Historischer Rückblick aus dem Jahr 1977

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

August 1977

August

1.8.1977: Cobenzl: die Schafe haben ihren Schäfer

Den Hirten, den er schon seit April für die 60köpfige Schafherde am Cobenzl sucht, hat der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien nun gefunden: ein 37-jähriger Wiener betreut seit heute die Tiere.

Die Schafherde auf dem Cobenzl, die derzeit rund 60 Köpfe zählt, sich aber natürlich weiter vermehrt - ursprünglich bestand sie nur aus 40 Tieren -, soll die Wiesen im Bereich Neuwaldegg bis Kahlenberg abgrasen und so den Rasenmäher ersetzen.

Die Schafe sind etwa von Ostern bis Allerheiligen im Freien und wandern - bei Schönwetter - über die Wiesen. Nachts und bei Regen befinden sie sich in ihren beiden Koppeln am Cobenzl. Winterquartier werden die Tiere im Stadtgut Vösendorf des Forst- und Landwirtschaftsbetriebes der Stadt Wien beziehen.

2.8.1977: Ephesos-Exponate schweben vom Erdboden in den ersten Stock

Für das künftige Ephesos-Museum in der Neuen Hofburg schweben zahlreiche schwere Exponate der Ephesos-Sammlung des Kunsthistorischen Museums vom Erdboden in den ersten Stock: die Soldaten der Luftschutztruppenschule in der Wilhelm-Kaserne heben gemeinsam mit der Wiener Feuerwehr in den kommenden drei Wochen die 1.500 bis 5.000 Kilogramm schweren Reliefs und Skulpturen vom Heldenplatz, wo sie derzeit lagern, in die Ausstellungsräume im ersten Stock mit Hilfe eines Hochleistungskrans.

Die Ephesos-Sammlung befand sich bis vor kurzem im Kunsthistorischen Museum. Nun soll aber in der Wiener Hofburg ein eigenes Ephesos-Museum eingerichtet werden. Die Soldaten der Luftschutztruppenschule haben daher in den letzten Tagen die Exponate vom Kunsthistorischen Museum auf den Heldenplatz gebracht. Von dort sollen sie nun mit Hilfe des Krans über ein Fenster im ersten Stock in die neuen Ausstellungsräume gehoben werden. Diese Arbeiten selbst dienen gleichzeitig als Bergungsübung von Kulturgütern.

Zu den Exponaten, die - um die Jahrhundertwende von österreichischen Archäologen in Ephesos ausgegraben - nun einen neuen Standort in der Hofburg erhalten, gehört das berühmte Partherrelief, das an den Kriegszug des römischen Kaisers Lucius Verius gegen die Parther erinnert.

2.8.1977: Keine Hochwasserschäden an der Brückenbaustelle

An der Baustelle der neuen Floridsdorfer Brücke sind die Arbeiten wegen des Hochwassers der Donau eingestellt. Alle 120 Arbeitskräfte führen seit gestern Sicherungsarbeiten durch. In der Nacht versahen 15 Mann Sicherungsdienst.

Die Wasserhöhe betrug heute gegen mittags 662 Zentimeter (Pegel Reichsbrücke), der Durchzug der angekündigten etwa einen halben Meter hohen Flutwelle wird in den heutigen Abendstunden erwartet. Die beiden Spundwandkästen, in deren Schutz die Gründung der Strompfeiler der neuen Floridsdorfer Brücke erfolgt, sind überschwemmt, die Oberteile der Spundwände ragen jedoch noch 30 bis 40 Zentimeter aus dem Wasser heraus.

Sobald die Wasserhöhe der Donau auf etwa 450 Zentimeter gesunken sein wird, können die Baustellen der beiden Strompfeiler wieder erreicht werden. Zwei bis drei Tage danach wird dann wieder der volle Arbeitseinsatz möglich sein.

Infolge des hohen Wasserstandes mussten die Wiener Wasserwerke heute das Grundwasserwerk Lobau stilllegen.

2.8.1977: Leopold Ungar - 65. Geburtstag

Am 8. August feiert der Direktor der Caritas Prälat Mag. DDr. Leopold Ungar seinen 65. Geburtstag.

