Historischer Rückblick aus dem Jahr 1975

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

März 1975

März

1.3.1975: Ausbau des Diakonissenkrankenhauses

Das Diakonissenkrankenhaus in der Hans Sachs-Gasse in Währing (18. Bezirk) erhält 16 zusätzliche Betten und neue Operationssäle. Die Kapazität wird damit auf 56 Kranken- und 30 Altersbetten ausgebaut. Die Stadt Wien unterstützt diese Investitionen mit einem Zinsenzuschuss von vier Prozent p.a. für Kredite von insgesamt 22 Millionen Schilling. Auch wird eine Subvention von 850.000 Schilling ausbezahlt.

1.3.1975: 660 Millionen Schilling für Gewerbekredite

Die Mittel, die für gewerbliche Investitionskredite zur Verfügung stehen, wurden heute vom Wiener Stadtsenat um 50 Millionen auf 660 Millionen Schilling neuerlich aufgestockt. Diese Aktion war im Jahre 1959 mit zehn Millionen Schilling gestartet worden. Bis Ende 1974 wurden 6.609 Kredite mit einer Gesamtsumme von 567 Millionen Schilling vergeben. Diese Kredite betragen jeweils 10.000 bis 300.000 Schilling, die Laufzeit beträgt maximal zehn Jahre, die Verzinsung fünf Prozent p.a..

3.3.1975: Liesing: Schule für tausend Kinder eröffnet

Eine neue Schule mit 25 Klassen entstand in Liesing (23. Bezirk) Steinergasse 25. In dem in Fertigteilbauweise errichteten Gebäude sind eine integrierte Gesamtschule - eine Hauptschule mit Leistungsgruppen - mit 700 Schülern sowie eine Sonderschule mit 300 Schülern untergebracht. Zur Schule gehört auch eine Rundturnhalle, die auch Sportvereinen zur Verfügung steht.

4.3.1975: "Kuratorium Wiener Pensionistenheime" konstituiert

Das "Kuratorium Wiener Pensionistenheime" hielt unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, Gesundheits- und Sozialstadtrat Prof. Dr. Alois Stacher, seine konstituierende Sitzung ab. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Wahl der beiden Vizepräsidenten. Zum 1. Vizepräsidenten wurde Gemeinderat Franz Gawlik (SPÖ), zum 2. Vizepräsidenten ÖVP-Stadtrat Walter Lehner bestellt. Der Vorstand des "Kuratoriums Wiener Pensionistenheime" besteht aus insgesamt zehn Mitgliedern des Wiener Gemeinderates, sieben davon gehören der SPÖ und drei der ÖVP an.

4.3.1975: Stadtrat a. D. Anton Schwaiger gestorben

Der ehemalige Amtsführende Stadtrat für die Städtischen Unternehmungen Anton Schwaiger ist im 64. Lebensjahr gestorben.

Anton Schwaiger wurde am 3. Juli 1911 in Wien geboren. Er war von Dezember 1945 bis September 1967 Mitglied des Wiener Gemeinderates (ÖVP). Als Amtsführender Stadtrat für die Städtischen Unternehmungen fungierte er von Dezember 1959 bis Dezember 1964. Für seine Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet.

4.3.1975: Floridsdorf: Mautner-Villa wird Jugendzentrum

In Floridsdorf (21. Bezirk) wird in der ehemaligen Mautner-Villa in der Prager Straße 20 ein Jugendzentrum eingerichtet. Noch im heurigen Sommer wird mit den Umbauarbeiten dazu begonnen.

Die Mautner-Villa, früher Sitz der Familie Mautner-Markhof wurde von der Stadt Wien mit der Absicht erworben, das Haus der Jugend zu widmen.

