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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 95 von 100

 

auch ein Wirtschaftsgut ist, und deswegen sollte diese Wirtschaftlichkeit auch bei der Filmförderung vorangetrieben werden. Und das geht eben nur, wenn der Film vom Publikum angenommen wird. Und das jetzige Förderungssystem tut das nicht. Es fördert den erfolglosen Film und die Besucherzahlen beweisen das eindeutig. Ich habe das hier schon öfters gesagt, aber man muss es immer wieder sagen, weil das einfach die Zahlen sind, und aus diesen Zahlen müssen Schlüsse gezogen werden.

 

In den letzten sechs Jahren wurden 51 Filme gemacht. Die Hälfte hatte sage und schreibe zwischen 3 000 und 5 000 Besuchern. Es kommt noch trauriger: Es gibt sehr viele Filme, die nur 1 000 bis 2 000 Besucher haben. Manche Filme kommen überhaupt nicht in die Kinos. Und da nützt es uns gar nichts, wenn wir jetzt die Kinos fördern, wenn die Filme überhaupt nicht in die Kinos hineinkommen.

 

Wenn ein österreichischer Film mehr als 100 000 Zuschauer findet, dann ist das schon ein großer Erfolg. Während in Deutschland mit den neuen Fonds zwischen 5 bis 6 Millionen Besucher gewonnen werden konnten, sind wir weit davon entfernt.

 

Sie haben sich sicher auch damit beschäftigt. Sie wissen wahrscheinlich, dass ein Spielfilm ungefähr 25 Millionen S kostet. Allein um nur die Produktionskosten hereinzubringen, nur die Produktionskosten, da sind noch keine Gewinne dabei, müsste man über 1 Million Zuschauer haben. Und der österreichische Film hat es seit 25 Jahren niemals geschafft. Also irgendetwas scheint da ja schief gelaufen zu sein, und es muss in der Hinsicht etwas getan werden.

 

Es gibt Jubelmeldungen, es sei alles wunderbar. Es gibt Berichte, dass der österreichische Film großartige Preise gewinnt. Trotz allem: Auch bei den Filmen, die Preise gewinnen, bleibt das Publikum weg. Und wir meinen eben, dass es so ähnlich ist wie mit der verstaatlichten Industrie; auch da gilt Angebot und Nachfrage.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir müssen ganz einfach in Zukunft die ganze Filmförderung mit einem Erfolgsprinzip koppeln, und das Fernziel muss natürlich sein, dass der Film konkurrenzfähig wird. Wenn er das wird, dann muss ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen, wie ich die Kinos noch dazu fördere, denn wenn sich genug Besucher die Filme anschauen, dann kommt auch genug Geld in die Kinokassen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Also, ich wünsche mir das schon seit Jahren, Sie wissen das ganz genau, und ich hoffe, dass sich jetzt vielleicht irgendwann einmal, zumindest auf Wiener Ebene, doch etwas tut, dass in den österreichischen Filmen das, was ja Österreich ausmacht, das ist unsere Kultur und der Charme, unser Witz, unsere Geschichte, unsere Mentalität, eingebracht werden würde. Wenn Sie sich die neuen geförderten Filme anschauen und auch die, die die Preise bekommen haben, ich bitte Sie, schauen Sie sich das an, ist das nicht der Fall. Das Bild des Österreichers ist ein ganz anderes, und ich meine, dass das auch von nationalem Interesse sein müsste, so wie Österreich sich im Ausland präsentiert.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden, wie ich anfangs schon sagte, diesem Akt zustimmen, weil wir gerne einmal der "Viennale" die Chance geben wollen. Vielleicht macht sie das besser. Aber es sollte unbedingt wirtschaftliches Denken bei der Weiterführung dieser beiden Kinos einziehen. Und ich meine, alle sollten den Bericht des Kontrollamts doch lesen. Hier gibt es einen klaren Auftrag. Und ich hoffe, dass in den nächsten drei Jahren bei diesen beiden Kinos mehr Besucher erwartet werden können. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Kollege Chorherr gemeldet. Ich bedaure auch die etwas verspätete Erteilung der Wortmeldung. - Bitte schön.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Nachdem ich heute schon einige Male die Ehre hatte zu reden, ist es für heute zu Ende. Ich muss mich aufs Zuhören konzentrieren. Ich muss aber doch noch einmal heraus und den Kollegen Salcher tatsächlich berichtigen und noch ein, zwei Sätze auch sonst anhängen.

 

Also vorweg die tatsächliche Berichtigung. Er sagt: Typisch GRÜNE, wir erfinden eine neue Steuer. Das ist unrichtig und falsch. Wir schlagen vor, eine bestehende Steuer, die derzeit dumm geregelt ist, nämlich eine Vergnügungssteuer, die alle Kinos trifft, außer sie spielen prädikatisierte Filme, siehe Große, und es wird die Besteuerungsgrundlage ausgehöhlt, diese Steuer intelligent umzustellen, die Steuersätze abzusenken, die Prädikatisierung zu streichen und Kleinkinos davon auszunehmen. Also, das ist einfach unrichtig und falsch, was du da gesagt hast.

 

Zweitens. Wenn du sagst, man kann nicht Erfolgreiche gegen Erfolglose ausspielen. Na, viele der "erfolgreichen" Multiplexe, wenn du allein ins Kino gehen willst, im großen Saal allein sitzen willst, dann empfehle ich dir die Lassallestraße oder Ähnliches, die sind total erfolglos. Der Unterschied ist nur, dass sie viele 100 Millionen in der Kriegskassa haben. Das ist nicht die Wirtschaftspolitik, wie ich sie mir vorstelle.

 

Und wenn er letztendlich sagt, Subventionen tun nur die Erfolglosen am Leben halten. Na, wenn das nächste Mal die Wirtschaftskammer um eine Geschäftsstraßenförderung ansucht oder sonst um die eine oder andere Förderung ansucht, werde ich dich daran erinnern, wie du zu solchen Förderungen stehst. Also das dazu.

 

Und die übrige Geschichte war einfach falsch, und das musste ich noch einmal innerhalb kürzerer Zeit, als mir zugestanden ist, berichtigen. - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GR Vitouch. Ich erteile es ihr. - Bitte schön.

 

GR Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Frakti

 

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