Historischer Rückblick aus dem Jahr 1983

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

August 1983

August

1.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren" - aus Augenzeugenberichten von der Türkenbelagerung 1683

Sonntag, 1. August 1683: An diesem Tag stürmten die Türken viermal die Contreescarpe vor dem Burgravelin, das erste Mal mit Pfeilschüssen, beim zweiten Anlauf mit dem Säbel in der Faust, das dritte Mal mit Lanzen und Spießen, das vierte Mal mit Handgranaten, aber sie wurden stets glücklich zurückgetrieben. Die Stürmenden versuchten, die Palisaden mit Pechkränzen in Brand zu stecken, doch konnten die Verteidiger das Feuer löschen, indem sie mit ihren Hüten Wasser aus dem Stadtgraben schöpften.
Gegen 9 Uhr am Vormittag flog eine Kanonenkugel in die Stephanskirche, die von der Wand abprallte und mitten unter die Andächtigen fiel, aber nur eine Bürgersfrau verletzte, der die Beine zerschmettert wurden.

1.8.1983: Seit 200 Jahren liest man in Wien Tageszeitungen

Vor 200 Jahren, am 3. August 1783, erschien die erste Wiener Tageszeitung. Es war dies "Das Wienerblättchen" - eine Boulevardzeitung im halben "Kronen-Zeitung"-Format. Die "Wiener Zeitung", die vielfach als ältestes Wiener Tagblatt gilt, erschien erst ab 1830 als Tageszeitung.

2.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Montag, 2. August 1683: Die Osmanen bombardierten heftig die Kapuzinerkirche und zerstörten dadurch den Dachstuhl daselbst. Auch versuchte der Feind, die Stadt durch eingeworfene Feuerkugeln und durch Pfeile, die in brennenden Schwefel getaucht waren, in Brand zu stecken. Vom Deputierten-Collegium, der Vertretung des Kaisers, erging der Befehl, dass für die Verpflegung der kranken Soldaten "Zugemüse" herbeigeschafft werde: Reis, Linsen etc.
Gegen acht Uhr abends erfolgte ein sehr gelungener Ausfall, nachdem die Verteidiger rechts von der Burgbastei eine Gegenmine gezündet hatten.

2.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Dienstag, 3. August 1683: Man meinte, dem Feinde ging schon der Vorrat an Kugeln aus, denn dieser schoss heute alte, hinausgeschossene Kugeln wieder zurück, wie er schon seit einigen Tagen auch anderes Eisenwerk in seine Kanonen lud. Gewiss aber nur, um zu täuschen, denn abends um zehn Uhr griff er mit Heftigkeit die Befestigungswerke vor dem Burgtor an und behauptete die Contreescarpe, trotzdem der viermal zurückgeschlagen wurde.
(Contreescarpe auch Kontreescarpe: Äußere Mauer oder Böschung des Festungsgrabens. Bei trockenen Gräben verläuft dahinter häufig ein kasemattierter Gang/Galerie, von dem aus der Graben unter Feuer genommen werden kann. Red.)

Mittwoch, 4. August 1683: Mit anbrechendem Tag begann man den Feind, der auf der Contreescarpe vor der Borgbastei Posto gefasst hatte, mit Kanonenschüssen so zu traktieren, dass er nicht daran denken konnte, weiter vorzurücken; auch dauerte der Kampf an dieser Stelle fast ununterbrochen. Abends zwischen sechs und sieben Uhr ließ man bei der Löwelbastei zwei Minen auffliegen, durch welche die Türken bei 300 Mann verloren. Die Laufgräben des Feindes erstreckten sich am heutigen Tag von der Spitze der Burgbastei bis zum Ravelin der öffentlichen Bassins und wegen der Bereithaltung von Wasser in den Häusern für Löschzwecke erneuert.

3.8.1983: Statt Reklame Kunst in der Straßenbahn

Etwa einen Monat lang werden Wienerinnen und Wiener in sechs Zügen der Linien "2", "D" und "J" ein völlig neues Straßenbahn-Fahrgefühl erleben: Sie können auf den inneren Plakatflächen der Waggons, statt Reklame, die künstlerischen Werke der Fotografen Christoph Scharff und Karl Michael Werzowa bewundern. Die beiden Fotografen stellten heute ihre Aktion vor.