5.3.1975: Aus alten Zentralwaschküchen werden "Waschsalons" - Modernste Ausstattung mit Schleudermaschinen, Trockner und Bügelmaschinen

Wer noch die alten Zentralwaschküchen in den großen städtischen Wohnhausanlagen der Ersten Republik gekannt hat, wird sie nun nicht mehr wiedererkennen: Sie haben sich zu hellen, klimatisierten "Waschsalons" gemausert. Im Rahmen einer Großaktion, die 1971 begonnen hat, wurden mit beträchtlichem Geldaufwand bereits 17 der 25 Großwaschküchen umgebaut und modernisiert. In einer Schlussetappe erfolgt nun die Modernisierung der restlichen Großwaschküchen.

Waren die einstigen Zentralwaschküchen in den Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit ein gewaltiger Fortschritt, entsprachen sie in den letzten Jahren immer weniger den heutigen Anforderungen.

5.3.1975: Generalversammlung der Johann Strauss-Gesellschaft - Paris soll Straße nach dem Walzerkönig benennen

In Paris soll im Jubiläumsjahr zu Ehren des Walzerkönigs eine Verkehrsfläche den Namen Johann Strauss bekommen. Dies wurde heute bei der Generalversammlung der Wiener Johann Strauss-Gesellschaft bekanntgegeben. Johann Strauss-Gesellschaften gibt es außer in Wien auch in England, Frankreich und Schweden. In Kürze soll auch in der Bundesrepublik Deutschland eine Johann Strauss-Gesellschaft gegründet werden. Die Pariser Gesellschaft hat nun von Wien den Klavierauszug eines Strauss-Walzers mit dem Titel "Paris" erhalten und will diesen Walzer bei der Benennungsfeier in Paris zur Aufführung bringen.

Die Wiener Johann Strauss-Gesellschaft, deren Ehrenpräsident Hofrat Prof. Dr. Franz Salmhofer ist, wählte heute erneut Altbürgermeister Bruno Marek zum Präsidenten und Kommerzialrat Hans Linhart sowie Generaldirektor Dr. Josef Neubauer zu stellvertretenden Präsidenten. Neu in den Vorstand wurden auch die ehemalige Stadträtin Dr. Maria Schaumayer, die beiden Messedirektoren Dkfm. Alfred Hintschig und Alfred Draxler sowie der Generaldirektor des Österreichischen Verkehrsbüros Millwisch gewählt.

Derzeit wichtigstes Vorhaben der Gesellschaft, die seit 1936 besteht - der erste Präsident war Generalmusikdirektor Prof. Weingartner -, ist die Herausgabe des umfangreichen Gesamtwerkes des Walzerkönigs. Seit vielen Jahren ist der wissenschaftliche Experte, Senatsrat Prof. Dr. Fritz Racek von der Wiener Stadtbibliothek, mit dieser gewaltigen Aufgabe betraut. Vorgesehen sind 50 Bände. Der erste Band erschien 1967. Fünf Bände wurden inzwischen herausgebracht, und im heurigen Herbst soll als Jubiläumsgeschenk Band 6 erscheinen, der unter anderem auch den Walzer "Wein, Weib und Gesang" enthält.

6.3.1975: Kuratorium Wiener Jugendheime konstituiert

Das "Kuratorium Wiener Jugendheime" hielt unter dem Vorsitz seiner Präsidentin, Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner, seine konstituierende Sitzung ab. Auf der Tagesordnung stand u.a. die Wahl der Vizepräsidenten. Herbert Mayr (SPÖ) wurde zum ersten, Stadtrat Walter Lehner (ÖVP) zum zweiten Vizepräsidenten ernannt.

Das Kuratorium Wiener Jugendheime errichtet derzeit ein Lehrlings- und Gesellenheim mit mehr als 300 Plätzen in der Gatterederstraße in Liesing sowie ein Gesellenheim mit 280 Wohneinheiten für männliche und weibliche jugendliche Arbeitnehmer in Hietzing, Amalienstraße-Preindlgasse. Der Bau dieser beiden Heime wird voraussichtlich 140 Millionen Schilling kosten.

