Historischer Rückblick aus dem Jahr 1979

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Oktober 1979

Oktober

1.10.1979: Hilfe für benachteiligte Kinder - UNESCO-Kommission tagt in Wien

"Das benachteiligte Kind" ist das Thema einer Expertentagung, die eine Woche lang von der Österreichischen UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Wien veranstaltet wird. Neben Fachleuten aus Österreich nehmen auch Experten aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Italien, Belgien, Bulgarien, der CSSR, den Niederlanden, Norwegen und Polen daran teil.
Fünf Arbeitskreise werden sich mit folgenden Themen befassen:

  • der gesetzliche Schutz der Rechte des Kindes
  • das misshandelte Kind
  • das sozial benachteiligte Kind
  • das deprivierte, seelisch gestörte Kind
  • das mehrfach behinderte Kind.

2.10.1979: Professor Johann Muschik gestorben - Er prägte den Begriff "Wiener Schule des Phantastischen Realismus"

Professor Johann Muschik ist im Alter von 68 Jahren gestorben. Muschik hat seinerzeit den Begriff "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" geprägt, der für diese Gruppe von Wiener Malern bezeichnend wurde.

Johann Muschik begann nach Kriegsende als Publizist, Essayist und war Journalist der Zeitschrift "Plan". Als Kunstkritiker war Muschik bei verschiedenen Zeitschriften tätig, unter anderem beim "Neuen Österreich", "Kurier" und bei den "Salzburger Nachrichten". Muschik war auch Mitbegründer der association internationale de critiques d'art.

1954 erhielt Muschik den Kritikerpreis der Biennale in Venedig. 1957 wurde er mit dem Theodor Körner-Preis ausgezeichnet. Wien ehrte ihn 1972 durch die Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien.

2.10.1979: Größtes Stadterneuerungsgebiet Wiens in Meidling

Meidling - Wilhelmsdorf ist mit einer Fläche von mehr als 73 Hektar das bisher größte Stadterneuerungsgebiet Wiens. Nun steht im Assanierungsgebiet Wilhelmsdorf ein Informationsbus bereit, in dem Fachleute einerseits wertvolle Informationen über das Gebiet, seine Bewohner, seine Infrastruktur usw. sammeln, aber auch den Kontakt mit der Bevölkerung suchen, um die Bewohnerinnen und Bewohner über die Möglichkeiten zur Stadterneuerung zu informieren.

Das "Stadterneuerungsgebiet Wilhelmsdorf" ist begrenzt von Wiental, Meidlinger Hauptstraße, Südbahn (Eichenstraße) und Längenfeldgasse. Charakteristisch sind sowohl die zahlreichen niedrigen Häuser, die in einigen Teilen den Eindruck eines Dorfes vermitteln, aber auch die für Wien typischen Zinskasernen aus der Gründerzeit: zwei Drittel aller Häuser wurden vor dem Ersten Weltkrieg errichtet. Ein Großteil davon ist sogar schon mehr als 100 Jahre alt. Im älteren Teil von Wilhelmsdorf haben rund zwei Drittel der Wohnungen weder Wasserleitung noch Klosett, viele sind klein und schlecht belichtet. Da Wohnungen und Betriebe vielfach auf engstem Raum nebeneinander bestehen, ist die Wohnbevölkerung in bestimmten Gebieten starken Lärm- und Geruchsbelästigungen ausgesetzt. In einem Großteil des Gebietes gibt es fast keine Grünflächen und Spielplätze. Die Bebauung von Baulücken in den vergangenen Jahrzehnten brachte eine weitere Verdichtung der "Blockstruktur" des Gebietes mit sich.

Die bisher durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass in Wilhelmsdorf mehr als jeder fünfte der rund 14.000 Bewohner älter als 65 Jahre ist - das liegt etwas über dem Wiener Durchschnitt. Die Bevölkerungszahl nahm zwischen 1961 und 1971 (Volkszählungen) um zehn Prozent ab. Von den knapp 8.500 Wohnungen im Untersuchungsgebiet Wilhelmsdorf beträgt die durchschnittliche Wohnungsgröße 44 Quadratmeter (Wiener Durchschnitt 56 Quadratmeter).