Mit Portraits von Fahrgästen, Straßenbahnern und Arbeitern in den Werkstätten wollen die Fotokünstler ein Bild der Verkehrsbetriebe zeichnen, das die Straßenbahn über ihre Funktion hinaus als Ort sozialen Geschehenes und als Arbeitsplatz zeigt.

4.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 5. August 1683: Allen Versuchen des Feindes, zu avancieren, widerstanden die Verteidiger mit besonderer Ausdauer, worüber Starhemberg sehr erfreut war, sie mit vielem Lob auszeichnete und sich ihren Bruder nannte. An die medizinische Fakultät erging ein Dekret, welches verlangte, dass, um der grassierenden Ruhr zu steuern, der Dekan dieser Fakultät mit dem Bürgermeister Rat pflegen und dabei besonders die möglichen Ursachen dieser Seuche in Betracht ziehen solle.

4.8.1983: Kühlhaus Engerthstraße wird aufgelassen

Die Tage des aus dem Jahre 1916 stammenden Kühlhauses in der Engerthstraße im 2. Bezirk sind gezählt. Die Anlage wird ab Herbst nächsten Jahres etappenweise aufgelassen.

Die Auflassung des Kühlhauses wird möglich, da die Wiener Kühlhaus-Frigoscandia Gesellschaft, an der die Wiener Holding zu 50 Prozent beteiligt ist, ihr Kühlhaus St. Marx am Franzosengraben erweitert.

In St. Marx entstehen eine neue Kühlhalle mit einem Fassungsraum von 30.000 Kubikmeter und drei kleinere Hallen mit insgesamt 10.000 Kubikmeter. Die Temperatur in der großen Halle wird minus 30 Grad Celsius betragen, in den kleineren Hallen - in denen jene Waren untergebracht werden, die nicht mit anderen zusammen gelagert werden können - wird die Temperatur zwischen plus 15 Grad und minus 30 Grad Celsius regelbar sein.

Die Anlagen der Wiener Kühlhaus Frigoscandia Gesellschaft spielen nicht nur bei der Versorgung Wiens eine wichtige Rolle, die Kühlhäuser sind auch eine Schaltstelle im internationalen Transitverkehr. Vor allem Butter, tiefgefrorenes Gemüse und Fleisch werden hier zwischengelagert.

5.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Freitag, 6. August 1683: Die Türken drangen in der Nacht dreimal gegen die Löwelbastei vor, wurden aber mit Verlust wieder zurückgetrieben. Starhemberg schlug sein Hauptquartier von diesem Tag an in der Burg auf. In der Stadt erging die Aufforderung, dass alle Bürger bei Verlust ihres Bürgerrechts und ihres ehrlichen Namens in eigner Person zum Dienst aufzuziehen und die Hausherren entweder einen Mann für sich zu stellen oder ein Alters- oder Krankheits-Zeugnis vorzuweisen hätten, widrigenfalls ihren Häusern allein alle vorkommenden Lasten auferlegt würden.

6.8.1983: Radfahren - auch beim Verein NÖ-Wien immer aktuell

Radfahren und die Finanzierung von Radwegen sind eindeutig einer der Schwerpunkte des Vereins Niederösterreich-Wien, gemeinsame Erholungsräume. Das zeigt sich auch im Voranschlag für dieses Jahr, in dem die weitere finanzielle Unterstützung zweier bereits begonnener Projekte enthalten ist und der kürzlich bei einer Sitzung des Vereins beschlossen wurde. Geld vom Verein gibt es für den weiteren Ausbau des Radwegs Inzersdorf-Laxenburg und für die Gestaltung des Radweitwanderwegs Laxenburg-Kottingbrunn.

6.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Samstag, 7. August 1683: Der Kampf war an diesem Tag sehr hartnäckig, der Feind rückte mit den Laufgräben immer näher in die Contreescarpe hinein und baute eine Batterie.
Nachmittags beriet man in der Stadt, um die Entstehungsursachen der Ruhr zu erforschen. Man glaubte jene im unausgebackenen Brot, in unvergorenen Eiern, im Genuss von alten Heringen, in der Unreinlichkeit der Gassen usw. suchen zu sollen und ergriff dagegen Maßregeln. Auch Starhemberg wurde von der Ruhr befallen und genötigt, das Bett zu hüten.

Sonntag, 8. August 1683: Erneuerter heftiger Geschützkampf von beiden Seiten. Ein der türkischen Sprache mächtiger Leutnant vom Heisterschen Regiment, namens Gregorovitz, wurde mit Briefen an den Herzog von Lothringen in türkischer Kleidung abgesendet. Als Belohnung sagte man ihm die nächste frei werdende Kompanie als Kommando zu.