Ende 1975 wird außerdem mit dem Bau eines Gesellenheimes mit 206 Plätzen im 15. Bezirk, Reichsapfelgasse-Hollergasse begonnen werden. In diesem Heim - Gesamtkosten 55 Millionen Schilling - werden auch behinderte Jugendliche untergebracht werden können.

6.3.1975: 125 Jahre "Landstraße"

Der 3. Bezirk, die Landstraße, feiert den 125. Geburtstag. Bürgermeister Gratz wird aus diesem Anlass die Festrede im Bezirk halten.

Am 9. März 1850 wurde der Beschluss des Wiener Gemeinderates auf Eingemeindung der "Landstraße" mit den Ortsteilen Erdberg, Weissgerber und Landstraße rechtskräftig. Die Bezirksvertretung nahm allerdings erst zwölf Jahre später ihre Tätigkeit auf.

Das Territorium des 3. Bezirkes gehört zu jenen Teilen Wiens, die, historisch gesehen, besondere Bedeutung haben. Vor 2.500 Jahren war hier in unserem engeren Raum das erste keltische Besiedlungszentrum. Auf Landstraßer Boden befanden sich auch das erste Militärlager der römischen Garnison Vindobona und im 2. Jahrhundert die römische Zivilstadt.

Die früheren Ortsteile des heutigen Bezirkes zählten von Anfang an zu den bedeutendsten Vorstädten Wiens. Ländliche Anwesen mit engen Höfen, wie überall in der Vorstadt, sowie in der sogenannten Gründerzeit die typischen Zinshäuser prägten die "Landstraße".

Der Bezirk wuchs in der Zeit nach der Eingemeindung sehr rasch. Waren bei der Volkszählung 1869 rund 82.000 Bewohner ermittelt worden, so gab es kurz vor dem Ersten Weltkrieg beinahe doppelt so viel. Die Landstraße war aber keineswegs nur ein Wohnviertel. Hier hatten Adelige ihre Paläste gebaut, hier wuchs das sogenannte "Botschafterviertel", hier wurden Betriebe gegründet.

Viele große Musiker wohnten, wenn auch zum Teil nur vorübergehend, im dritten Bezirk: Mozart, Beethoven, Schubert, Gluck, Bruckner, Hugo Wolf und Gustav Mahler, um nur einige zu nennen.

Mit dem Bau der Ringstraße wurde der 3. Bezirk als einer der ersten mit der Innenstadt verbunden. Seit 1873 fuhr die Pferdebahn durch die Landstraße, der Bau der Verbindungsbahn und der Stadtbahn folgten.

Im Rahmen des kommunalen Wohnbaus der Stadtverwaltung entstanden im 3. Bezirk große Wohnhausanlagen, wie zum Beispiel der "Hanusch-Hof" (1924) mit mehr als 400 Wohnungen, der "Rabenhof" (1927) mit fast 1.100 Wohnungen und die Anlage am Landstraßer Gürtel (1932) mit mehr als 800 Wohnungen.

Von den 46.000 Wohnungen im Bezirk (1939) waren nach dem Zweiten Weltkrieg 2.592 total zerstört, 5.771 sehr schwer beschädigt. Tausende weitere Wohnungen wiesen mittlere und leichtere Schäden auf. Der Wohnbau bleibt nach dem Krieg wichtigste Aufgabe im Bezirk. So wurden im Rahmen der Assanierung in Erdberg mehr als 1.000 Wohnungen gebaut. Auch entstand eine Reihe von Gemeindebauten im 3. Bezirk.

6.000 Industrie- und Gewerbebetriebe mit rund 60.000 Beschäftigten zeigen, was für einen großen Aufschwung der Bezirk genommen hat.