Die wichtigste Aufgabe haben die Bewohner selbst zu übernehmen. Sie sollen überlegen, wie sie ihre Wohnung beziehungsweise ihr Haus verbessern können. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und andere Fachleute stehen hier mit ihrem Fachwissen zur Verfügung. Sie geben Auskunft, was Verbesserungen kosten, wo man Förderungen und Unterstützungen bekommt.

Einiges ist auch schon bisher zur "Verjüngung" von Wilhelmsdorf geschehen: der Migazzigplatz wurde zu einem Fussgängerbereich ausgestaltet, die Meidlinger Hauptstraße wird fast in ihrer ganzen Länge zur verkehrsarmen Zone und architektonisch ausgestaltet, in verschiedenen Gassen werden Bäume gepflanzt, ein Radfahrweg ist in der Wilhelmstraße geplant, statt eines Schienenlagerplatzes der Verkehrsbetriebe soll ein Park an der Assmayergasse beträchtlich vergrößert werden, und im Bereich Meidlinger Hauptstraße/Wilhelmstraße soll eine begrünte Tiefgarage entstehen. Wichtige Impulse für Meidling sind durch die Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie "64" beziehungsweise später der "U 6" zu erwarten.

Erstmals in Wilhelmsdorf wird ein eigenes "Stadterneuerungssignet" vorgestellt, das die Assanierung dieses und aller anderen Erneuerungsgebiete künftig ständig begleiten soll. Das Symbol ist leicht verständlich, es zeigen den Erfolg der Stadterneuerung: ein helles, freundliches Wohngebiet, durchzogen von viel Grün.

2.10.1979: Bereichsleiter für Dezentralisierung bestellt

Zum Bereichsleiter für den Praxisversuch einer weitergehenden Dezentralisierung der Verwaltung im 21. und 22. Bezirk wurde Senatsrat Ing. Dr. Friedrich Brunner, Leiter der Verwaltungsorganisation in der Magistratsdirektion bestellt.

3.10.1979: Einsatzfahrzeug "Bumuckl" steht im städtischen Kindergarten

Ein altes, ausrangiertes Überfallskommandoauto der Wiener Polizei ist erneut im Einsatz: auf dem Spielplatz des städtischen Kindergartens in der Vorgartenstrasse 212, wo es auf den Namen "Bumuckl" getauft wurde. Das für seine ursprünglichen Zwecke nicht mehr taugliche Auto war vom Verein der Freunde der Wiener Polizei für den Kindergarten gekauft worden.

3.10.1979: "Die Türken vor Wien" - Großausstellung im Historischen Museum der Stadt Wien

Vor 450 Jahren belagerten die Türken zum ersten Mal Wien. Vom 26. September bis zum 15. Oktober 1529 lag das gewaltige Heer vor der Stadt, bis Sultan Sueleyman - versorgungsmäßige, klimatische und auch religiöse Gründe bewogen ihn dazu - das Vorhaben aufgab, die Stadt zu erobern. Aus diesem Anlass veranstaltet das Historische Museum der Stadt Wien eine Ausstellung, die heute eröffnet wurde. Dabei wird versucht, die Ausstellung nicht nur auf die kriegerische Auseinandersetzung zu beschränken, sondern ein umfassendes Bild der geistigen und kulturellen Position der aufeinanderprallenden Gegner zu geben.

Leider war es wegen der gesetzlichen Bestimmungen in der Türkei nicht möglich, Leihgaben aus türkischen Sammlungen zu erhalten. Trotzdem ist es - dank der Hilfe von 25 öffentlichen und privaten Sammlungen von Ungarn bis Frankreich - gelungen, weltanschauliche und kunstgeschichtliche Fakten zu einer umfangreichen Ausstellung zusammen zu stellen.

Im Zentrum der Ausstellung steht der berühmte Rundplan des Niklas Meldemann, ein Holzschnitt, der eine Bildgeschichte der Belagerung aus der Vogelschau zeigt. Um diesen gruppieren sich neben den Rüstungen und Waffen - von türkischer Seite waren nur Photos zu erhalten - verschiedene Exponate zur Geschichte und Kultur des Christentums und des Islam. Künstlerische Prunkstücke der Ausstellung sind türkische Keramikarbeiten, die aus dem Pariser Louvre stammen. Die Ausstellungsmacher waren auch um eine Korrektur des Geschichtsbildes bemüht, indem sie zeigten, dass sich Grausamkeiten nicht nur auf die türkische Seite beschränkten, und dass das Christentum durchaus - hier spielte auch schon die Reformation mit - keinen einheitlichen Block bildete.