8.8.1983: Noch 1985 Register für Gemeindertasprotokolle - Wiener Stadt- und Landesarchiv bereitet Index vor

Voraussichtlich Ende 1985 wird erstmals seit 1918 ein Register zu den Sitzungen des Wiener Gemeinderats (Wahlperiode 1978 - 1983) erscheinen, das - mit benutzerfreundlichen Schlagwörtern versehen - die Arbeit für Politik, Verwaltung, Forschung und interessierte Institutionen wesentlich erleichtern kann. Auf Wunsch von Bürgermeister Leopold Gratz bereitet das Wiener Stadt- und Landesarchiv (Referat "Dokumentation des 20. Jahrhunderts") die Drucklegung des ersten Bandes vor. Die Voraussetzungen für ein rasches Erscheinen der Register nach Ablauf aller künftigen Wahlperioden sind nun gegeben. Ab 1983 werden auch die Sitzungen des Landtags berücksichtigt.

Die Protokolle des Wiener Gemeinderats und Landtags, deren Originale gemäß Verfassung im Landesarchiv verwahrt werden, sind seit 1918 nicht mehr mit einem Index versehen. Das Auffinden von Beschlüssen oder Wortmeldungen war daher - wie Archivdirektor Univ.-Prof. Dr. Felix Czeike erklärte - nicht selten dem Zufall überlassen, jedenfalls mit einem großen Zeitaufwand verbunden. Das Archiv (Dokumentation) hat deshalb im Sinne einer Serviceleistung für alle Interessenten vor einigen Jahren damit begonnen, Informationen aus den Beschlussprotokollen der Gemeinderatssitzungen auf Karteikarten festzuhalten, was, so Czeike, eine effizientere Auskunftserteilung ermöglichte. Zehntausende Karteikarten wurden angelegt. Auf dieser Grundlage wird nun der im Druck erscheinende Index erarbeitet.

Der geplante Registerband wird auf Grundlage der in Österreich sowie in Großstädten der Bundesrepublik Deutschland erscheinenden Register konzipiert. Er besteht aus einem Sachregister, das Fragestunde, schriftliche Anfragen, Anträge, Verhandlungen, Beschlüsse ohne Verhandlung, Wahlvorschläge etc. umfasst, und aus einem Personenregister (Autoren, Sprecher). Da auch die Debatten über Budgetvoranschlag und Rechnungsabschluss inhaltlich erfasst werden, wird der Informationsgehalt des Wiener Gesamtregisters über dem aller anderen in den Bundesländern publizierten vergleichbaren Nachschlagwerke liegen.

8.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Montag, 9. August 1683: Der Feind sprengte eine starke Mine vor der Burgbastion und versuchte einen Sturm, beides aber ohne weiteren Erfolg. Starhemberg begehrte, dass ihm von der Bürgschaft täglich 1.300 Mann ohne Widerrede gestellt würden, welchem Verlangen man zwar nachkam, allein mit dem Wunsche, dass die Bürger geschont und nicht an die gefährlichsten Punkte geführt werden mögen, womit sich Starhemberg einverstanden zeigte.

Dienstag, 10. August 1683:Um drei Uhr am Nachmittag flog nächst der Löwelbastei eine Mine auf, und all sogleich suchten die Osmanen in die dadurch gewordene Öffnung der Contreescarpe mit Sturm einzudringen, mussten sich jedoch abermals zurückziehen. Gegen Abend wurde ein Ausfall unternommen. Man begann aber bereits von dem, schon einem Maulwurfshügel ähnlichen Burgravelin die Geschütze wegzuführen.
Das Holz des abgebrochenen großen Komödienhauses bei der Burg wurde auf den Basteien verwendet, die Bretter und die bemalte Leinwand von den Soldaten für Hütten benützt.

9.8.1983: Neuer Chef für den Wiener U-Bahn-Bau - 41-jähriger Techniker zum Leiter der Magistratsabteilung 38 bestellt

Dipl.-Ing. Dr. Josef Pelz wurde heute in sein neues Amt als Leiter der Magistratsabteilung 38, U-Bahn-Bau, eingeführt. Pelz ist 41 Jahre alt, seit 1972 Bediensteter der Stadt Wien und war bisher in der Magistratsabteilung 29 im Bereich Brückenbau tätig. In dieser Funktion war Pelz Projektleiter für die Errichtung der Floridsdorfer Brücke.

