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Mitschrift

Journalismus ist ja nicht an sich objektiv, sondern man stellt, so wie Sie, irgendwo die Kamera auf und beobachtet und beschreibt und das ist ein großer Unterschied wo Sie diese Kamera [aufstellen], also von welcher Perspektive aus Sie etwas beschreiben. Die Perspektive ist nach wie vor sehr männlich dominiert. Da müssen wir noch etwas tun. In den Medien gibt es keine steilen Hierarchien. Es gibt den Chefredakteur, Stellvertreter, Abteilungsleiter, Journalisten. Aber dort sitzen vorwiegend Männer. Obwohl die Zahl der Journalistinnen sich ja jetzt von den 70er Jahren bis in die 2000er Jahre schon deutlich erhöht hat. Die ersten Zählungen, Erhebungen hat es vielleicht so Mitte der 70er Jahre gegeben. Da waren ungefähr 9% [Frauen] und 2007 haben wir versucht eine Gesamterhebung zu machen über die Journalistinnen und Journalisten in Österreich und da waren es bereits 42% Frauen. Aber das spiegelt sich nicht in den Ressortleitungen, das spiegelt sich nicht in den Chefredaktionen wieder und daher war dann sozusagen relativ bald klar: da braucht es ein Unterstützungsprogramm. Ich habe Frauennetzwerke gegründet, sozusagen mit dem Hintergedanken, wenn Frauen sich vernetzen, ihr Wissen und ihre Informationen austauschen, sich gegenseitig unterstützen, dass sich dann auch mehr Frauen trauen sich für Führungspositionen zu bewerben und dass es auch leichter wird, sozusagen, die eigenen Interessen durchzusetzen. Und das halte ich nach wie vor für wichtig. Erst vor kurzem hatten wir eine Veranstaltung im Presseclub zum Thema Wissenschaft. Ähnliche Fragestellung wie im Journalismus: Kann man ohne Perspektive Wissenschaft betreiben? Gibt es, sozusagen, die neutrale, objektive Wissenschaft? Und da waren sehr kluge junge Wissenschaftlerinnen da, die die Meinung vertreten, die ich im Journalismus vertrete: Es ist ehrlicher zu sagen, wo ich meine Kamera aufgestellt habe, also von welcher Perspektive aus ich berichte, als so zu tun, als würden wir neutral sein und objektive Beobachter. Und dort war eine junge Frau dabei, die über die Frauenbewegung gearbeitet hat und die hat sehr anschaulich das beschrieben, was ich schon seit Jahren beobachte: dass die jungen Frauen, die neue Frauenbewegung, andere Positionen hat, andere Perspektiven hat, als, sozusagen, die alte, ich sag jetzt einmal die 70er Jahre Frauenbewegung. Also, wir wollten gleichberechtigt sein, wir wollten Chancen haben. [Weil] wie ich ins heiratsfähige Alter gekommen bin die gesetzlichen Bestimmungen so waren, dass, wäre ich verheiratet gewesen, hätte mein Mann zustimmen müssen, dass ich berufstätig sein kann. Also, das kann sich ja heute keine junge Frau mehr vorstellen. Auf die Idee kommen sie ja gar nicht, dass sie da den Partner fragen müssten. Also für uns war das ja viel wichtiger. Heute, ich sage immer, die Frau Butler, die über die Konstruktion des Geschlechtes ein sehr wichtiges Standardwerk geschrieben hat, die hat es halt damals noch nicht gegeben und das merkt man bei den heutigen Frauen schon. Dass sie da sehr stark, also, die Frage ihrer Identität und ihrer Rollenkonstruktion ist viel stärker im Vordergrund als es bei uns war. Die strukturelle Benachteiligung gibt es halt nach wie vor und die darf man darüber nicht aus den Augen verlieren. Es geht nicht nur um individuelle Konstruktionen, sag ich jetzt einmal ganz allgemein, sondern schon auch nach wie vor um strukturelle Benachteiligung und das, glaube ich, bleibt, dass man das parallel sehen muss. Also einerseits bleibt die Arbeit gegen strukturelle Benachteiligung, andererseits gibt es auch mehr Möglichkeiten für die individuelle Rolle zu kämpfen und beides kostet Energie. Politisiert worden bin ich in den 70er Jahren. Das war sozusagen genau die Zeit des Aufbruchs. Sexuelle Befreiung, die Frauenbewegung, wir haben angefangen mit: „mein Körper gehört mir“. Demonstrationen gegen den damaligen Paragraph 144, die Straffreiheit der Abtreibung. Selbsthilfegruppen waren Mode. Wo Frauen über ihre eigenen Erlebnisse, über ihr Frausein geredet haben. Das ist so die Zeit wo ich begonnen habe zu studieren und auch politisiert worden bin. Ich gehöre auch schon zu denen, die milder geworden sind (gibt es Altersmilde? Offensichtlich gibt es Altersmilde) und ich sehr oft sage: Aber vergessen wir doch nicht, was wir schon erreicht haben. Schauen wir mal zurück was wir schon geschafft haben. Wir können uns nicht in der Hängematte ausruhen aber ich glaube, dass wird nie so sein, also sozusagen Panta Rhei, ständige Veränderung, und daher werden wir immer darauf achten müssen, ob wir die Position in der Gesellschaft haben, als Frauen, die wir auch haben wollen und dafür werden wir immer arbeiten müssen, das glaube ich schon, aber wir haben schon sehr viel erreicht und ich glaube auch mit der großen Zahl an gut ausgebildeten Frauen und der großen Zahl an selbstbewussten Frauen wird das auch schneller gehen. Wir werden jetzt nicht wieder 40 Jahre warten müssen, bis die nächsten großen Veränderungen passieren. Ich bin optimistisch.