Zum ersten Mal wurde der Versuch unternommen, einem reinen Katalogband einen Kommentar- und Aufsatzband beizugeben, der der Information des interessierten Lesers dienen soll.

5.10.1979: Weihnachtsausstellung heuer ganz im Zeichen des Kindes

Die bereits traditionelle Weihnachtsausstellung in der Volkshalle des Wiener Rathauses wird heuer ganz im Zeichen des Kindes stehen. Unter dem Motto "Spielen - Werken - Freizeit" veranstaltet das Jugendamt der Stadt Wien, gemeinsam mit anderen Dienststellen des Magistrats sowie mit Organisationen, die Kinder betreuen, eine Ausstellung, die dem Spielen von Kindern und mit Kindern gewidmet ist.

Das ausgestellte Material für Kinder vom Säuglingsalter bis zu elf Jahren reicht von Kinderbüchern, Bildern, Stoffen zum Formen und Gestalten, zum Bauen und Konstruieren bis zu Gesellschaftsspielen und Lernspielen. Ein eigener Teil der Ausstellung wird den Kindern und Eltern zeigen, dass auch "wertlose" Materialien wie Steine, Holz und Blätter ein recht geeignetes Spielzeug abgeben können. Schließlich ist auch eine Anleitung zur kindergerechten Gestaltung von Wohnräumen vorgesehen.

8.10.1979: Kein Alkoholverbot mehr am Wahltag

Das Alkoholverbot am Wahltag wird es in Hinkunft in Wien nicht mehr geben. In einem Gesetzesentwurf zur Änderung der Gemeindewahlordnung der Stadt Wien ist das Ausschankverbot von Alkohol am Wahltag aufgehoben. Für Nationalratswahlen ist das Alkohol-Ausschankverbot bereits mit der Novellierung der Nationalratswahlordnung vom 22. Februar 1979 aufgehoben worden. Für Wiener Gemeindewahlen erfolgt nun die Angleichung. Neben der Aufhebung des Alkoholverbotes wird auch das aktive und passive Wahlalter geändert: war bisher wahlberechtigt, wer vor dem 1. Jänner des Wahljahres das 19. Lebensjahr vollendet hatte, genügt es nunmehr, dieses Alter am Stichtag erreicht zu haben.

Die Novellierung der Gemeindewahlordnung wird nach Abschluss der Begutachtung dem Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt.

9.10.1979: Mikrofilmeinsatz in der Verwaltung

Eine Konferenz über den Einsatz von Mikrofilmen in der Verwaltung fand im Wiener Rathaus statt. 50 Experten aus allen Bundesländern nahmen daran teil. Die Veranstaltung geht auf eine Initiative von Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Anton Seda zurück. Sie wurde von der Plan- und Schriftenkammer der Wiener Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Verbindungsstelle der Bundesländer organisiert. Zweck der Tagung war ein intensiver Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, den Mikrofilm als raum- und kostensparendes Hilfsmittel der Verwaltung einzusetzen.

In mehreren Referaten wurde der Einsatz des Mikrofilms im Rahmen der Wiener Stadtverwaltung vorgestellt. Die Bundesländer Wien und Niederösterreich haben, wie sich bei der Tagung zeigte, bereits gute Erfahrungen mit dem Einsatz des Mikrofilms gemacht. Die Verfilmung der technisch-wissenschaftlichen Bibliothek der Plan- und Schriftenkammer, der Stadtkarte, aber auch der zentralen Liegenschaftsevidenz, das heißt sämtlicher Aufzeichnungen über den städtebaulichen Grundbesitz, sind nur einige Beispiele der Anwendung des schwarz-weißen Mikrofilms in der Wiener Stadtverwaltung. Farbmikrofilme werden derzeit für die Verfilmung der Plakatsammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek verwendet.