9.8.1983: Jubiläumswettbewerb für kommunalen Wohnbau

Am 21. September 1923 fasste der Wiener Gemeinderat den historischen Beschluss zur Verwirklichung des ersten kommunalen Wohnbauprogrammes. Die Stadt Wien wird dieses Jubiläum mit einem Wettbewerb begehen, bei dem neue, zeitgemäße und attraktive Lösungen für die verschiedenen Formen des kommunalen Wohnbaus erarbeitet und unmittelbar danach verwirklicht werden sollen, dies gab heute Stadtrat Ing. Fritz Hofmann bekannt.

Der Wettbewerb wird drei Aufgabengebiete umfassen:

  • Stadterneuerung: Dieser Wettbewerbsteil beinhaltet sowohl die Lückenverbauung als auch Revitalisierungs- und Verbesserungsmaßnahmen in bestehenden Häusern. Übergeordnet ist die Verbesserung der Wohnsituation in dem ausgewählten Gebiet durch entsprechende Maßnahmen in der Wohnumgebung.
  • Blockbebauung: Planung einer Wohnhausanlage auf einem größeren Bauplatz im bebauten Gebiet, die zugleich zur Verbesserung der vorhandenen Wohnumgebung und Infrastruktur beiträgt.
  • Verdichteter Flachbau: Erarbeitung zeitgemäßer Formen des kommunalen Wohnbaus auf der "grünen Wiese" (Siedlungsbau, alternative Wohnformen).
  • Stadterneuerung: Dieser Wettbewerbsteil beinhaltet sowohl die Lückenverbauung als auch Revitalisierungs- und Verbesserungsmaßnahmen in bestehenden Häusern. Übergeordnet ist die Verbesserung der Wohnsituation in dem ausgewählten Gebiet durch entsprechende Maßnahmen in der Wohnumgebung.
  • Blockbebauung: Planung einer Wohnhausanlage auf einem größeren Bauplatz im bebauten Gebiet, die zugleich zur Verbesserung der vorhandenen Wohnumgebung und Infrastruktur beiträgt.
  • Verdichteter Flachbau: Erarbeitung zeitgemäßer Formen des kommunalen Wohnbaus auf der "grünen Wiese" (Siedlungsbau, alternative Wohnformen).

Die Kosten für den Wettbewerb belaufen sich auf etwa sieben Millionen Schilling und könnten - aufgrund von Vorgesprächen mit der Ingenieurkammer und dem Bautenministerium - aus den Mitteln der Wohnbauforschung finanziert werden. Die Vorarbeiten für den Wettbewerb (Auswahl der Grundstücke etc.) sollen bis zum Herbst durchgeführt werden, der Abschluss des Wettbewerbs ist für 1985 vorgesehen, die Realisierung der preisgekrönten Projekte bis 1988.

10.8.1983: Helene von Damm bei Bürgermeister Gratz

Die neue Botschafterin der Vereinigten Staaten in Österreich, Helene von Damm, stattete heute Bürgermeister Leopold Gratz ihren Antrittsbesuch ab.

11.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 12. August 1683: Um zwölf Uhr mittags zündete der Feind eine große Mine an der Spitze des Burgravelins. Sie explodierte mit solcher Gewalt, dass ein großer Teil der Stadt davon erschüttert wurde, und zerstörte die vordere Spitze des Ravelins. Darauf stürmten die Türken durch volle zwei Stunden, mussten jedoch abermals weichen. Auch sah man in dieser Nacht am Bisamberg das längst ersehnte Zeichen des am 8. August abgesendeten Leutnants Gregorovitz.

Freitag, 13. August 1683: Die Bedrängnis der Stadt steigerte sich immer mehr, von dem heranrückenden Entsatzheer fehlte jede Nachricht. So wurde neuerdings jemand durch das Türkenlager zum Herzog von Lothringen gesendet. Es meldete sich der Hofkurier und Dolmetscher Georg Franz Koltschitzky, der zuletzt in der Leopoldstadt ansässig gewesen war. Um elf Uhr nachts verließ er verkleidet, mit seinem Diener während eines heftigen Gewitters zunächst das Schottentor durch das versteckte Ausfallstor, die Stadt.
Die Bäcker bekamen Verweise für ihr schlechtes Brot. Die Ruhr griff bereits in erschreckender Weise um sich.

