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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 111 von 121

 

wer mit "die" gemeint ist, das ist relativ klar - "da 15 Monate hackln haben lassen und zeigen, wie es ohne Geld geht, und jetzt kommt vielleicht einer mit einem Wahnsinnsbudget rein! Das ist irrsinnig!"

 

Nun, ich kenne Herrn Welunschek nicht so gut, andere kennen ihn besser, aber diese Frustration ist ja nicht ganz unerwartet und die verstehe ich menschlich auch. Denn man hat ihn in etwas hineingehetzt, von dem finanziell zum damaligen Zeitpunkt absehbar war, dass das nicht mit 2 Millionen S Bezirksbudget und auch nicht mit den 2 Millionen S, die man ihm jetzt als Überbrückungsfinanzierung zur Verfügung stellt, funktioniert, hat ihm vor der Wahl ganz offenkundig zugesagt, er wird dieses Theater bekommen - und jetzt ist auf einmal alles anders!

 

Ich halte die Entscheidung, die Sie getroffen haben, letztlich immer noch für richtig, auch wenn sie in diesem Fall menschlich hart sein wird. Ich glaube, dass Sie in Teilen Ihrer eigenen Fraktion Personenschutz - damit meine ich politischen Personenschutz! - benötigen werden, wenn Sie das in dieser Klarheit durchziehen. Wie gesagt, von mir haben Sie jede Unterstützung.

 

Wenn wir schon bei diesem Thema sind: Sie haben ja auch aufgezählt, welche Institutionen beziehungsweise Positionen Sie in Zukunft ausschreiben wollen und haben konkret angeführt: die Direktion des Theaters in der Josefstadt, des Rabenhoftheaters, der Freien Bühne Wieden, des Kindertheaters im Museumsquartier und auch des Historischen Museums Wien.

 

Sie haben eine Institution ausgelassen und da würde ich Sie gerne bitten - ich weiß, dass Sie dafür formal nicht zuständig sind, dass Sie aber sehr wohl der Hauptsubventionsgeber sind -, sie auch in diese Aufzählung zu inkludieren, nämlich die Vereinigten Bühnen Wien, denn ich bin sehr wohl der Meinung - und war übrigens immer schon dieser Meinung -, dass auch diese Position öffentlich ausgeschrieben werden soll. Wenn Sie das tun, dann, glaube ich, werden Sie allerdings teilweise politischen Personenschutz nicht nur in Ihrer eigenen Partei, im Kulturausschuss, sondern vielleicht auch in höheren Etagen brauchen.

 

Von uns haben Sie jede Unterstützung, wenn Sie in der Zukunft solch eine transparente Vorgangsweise an den Tag legen. Ich weiß nicht, ob die Unterstützung sozusagen ausreichen wird, um das auch wirklich durchzuhalten, denn das Schwierige ist ja dann immer die konkrete Entscheidung und die Notwendigkeit, hier und da - wie man jetzt hier gesehen hat - Nein sagen zu müssen.

 

Ich finde es aber spannend, dass es uns gelungen ist, mit unseren Beiträgen im Rahmen der Rechnungsabschlussdebatte, eine derartige Dynamik in die Situation hineinzubringen, und ich freue mich, dass es hier zu einer entsprechenden Positionierung Ihrerseits gekommen ist, wofür ich Ihnen auch Hochachtung zolle - ich sage das auch in aller Deutlichkeit. Denn für mich ist es ja leicht, das zu fordern, aber Sie müssen es jetzt aushalten.

 

Wir wünschen Ihnen viel Glück dabei und wir werden Sie dabei unterstützen und hoffen, dass Sie es möglichst lange durchhalten werden - so lange, bis ich Ihnen die von Ihnen ja gewünschte nicht rote Rose, sondern die rote Nelke für das politische Überleben in Ihrer Fraktion geben kann. - Viel Glück dabei! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Debattenbeitrag kommt von Frau GR Mag Unterreiner. Ich erteile ihr das Wort.

 

GR Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr StR Mailath-Pokorny!

 

Wir stimmen diesen Überbrückungssubventionen zu und eigentlich müsste ich jetzt fast ein Erstaunen in Ihren Augen aufleuchten sehen. (Amtsf StR Mag Dr Mailath-Pokorny: Zu oder nicht zu? Ich habe es nicht verstanden!) Ja! - Wenn man nämlich ein bisschen hingehört hat, wie Sie gestern argumentiert haben und wie Sie mit der Kritik von Herrn Mag Ebinger umgegangen sind - wobei Sie uns im Zusammenhang mit den Bedenken, die er bezüglich "Public Netbase" geäußert hat, doch vorgeworfen haben, wir würden nur deshalb dagegen sein, weil die anderer Meinung seien, oder er hätte Sie nur kritisiert -, dann müssten wir ja, wenn wir Ihrer Argumentationslinie folgen würden, jetzt dagegen sein! Denn wir wissen beide: Karl Welunschek, Theatermacher im Rabenhof, hat, so könnte man sagen, den Sozialismus mit der Muttermilch eingesaugt!

 

Die Produktionen, die bis jetzt gelaufen sind, sind auch nicht gerade Beispiele der griechischen Tragödie oder des bürgerlichen Schauspiels. Sie sind, wenn man will - wir tun das ja nicht! -, eher ideologisch links anzusiedeln. Es wird dort Bert Brecht gespielt, H.C. Artmann - Sie kennen ja all die Freunde, die man, wenn man will, ideologisch links ansiedeln könnte (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Nestroy!) -, was für uns aber niemals ein Grund war oder sein wird, Subventionen abzulehnen, selbstverständlich auch nicht die ideologische Zugehörigkeit zu einer Partei! (Beifall bei der FPÖ.) Denn wir kennen Karl Welunschek - nein: Wir stimmen zu, und zwar deswegen, weil sich der Bezirk dafür entschieden hat, dieses Theater weiterzuführen.

 

Es hat sich in der Kulturkommission im 3. Bezirk eine Mehrheit gefunden, wobei alle Fraktionen zugestimmt haben. Auch unsere Fraktion hat zugestimmt und das ist für uns ein Grund, dem hier zuzustimmen. Ich erwähne das deswegen, weil es uns wirklich enttäuscht hat, Herr Stadtrat, dass Sie die Worte meines Kollegen Ebinger in seinem Debattenbeitrag, in dem er wirklich nur besorgt darauf eingegangen ist, was bei diesen verschiedenen Links bei "Public Netbase" gefunden worden ist - und das waren wirklich Aufrufe zur Gewalt! -, in der Art dieser üblichen parteipolitischen Masche einfach umgedreht haben, indem Sie

 

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