6.3.1975: RK-International: München: Wenig Interesse für Park and Ride

Mit großen Hoffnungen wurden an den Münchner U-Bahn-Endstationen große Parkplätze angelegt. Man erwartete, dass die Autofahrer dort ihr Auto kostenlos abstellen und mit der U-Bahn weiterfahren. In einer Pressekonferenz teilte nun die Stadtverwaltung mit, dass dieses "Park-and-Ride"-Angebot kaum angenommen wurde. Im ganzen Jahr wurden auf den insgesamt 4.200 Plätzen nur 7.056 Autos abgestellt. (Quelle: "Süddeutsche Zeitung").

6.3.1975: Ehrenring der Stadt Wien für Hans Swarowsky

Den Ehrenring der Stadt Wien erhielt der Dirigent und Musikwissenschaftler Prof. Hans Swarowsky in Anerkennung seiner Verdienste um das Musikleben in Wien.

8.3.1975: Eine Million für Garne und Stoffe

Mehr als eine Million Schilling genehmigte heute der zuständige Ausschuss für Handstrick-Garne und Baumwoll-Dirndlstoffe, die für den Handarbeitsunterricht an den Allgemeinbildenden Pflichtschulen benötigt werden.

8.3.1975: 30.000 Telefonanschlüsse für Donaustadt

Das Warten auf ein eigenes Telefon ist für 2.300 Donaustädter bald vorbei: Verkehrsminister Erwin Lanc eröffnete das Postamt 1229 Wien sowie das dazugehörige Ortsamt Kagran am Schrödingerplatz. Die Wartenden werden zum Großteil im kommenden Jahr ihre Telefonanschlüsse erhalten.

In dem nun fertiggestellten Wahlamt Kagran - es ist bereits seit Juli 1974 in Betrieb - stehen derzeit 3.600 Anschlüsse zur Verfügung. Anrufeinheiten für weitere 5.600 Telefonanschlüsse sollen in nächster Zeit gebaut werden. Die Kosten für die Errichtung des Ortsamtes Kagran mit dem angeschlossenen Postamt betrugen, wie Lanc betonte, über 54 Millionen Schilling. Die Gesamtkapazität von 30.000 Anschlüssen wird voraussichtlich für fünfzehn Jahre ausreichen.

10.3.1975: Wiener Pionierleistungen beim Schulbau - Experten aus allen Bundesländern tagen im Wiener Rathaus

Beachtliche Leistungen auf dem Gebiet des Schulbaues kann die Stadt Wien in den letzten Jahrzehnten aufweisen. Seit heute tagen Schulbau-Experten aus ganz Österreich im Wiener Rathaus, um einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch auf diesem speziellen Gebiet herbeizuführen.

Seit 1945 wurden 91 Schulen neu gebaut. Sieben weitere Schulen sind in Bau, für neun Schulen hat die Planung begonnen. Im Vergleich dazu wurden in der Ersten Republik in Wien lediglich drei Schulen errichtet. Eine Schulbaukommission, die 1969 ins Leben gerufen wurde, bemüht sich seither, Prototypen für Schulen zu entwickeln. Im Rahmen dieser Bemühungen stand auch eine Studienreise von Wiener Schulbauexperten in die anderen österreichischen Bundesländer.

10.3.1975: Stadtbilderhaltungsausstellung zum Denkmalschutzjahr 1975

Über die Aktivitäten der Stadt Wien auf dem Gebiet des Denkmalschutzes können sich die Wienerinnen und Wiener in der Kassenhalle des "Z"-Hauptgebäudes in der Vorderen Zollamtsstraße informieren. Es werden Beispiele aus Architektur und Plastik sowie weitere Dokumentationen zum Thema Altstadterhaltung in der Ausstellung zu sehen sein. Für die Gestaltung der Ausstellung - sie wird im Auftrag des Kulturamts vom Fremdenverkehrsverband für Wien zusammengestellt - wurden heute 620.000 Schilling genehmigt.

