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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 108 von 121

 

ist jetzt der Vater dieses Erfolgs interessanterweise das Kinderkreativzentrum. Das amüsiert mich natürlich einigermaßen, weil ich glaube, dass es nicht das Verdienst des Kinderkreativzentrums war, dass es dieses Kindermuseum in dieser Form gibt, sondern dass es vor allem das Verdienst der Mitarbeiterinnen - und ich sage es jetzt bewusst weiblich - im Kindermuseum war, dass es das Verdienst von Frau Dr Claudia Haas und ihren Mitarbeiterinnen war sowie jenes der weiblichen Vorstandsmitglieder des Vereins, allen voran fünf Politikerinnen auch dieses Hauses, die sich für das Kindermuseum eingesetzt haben. Daher hat der Erfolg hier nicht viele Väter, sondern viele Mütter! Das müssen wir einmal deutlich sagen, dass es die Frauen waren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Gemeinderäten der GRÜNEN.)

 

Zum Phantom des Kinderkreativzentrums: Ich glaube, man muss das jetzt einmal endgültig klären. Da gab es jetzt viereinhalb Jahre lang in dieser Stadt das Phantom des Kinderkreativzentrums, und zwar ist das zeitlich ganz genau mit der Amtszeit des StR Marboe zusammengefallen. Ich verstehe ihn ja auch und ich habe ihn auch am Anfang seiner Amtsperiode schon verstanden: Da wird er Stadtrat in einem Ressort, das lange Zeit von den Sozialdemokraten geführt wurde, und da ist eigentlich alles auf Schiene gestellt. Da gibt es ein hervorragendes Projekt eines Kindermuseums, da gibt es die Idee eines Kinderservicecenters, da gibt es die Idee eines Kindertheaterhauses - also im Prinzip alles Dinge, zu denen man eigentlich nur sagen kann: Ja, das ist großartig, das machen wir. - Und er hat es ja auch gemacht. Man kann ja nicht sagen, dass er es nicht weitergeführt hat.

 

Er hat sich natürlich als sehr gewiefter PR-Mann überlegt: Da brauche ich einen neuen Begriff! - Und daher kam der Begriff, das Phantom des Kinderkreativzentrums.

 

Ich habe ihn dann einmal gefragt: Herr Stadtrat, was meinen Sie eigentlich mit dem Kinderkreativzentrum? - Und er hat mir geantwortet: Also, das wäre doch wunderbar, wenn in diesem Kinderkreativzentrum begabte Kinder mit dem Peter Stein Workshops im Theater abhalten würden! - Darauf habe ich gesagt: Wie oft wird denn Peter Stein dort Workshops mit begabten Kindern durchführen? - Ganz abgesehen davon muss man einmal überlegen: Wer ist eigentlich "begabt"? - Das ist sogar in Expertenkreisen völlig umstritten gewesen, wann es sich bei Kindern um "begabte" Kinder handelt. Uns geht es immer um alle Kinder, nicht nur um die begabten, und das hat auch das Kindermuseum durchaus bewiesen.

 

So kam es also zu der neuen Identity "Kinderkreativzentrum" und die musste jetzt viereinhalb Jahre lang immer herhalten - interessanterweise nur bei allen öffentlichen Auftritten des Herrn Stadtrats. Intern hat er dann "Kindertheaterhaus" oder "Kindermuseum" gesagt, aber nach außen hin hat er immer "Kinderkreativzentrum" gesagt.

 

Wir wissen, dass er ein wirklich begabter Verkäufer war. Aber man muss ganz ehrlich sagen: Von diesem Phantom des Kinderkreativzentrums ist nichts übrig geblieben! Das ist mit Peter Marboe als Stadtrat verschwunden. Und wenn man ehrlich schaut, was von dem Kinderkreativzentrum, von den Ideen, die er mir damals genannt hat, übrig geblieben ist, dann stellt man fest: Es ist davon keine Zeile übrig geblieben im Konzept dessen, was jetzt im Museumsquartier realisiert wird, es ist kein einziger Quadratmeter Platz für diesen Begabten-Kreativbereich übrig geblieben und es ist kein einziger budgetierter Schilling für das Kinderkreativzentrum übergeblieben. Das war eine gute Worthülse - sehr geschickt gemacht, muss ich anerkennend sagen -, aber es ist in Wirklichkeit eine Worthülse geblieben, eine Marketing-Maßnahme des Herrn Stadtrats.

 

Wenn heute die ÖVP hier in ihrem Antrag argumentiert, dass es dem Kinderkreativzentrum zu verdanken ist, dass es das Kindermuseum in dieser Form und auch das Kindertheaterhaus gibt, dann kann ich nur lachen, denn das Kindermuseum war, wie gesagt, das Verdienst der Mannschaft im Kindermuseum, die eigentlich eine "Frauschaft" war.

 

Das Problem war insbesondere auch die Finanzierung. Wenn die ÖVP heute hier in dem Antrag beklagt, die Finanzierung wurde entkoppelt - was in Wirklichkeit heißt, dass es keine Finanzierung gegeben hat -, dann ist das ja in Wirklichkeit skurril, dass das heute eine ÖVP beantragt, die vor zwei Monaten noch für diesen Ressortbereich verantwortlich war! Das halte ich wirklich für den Gipfel der Skurrilität!

 

Herr Stadtrat! Die Aufgabe eines amtsführenden Stadtrats ist nicht nur, Pressekonferenzen durchzuführen und geschickt zu moderieren, sondern die Aufgabe eines amtsführenden Stadtrats - und das wissen alle amtsführenden Stadträte - ist die Budgetbeschaffung. Der neue Stadtrat hat es ja vorgeführt und an diesem Beispiel Kindermuseum erkennt man sehr deutlich den Unterschied dieser beiden Kulturstadträte: Hier Peter Marboe, ein freundlicher Moderator und Präsentator, dessen Stärke es nicht unbedingt gerade war, politische Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen; da ein ebenso freundlicher und moderater Andreas Mailath-Pokorny, der sehr rasch und ruhig Probleme gelöst hat. Heute ist er genau zwei Monate im Amt und es wurden schon drei große Finanzlücken der Ära Marboe geschlossen: Das war der "kosmos.frauenraum", das war das Volkstheater in den Außenbezirken und das war unter anderem gemeinsam mit StR Laska und mit StR Rieder die Lösung der Finanzierung des Kindermuseums mit insgesamt 11 Millionen S an zusätzlichen Mitteln.

 

Herr Marboe! Sie hätten lieber ein bisschen weniger Pressekonferenzen, auf denen Sie alles ankündigen, machen sollen und sich stattdessen ein bisschen um die Budgetierung bemühen sollen, dann müssten wir heute hier nicht Ihre Anträge abstimmen.

 

Es gibt leider eine ganze Reihe von derartigen offenen Problemen. Ich habe schon das Volkstheater in

 

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