Leopold Ungar wurde 1912 in Wiener Neustadt geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wiener Neustadt studierte er an der Wiener Universität Jus und erwarb hier auch das juristische Doktorat. Neben seinem juristischen Studium studierte er auch Theologie in Wien, übersiedelte 1938 nach Paris, vollendete dort sein Theologiestudium und wurde 1939 zum Priester geweiht. Außerdem erwarb er an der Pariser Sorbonne das Lizenziat der Theologie. Er wurde Lehrer an der Schule Saint Charles und flüchtete 1940, als die Deutschen Paris einnahmen, nach England. In Caverswall wurde er in der Heiligen Geist-Kirche Kaplan und wirkte dort vier Jahre. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er Kurat und Seelsorger für die englischsprechenden Katholiken in Wien. 1950 wurde er zum Direktor der Caritas ernannt und übt diese Funktion bis zum heutigen Tage aus.

Die "Caritas" ist in den letzten 20 Jahren mit großen und wirkungsvollen Aktionen an die Öffentlichkeit getreten. Sie hat bei großen Erdbebenkatastrophen Hervorragendes geleistet. Ihre umfangreiche Tätigkeit wurde durch Zuerkennung des Karl Renner-Preises im Jahre 1970 gewürdigt.

4.8.1977: Stadtmusik Wien auf US-Schallplatte

In den USA ist eine Schallplatte erschienen, die ein Konzert der Stadtmusik Wien unter der Leitung von Gustav Fischer wiedergibt. Herausgeber ist die fidelity sound recordings, die sich darauf spezialisiert hat, Konzerte populärer Orchester der USA und anderer Länder zu publizieren. Der Schutzumschlag der Platte zeigt die Stadtmusik Wien vor dem Wiener Rathaus.

6.8.1977: Wiener Stadtbibliothek übernimmt Sammlung Pepi Treitl

Der bekannte Wiener Sammler Pepi (Josef) Treitl hat sich entschlossen, seine große Theater, Film-, Schauspieler-, Prominenten- sowie Autogramm- und Autographensammlung im Laufe des nächsten Jahres der Wiener Stadtbibliothek zu überlassen.

In diesen Tagen wurde der erste Teil dieser wirklich großen, viele zehntausende Einzelobjekte umfassenden Sammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek übergeben.

Es handelt sich bei dieser ersten Teillieferung vor allem um Theaterprogramme, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten usw. verschiedener Wiener Bühnen, etwa des Simpls, des Volkstheaters, des Theaters an der Wien, des Zirkus Renz, des alten Ronachers, des Theaters in der Josefstadt, des ehemaligen Johann Strauss-Theaters, des Kabaretts Moulin Rouge, des Theaters der Courage, der Insel usw.

Auch historische Wiener Theaterplakate, die mehr als 100 Jahre alt sind, sind bei dieser Übergabe enthalten.

8.8.1977: "Radio Adria" informiert Wiener Urlauber

Der deutschsprachige Urlaubssender "Radio Adria, der von Aquilea aus auf UKW im Bereich zwischen Venedig und Pula gehört werden kann, informiert nun auch die Wiener Urlauber in verstärktem Maß. Radio Adria sendet täglich von 9 bis 21 Uhr italienischer Sommerzeit und bringt zu jeder vollen Stunde Nachrichten. Durch eine Vereinbarung mit der "Rathauskorrespondenz" können nun die Wiener Urlauber täglich auch die neuesten Meldungen von zu Hause hören.

9.8.1977: Ehrenring für Fred Hennings

Bürgermeister Leopold Gratz besuchte Hofrat Professor Fred Henning, Kammerschauspieler und Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters, in seinem Sommerquartier in Bad Vöslau und überreichte ihm den Ehrenring der Stadt Wien.

Gratz unterstrich, dass mit dieser Auszeichnung - einer der höchsten, die Wien vergeben kann - die doppelte Bedeutung von Hennings für Wien anerkannt wird: seine großen Leistungen als Darsteller des Burgtheaters ebenso wie seine Verdienste als Lokalhistoriker und Volksbildner.