Im Rahmen dieser Ausstellung wird der ebenfalls im Auftrag des Kulturamts produzierte Film über Altstadterhaltung in Wien uraufgeführt. Die Ausstellung selbst soll anlässlich der Europaratveranstaltung zum Jahr des Denkmalschutzes im Mai 1975 in Brügge und danach in Bonn, Stockholm und Rom gezeigt werden.

11.3.1975: Wien präsentiert sich in Amsterdam

Beginnend am 14. März, ist Wien einen Monat lang im Reichsmuseum Vincent van Gogh in Amsterdam zu Gast. Als Gruß an die niederländische Metropole, die heuer ihr 700-Jahr-Jubiläum feiert, und als touristische Werbung für die Bundeshauptstadt Wien findet die Aktion "Wien in Amsterdam 700" statt. Kunstausstellungen, Filme, ein Quiz und eine allgemeine Wien-Präsentation laden zu einem "Rendezvous mit Wien" ein.

"Jugendstil in Wien" ist der Titel einer eigens für das Ausland zusammengestellten Schau aus dem Historischen Museum der Stadt Wien. Als "Expressiver Realismus aus Wien" wird aktuelle Kunst vorgestellt. Ein Modell der Wiener Innenstadt mit sechs Meter Durchmesser und originalgetreuer Nachbildung von hundert wichtigen Gebäuden gibt ebenso Eindrücke von Wien wie das "Wiener Cafe, das im van Gogh-Museum zu einer gemütlichen Jause einlädt.

Während der Laufzeit der Ausstellungen in Amsterdam werden bereits Vorbereitungen für Bonn getroffen, wo in noch größerem Rahmen dann Ende Juni die Aktion "Wien in Bonn" in der Bonner Beethovenhalle stattfinden wird.

13.3.1975: Ausstellung "Sowjetische Kosmonautik" nach Wien

Der Geschäftsträger der UdSSR in Österreich, W. Mamontov, und Bürgermeister Leopold Gratz unterzeichneten ein Arbeitsübereinkommen, nach dem eine wissenschaftlich außerordentlich interessante Ausstellung "Sowjetische Kosmonautik" in Wien gezeigt werden soll. Diese Ausstellung wird von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gestaltet und von dieser gemeinsam mit dem Verband der Sowjetischen Gesellschaften für Freundschaft und kulturelle Verbindung mit dem Ausland der Stadt Wien angeboten.

Die Ausstellung wird im Juni im Messepalast eröffnet werden. Sie wird an Hand von vielen Weltraumflugkörpern in natürlicher Größe eine Vorstellung von der sowjetischen Raumfahrt geben.

Der Termin der Ausstellung ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil im Juli dieses Jahres das erste Treffen von Amerikanern und Russen im Weltraum stattfinden wird.

17.3.1975: Kriegsversehrte Ägypter werden in Wien behandelt

Drei ägyptische Soldaten, die durch Kriegseinwirkungen Augenverletzungen erlitten haben, werden über Einladung der Stadtverwaltung nach Wien kommen, um hier untersucht und in weiterer Folge behandelt zu werden. Die Stadt Wien kommt damit einem Ersuchen der ägyptischen Botschaft nach, diese Kriegsversehrten in Wien zu behandeln.

Die Soldaten werden in die Augenabteilung des Lainzer Krankenhauses (Vorstand: Prof. Dr. Stepanik) gebracht.

18.3.1975: Bürgermeister Gratz in Moskau

Bürgermeister Leopold Gratz ist - in Begleitung von Vizebürgermeister Hubert Pfoch, Finanzstadtrat Hans Mayr, Stadtrat Walter Lehner und Präsidialchef Obersenatsrat Dr. Josef Bandion - nach Moskau abgereist. Er erwidert damit den Besuch des Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Moskauer Sowjets Wladimir Promyslow, der im Oktober in Wien war.

