pokorny ist es in unvergleichlich kurzer Zeit gelungen, den durch Untätigkeit verursachten Schaden zumindest zu minimieren und zukunftsorientierte Lösungen mit Gefühl und Augenmaß zu treffen.

 

Seien Sie kein schlechter Verlierer, Herr Marboe, und versuchen Sie nicht, Tatsachen durch dringliche Anfragen zu verkehren! Ich ersuche Sie wirklich: Geben Sie Ihren Kreuzzug gegen Ihren Nachfolger in der Kulturszene auf! Diese Vorgangsweise ist äußerst unfair und spiegelt sich letzten Endes - das glaube ich ganz sicher - auf Sie zurück und lässt Ihr Sonnyboy-Image sehr schnell alt und grau werden.

 

Allen Unkenrufen in der Kulturszene, die Sie sehr viel selbst verursacht haben, zum Trotz: Wir, die Mitglieder der Sozialdemokratischen Fraktion, werden im Kultur- und Wissenschaftsbereich jedenfalls den richtigen und richtungsweisenden Weg des neuen jungen Stadtrats voll unterstützen, weil er dynamisch die Zukunft gestaltet und nicht als Zauderer in die Geschichte eingehen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr StR Marboe zum Wort gemeldet. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er 3 Minuten Redezeit hat.

 

StR Dr Peter Marboe: Frau Vorsitzende! Die werde ich nicht brauchen.

 

Erstens. Was haben Sie gegen Buchhalter? - Buchhalter ist ein herrlicher Beruf. Ich weiß von Wirtschaftskollegen, dass das eine der zentralsten Funktionen in einem Kunstbetrieb ist. Ich habe das mit großen Respekt gesagt. Damit das klar ist: mit großem Respekt. Und Landesmann ist ein besonders schlechtes Beispiel, weil er sowohl in Salzburg als auch in Wien die Musik als eigener Intendant betreut hat. Ich darf das zur Information weitergeben.

 

Zweitens. Nicht ich gehe zur Szene, sondern die Szene kommt zu mir. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)

 

Drittens. Wenn Sie den Unterschied nicht wissen zwischen einer geladenen Ausschreibung, und jetzt lesen Sie das auch noch vor, Sie rührende Person, jetzt lesen Sie auch noch vor, ich hätte gesagt ... (Zwischenbemerkung des amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny.) Nein, entschuldige, Naivität darf einen rühren. Sie haben vorgelesen (Zwischenruf der GRin Renate Winklbauer.) - ich habe nur drei Minuten -: eine geladene Ausschreibung oder Findungskommission. Hier war eine öffentliche Ausschreibung. Also genau das, was ich gesagt habe, ist nicht geschehen. - Das als tatsächliche Berichtigung.

 

Das Wort "Farce" steht in vielen Zeitungen und ist nicht von mir.

 

Ich führe keinen Kreuzzug gegen den Kulturstadtrat. Ich wünsche ihm alles Gute und ich meine das viel ernster, als Sie vielleicht wissen. Und ich glaube auch, dass er mit der Zeit verstehen wird, dass wir die Auseinandersetzung ernst meinen.

 

Aber eines lasse ich mir sicher nicht verbieten: Ich lasse mir auch künftighin in meiner politischen Funktion als Opposition in dieser Stadt nicht das Wort verbieten, wenn es dazu kommt, die Interessen der Künste, der Künstler und Künstlerinnen in dieser Stadt zu vertreten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Kollege Tschirf gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.

 

GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ein kurzes Sittenbild dieses Gemeinderats:

 

Erstens. Der Landesparteivorsitzende der SPÖ nimmt an einer Dringlichen nicht teil. Verstehe ich, weil er als Bürgermeister dieser Bundeshauptstadt Wien mit den Leistungen des StR Marboe mehr als zufrieden gewesen ist. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Zweitens. Die SPÖ setzt sich ausschließlich mit StR Marboe auseinander. Sie stellt ihm sogar Fragen in dieser Stunde. (GR Harry Kopietz, zur ÖVP gewendet: Applaudiert!) Ich weiß, der Kollege Kopietz möchte zum Kulturpolitiker werden. Man weiß aber auch seinen Horizont.

 

Drittens. Auch die SPÖ hat erkannt, dass die Kulturpolitik in dieser Stadt am 27. April offensichtlich geendet hat. (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Was wurde berichtigt? - GR Harry Kopietz: Der Tschirf ist nicht einmal ein Kabarettist!)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr amtsf StR Dr Mailath-Pokorny am Wort.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!

 

Ich hatte gehofft, dass die Polemik so nach zwei Rednerrunden ein bissel heraußen ist. Ich melde mich jetzt ziemlich zum Schluss noch einmal zu Wort, weil ich einerseits sagen wollte: Selbstverständlich nehmen wir und nehme ich es ernst, wenn es eine dringliche Anfrage gibt.

 

Selbstverständlich habe ich die Kritiken, die hier rauf und runter vorgelesen wurden, auch ernst genommen, habe sie auch gelesen, und selbstverständlich ist mir bewusst, dass im Fall der Besetzung des Theaters in der Josefstadt, weil es eine große Kulturinstitution ist, so manches nicht so gut gelaufen ist, um das einmal so zu sagen.

 

Ich habe im Zuge meiner Berufstätigkeit sehr viele Besetzungen entweder mitgestaltet oder habe unmittelbar daran teilgenommen, und das waren große Kulturinstitutionen: Salzburger Festspiele, Bundestheater und so weiter. In keinem dieser Fälle, und das waren alles sehr unterschiedliche Verfahren, hat es keine öffentliche Diskussion gegeben. In keinem dieser Fälle ist nicht über Briefe, über Telefonate, über direkte Gespräche, über indirekte Gespräche heftig in den österreichischen Medien und auch in den ausländischen Medien debattiert worden.

 

Ich habe in der kurzen Zeit, in dem halben Jahr, in

 

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