10.10.1979: Planung für das Frachtenzentrum Albern ausgeschrieben

Im Alberner Hafen soll ein den heutigen Erfordernissen entsprechendes Frachtenzentrum errichtet werden. Die Bauarbeiten sollen bereits im kommenden Frühjahr beginnen. Daher werden auch die Planungen kurzfristig in Angriff genommen. Die Wiener Hafen und Lager Ausbau- und Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH. (whv) hat aus diesem Grund Planungsbefugte, die an diesem Projekt als Planer interessiert sind und über einschlägige Erfahrungen und Referenzen verfügen, eingeladen, ihr grundsätzliches Interesse bis 12. Oktober anzumelden.

Das Kernstück des Alberner Hafens wird das Frachtenzentrum am Südufer des Hafenbeckens sein. Es soll den heutigen Erfordernissen entsprechende Lagereinrichtungen mit leistungsfähigen Umschlagseinrichtungen verbinden. Um damit der Industrie, dem Großhandel und der Transportwirtschaft die Möglichkeit zu bieten, das jeweils günstigste Transportmittel zu wählen. Im Hafen Albern können Wasser, Schiene und Straße als Transportmittel an einem Standort und der Luftweg in unmittelbarer Nähe angeboten werden. Auf einer Fläche von insgesamt 60.000 Quadratmeter sollen in einer ersten Stufe rund 16.000 bis 18.000 Quadratmeter Lagerfläche errichtet werden. Weiter ist die Errichtung einer gedeckten Umschlagseinrichtung und die Anschaffung eines leistungsfähigen Massengutkrans vorgesehen. Für eine Erweiterung des Zentrums in Richtung Landesgrenze stehen weitere rund 140.000 Quadratmeter zur Verfügung. In der Nähe soll ein Lkw-Bahnhof auf einer Fläche von rund 42.000 Quadratmeter entstehen. Industrie- und Großhandelsbetriebe sollen sich auf rund 575.000 Quadratmeter ansiedeln können. Die entsprechende Infrastruktur muss jedoch erst geschaffen werden. Der Alberner Hafen wird voraussichtlich auch einen neuen Getreidespeicher beherbergen, der als Ersatz für den am Handelskai befindlichen Speicher errichtet werden soll. Das Gebäude muss im Zusammenhang mit dem Ausbau des rechten Donauufers bis Ende 1981 geräumt sein.

Im Hinblick auf die notwendige Räumung des Handelskais bis Mitte 1981 soll mit der Detailplanung kurzfristig begonnen werden. Anschließend will man die Realisierung sofort in Angriff nehmen.

10.10.1979: Kulturelle Zusammenarbeit zum Nutzen aller

Neue Wege der kulturpolitischen Zusammenarbeit zeigten Unterrichtsminister Dr. Fred Sinowatz, Kulturstadtrat Dr. Helmut Zilk, ORF-Generalintendant Gerd Bacher und Bundestheater-Generalsekretär Robert Jungbluth in einer gemeinsamen Pressekonferenz auf. Aktueller Anlass: ein Angebot des ORF an die Wiener Staatsoper, jährlich die Rechte für ein bis zwei Aufführungen um je 7,5 Millionen Schilling zu erwerben. Der Vertrag ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Wegen des Ereignischarakters ist vor allem an die Übertragung von Premieren gedacht. Damit käme der für die Bundestheater 1976 beschlossene Grundsatzvertrag auch für die Staatsoper zur Anwendung. Ziel dieses Vertrages ist es, kulturelle Ereignisse nicht nur einer Minderheit von Theaterbesuchern, sondern möglichst vielen Mitbürgern zugänglich zu machen. Für den Bereich der Staatsoper betonte Generalintendant Bacher überdies die Möglichkeit, die international führende Stellung des Hauses durch Übertragungen in den Medien zu unterstreichen und zu festigen. Projekte für die nächste Zukunft: "Don Carlos" zu den Festwochen 1980, "Tosca" 1981.