Die Wiener Delegation wird die Ausstellung über den Generalplan zur Entwicklung von Moskau, neue Stadtviertel, Einrichtungen des Gesundheitswesens, der Stadtreinigung und der Müllabfuhr, die U-Bahn, den neuen Fernsehturm und die Volkswirtschaftsausstellung besuchen. Auch eine Besichtigung des Kremls steht auf dem Programm. Es ist auch ein kurzer Besuch von Leningrad vorgesehen.

Zugleich mit der Delegation der Stadt Wien ist auch eine Vertretung der Wiener Handelskammer in Moskau. In gemeinsamen Gesprächen soll eine Verstärkung der wirtschaftlichen Kontakte zwischen den beiden Städten angestrebt werden. Dabei wird auch zur Sprache kommen, ob Wiener Firmen Bauarbeiten für die Olympischen Sommerspiele, die 1980 in Moskau stattfinden werden, übernehmen können.

19.3.1975: 75 Jahre Brigittenau - Die alte Dampftramway fährt zum Jubiläum durch den Bezirk

Am 24. März 1900 wurde die Brigittenau und Zwischenbrücken, bis dahin Teile der Leopoldstadt, aufgrund eines Beschlusses des Niederösterreichischen Landtages - Wien gehörte damals zu Niederösterreich - zum 20. Bezirk erklärt. 75 Jahre ist also nun die "Bre", wie die Brigittenau liebevoll von vielen Wienern genannt wird.

Die Brigittenau war früher ein von vielen großen und kleinen Donauarmen durchzogenes Stromland, das immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Erst nach der Donauregulierung (1871 bis 1875), die das Territorium erst zu Bauland machte, nahm die Brigittenau einen ungeheuren Aufschwung.

Die Industrialisierung setzte ein, aus allen Teilen der Donaumonarchie, vor allem aber aus Böhmen, Mähren und der Slowakei strömten Menschen in die Brigittenau, die von Anfang an ein Arbeiterbezirk war. Überall schossen Zinshäuser aus dem Boden.

Die Bevölkerungszahl der Brigittenau wuchs in rund vier Jahrzehnten von 1857 (3.620) bis 1900 (71.445) um fast das Zwanzigfache an. 1910 gab es sogar 101.326 Einwohner, denen damals allerdings nur 22.000 Wohnungen (meist kleine Zimmer-Küche-Wohnungen) zur Verfügung standen. Heute gibt es 82.722 Brigittenauer mit 37.577 Wohnungen.

In den zwanziger und dreißiger Jahren setzte eine große Wohnbautätigkeit in der Brigittenau ein. Es wurden mehr als 5.000 Gemeindewohnungen errichtet. Es entstanden so große Anlagen wie der Robert Blum-Hof, der Winarskyhof, der Janecekhof, der Beerhof und der Friedrich Engels-Bau. Aber auch in der Brigittenau waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast ein Drittel aller Wohnungen zerstört. Der Wohnungsbau stand nach dem Krieg daher an erster Stelle.

Anlässlich des Jubiläums ist ein umfangreiches Festprogramm durch den Bezirk in Vorbereitung. So wird auch die alte Dampftramway durch die "Bre" fahren.

19.3.1975: "Einrücken" zur Gemeinde Wien - die ersten Zivildiener kommen im April

Die ersten zwanzig Zivildienstleistenden werden ab 1. April zur Gemeinde Wien "einrücken". Sie werden, wie Stadtrat Kurt Heller heute mitteilte, im Anstaltenamt zur Pflege und Betreuung der Kranken, im Stadtgartenamt und bei der Stadtreinigung arbeiten. Auch bei den Verkehrsbetrieben werden Zivildiener ihren Wehrersatzdienst leisten können.

Der Wiener Stadtsenat beschloss als erstes Bundesland einen diesbezüglichen Vertrag mit dem Bund. Dieser Vertrag regelt die sich aus dem Zivildienstgesetz ergebenden gegenseitigen finanziellen Beziehungen und sonstigen Vereinbarungen.