Samstag, 14. August 1683:Die Beschießung der Stadt dauerte fort. In Wien arbeitete man mit großem Eifer an den Befestigungen, größtenteils war die Bürgerschaft daran beteiligt und dabei nicht wenig den Granaten und Steinwürfen der türken ausgesetzt.
Es wurde eine genaue Einteilung veröffentlicht hinsichtlich der Apotheken, aus denen die einzelnen Truppenkörper die Medikamente zu beziehen hatten. Missstände im Behelfsspital im Passauer Hof wurden abgestellt.
Vom Stephansturm gewahrte man nachts mit Freunden bei Stammersdorf das Feuer, welches Kolschitzky anzuzünden versprochen hatte, sobald es ihm gelungen wäre, glücklich durch das feindliche Lager zu kommen.

Sonntag, 15. August 1683: Der Feind bombardierte heftig gegen den Fleischmarkt und gegen die Kirche der Augustiner, vermutlich weil man glaubte, dass sich dort in der Lorettokapelle wegen des Festes Maria Himmelfahrt viel Volk versammle. In der Nacht hatten sich die Türken im Graben vor der Löwelbastei festgesetzt.
Den saumseligen Bewohnern wurde neuerdings gedroht, dass man, wenn sie sich nicht zu den Kompanien stellen würden, ihre Namen an den Galgen schlagen werde.

16.8.1983: U2: Schalldämpfungsarbeiten abgeschlossen

Die Schalldämpfungsarbeiten am Oberbau der U2 werden mit Ende dieser Woche abgeschlossen und damit kann der Betrieb der U2 in vollem Umfang wieder aufgenommen werden.

16.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Dienstag, 17. August 1683: Das Schießen des Feindes dauerte wieder die ganze Nacht und den ganzen Tag fort. Um neun Uhr rückte er mit großer Macht zum Sturm gegen die Löwelbastion, wurde aber mit großem Verluste zurückgetrieben. Um vier Uhr früh war Koltschitzky mit seinem Diener glücklich zurückgekommen und brachte Nachricht vom herannahenden Entsatz. Der Magistrat trug dem Unterkämmerer der Stadt auf, die Vorziehketten zu allen Plätzen und Gassen herzurichten und wo sie fehlten, neue machen zu lassen, damit sie gleich bei der Hand wären, wenn es zu einem Straßenkampf mit den Türken kommen sollte.

17.8.1983: Gedenktafel für Ivan Mestrovic

Kulturstadtrat Franz Mrkvicka enthüllte heute zum 100. Geburtstag des kroatischen Bildhauers Ivan Mestrovic in der Leopoldstadt (2. Bezirk), Böcklinstraße 52, eine Gedenktafel. Der Künstler hatte in diesem Haus mehrere Jahre gewohnt.

Mestrovic ist beispielgebend für viele Künstler der ehemaligen Monarchie. Für ihn war die Haupt- und Residenzstadt der Angelpunkt des Lebens. Er kam 1900 nach Wien und arbeitete hier an der Kunstakademie. Schon während seines Studiums nahm er an Ausstellungen der Wiener Secession teil und wurde bald einer der prominentesten Künstler dieser Gruppe.

18.8.1983: "Cats"-Proben im Theater an der Wien

Die deutschsprachige Erstaufführung des Erfolgsmusicals "Cats" von Andrew Lloyd Webber ist im September im Theater an der Wien zu sehen. Die Proben im Theater an der Wien - unter dem neuen Direktor Peter Weck - sind im Laufen. Eine Mindestspielzeit ist bis Anfang Februar 1984 fixiert.

18.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 19. August 1683: Der Feind ließ seine Kanonen ruhen, setzte aber die Bomben- und Steinwürfe fort. Mehrmals haben die feindlichen Geschosse in der Stadt gezündet. Durch eine Mine der Verteidiger wurde der Burgravelin wieder gänzlich von den Angreifern frei. Abends gelang es, bei einem Ausfall in die Weingärten auf der Wieden dem Feind 32 Ochsen wegzunehmen. In der Nacht wurde Koltschitzkys Diener Berhardly mit Briefen an den Herzog von Lothringen abgesandt. Um fünf Uhr nachmittags ging Starhemberg erstmals seit seiner Erkrankung wieder aus und visitierte alle gefährlichen Posten.