10.8.1977: Ausbau der Fußgängerzone Reumannplatz

Der Reumannplatz (10. Bezirk) soll als Abschluss der bereits bestehenden Fußgängerzone Favoritenstraße mit einem Kostenaufwand von 13,8 Millionen Schilling neu gestaltet werden. Es ist geplant, die Oberflächen der Gleisbereiche in der verlängerten Favoritenstraße sowie die Wege im Parkbereich in gleicher Weise wie die Oberfläche der Favoritenstraße auszuführen, und zwar mit Fliesen aus Betonplatten und Feldern aus Rauhhartgußasphalt. Als öffentliche Beleuchtung sind Kandelaber vorgesehen. Die "Möblierung" der Fußgängerzone Reumannplatz soll durch eine Pergola sowie durch Pflanzenbehälter und Sitzbänke erfolgen.

10.8.1977: Stadtrat Schieder wieder im ORF-Kuratorium

Die Wiener Landesregierung beschloss einstimmig, den Amtsführenden Stadtrat für Inneres und Bürgerservice Peter Schieder neuerlich als Vertreter des Landes in das Kuratorium des Österreichischen Rundfunks zu delegieren. Der Beschluss wurde durch den bevorstehenden Ablauf der dreijährigen Funktionsdauer des Kuratoriums notwendig.

11.8.1977: Verkehrsaufschließung des Donauparkzentrums

Die Stadt Wien hat mit der Internationalen Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien AG die das internationale Donauparkzentrum errichtet, einen Vertrag über die Verkehrsaufschließung im Bereich dieses Zentrums abgeschlossen. Dieser Vertrag wurde heute vom Wiener Stadtsenat genehmigt.

Die Stadt hat sich seinerzeit verpflichtet, die Kosten für die Errichtung der Verkehrsbauten innerhalb des internationalen Donauparkzentrums zu tragen. In Abstimmung mit dem Bund wird nun die Errichtung der Verkehrswerge mit Gesamtkosten von 181,5 Millionen Schilling der IAKW übertragen. Das Geld wird in zwei Jahresraten überwiesen.

12.8.1977: Erste verhaltenstherapeutische Wohngemeinschaft in Wien

Die erste verhaltenstherapeutische Wohngemeinschaft Wiens wurde Anfang August in Hietzing (13. Bezirk) eingerichtet. Sie ist für Patienten gedacht, die keine stationäre Behandlung mehr im psychiatrischen Krankenhaus benötigen, aber noch nicht über genügend Selbständigkeit verfügen, um ohne Betreuung leben zu können. Diesen Patienten soll die erste und kritische Übergangsphase zwischen der Entlassung aus dem Spital und der Wiedereingliederung in die normale Umwelt erleichtert werden.

Die Wohngemeinschaft - als Modell gedacht - kann bis zu elf Patienten der Verhaltenstherapeutischen Station der psychiatrischen Universitätsklinik (Klinikvorstand Univ.-Prof. Dr. Peter Berner) des Allgemeinen Krankenhauses aufnehmen.

17.8.1977: Verkehrsbetriebe geben City-Bus-Netzplan heraus

Ein Informationsblatt mit einem detaillierten Netzplan der innerstädtischen Autobuslinien (1 S 2 S und 3 S) haben die Wiener Verkehrsbetriebe herausgegeben. Der Plan soll Wienern ebenso wie Gästen der Stadt die Orientierung in der Inneren Stadt und die Benützung der innerstädtischen öffentlichen Verkehrsmittel erleichtern.

17.8.1977: Mozart-Gedächtnisstätte im Figaro-Haus wird erweitert

Eines der wichtigsten Ziele aller musikbegeisterten Wien-Besucher aus dem In- und Ausland ist das Figaro-Haus in der früheren "Großen Schulerstrasse", Innere Stadt Nr. 846, heute Schulerstrasse 8 und Domgasse 5. Drei Räume der im ersten Stock gelegenen Wohnung, in der Wolfgang Amadeus Mozart und seine Gattin Konstanze von 1784 bis 1787 gelebt haben, sind bereits seit 1943 Gedächtnisstätte. Die restlichen Räume des Stockwerks werden gegenwärtig im Auftrag der Magistratsabteilung 10, Museen der Stadt Wien, von der Magistratsabteilung 26 - dieser Magistratsabteilung der Geschäftsgruppe Bauten unterstehen die Gebäude des Kultur-, Schul- und Sportwesens - restauriert.