Die Kosten für die finanziellen Ansprüche der Zivildienstleistenden trägt der Bund. Die Stadt Wien hat dem Bund eine angemessene Vergütung zu leisten, wobei insbesondere der Wert zu berücksichtigen ist, den die Dienstleistung hat. Für die Kosten, die durch Erbringung von Naturalleistungen wie Unterkünfte, Arbeitskleidung usw. auflaufen, hat wieder der Bund zu sorgen.

21.3.1975: Start für neues Naturschutzgesetz

Ein neues Naturschutzgesetz soll die Erhaltung, Pflege und Erweiterung der natürlichen Landschaft in Wien auf ein stärkeres Fundament stellen. Mit den Vorarbeiten soll sofort begonnen werden. Dies gab Umweltstadtrat Peter Schieder als neuer Vorsitzender des Naturschutzbeirates bekannt.

Der Beirat, dem Fachleute der verschiedensten Bereiche und Interessensgruppen angehören, billigte einstimmig die erklärte Absicht, das Naturschutzgesetz aus der Isolation der Konservierung von bestehenden Zuständen herauszuführen und zu einem Instrumentarium aktiver Umwelt-, Erholungs- und Freizeitgestaltung zu machen.

Für die Neufassung des Wiener Naturschutzgesetzes ist ein Zeitraum von ungefähr drei Jahren vorgesehen.

22.3.1975: Dokumentation über Verfolgung und Widerstand in Wien

Drei Bände mit je etwa 500 Seiten umfasst die Dokumentation "Verfolgung und Widerstand in Wien 1934 - 1945", die gemeinsam vom Österreichischen Bundesverlag und vom Verlag Jugend und Volk herausgebracht wird. Herausgeber ist das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Der erste Band betrifft die Jahre 1934 bis 1938. Die beiden anderen Bände, die das Material aus den Jahren 1938 bis 1945 enthalten, sind die Abschnitte "Arbeiterbewegung", "Überparteiliche und sonstige Gruppen", "das katholisch-konservative Lager", "Andere religiöse Gruppen", "Die Verfolgung der Juden", "Militärischer Widerstand" und "individueller Widerstand". Die drei Bände kosten zusammen 600 Schilling.

24.3.1975: Penzing: Pfarre von Mariabrunn dankt Stadt Wien

Die bekannte Wallfahrtskirche Mariabrunn im 14. Bezirk, Hauptstraße 9, war in den letzten Jahren so desolat geworden, dass eine Renovierung unbedingt notwendig wurde. Stadtpfarrer Dr. Franz Weninger wandte sich deshalb mit der Bitte um Unterstützung an die Stadt Wien. Aus Mitteln der Altstadterhaltung wurden 200.000 Schilling zur Verfügung gestellt. Nun präsentiert sich der Turm der Kirche von Mariabrunn in neuem Zustand.

25.3.1975: RK-International: Die erste Frau im Londoner Stadtrat

Das Jahr der Frau macht auch vor dem Londoner Stadtrat nicht Halt: nach 800jähriger Herrschaft der Männer ist die erste Frau, Lady Donaldson, in den Aldermen's Court gewählt worden. Die Mitglieder dieses Stadtrats der City von London werden alljährlich neu gewählt. Ebenso jedes Jahr wird eines der Mitglieder Lord Major (Bürgermeister). (Quelle: Neue Zürcher Zeitung).

26.3.1975: Neuer Sozialdienst: Einführung eines Kontaktbesuchsdienstes

Das derzeitige Angebot an sozialen Diensten der Stadtverwaltung wird durch eine neue Einrichtung - einen Kontaktbesuchsdienst für Betagte - erweitert. Der neue Sozialdienst stellt eine Erweiterung des bereits im vorigen Jahr eingeführten Besuchsdienstes für Betagte und Behinderte dar.

Erstes Einsatzgebiet ist der 15. Bezirk.