Wie Stadtrat Dr. Helmut Zilk betonte, sind auch wesentliche Projekte für die Wiener Festwochen 1980 erst durch die Zusammenarbeit mit den Bundesbühnen und dem ORF möglich geworden: so vor allem die Aufführung der "Letzten Tage der Menschheit" im Konzerthaus, zu der der ORF vier Millionen Schilling beisteuert. Die Bundestheater werden neben der Einwilligung zur Mitwirkung von Schauspielern auch Hilfe auf den Sektoren Technik und Ausstattung leisten. Dieses Beispiel der "Nutzung der kulturellen Infrastruktur Wiens" steht nicht allein. Mit der Aufführung von Kreneks "Jonny spielt auf" - auch in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Herbst - und der Uraufführung von Einems "Jesu Hochzeit" 1980 im Theater an der Wien nannte Zilk weitere Festwochenproduktionen, die erst durch die Zusammenarbeit aller Kulturträger ermöglicht wurden. Beide Opern werden vom ORF und vom ZDF übertragen.

Mit der Verwirklichung dieser Projekte dürfte man den Zielen der Zusammenarbeit - Nutzung aller kulturellen Möglichkeiten Wiens und Österreichs, Demokratisierung der Kultur durch Verbreitung über die Medien und - ebenfalls über die Medien - Präsentation der Kulturgroßmacht Österreich - ein gutes Stück näher gekommen sein.

13.10.1979: Bibliothek erhält Kirchenarchiv

Die Wiener Stadt - und Landesbibliothek übernahm das Musikarchiv der Altsimmeringer Pfarre St. Laurenz.

Ein umfangreicher Bestand von zumeist handschriftlich verfassten Stimmen und Partituren zur Kirchenmusik jeder Art wird so zur dauernden Aufbewahrung sichergestellt.

Die zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammenden Musikalien geben - aufgrund der Geschlossenheit ihrer Überlieferung - auch einen interessanten Einblick in das Kirchenmusikrepertoire speziell österreichischer und Wiener Prägung vor über 100 Jahren.

15.10.1979: Ehrenmedaille in Gold für Prof. Polzer

Die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold überreichte heute Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher an den langjährigen Leiter der Herzstation im Wiener Hanuschkrankenhaus, Univ.-Prof. Dr. Kurt Polzer.

Univ.-Prof. Dr. Kurt Polzer, Direktor des Ludwig Boltzmann-Institutes für herzchirurgische Forschung, hat mehr als 250 wissenschaftliche Arbeiten verfasst und ist Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Gesellschaften und Institutionen. Darüber hinaus hat er eine Reihe neuer Untersuchungs- und Forschungsmethoden entwickelt, wie zum Beispiel zur Messung der Schwankungen der elektrischen Leitfähigkeit im menschlichen Körper von der Theorie, der technischen Entwicklung, bis zur klinischen Anwendung. Ebenso war Prof. Polzer sehr wesentlich an der Entwicklung des künstlichen Herzens beteiligt.

17.10.1979: 577 Millionen Schilling für neue Wohnungen

Mit der Errichtung von vier neuen Wohnhausanlagen der Stadt Wien, deren Bau heute genehmigt wurde, können wieder 666 moderne, familiengerechte Wohnungen der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Bauvorhaben werden insgesamt 577 Millionen Schilling kosten. Zwei der vier Baustellen befinden sich in den dichtbebauten Gebieten des 5. (Ziegelofengasse 24-26) und 6. Bezirkes (Gumpendorfer Straße 62) und sind ein echter Beitrag zur Stadterneuerung.

Die dritte Anlage wird in Wien 23, Zeleznygasse-Pfarrgasse gebaut werden. Die größte der vier Anlagen mit 402 Wohnungen ist im 10. Bezirk in der Laxenburger Straße vorgesehen.

17.10.1979: Pestsäule und Hohe Brücke werden restauriert

Ein halbes Jahr lang werden Steinmetze und Kunstschlosser in der Inneren Stadt ein reiches Betätigungsfeld vorfinden: die Pestsäule auf dem Graben und die Hohe Brücke über dem Tiefen Graben müssen restauriert werden. Für die Arbeiten wurden heute vom zuständigen Ausschuss 9,4 Millionen Schilling genehmigt.

Besonders schwierig wird sich die Wiederherstellung der Pestsäule gestalten, da die beschädigten Teile nicht in eine Werkstätte abtransportiert werden dürfen, sondern die Restaurierung aus denkmalpflegerischen Gründen an Ort und Stelle erfolgen muss. Auch während der Instandsetzung der Granitstufen und des - wie Experten meinen - angefrorenen Ziegelfundaments, werden die Balustraden der Pestsäule nicht abgetragen, sondern nur sorgfältig abgesichert.

