Historischer Rückblick aus dem Jahr 1976

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Februar 1976

Februar

2.2.1976: Olympia "live" im Rathaus

Ein Hauch von Olympia weht im Wiener Rathaus. Für die Dauer der olympischen Winterspiele in Innsbruck wird die Volkshalle zum größten Fernsehkino Österreichs umgewandelt. 28 Farbfernseher und ein um die Uhr tickender APA-Fernschreiber informieren die Besucher laufend über den letzten Stand in Innsbruck.

Dieses Rathaus-Fernsehkino steht bei freiem Eintritt jedem offen.

Das Olympia-Service des Rathauses wird ergänzt durch eine interessante Informationsschau über die zahlreichen Sportaktivitäten der Stadt Wien. Außerdem steht den Olympia-Fans ein Fitnessraum mit verschiedenen Sportgeräten kostenlos zur Verfügung.

3.2.1976: Hilfestellung für Stadtverwaltung von Kairo

Auf Einladung des Gouverneurs von Kairo, der sich im Vorjahr zwecks Herstellung von kommunalpolitischen Kontakten in Wien aufhielt, besichtige Vizebürgermeister Hubert Pfoch in Begleitung von Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Anton Seda kommunale Einrichtungen in der ägyptischen Hauptstadt, um die Möglichkeiten einer Hilfestellung seitens der Wiener Stadtverwaltung zu prüfen. Das betrifft vor allem die Probleme des Wohnbaues, des öffentlichen Verkehrs, der Straßenbeleuchtung, der Straßenpflege und Müllbeseitigung.

Infolge der sprunghaften Bevölkerungszunahme in Kairo - die Stadt hat derzeit vier Millionen Einwohner zuzüglich weiterer vier Millionen im nahen Umland - steht die Stadtverwaltung von Kairo vor schwierigen Aufgaben. Pfoch und Seda besichtigten unter anderen die Nasser-City, eine Satellitenstadt, die für eine Million Bewohner ausgelegt und im ersten Bauteil fertiggestellt ist.

Als Ergebnis der Kontakt-Reise wird eine Gruppe von Experten der Stadtverwaltung von Kairo nach Wien kommen, um Organisation und technische Ausstattung der genannten kommunalen Bereiche zu studieren. Darüber hinaus wird die Stadt Wien bei der Herstellung von Kontakten mit Firmen behilflich sein und über Kreditmöglichkeiten informieren.

3.2.1976: RK-International - Denkmalschutz für die Pariser Metro-Eingänge

Jene Pariser Metro-Eingänge, die von Guimard um die Jahrhundertwende geschaffen wurden, sollen unter Denkmalschutz gestellt werden. Das kündigte der französische Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten, Michael Guy, anlässlich einer Feier im Pariser Vorort Nogent an: dort war eine der von Baltard im vorigen Jahrhundert errichteten Markthallen - der Bauch von Paris wurde vor wenigen Jahren abgesiedelt - wiederaufgebaut worden.

Der Vorort Nogent will auch weitere Elemente des Pariser Stadtbildes übernehmen: es soll nicht nur der frühere Eingang der Metrostation "George V" im alten Stil neu entstehen, der Bürgermeister des Vorortes hofft auch, dass ihm die Stadt einen der alten, von Wattace entworfenen Brunnen und eine "Vespasienne" - die Pariser Version der Bedürfnisanstalten - überlassen wird. (Quelle: afp)

4.2.1976: Ernst Hagen zum 70. Geburtstag

Der bekannte Wiener Schriftsteller und Kabarettist Prof. Ernst Hagen feiert seinen 70. Geburtstag.