Die neuen Räumlichkeiten enthielten bis vor kurzen zwei kleine Wohnungen - bestehen aus Küche und Zimmer beziehungsweise Küche und zwei Zimmer-, die von der Magistratsabteilung 10 gemietet werden konnten. Nach Eröffnung der instandgesetzten Räume, die für Dezember 1977 vorgesehen ist, wird somit die gesamt ehemalige Mozart-Wohnung als Gedächtnisstätte der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Das Baujahr des Figaro-Hauses ist unbekannt. Seit dem 16. Jahrhundert scheint es als "Hans Arnstorfersches Stiftungshaus" auf, dessen Ertrag jeweils jenem Geistlichen zufloss, der die vorgesehenen Messen in der Stephanskirche las. Als letzter Eigentümer des ursprünglich zweistöckigen Hauses wird 1714 Josef Velardo genannt. Der nächste Besitzer, der bürgerliche Maurermeister Andrea Simone Carove, erhöhte das Gebäude um zwei weitere Stockwerke. Nach Carove scheint dessen Schwiegersohn Albert Camesina, bürgerlicher Stukkateur, als Hausbesitzer auf.

Mozart bezog im September 1784 die Belletage des Hauses Innere Stadt Nr. 846. Sie war die teuerste Wohnung und bestand aus vier Zimmern, zwei Kabinetten, Küche, Bodenraum, Keller und zwei "Holzgewölben" (Verschlägen). Nach der Dekoration des Kabinetts zu schließen, dessen Fenster auf die Schulerstrasse gehen, handelte es sich um die frühere Hausherrenwohnung. Stuckreliefe an der Decke und über der Verbindungstür zeigen eine Sieges- und Ruhmesgöttin mit einem Lorbeerkranz sowie den 1740 verstorbenen Kaiser Karl VI. mit einer Allongeperücke. Die Reliefs dürften zwischen 1720 und 1740 entstanden sein, also in der Zeit des Stukkateurs Albert Camesina, der hier vielleicht sein Musterzimmer hatte.

Mit ziemlicher Sicherheit kann angenommen werden, dass Mozart dieses breite Kabinett mit den erkerartig vorspringenden Zwillingsfenstern als Arbeitszimmer benützt hat, während der benachbarte größere, dreifensterige Raum als Wohn- und Musikzimmer diente.

Die drei Räume mit vier Doppelfenstern auf die Domgasse - die nun renoviert werden - standen offenbar als Schlaf- und Gästezimmer in Verwendung. Unter den neuen Fußböden wurde der alte, ursprüngliche Dielenboden aus der Zeit Mozarts vorgefunden. Es handelt sich um den gleichen alten Holzboden, den auch das Wohn- und Musikzimmer aufweist, und der auf ungewöhnliche Weise datiert werden konnte: zwischen seinen Fugen wurden nämlich 1965 bei der letzten gründlichen Restaurierung zwei alte Geldmünzen gefunden, deren Prägung vor 1777 erfolgt ist - ein Nürnberger Rechenpfennig und ein bayrischer Kreuzer des Kurfürsten Maximilian III. Joseph.

Für Mozart waren die Jahre in der Schulerstrasse die sorgloseste Zeit seines Lebens. Hier entstanden neben mehreren Kammermusikwerken und Klavierkonzerten die Oper "Die Hochzeit des Figaros", hier wurde er von Haydn und wahrscheinlich auch von Beethoven besucht. Vater Leopold Mozart, der sich ebenfalls bei seinem Sohn eingefunden hatte, beschrieb in seinen Briefen an die Tochter Nannerl die Wohnung als "ein schönes Quartier mit aller zum Haus gehörigen Auszierung".

Leider sah sich Wolfgang Amadeus Mozart nur allzubald aus Geldmangel gezwungen, die Wohnung zu wechseln: am 24. oder 27. April 1787 übersiedelte er in das Haus Landstrasse Nr. 224.

20.8.1977: Schwerstbehinderte Kinder im Ferienheim

In den heurigen Sommerferien wurden vom Jugendamt im Rahmen der städtischen Erholungsfürsorge erstmals zwei eigene Erholungsaktion für schwerstbehinderte Kinder durchgeführt.

60 Kinder aus Sonderschulen verbrachten in den vergangenen Wochen in landschaftlich schönen Gebieten einen gelungenen Erholungsaufenthalt im Ferienheim. Ein Turnus wurde im Urlauberheim von Jugend am Werk in Innermanzing geführt, der zweite Turnus wurde im städtischen Erholungsheim Sulzbach bei Bad Ischl untergebracht.

