Ihre aktuelle Position:
  1. wien.at
  2. Video

Mitschrift

Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Wien um Einiges größer - aber nicht in der Fläche, sondern in ihrer Tiefe. Als das sogenannte Luftschutzgesetz verabschiedet wurde, wurden die HauseigentümerInnen dazu aufgefordert, Sammelschutzräume einzurichten, um der Bevölkerung Sicherheit bei Luftangriffen zu bieten. Viele dieser Luftschutzkeller existieren heute noch. Der Historiker Marcello La Speranza erforscht sie seit Jahrzehnten mit Leidenschaft.

Marcello La Speranza, Historiker: "Das Faszinierende an diesen Kellern ist, dass es eigentlich verschwindende Bausubstanz ist. Das ist die Archäologie des 21. Jahrhunderts, das ist die Archäologie der Zukunft, dass auch diese Bauperiode dokumentiert wird und zumindest einige Sachen erhalten bleiben für die Nachwelt, die nächste Generation, damit die sehen, was für einen Wahnsinn eigentlich die Wiener im Jahre 1944/45 bei den heftigen Luftangriffen mitmachen mussten."

Wenn die alliierten Bomberflugzeuge Wien angriffen, suchten die Menschen Unterschlupf in diesen unterirdischen Räumen und Gängen. Dabei entstand ein Netz an Infrastruktur mit Sanitätsräumen, Befehlszentralen und Versorgungsstationen - eine richtige Stadt unter der Stadt.

Marcello La Speranza, Historiker: "Die Keller waren ja untereinander verbunden, gerade im ersten Bezirk im Raumschutznetz Innere Stadt. Und da waren ja wirklich die Entfernungen ziemlich groß. Man konnte da von einem Keller zum anderen Keller durchwandern, und da waren Markierungen, da konnte man vom Donaukanal, vom Morzinplatz bis zum Kohlmarkt durchgehen. Also die Keller waren untereinander verbunden, dass wenn es zu einem Kellereinsturz gekommen wäre, dass die Hausinhaber die Luftschutzsuchenden, die Volksgemeinschaft, wenn man so sagen kann, in die einzelnen Keller durchgeführt hat, immer zu trümmerfreien Plätzen. Also jeder Raum hat hier seine Funktion gehabt - das war ein richtiges Leitsystem, ungefähr zwei Stockwerke unter der Stadt - sind hier diese alten Markierungen."

In den letzten Jahren haben Kellerumbauten viele Reste der ehemaligen Luftschutzeinrichtungen verschwinden lassen - schmerzlich für Marcello La Speranza. Der Historiker hat viel seiner Freizeit aufgewendet auf seinen Streifzügen durch die Luftschutzkeller Wiens.

Marcello La Speranza, Historiker: "Ja, für mich als Archäologe sind das immer Glücksfunde, wenn man solche Keller findet. Ich gehe durch Wien durch, ich war schon in hunderten Kellern, und in jedem 30. oder 50. Keller findet man noch das eine oder andere Rudiment, das eine oder andere Artefakt aus der Kriegszeit. Das sind meistens wirklich Glücksfunde in dem Sinn."

Marcello La Speranza, Historiker: "Ja, in dem Keller sieht man schön noch den Notausstieg, den Notausgang. Wenn der Keller verschüttet war, konnten hier die Schutzsuchenden über diese Notstiege ins Freie, sich retten."

Marcello La Speranza, Historiker: "Da sind noch schön die Leuchtstreifen. Es war ja so vorgesehen, bei Stromausfall, bei Bombeneinschlag und das ganze Licht fällt aus, da waren ja die Leute momentan im Dunkeln, im Finsteren. Und damit hier keine Panik vorherrscht, damit hier niemand in furchtbare Panik gerät, waren die Wände professionell mit Leuchtfarbe ausgestattet."

Marcello La Speranza, Historiker: "Die Bevölkerung war ja auch instruiert immer ihren Luftschutzkoffer mitzunehmen. Die wichtigsten Dokumente bei sich zu haben, das war immer das Wichtigste - ein bisschen Lebensmittel."

Marcello La Speranza, Historiker: "Die Luftschutzkeller in Wien, die teilweise noch existieren, das ist ein Teil der Wiener Geschichte. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges - gerade die letzte Phase 1944/45 - das ist ein Teil der Wiener Stadtgeschichte, ein unangenehmer Teil, aber für die Bevölkerung damals auch ein wichtiger Teil hier den Zweit en Weltkrieg in den Kellern zu überleben."

Archiv-Video vom 02.04.2014:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

stadtUNbekannt - Historische Luftschutzkeller in Wien

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Wien um einiges größer - aber nicht nur in ihrer Fläche, sondern auch in ihrer Tiefe. Im sogenannten Luftschutzgesetz wurden die HauseigentümerInnen aufgefordert "Sammelschutzräume" einzurichten, um der Bevölkerung Sicherheit bei Luftangriffen zu bieten. wien.at-TV begibt sich mit Historiker Marcello La Speranza in die ehemaligen Luftschutzkeller Wiens.

Länge: 4 Min. 31 Sek.
Produktionsdatum: 2014
Erstausstrahlung: 03.04.2014
Copyright: Stadt Wien

Aktuelle Videos

Wiener Märkte digital

Wiener Märkte digital

Wiens Märkte werden digital: Standler*innen können nun Marktplätze bequem via PC, Handy oder Tablet buchen – das natürlich rund um die Uhr. Der Marktplatz kann dann am gebuchten Markttag sofort bezogen werden. Auch Anträge können im One-Stop-Shop der Stadt Wien unter www.mein.wien.gv.at für zum Beispiel fixe Zuweisungen, Schanigärten oder marktbehördliche Bewilligungen online gestellt werden. Ein weiteres Service: der Status der Anträge ist auf der Übersichtsseite abrufbar.
Länge: 1 Min. 51 Sek. | © Stadt Wien - Magistratsabteilung 59
Enthüllung neue Pionierinnen

Enthüllung neue Pionierinnen

Zum Frauentag holt die Stadt Wien zwei neue „große Töchter“ vor den Vorhang: Im Arkadenhof des Rathauses werden für Ingeborg Bachmann und Luise Fleck zwei Gedenktafeln in der Pionierinnengalerie enthüllt. Die Galerie stellt außergewöhnliche Frauen der Stadt, ihr Engagement, ihr Handeln und ihre Leben in den Mittelpunkt. Ingeborg Bachmann war eine heimische Schriftstellerin, die als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. In ihren Werken widmete sich die Klagenfurterin Themen wie die Rolle der Frau in der männlich geprägten Gesellschaft oder den Konsequenzen und dem Leid von Kriegen. Sie verstarb 1973 in Rom, seit 1977 wird jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Luise Fleck war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte bei mehr als 100 Filmen Regie und schrieb auch 20 Drehbücher. Besondere Bekanntheit erlangte sie in der Zeit während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie starb 1950 in Wien. Die nun 30 Porträts der großen Töchter der Stadt können noch bis 31. März im Arkadenhof des Wiener Rathauses besichtigt werden.
Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

wien.at TV Kanäle