Archiv-Video vom 13.12.2017:
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Frauenpreisträgerin 2017 - Astrid Zimmermann

Das Video ist ein Kurzportrait von Astrid Zimmermann. Astrid Zimmermann ist Journalistin und seit 2010 Generalsekretärin des Presseclub Concordia. Begonnen hat ihr frauenpolitischer Einsatz bereits in den 1970er Jahren und der Frage zur Fristenlösung. Als Betriebsrätin hat sie sich konsequent für gleiche Bezahlung und gegen sexuelle Belästigung engagiert. Besonders wichtig ist für Astrid Zimmermann bis heute die gegenseitige Förderung und Unterstützung von Frauen. Sie hat nicht nur das erste Frauennetzwerk bei der Tageszeitung "der Standard", sondern auch das "Frauennetzwerk Medien" gegründet.

Länge: 5 Min. 56 Sek.
Produktionsdatum: 2017
Copyright: PID - Kromus

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Wiener Märkte digital

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Wiens Märkte werden digital: Standler*innen können nun Marktplätze bequem via PC, Handy oder Tablet buchen – das natürlich rund um die Uhr. Der Marktplatz kann dann am gebuchten Markttag sofort bezogen werden. Auch Anträge können im One-Stop-Shop der Stadt Wien unter www.mein.wien.gv.at für zum Beispiel fixe Zuweisungen, Schanigärten oder marktbehördliche Bewilligungen online gestellt werden. Ein weiteres Service: der Status der Anträge ist auf der Übersichtsseite abrufbar.
Länge: 1 Min. 51 Sek. | © Stadt Wien - Magistratsabteilung 59
Enthüllung neue Pionierinnen

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Zum Frauentag holt die Stadt Wien zwei neue „große Töchter“ vor den Vorhang: Im Arkadenhof des Rathauses werden für Ingeborg Bachmann und Luise Fleck zwei Gedenktafeln in der Pionierinnengalerie enthüllt. Die Galerie stellt außergewöhnliche Frauen der Stadt, ihr Engagement, ihr Handeln und ihre Leben in den Mittelpunkt. Ingeborg Bachmann war eine heimische Schriftstellerin, die als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. In ihren Werken widmete sich die Klagenfurterin Themen wie die Rolle der Frau in der männlich geprägten Gesellschaft oder den Konsequenzen und dem Leid von Kriegen. Sie verstarb 1973 in Rom, seit 1977 wird jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Luise Fleck war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte bei mehr als 100 Filmen Regie und schrieb auch 20 Drehbücher. Besondere Bekanntheit erlangte sie in der Zeit während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie starb 1950 in Wien. Die nun 30 Porträts der großen Töchter der Stadt können noch bis 31. März im Arkadenhof des Wiener Rathauses besichtigt werden.
Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

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