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Wiener Landtag und Gemeinderat

Gedenksitzung

vom 10. März 2008

aus Anlass der Ereignisse im März 1938

 

Am 10. März 2008 um 12.30 Uhr wurde in einer Gedenksitzung der Ereignisse im März 1938, die zum Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland geführt haben und besonders jener Wienerinnen und Wiener, die Opfer des faschistischen Terrors, aber auch des Krieges wurden, gedacht.

 

An der Gedenksitzung im Wiener Rathaus nahmen hohe Persönlichkeiten der Religionsgemeinschaften, Vertreter der Opferverbände, verfolgter Gruppierungen und Widerstandskämpfer, hohe Vertreter des Militärs, der Polizei und gesetzlicher Interessensvertretungen, ehemalige Nationalratsabgeordnete, Landeshauptmann und Bürgermeister a D Dr Helmut Zilk, aktive und ehemalige Mitglieder des Wiener Landtages und Gemeinderates und der Wiener Landes- und Stadtregierung, LADior und MagDior Dr Ernst Theimer, Vertreter der hohen Beamtenschaft Wiens sowie zahlreiche Zeitzeugen teil.

 

Das EOS-Quartett leitete die Gedenksitzung mit Joseph Haydn „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" op 51, Introduzione: Maestoso ed adagio ein.

 

Es folgten die Begrüßung der Gäste und ein herzliches Willkommen der Gastredner Irma Trksak, Zeitzeugin und Überlebende des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück; Prof Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma; Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes i R Dr Hubert Jurasek, ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten sowie Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Prof Paul Chaim Eisenberg durch den Ersten Präsidenten des Wiener Landtages Johann Hatzl.

 

Erster Präsident des Wiener Landtages Johann Hatzl: Hohes Haus!

 

Die Gedenksitzung des Wiener Landtages und Gemeinderates ist somit eröffnet.

 

Man kann nicht an den Märzereignissen des Jahres 1938 vorbeigehen, ohne dieser entsprechend zu gedenken. Und so war ich der Meinung und ich danke den vier Klubs dieses Hauses, dass sie ebenfalls die gleiche Meinung vertreten haben, dass dies nicht in einer normal üblichen Landtagssitzung stattfinden soll, sondern dass es mehr als begründet ist, eine eigene Sitzung des Wiener Landtages gemeinsam mit dem Gemeinderat und dem Vorsitzenden des Gemeinderates durchzuführen sowie mehrere Persönlichkeiten, auch Zeitzeugen, zu bitten, anwesend zu sein beziehungsweise das Wort zu ergreifen.

 

Und ich freue mich daher, die heutigen Redner Frau Irma Trksak, die Herren Prof Sarközi, Dr Jurasek und Herrn Oberrabbiner Eisenberg herzlich willkommen zu heißen. (Applaus.)

 

Ich danke dem früheren langjährigen Landeshauptmann und Bürgermeister Dr Helmut Zilk für sein Erscheinen und damit auch ein stellvertretender Gruß an alle früheren Abgeordneten, Bundesräte und Regierungsmitglieder des Bundeslandes und der Bundeshauptstadt Wien. Herzlich willkommen und ein Danke für Ihre Teilnahme. (Applaus.)

 

Ich danke den Vertretern der Opfer dieser grausamen Zeit, die sich heute hier stellvertretend eingefunden haben, aber auch den hohen Persönlichkeiten der Religionsgemeinschaften, dass sie bei dieser Sitzung mit dabei sind und es für sie eine Selbstverständlichkeit war, mit uns gemeinsam zu gedenken. Herzlichen Dank. (Applaus.)

 

Ich danke Ihnen allen, meine Damen und Herren, dass Sie heute anwesend sind, dieser höchst unerfreulichen Zeit und deren Opfer zu gedenken. Es ist in der Tat berechtigt. Den Märzereignissen des Jahres 1938 zu gedenken, hat mehrere Berechtigungen.

 

Erstens handelt es sich um ein Zeitereignis, das wahrlich das dunkelste Kapitel unserer Geschichte umfasst und für das aufrechte Österreicherinnen und Österreicher einen extrem hohen Blutzoll zahlen mussten.

 

Zweitens halte ich es für eine absolute Verpflichtung gegenüber jenen, die ihr Leben dafür gelassen haben, dass wir heute in Freiheit leben können, zu dokumentieren, dass der Begriff nach 1945 „Niemals vergessen!" kein leeres Gerede ist.

 

Drittens sind diese Ereignisse auch eine Mahnung, sehr sehr kritisch und selbstkritisch zu beurteilen, dass leider noch immer in der Welt versucht wird, geistige Anleihen dieser Zeit vor 70 Jahren zu nehmen, um in einem etwas besseren Kleid als Unglück neue Verfolgung in neuer Form zu schaffen. Dagegen muss man sich wehren.

 

Und viertens, weil ich glaube, dass zum Beispiel auch der frühere Bundeskanzler Vranitzky historisch recht hatte, dass er darauf verwiesen hat, dass es in Österreich nicht nur Opfer, sondern auch Täter und leider auch sehr brutale Täter in dieser Zeit gegeben hat.

 

Und noch etwas ist für mich ein besonderer Grund:

 

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