1906 in Prag geboren, kam er bereits mit drei Jahren nach Wien, wo er die Volks- und Mittelschule besuchte. Nach dem Ende seiner Schullaufbahn nahm er beim damaligen Direktor des Wiener Volkstheaters, Dr. Rudolf Beer, Schauspielunterricht. Anschließend war er an verschiedenen Bühnen Österreichs und Deutschlands tätig und hatte auch als Kabarettist Erfolg. 1931 gründete er gemeinsam mit Johann Sklenka die Kleinkunstbühne "ABC". Daneben war Hagen als Schriftsteller und freier Journalist tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Kulturredakteur von "Welt am Montag". Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Journalist blieb er aber auch dem Wiener Kabarett treu: 1946 und 1947 gestaltete er in den Räumen der traditionsreichen Kleinkunstbühne "Literatur am Naschmarkt" mehrere Programme, von denen "Uns kann geholfen werden" am populärsten wurde. Seine Stücke "Cafe Österreich" und "Rhapsodie in rot-weiß-rot" wurden für die Wiener Kleinbühne "Die Tribüne" Serienerfolge. In seiner journalistischen Laufbahn leitete Hagen später das Kulturressort der Tageszeitungen "Weltpresse" und "Bildtelegraph" und wurde 1959 zum Pressereferenten der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien bestellt. Von seinen Romanen seien "Die Brüder von nackten Berg", "Der kleine Vogel im großen Käfig" und sein wohl populärstes Buch "Müssen Männer so sein" erwähnt. Bekannt wurde Ernst Hagen auch als Autor der Hörfunksendereihe "Das Leben beginnt mit 60". Ernst Hage war außerdem Mitautor der Sendereihe "Wien hat immer Saison" und gestaltete im Fernsehen die Folge "Deutsch für Inländer". Großer Beliebtheit erfreut sich seit einiger Zeit seine Fernsehsendereihe "Seniorenklub". Den gleichen Titel trägt ein 1972 erschienenes Buch mit dem Untertitel "Jeder kann jung bleiben".

Mit Entschließung des Herrn Bundespräsidenten vom 22. September 1971 wurde Ernst Hagen der Berufstitel "Professor" verliehen.

5.2.1976: Klammer-Sieg kostete 40.000 Kilowatt

Anhaltspunkte für die Begeisterung, mit der fast ganz Wien die Übertragung des Herrenabfahrtslaufes aus Innsbruck vor den Fernsehgeräten verfolgte, liefern Messdaten aus den E-Werken und Wasserwerken. Der Stromverbrauch stieg mittags sprunghaft um 40.000 Kilowatt an (in Wien gibt es mehr als 500.000 Fernsehgeräte).

Auf den Messgeräten in der Zentrale der Wasserwerke wirkte sich die TV-Übertragung "negativ" aus. Es zeigte sich ein deutlicher Verbrauchsrückgang, der übrigens zweieinhalbmal so stark war wie der Wasserverbrauchsrückgang bei der Übertragung der Eröffnungszeremonie.

Die Volkshalle musste aufgrund des enormen Besucherandranges kurzzeitig gesperrt werden.

7.2.1976: RK-International - Fernwärme auch in Bulgariens Wohnungen

Mehr Wohnungen als bisher sollen in Bulgarien mit Fernwärme geheizt werden: Waren Ende 1975 rund 131.000 Haushalte - davon allein in Sofia 90.000 - an das Fernwärmenetz angeschlossen, so werden im Verlauf des neuen Fünfjahresplanes weitere 200.000 Wohnungen, etwa die Hälfte davon in der Hauptstadt, ebenfalls mit Fernwärme geheizt.

In Sofia werden auch erste Versuche mit der elektronischen Wärmeregulierung in einzelnen Häusern gemacht, die Produktion der entsprechenden Regelgeräte ist bereits angelaufen. Auf diese Weise hofft die Stadtverwaltung, 20 bis 25 Prozent Brennstoff einzusparen. (Quelle: adn).

10.2.1976: Tunesischer Außenminister im Wiener Rathaus

Der tunesische Außenminister Habib Chatty besuchte heute Bürgermeister Gratz und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

11.2.1976: Wertvolle "Lied von der Erde"-Partitur aufgefunden

Im Zuge der Aufarbeitung der Neueingänge wurde in der Wiener Stadtbibliothek eine wertvolle Partitur von Gustav Mahlers "Lied von der Erde" mit eigenhändigen Eintragungen des Komponisten aufgefunden. Diese Eintragungen lassen interessante Schlüsse auf Mahlers Dirigierweise zu.