24.8.1977: Zwei neue Saunas in Ober-Laa

Im Kurzentrum Ober-Laa entstehen derzeit zwei neue Saunaanlagen. Das alte Quellhaus an der Liesing, in dem vor Jahren ein provisorischer Kurbetrieb aufgenommen wurde, wird zu einer rustikalen Sauna für etwa 50 Besucher umgestaltet. Die Arbeiten haben bereits begonnen, mit der Fertigstellung ist im Frühjahr kommenden Jahres zu rechnen.

Im Zusammenhang mit der bereits in Angriff genommenen Erweiterung des Thermalhallen- und Schwimmbades wird auch eine Sauna errichtet, die allen Ansprüchen gerecht wird.

25.8.1977: Donauinsel: Aufgeforstet wird jetzt im Norden

Im Norden der Donauinsel, vom Einlaufbauwerk Langenzersdorf stromabwärts, werden im Herbst die Aufforstungsarbeiten auf zunächst zwanzig Hektar Fläche beginnen. Den Wienerinnen und Wienern sollen auch in diesem Teil, entsprechend den Empfehlungen der Jury Donaubereich, große Erholungsflächen mit Wäldern und Wiesen zur Verfügung stehen. Voraussichtliche Kosten dafür: 3,8 Millionen Schilling.

26.8.1977: Gratz in Lissabon

Auf Einladung des Bürgermeisters von Lissabon fuhr Bürgermeister Leopold Gratz heute zu einem offiziellen Besuch in die Hauptstadt Portugals.

30.8.1977: Wien setzt auf Gastfreundschaft

Das gastfreundliche Image, das Wien im Ausland hat, soll nun auch in der Praxis umgesetzt werden. Mit der Aktion "Gastfreund in Wien", die der Fremdenverkehrsverband Wien dieser Tage startet, werden jene "leuchtenden Vorbilder" gesucht, die in ihrer Tätigkeit in allen Bereichen des Fremdenverkehrs zum guten Ruf Wiens beitragen, indem sie mehr als nur Routineleistungen erbringen.

Die Wien-Besucher erhalten bei allen Tourist-Informationsstellen, über Austrian Airlines und über die incoming Reisebüros Karten mit der Frage nach "ihrem besten Gastfreund". Eine Jury, in der die Handelskammer, die Gewerkschaft, die Fachpresse und der Bund österreichsicher Gastlichkeit vertreten sind, wird den "besten Gastfreund" küren - nicht nach der Anzahl der für ihn abgegebenen Stimmen, sondern nach seiner (außergewöhnlichen) Leistung.

31.8.1977: Modernste Filter für Spittelau

In der kommenden Heizperiode wird in der Müllverbrennungsanlage Spittelau eine sogenannte Pilot-Anlage, der modernste, derzeit auf dem Markt befindliche Filter, eingebaut. Es handelt sich dabei um ein völlig neues Verfahren. In der Anlage werden über eine spezielle Dosier- und Eindüsevorrichtung Neutralisationsmittel in den Abgasstrom eingebracht. Die Schadstoffe im Abgas reagieren mit den eingedüsten Chemikalien zu Salzen, die trocken im vorhandenen Elektrofilter niedergeschlagen und mit abgeschiedenem Feinstaub abgezogen werden.

In der Anlage kann vor allem der Anteil von Salzsäuredampf, Fluor und Schwefeldioxyd in den Abgasen erheblich reduziert werden. Das Pilot-Verfahren hat zu dem Vorteil, dass keine Waschwasser anfallen, daher auch keine zusätzliche Schadstoffbelastung der Kanäle oder Flüsse auftritt, dass man die Dosierung des Neutralisationsmittels der Schadstoffkonzentration in den Abgasen anpassen kann und dass man durch Veränderung der Menge des Neutralisationsmittels auch Änderungen in der Zusammensetzung des Mülls Rechnung tragen kann.

Seit Betriebsaufnahme im Jahre 1971 blieb in der Müllverbrennungsanlage Spittelau die Schadstoffkonzentration stets weit unter den von den Behörden genehmigten Werten. Die Heizbetriebe Wien unternehmen trotzdem alle Anstrengungen, die Schadstoffkonzentration in den Abgasen auf das technisch und wirtschaftlich mögliche geringste Maß zu reduzieren.