Die beschädigten Teile der Hohen Brücke werden - ähnlich wie die Schmuckteile des südlichsten Rathausturmes - demontiert und in einer Werkstätte wiederhergestellt.

18.10.1979: Ausstellung "Wien internationale Stadt" in der U-Bahn-Station Stephansplatz

Wien International präsentiert in der U-Bahn-Station Stephansplatz die Ausstellung "Wien - internationale Stadt". Anhand zahlreicher Schautafeln und Informationsmaterials wird hier die Arbeit und die Funktion einiger internationaler Organisationen, darunter der UNIDO, der IAEA, der OPEC, aber auch die Arbeit des Vereins Wien International und des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien dokumentiert.
In Wien haben 69 internationale Organisationen ihren Sitz, alljährlich finden hier mehr als 300 internationale Tagungen und Kongresse statt.

19.10.1979: Wiener Festwochen - Programmdirektorium bestellt

Bei der Mitgliederversammlung des Vereins "Wiener Festwochen", in der auch die Statuten des Vereins endgültig festgelegt wurden, nannte der gewählte Präsident, Kulturstadtrat Dr. Helmut Zilk, die Namen der von ihm bestellten Mitglieder der Programmdirektoriums. Zilk betonte die Notwendigkeit, bezüglich der Anzahl und der Persönlichkeiten der Direktoriumsmitglieder flexibel zu bleiben, um die Beweglichkeit des Direktoriums zu wahren.

Dem Direktorium "Macher und Denker" gehören neben dem Präsidenten der jeweilige Generalsekretär der Bundestheater, derzeit Robert Jungbluth, und der jeweilige Generalintendant des ORF, derzeit Gerd Bacher, als Vertreter ihrer Institutionen an. Die weiteren Mitglieder des Direktoriums sind: Stadtrat Dr. Jörg Mauthe, der Maler Georg Eisler, die Schriftstellerin Christine Nöstlinger, Staatsoperndirektor Dr. Egon Seefehlner, Franz Mrkwicka (Arbeiterkammer) als Vertreter des Publikums und die Auslandsösterreicher Rudolf Bing und Manes Sperber. Zum Generalsekretär wurde vorbehaltlich der dienstrechtlichen Regelung die seit langem mit der Organisation der Festwochen befasste Oberamtsrat Hildegarde Waissenberger bestellt. Technischer Direktor wird Ing. Hans Trilety.

20.10.1979: Elisabethspital - Errichtung einer Herz-Überwachungsstation

Die Errichtung einer Intensiv-Überwachungsstation für akute Herzerkrankungen im Elisabethspital beschloss der Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales. Die Akutstation wird neben einer zentralen Patientenfernüberwachung via Monitor für insgesamt acht Intensivboxen, über ein Notlabor, einen Erstversorgungsraum zur Reanimation von Herzinfarktpatienten verfügen. Die Gesamtkosten für die Bauarbeiten und die Einrichtung werden insgesamt 7,2 Millionen Schilling betragen.

22.10.1979: Moderne Intensivstation für Universitätskliniken

In der Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin (Vorstand Univ.-Prof. Dr. Otto Mayrhofer) wurde von Wissenschaftsminister Dr. Hertha Firnberg und Gesundheits- und Sozialstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher in Anwesenheit von Justizminister Dr. Christian Broda, Stadtrat Dr. Gertrude Kubiena, des Dekans der Medizinischen Fakultät Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Auerswald und Sektionschef Dr. Albert Krassnig eine neue Intensivstation in Betrieb genommen.

Der Um- und Zubau wurde mit einem Kostenaufwand von insgesamt 17,9 Millionen Schilling (wovon 60 Prozent die Stadt Wien und 40 Prozent der Bund trugen) errichtet und mit den modernsten medizinisch-technischen Geräten ausgestattet. Damit steht den Universitätskliniken im Allgemeinen Krankenhaus eine der modernsten Einrichtungen dieser Art (Leiter Univ.-Prof. Dr. Karl Steinbereithner), die die Pflege, Überwachung und Behandlung schwerstkranker Patienten ermöglicht, zur Verfügung.