12.2.1976: Kongressvorschau: von den Margarineverbänden bis zur Magiergesellschaft

Reges Interesse an Wien als Kongressstadt beweist die dieser Tage vom Fremdenverkehrsverband für Wien in seiner Publikation "Treffpunkt Wien" vorgelegte Kongressvorschau für 1976:

Bis November werden nicht weniger als 28 Groß- und Mittelkongresse in Wien durchgeführt werden. Die Gruppen, die Wien als Tagungsort ausgewählt haben, kommen aus allen Bereichen der Wirtschaft. So werden unter anderen im Mai in Wien die Internationale Föderation der Margarineverbände, die Internationale Union der Stromerzeuger und -verteiler aber auch die Internatione Journalistenföderation tagen. Im Juni gibt es einen Kongress der Internationalen Gerichtsvollzieher und in Juli treffen sich in Wien rund 1.800 Mitglieder der Internationalen Föderation der Magiergesellschaften. Im Zeichen der Ästhetik steht der August: Auf den Kongress der Amateurfilmer folgt der Kosmetikerkongress. Auch bei den Medizinern hat Wien seine inzwischen bereits bewährte Anziehungskraft als Kongressstadt behalten: Im Oktober wird eine Internationale Kardiologentagung stattfinden und im selben Monat veranstaltet die Österreichische Ärztekammer gemeinsam mit der Van Swieten-Gesellschaft die Van Swieten-Tagung. Im November schließlich treffen sich in Wien rund tausend österreichische Zahnärzte zum Zahnärztekongress 1976.

12.2.1976: Nun auch Wiener Verkehrsnachrichten im Rundfunk

Das Studio Wien des ORF startet ein neues Hörer-Service: spezielle Nachrichten über die Verkehrssituation in Wien über eine Direktleitung von der Verkehrsleitzentrale der Wiener Polizei. Diese Verkehrsnachrichten sind nicht nur für den Autofahrer bestimmt, sondern bringen auch jeweils Hinweise für den öffentlichen Verkehr - Straßenbahn, Stadtbahn und Autobus.

Die Einführung der speziellen Wiener Verkehrsnachrichten kam nach vorbereitenden Gesprächen des Wiener Intendanten Gundomar Eibegger mit Polizeipräsident Dr. Karl Reidinger und Generalinspektor Dr. Günter Bögl zustande.

14.2.1976: Militärmusikarchiv für die Wiener Stadtbibliothek

Die Wiener Stadtbibliothek konnte ein reichhaltiges Archiv mit Aufzeichnungen über österreichische Militärmusik und Militärkapellmeister erwerben. Da die Bibliothek bereits seit 35 Jahren die große Marschmusiksammlung von Eduard Pfleger besitzt, ist damit dieser Sektor der österreichischen Musikgeschichte in ihr fast einmaliger Reichhaltigkeit dokumentiert.

16.2.1976: Historisches Museum erwirbt wertvolle mittelalterliche Tafelbilder

Zwei wertvolle mittelalterliche Tafelbilder von der Hand des Meisters des Friedrichsaltars hat das Historische Museum der Stadt Wien am Karlsplatz erworben. Die beiden Tafelbilder - sie sind derzeit in der Ausstellung "Wien im Mittelalter" im Museum zu sehen - wurden um je 370.000 Schilling von der Galerie St. Lucas gekauft. Sie sind zwischen 1440 und 1450 in Wien entstanden und stellen die "Disputation der Heiligen Katharina" und das "Martyrium der Heiligen Katharina" dar. Der Erwerb dieser beiden Bilder ist für das Museum von besonderer Bedeutung, da damit der bisher nicht sehr reiche Bestand an mittelalterlicher Tafelmalerei eine wesentliche Ergänzung erfahren hat.

19.2.1976: Ehrenzeichen der Bundeshauptstadt Wien für Professor Kutschera und Johannes Fehring

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute dem Direktor, dem Kapellmeister und dem Betriebsinspektor des Theaters an der Wien, Prof. Rolf Kutschera, Johannes Fehring und Hermann Winter die ihnen verliehenen Auszeichnungen der Bundeshauptstadt Wien. Prof. Kutschera erhielt das Goldene, Johannes Fehring das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, Hermann Winter das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

21.2.1976: 47,5 Millionen Schilling für Straßenreinhaltung

Mehr als 47,5 Millionen Schilling wurden heute für die Reinhaltung der Wiener Straßen genehmigt. Von diesem Betrag werden 19 neue Müllsammelfahrzeuge und mehr als 10.000 neue Müllgefäße angekauft. Die Stadtreinigung wird drei neue Lastkraftwagen mit Winterdiensteinrichtungen und ein Lkw-Fahrgestell (zur Bestückung mit einer vorhandenen Wechselkipperanlage) sowie zwei weitere Straßenwaschfahrzeuge in Betrieb nehmen können.