Freitag, 20. August 1683: Den ganzen Tag hindurch wurde von beiden Seiten ein sehr heftiges Feuer unterhalten. Abends, um neun Uhr, als die Türken in ihren Laufgräben Musik machten, sah man ein Feuer am Bisamberg: der Bote war hindurchgekommen.
Der Unterkämmerer ließ, um die vielen Ruhrkranken unterzubringen, auch das Ballhaus in der Himmelpfortgasse als Spital herrichten.

Samstag, 21. August 1683: Bei einem Ausfall am Morgan drangen Soldaten bis auf die Wieden vor. Der Stadt wurde befohlen, in den Häusern die Pressbäume aus den Weinpressen zu heben, damit sie zur Ausfütterung der Schießscharten auf der Burg- und Löwelbastei verwendet werden könnten. Da das Rindfleisch anfing, ziemlich selten zu werden, hackten einige Leute heimlicher Weise Eselsfleisch aus; auch fingen die Soldaten Katzen ein, zogen ihnen das Fell ab und verkauften sie um einen halben Gulden als Hasen, jedoch geschah dies weniger aus Hunger als aus Fürwitz.
Kommissäre wurden bestimmt, um die Bäcker zu überwachen. Die Ruhr war schon stark verbreitet, dass derselben täglich bis 40 Personen zum Opfer fielen.

Sonntag, 22. August 1683: Beide Seiten unterhielten den ganzen Tag heftiges Feuer und ließen Minen springen, der Kampf um den Burgravelin dauerte bis spät in die Nacht hinein.
Da die Victualien und auch das Brot schon anfingen sehr teuer zu werden, so wurde den Bäckern aufgetragen, die Kreuzer-Semmel in einem Gewicht von 8 Loth und 1 Quintel zu backen und nur weißes Mehl zu verwenden.

Montag, 23. August 1683: Die Türken verwenden den ganzen Aufwand ihrer Kräfte am Burgravelin, der ohnedies nur mehr einem Maulwurfshügel glich und dessen vordere Spitze bereits eingestürzt war. Unter großen Opfern fassten sie dort Fuß, doch konnten sie bloß des dritten Teils davon Meister werden.
Machaelowitz kam mit erfreulichen Nachrichten vom Herzoge von Lothringen zurück.
Die Nahrungsmittel waren bereits verdorben, das Brot schlecht und fast ungenießbar, das Fleisch faul und stinkend, auch begannen die Ersatzmittel für rinderndes Fleisch, wie Pferde, Esel und Katzen, sehr abzunehmen. Die Ruhr-Epidemie hatte sich grauenerregend ausgebreitet. Bischof Kollonitsch gab den Befehl, dass acht Geistliche Tag und Nacht auf den Wällen und in den Gassen bleiben müssen, um sowohl die Soldaten als andere Leute mit den Sterbesakramenten zu versehen.
Man sprach wieder davon, dass die Türken unter der Erde einen Gang in die Stadt graben wollten; so wurde befohlen, in den Kellern der Burg fleißig zu patrouillieren. In allen Gassen nächst dem Löwel ließ der Kommandant die Vorziehketten einhängen.

23.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Dienstag, 24. August 1683: Bei dem Burgravelin wurde eine große feindliche Mine entdeckt. Die Soldaten gruben ihr entgegen, trafen in einer Tiefe von neun bis zehn Fuß die feindlichen Minierer und jagten diese so hastig daraus fort, dass sie all ihr Arbeitszeug liegen ließen. Den Käsern und Greißlern wurde verboten, ihre Waren zu verheimlichen oder zurückzuhalten und ihnen ernstlich aufgetragen, sie den gemeinen Leuten und den Soldaten zu billigen Preisen zu geben.
Die Türken setzten über die Donau, um fünf Uhr früh, und wenig Stunden darauf sah man Stammersdorf, Jedlesee, Eipeldau, Wagram und Langenzersdorf in hellen Flammen stehen. Doch der Herzog von Lothringen verjagte sie gegen die Stadt.

23.8.1983: Vom Mammutbaum bis zur Stieleiche - Naturdenkmalbroschüre

Alte Alleen, die einen Straßenzug prägen, Baumgruppen, die typisch für einen Platz sind, der älteste Baum Wiens oder auch der Himmelteich - zahlreiche Einzelobjekte und Landschaftsteile, die für das Bild der Stadt besonders wichtig sind, genießen als "Naturdenkmäler" besonderen Schutz. In der Broschüre "Wiener Naturdenkmäler", die von der Umweltschutzabteilung der Stadt Wien gestaltet und heute vorgestellt wurde, sind die Naturdenkmäler von Wien nun genau verzeichnet.