Die alte Station war im Herbst 1963 - die erste im deutschen Sprachraum - als eine gemeinsame Einrichtung der I. Chirurgischen Klinik und der nunmehrigen Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Betrieb genommen worden, wobei sich sehr bald ein gewisser "Raummangel" bemerkbar machte. Dennoch wurden in den 13 Jahren insgesamt 4.032 Patienten - davon über 400 nach Nieren- und Lebertransplantationen - aufgenommen und betreut.

23.10.1979: Hoher Orden für "Metropolit von Austria"

Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner überreichte heute seiner Exzellenz dem Hochwürdigsten Herrn Dr. Chrysostomos Tsiter, Erzbischof, Metropolit von Austria und Exarch von Italien, Schweiz und Ungarn das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Der Geehrte absolvierte seine Studien in Chalki-Konstantinopel, in Athen und an der Universität Wien, wo er 1939 zum Doktor der Philosophie promovierte. Von 1924 bis 1936 wirkte er in Griechenland als Gymnasiallehrer. 1936 kam Dr. Tsiter nach Wien und wurde Archimandrit der griechisch-orientalischen Kirchengemeinde "Zur Heiligen Dreifaltigkeit". 1955 erfolgte seine Weihe zum Titularbischof. 1938 bis 1959 war er Lektor für neugriechische Sprache an der Universität Wien. 1963 wurde Dr. Tsiter von der heiligen Synode des ökumenischen Patriarchats zum Erzbischof und Metropoliten von Austria und Exarchen von Italien, der Schweiz und Ungarn gewählt.

Mit Wien ist Dr. Tsiter nicht nur durch sein Wirken an der Universität und durch seine Publikationen verbunden. Er hat durch seine Initiativen während seiner langjährigen Tätigkeit stets seine Verbundenheit mit Wien dokumentiert und ist vor allem durch seine Hilfestellung in der Kriegs- und Nachkriegszeit hervorgetreten.

24.10.1979: Erweiterung des Donauzentrums - Verkaufsfläche wird um 10.000 Quadratmeter vergrößert

Die außerordentlich günstige Entwicklung des Donauzentrums im 22. Bezirk macht eine Erweiterung unumgänglich. Heute wurde nun der Spatenstich für diese Erweiterung vorgenommen, die dem Donauzentrum einen Zuwachs an Verkaufsfläche im Ausmaß von 10.000 Quadratmeter bringt.

Das Donauzentrum wird derzeit täglich von 12.000 bis 19.000 Personen besucht. Der Umsatz der in dem Zentrum befindlichen Geschäfte erreichte im ersten Halbjahr 1979 433 Millionen Schilling und liegt damit weit über dem Durchschnitt des österreichischen Einzelhandels. Im Donauzentrum befinden sich 50 Fachgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Kaufhäuser und Restaurants, es sind rund 650 Mitarbeiter beschäftigt, im angeschlossenen Bürohaus arbeiten 350 Personen.

25.10.1979: Konstituierung des Drogenbeirates

Unter dem Vorsitz von Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner und Gesundheits- und Sozialstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher fand die Konstituierung des Beirates für Fragen des Drogenmissbrauches und der Drogenabhängigkeit statt. Zum Vorsitzenden wurde der ärztliche Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses der Stadt Wien Baumgartner Höhe, Univ.-Doz. Dr. Heinz Gabriel, zu seinen Stellvertretern Prim. Dr. Günter Pernhaupt, Leiter der Drogenstation in Kalksburg, und Obermedizinalrat Dr. Karl Graf vom Jugendamt der Stadt Wien, gewählt.

Die neue Einrichtung setzt sich aus Vertretern der Geschäftsgruppen für Bildung, Jugend, Familie und Gesundheit und Soziales sowie Drogenspezialisten und Vertretern des Stadtschulrates zusammen. Zu den Aufgaben des Beirates gehören unter anderem:

  • Beratung aller laufenden Initiativen und Maßnahmen
  • Koordinierung der Initiativen und Maßnahmen
  • Beratung von Selbsthilfegruppen (wie zum Beispiel Elternvereinigungen und ähnlichen Organisationen).

29.10.1979: Hochwasserschutz - Weitere Arbeiten am rechten Donaudamm

Hochwasserschutz für die Leopoldstadt und die Brigittenau soll der Rechte Donaudamm bieten: ein neues Teilstück dieses Damms entlang der Donau wird in Kürze begonnen.