21.2.1976: "habitat" - die bisher größte UNO-Konferenz - Heuer Weltkongress über das weltweite Wohnungsproblem

Ende Mai bis Mitte Juni des heurigen Jahres wird in Vancouver (Kanada) die UNO-Konferenz "habitat" stattfinden. Thema dieses Weltkongresses ist das Wohnungsproblem. "habitat" soll die bisher größte und umfangreichste UNO-Konferenz werden, größer als die Weltbevölkerungskonferenz von Bukarest und die Welternährungskonferenz von Rom (beide 1974).

Eingeladen zur Teilnahme sind alle UNO-Mitgliedstaaten. Es wird aber auch mit der Teilnahme von Nichtstaatlichen Organisationen, wie Mieterverbände, Bausparkassen, Forschungsinstitute, Geldinstitute et cetera gerechnet. Durch solch ein breites Spektrum von Erfahrungsaustausch und Anregungen wird erwartet, dass "habitat" die Basis für ein weltweites UNO-Programm zur Verbesserung der Wohnungslage und zur Beschleunigung des Wohnungsbaus erarbeiten kann.

Die Wohnungsfrage wird als größtes Umweltproblem auf der Erde angesehen. Die Entscheidungen der Konferenz werden in drei getrennten Ausschüssen getroffen: Einer wird Grundsätze zur Lösung des Wohnungsproblemes der Weltbevölkerung formulieren, ein zweiter wird einzelstaatliche Programme erarbeiten und der dritte Ausschuss wird sich mit Vorschlägen zur Förderung einer internationalen Zusammenarbeit für den Bereich des Wohnens befassen.

23.2.1976: Österreichs erstes Institut für Ehe- und Familientherapie wird eröffnet

Gesundheits- und Sozialstadtrat Dr. Alois Stacher eröffnet im 2. Bezirk, in der Praterstraße 40, Österreichs erstes Institut für Ehe- und Familientherapie. Aufgabe dieses neuen Institutes - es wird vom Verein "Wiener Sozialdienste" geführt - wird vor allem sein, länger dauernde Einzel- oder Partnerschaftsberatungen durchzuführen, beziehungsweise in dringenden Fällen auch ohne Voranmeldung rasch Rat und Hilfe zu vermitteln.

23.2.1976: Gedenktafel für Emmerich Kalman

Im Studentinnenheim Währing, in der Hasenauer Straße 29 (18. Bezirk), wurde eine Gedenktafel für den Operettenkomponisten Emmerich Kalman enthüllt.

Das ehemalige "Kalman-Palais" und heutige Studentinnenheim, wurde 1909 erbaut und 1932 von Emmerich Kalman erworben. Der Operettenkomponist ließ 1935 die Villa umbauen und komponierte dort die Operette "Kaiserin Josephine" die später in Paris uraufgeführt wurde. Während des Krieges wurde die Kalman-Villa als Spital verwendet. 1960 wurde sie in ein Studentinnenheim umfunktioniert und im Jahre 1973 ließ die Stadt Wien das Gebäude mit einer Subvention von 450.000 Schilling renovieren.

25.2.1976: 1975 wurden in Wien 7.145 Wohnungen fertig

Im Jahre 1975 wurden in Wien insgesamt 7.145 Neubauwohnungen fertiggestellt. Das ist eine größere Zahl als in den beiden vorangegangenen Jahren. Die Vergleichszahlen: 1974 wurden 5.815 Wohnungen gebaut, 1973 waren es 6.927.

Nach Bauherren gegliedert entfallen von den 7.145 Wohnungen auf die Gemeinde Wien 33 Prozent, auf Gemeinnützige Bauvereinigungen 46,9 Prozent, auf sonstige juristische Personen 10,8 Prozent und auf Private 9,3 Prozent.

27.2.1976: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat referierte Stadtrat Hans Mayr (SPÖ) über die Schaffung der "Dr. Bruno Kreisky-Stiftung" anlässlich der Vollendung des 65. Geburtstages des Bundeskanzlers, zu der die Stadt Wien einen einmaligen Betrag in Höhe von 1,5 Millionen Schilling zur Verfügung stellt. Durch Beiträge anderer Institutionen sind bereits mehr als zehn Millionen Schilling zusammengekommen. Jedes zweite Jahr werden an Zinsen zwei Millionen Schilling zur Verfügung stehen, mit denen hervorragende Persönlichkeiten bedacht werden sollen, die sich Verdienste in Erfüllung der Menschenrechte erworben haben. Der Antrag auf die Subvention wurde mit den Stimmen der SPÖ angenommen.