24.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Mittwoch, 25. August 1683: Der Feind bombardierte heftig, feuerte aber weniger aus Kanonen und wollte sich mit aller Gewalt in den Grund der Löwelbasttion eingraben, weshalb ein Ausfall gemacht wurde. Den bürgerlichen Wirten verwies man, dass sie um teures Geld so schlechten Wein ausschenkten, auch wurden die Obstweiber und Gemüsehändlerinnen ermahnt, ihre Waren wohlfeiler zu verkaufen. Die Bäcker buken trotz Ermahnung kein weißes Gebäck und verkauften heimlich Mehl und Grieß. Die Kommissäre zur Heranschaffung von Strohsäcken wurden betrieben, sich ihre Sache mehr angelegen sein zu lassen, da viele Kranke in den Spitälern auf der bloßen Erde lagen.

25.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 26. August 1683: Der Kampf dauerte wieder bis in die einbrechende Nacht fort. Das Collegium der Deputierten gab bekannt, dass sich das Hilfsheer allgemach der Stadt nähere, und man sich zuvorderst auf den göttlichen Beistand verlassen müsse. Die Prediger wollten daher am kommenden Sonntag gegen die Unzucht und den verdammten Wucher in der Stadt predigen.
Die Katzen wurden bereits zu einer sehr gesuchten und seltenen Speise, und per Stück um 24 bis 30 Kreuzer verkauft. Auch das Eselsfleisch war schon sehr selten.

25.8.1983: Hohe Auszeichnung für Prof. Wiesmayr

Der Architekt Univ.-Prof. Dr. Ernst Wiesmayr wurde mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet.

Wiesmayr erwarb sich in einer Zeit des Übergangs von der Stadterweiterung zur Stadterneuerung besondere Verdienste unter anderem als Vorsitzender des Fachbeirates für Stadtplanung.

26.8.1983: "United Friendship League" tagt in Wien

Noch bis zum 28. August findet in Wien ein Kongress der "United Friendship League" statt, einer Organisation, die sich die Förderung des Verständnisses zwischen den Völkern zum Ziel gesetzt hat. Im Wiener Rathaus wurden heute die Delegierten begrüßt. Sie übergaben eine Spende der Vereinigung für behinderte Kinder.

26.8.1983: Nordknoten für den Verkehr freigegeben - Verkehrsentlastung in Wohngebieten

Bürgermeister Leopold Gratz und ein Vertreter des Bundesministeriums für Bauten und Technik gaben heute den "Nordknoten", eines der größten Brücken- und Straßenbauwerke der Bundeshauptstadt, für den Verkehr frei. Der Nordknoten verbindet drei wichtige Hauptverkehrsstraßen untereinander: die Donaukanal-Schnellstraße S 2, die Klosterneuburger Bundesstraße B 14 und die Budapester Bundesstraße B 10 (Handelskai). In drei Bauabschnitten wurden hier rund 3.700 Meter Brückenbauten und zusätzlich rund 4.500 Meter Straßen errichtet. Die Kosten für das Verkehrsbauwerk betragen rund 780 Millionen Schilling.

Der Nordknoten befindet sich in einer relativ wenig bewohnten Gegend. Er wird daher wesentlich dazu beitragen, den Durchzugsverkehr aus Wohngebieten abzuziehen.

26.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Freitag, 27. August 1683: Der Feind unterhielt den ganzen Tag ein heftiges Geschützfeuer und kanonierte sogar in der Nacht. Ein Ausfall um sieben Uhr früh in den Burggraben war recht erfolgreich.
Auch wurde Michaelowitz zum zweiten Mal an den Herzog von Lothringen abgesandt. Es verbreitete sich die Nachricht, dass die Janitscharen nicht länger in den Approchen weilen wollten, weil sie vor einer Festung nur 43 Tage zu dienen hätten und diese Zeit bereits verflossen wäre.

26.8.1983: Großbrand in der Leopoldstadt

Ein gestern kurz vor Mitternacht ausgebrochener Brand in einem siebenstöckigen Wohnhaus im 2. Bezirk, Vivariumstraße 4/Ecke Helenengasse (das ist bei der Schnellbahnbrücke) forderte drei Menschenleben und sieben Verletzte. Der Brand nahm im vierten Stock seinen Ausgang. Bei Eintreffen der Feuerwehr wurde Alarmstufe 4 ausgelöst. 150 Feuerwehrleute standen mit 25 Fahrzeugen sowie 24 Rettungswagen im Einsatz.