Der rechte Donaudamm selbst ist derzeit rund 1,5 Kilometer lang und reicht vom Wehr Nussdorf entlang des Bahnhofs Brigittenau bis nahezu zur Floridsdorfer Brücke. Nun wird an der Fortsetzung des Dammes zur Schnellbahnbrücke gearbeitet.

Gebaut wird ein an der Basis 60 Meter breiter und 3,5 Meter hoher Damm, der parkartig ausgestaltet werden soll: mit Bäumen, Spazier- und Radfahrmöglichkeiten, Begrünung und Sitzplätzen.

Als nächster Abschnitt des rechten Donaudammes kommt danach der Teil Schnellbahnbrücke bis Höhe Traisengasse an die Reihe. Nach seiner endgültigen Fertigstellung wird der Rechte Donaudamm bis zur Einmündung des Donaukanals in die Donau reichen.

Kronprinz Rudolf-Brücke-Pfeiler taucht wieder auf

Noch von der alten, 1872-1876 erbauten Kronprinz Rudolf-Brücke - die nach dem Ersten Weltkrieg in Reichsbrücke umbenannt, in den Vierzigerjahren erneuert wurde und seit drei Jahren nicht mehr existiert - stammt der Stummel eines Pfeilers in der Donau, der sich jetzt sozusagen wieder in Erinnerung gerufen hat: bedingt durch die natürlichen Veränderungen im Strombett und die Arbeiten an der neuen Reichsbrücke ist ein Teil eines Pfeilers der Kronprinz Rudolf-Brücke aus dem Strombett "herausgewachsen" und verursacht eine Untiefe in der Donau. Das Bundesstrombauamt wird daher Baggerarbeiten durchführen, um diese Untiefe wieder zu beseitigen.

29.10.1979: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat standen unter anderen folgende Punkte auf der Tagesordnung:

Der Antrag auf die zustimmende Kenntnisnahme des Abschlussberichtes des Donaubereichs-Beirats wurde einstimmig angenommen. In der Gemeinderätlichen Stadtplanungskommission sind bereits Berichte über den Wettbewerb Donaubereich zustimmend zur Kenntnis genommen worden. Die Koordinationsstelle und ein Beirat haben die Arbeit des Wettbewerbs weitergeführt. Die generelle Planung ist damit nun abgeschlossen.

Die Werke bildender Künstler aus dem Besitz des Kulturamtes der Stadt Wien sollen künftig an Private verliehen werden. Der Abschluss eines derartigen Vertrages mit dem Kunstverein Wien wurde einstimmig genehmigt.

Einstimmig angenommen wurde der Antrag, einem Tauschvertrag zwischen der Stadt Wien und der Wohnungsgesellschaft "Heimstätte" zur Erhaltung des Wacker-Platzes zuzustimmen.

31.10.1979: Theaterdirektoren wollen bei Brandschutz mit Baupolizei zusammenarbeiten

Die Theaterdirektoren wollen beim Brandschutz künftig mit den zuständigen Behörden, vor allem der Baupolizei, enger zusammenarbeiten. Das war das Ergebnis eines ersten Kontaktgesprächs, das über Initiativen von Planungsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wurzer und Kulturstadtrat Dr. Helmut Zilk unter dem Vorsitz des Leiters der zuständigen Baupolizeiabteilung, Senatsrat Dipl.-Ing. Alfred Schaffer, stattfand.

Neben mehreren Theaterdirektoren nahmen daran auch Vertreter der Feuerwehr, der Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien, des Kulturamtes und der zuständigen Rechtsabteilung teil. Die Theaterdirektoren erklärten sich grundsätzlich bereit, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Da jedoch die Anforderungen von Theater zu Theater naturgemäß verschieden sind, müsse ein gemeinsamer Weg gefunden werden.

Eine weitere Gesprächsrunde wird am 19. November stattfinden, Senatsrat Schaffer wies darauf hin, dass die derzeit geltende Norm, die die Brandbeständigkeit von Materialien festlegt, am 1. November durch den Vorentwurf einer weitgehend an diese Regelung anknüpfenden Oenorm (B 3800) abgelöst werde. Damit werden verschiedene derzeit noch bestehende Unklarheiten beseitigt.