27.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Samstag, 28. August 1683: Regen und Ungewitter beendigten das Schießen des Feindes, das schon um vier Uhr begonnen hatte. Besondere Wachsamkeit in den Kellern wurde wegen der Minen empfohlen. Neuerdings ergingen sehr strenge Befehle an die säumige Bürgerschaft zur Beteiligung an der Verteidigung der Stadt.
Um neun Uhr sah man das Signalfeuer des Michaelowitz am Bisamberg und ließ 36 Raketen vom Stephansturm aufsteigen.

27.8.1983: Zehn Jahre philippinische Krankenschwestern - Philippinischer Sommerball

Unter dem Motto "10 Jahre philippinische Krankenschwestern in Wien" veranstaltete die philippinische-österreichische Gesellschaft in den Sofiensälen eine Barrio-Fiesta - einen Sommerball.

29.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Sonntag, 29. August 1683: Die Türken nahmen den St. Stephansturm und die Minoritenkirche als besonderes Ziel für ihre Geschosse. Auch ließen sie zwischen neun und zehn Uhr bei dem schon wie ein Ameisenhaufen zerwühlten Burgravelin eine große Mine sprengen, durch welche er fast gänzlich zerstört wurde. Weil man trotz des Regenwetters einen Generalsturm fürchtete, mussten Soldaten und Bürger Tag und Nacht in Bereitschaft stehen.

Montag, 30. August 1683: Der Feind stürmte dreimal den noch in unseren Händen befindlichen Teil des Ravelins, wurde aber ebenso oft zurückgeschlagen. Weil nun der Feind viele glühende Kugeln hereinwarf, gab der Kommandant den strengen Befehl, alle Löschanstalten aufs Genaueste ins Auge zu fassen. Auch mussten alle Hausbesitzer für die nötige Menge Wassers auf den Dachböden und in den Gassen sorgen.

29.8.1983: 12.753 Taferlklassler in Wien - Englisch für alle Volksschüler

Alle Volksschüler werden ab heuer in der dritten und vierten Klasse Englisch lernen, wobei vor allem Wert auf das Sprechen gelegt wird. Durch spielerische Gesprächssituationen sollen die Kinder im Rahmen dieser fremdsprachlichen Vorschulung an die Fremdsprache gewöhnt werden und die Scheu vor dem Sprechen der neuen Sprache verlieren.

30.8.1983: Denkmal gegen Krieg und Faschismus

Der Wiener Stadtsenat hat einstimmig beschlossen, Professor Alfred Hrdlicka mit der Schaffung eines Denkmals gegen Krieg und Faschismus zu beauftragen. Das Denkmal wird auf der Rasenfläche vor der Albertina aufgestellt werden.

30.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Dienstag, 31. August 1683: Der Feind sprengte abermals Minen bei der Burg- und Löwelbastion. Um zwölf Uhr machte der mutige Bürgerhauptmann Frank mit seiner Kompanie einen glücklichen Ausfall. Abends um acht Uhr kehrte Michaelowitz wieder in die Stadt zurück und brachte Trostbriefe vom Herzog von Lothringen mit.
Weil nun die Apotheker nicht mehr in der Lage waren, hinreichend Medikamente zu erzeugen, erhielten ihre Laboranten und Lehrlinge wieder Dispens vom Wachdienste.
Nachmittags sah man den Feind einige Kanonen gegen den Wienerwald führen und hörte von dorther schießen.

31.8.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Mittwoch, 1. September 1683: Der Feind setzte unter des Großwesirs persönlicher Leitung seine Arbeiten auf das eifrigste fort und trieb seine Laufgräben bis zur Kurtine zwischen Löwel- und Burgbastei vor. Bei einem Ausfall zu Mittag wurde er zurückgeworfen. Die Soldaten mussten sich mit einem Verlust von 200 Mann zurückziehen.
Nachmittag um zwei Uhr wurde die Bürgerschaft, sowie sie nicht auf Wache ober beim Schanzen war, ins Rathaus berufen, wo ihr Nikolaus Hocke ein kaiserliches Schreiben vorlas, dato Passau den 19. August, in welchem sie ermahnt wird, treu und männlich auszuhalten, wobei Hocke noch eine kurze anfeuernde Ansprache hielt.
Nachts stiegen wieder Raketen vom Stephansturm auf und Michaelowitz ging wieder zum Herzog von Lothringen.