Historischer Rückblick aus dem Jahr 1975

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Februar 1975

Februar

1.2.1975: Noch heuer: Elf Pensionistenheime mit 2.650 Plätzen

Gesundheits- und Sozialstadtrat Prof. Dr. Alois Stacher gab heute die Planung für die Pensionistenheime der Stadt Wien bekannt: Voraussichtlich werden noch in der ersten Jahreshälfte die beiden Pensionistenheime im Augarten, 2, Rauscherstraße und in Fünfhaus, 15, Ibsenstraße-Schanzstraße mit 524 Plätzen ihren Betrieb aufnehmen. Damit werden elf Pensionistenheime mit insgesamt 2.650 Plätzen zur Verfügung stehen. Im Bau sind derzeit auch noch ein Heim im 23. Bezirk (320 Plätze) und eine Erweiterung des Pensionistenheimes in Döbling (85 Plätze).

3.2.1975: RK-International: Kabelfernsehen in Hamburg und Nürnberg

In Hamburg und Nürnberg hat die Deutsche Bundespost die ersten Kabelnetze in Betrieb genommen, die als Pilotanlagen technische, organisatorische und wirtschaftliche Aufschlüsse bringen sollen. In Hamburg-Barmbek können 300, in Nürnberg 2.400 Haushalte je fünf Fernseh- und Hörfunkprogramme in Stereoqualität empfangen.

Die Nürnberger Anlage ist für 6.000 Empfänger eingerichtet, die Kabelanlagen ermöglichen bereits Bildtelefon, Computeranschluss und die Übertragung elektronischer Zeitungen. Die Hamburger Anlage ist darauf orientiert, ein Gebiet von 80 Quadratkilometer mit zehntausenden Anschlüssen zu versorgen.

Prof. Dr. Eberhard Witte, Vorsitzender der Deutschen Kommission für den Ausbau der technischen Kommunikationssysteme, erklärte dazu: "Die technischen Probleme eines Kabelfernsehnetzes in der Bundesrepublik sind zwar weitgehend gelöst, wichtige wirtschaftliche, rechtliche und politische Fragen aber noch offen". (Quelle: Zeitung für kommunale Wirtschaft, München, 1/75).

4.2.1975: Karl Lakowitsch gestorben

Karl Lakowitsch, der von 1959 bis 1963 Landeshauptmann-Stellvertreter von Wien und 1953 bis 1964 Amtsführender Stadtrat für baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten war, ist im 78. Lebensjahr gestorben.

Karl Lakowitsch trat als Stadtrat zurück, um die Funktion eines Präsidenten der Wiener Handelskammer zu übernehmen. Bis 1970 übte er dieses Amt aus.

4.2.1975: Wien ohne Gemeindestier

Mit einer Novelle zum Tierzuchtförderungsgesetz, die von der Wiener Landesregierung beschlossen wurde, ist nun die Verpflichtung der Wiener Landwirtschaftskammer zur Haltung eines Gemeindestiers abgeschafft worden. Der Grund dafür ist, dass die Zahl der Kühe stark gesunken ist: 1961 wurden noch mehr als 200 Erstbesamungen durchgeführt, 1971 nur mehr 35. Statt der Verpflichtung einen Stier zu halten, obliegt nun der Landwirtschaftskammer "der Bezug, die Aufbewahrung und Abgabe von Stiersamen für die künstliche Befruchtung von weiblichen Rindern".

Das Gesetz regelt auch die sogenannte Koerung, das heißt die Auswahl männlicher Tiere, die für die Zucht hervorragend geeignet sind. Hier wurden Ponys und Hähne einbezogen. Drei Koerkommissionen sind zu bilden, eine für Hengste, eine für Stiere, Eber, Schaf- und Ziegenböcke und eine für Hähne. Die Kommissionen stellen für geeignete männliche Tiere Koerscheine aus.

Das Gesetz regelt auch, welche Tierrassen zur Zucht zugelassen sind. Bei Rindern etwa sind dies Fleckvieh, Braunvieh und Grauvieh, bei den Schweinen nur das weiße Edelschwein und das deutsche veredelte Landschwein, bei Pferden Noriker, Warmblut, Haflinger, Ponys und Kleinpferde, bei Schafen das Bergschaf und das Karakulschaf, bei Ziegen die Saanenziege und bei Hühnern schließlich Barred Rocks, Cornish, Italiener, Leghorm, New Hampshire, Rhodeländer, Steirerhuhn, Sussex, White Rocks und deren Kreuzungen.

5.2.1975: Nestroy-, Brahms- und Ferstel-Korrespondenzen von der Wiener Stadtbibliothek erworben

Den umfangreichen Nachlass Eduard Kremsers konnte die Wiener Stadtbibliothek erwerben. Dieser Nachlass der zentralen Gestalt des Wiener Chorwesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts enthält unter anderem Korrespondenzen von Johann Nestroy, Josefine Gallmeyer, Johannes Brahms, Carl Goldmark, Cosima Wagner, Carl Michael Ziehrer, Heinrich von Ferstel, Theophil Hansen und Rudolf Alt. Kremsers Nachlass - der Chormeister des Wiener Männergesangsvereines betätigte sich in seiner Freizeit als Handschriftensammler - enthält neben vielen Notenmanuskripten von Kremser selbst auch den Erstdruck von Franz Liszt's "Graner Festmesse" mit eigenhändigen Eintragungen und Korrekturen von Liszt.

5.2.1975: RK-International: U-Bahn nach Rohrpostbetrieb

In Selenograd bei Moskau wird in zwei Tunnelröhren mit je sechs Kilometer Länge eine U-Bahn getestet, die wie eine Rohrpost betrieben wird. Der Überdruck von 0,28 Atmosphären soll Geschwindigkeiten bis 90 Stundenkilometer ermöglichen. Eine Untergrundbahn dieser Art, die allerdings nicht für Personen, sondern für Schottertransporte verwendet wird, gibt es bereits in einem Bergwerk in Georgien. (Quelle: tass)

7.2.1975: Reste vom Lager Auhof dienen für Brandschutzübung des Bundesheeres

Das einstige Obdachlosenlager Auhof hat ausgedient: Die letzten Hallen sollen nun verschwinden. Sie werden dabei noch einmal eine Aufgabe erfüllen - sie dienen einer Brandbekämpfungsübung der Luftschutztruppenschule des Österreichischen Bundesheeres. Den Luftschutzpionieren wird dabei am Ende ihrer Ausbildung die Möglichkeit geboten, die Bekämpfung eines Großbrandes in der Praxis zu üben. Die Wiener Feuerwehr wird diese Übung sowohl brandschutztechnisch, wie zur Vermeidung einer Belästigung der Umwelt überwachen.

Die Stadtverwaltung ist an dieser Form der Zusammenarbeit, die voriges Jahr erstmals praktiziert wurde, sehr interessiert, da in einem Katastrophenfall auch das Bundesheer eingesetzt werden soll und gerade die Luftschutztruppe einen wichtigen Bestandteil der Katastrophenhilfe bilden würde. Dieser Zielsetzung entspricht auch, dass Schulung und Ausrüstung der Wiener Feuerwehr und der Luftschutztruppe weitgehend koordiniert sind.

8.2.1975: Rationelle Großküchen für das Krankenhaus Ost und das Pflegeheim Süd

Das Sozialmedizinische Zentrum Ost und das Pflegeheim Süd sollen Großküchen erhalten, die mit den modernsten Einrichtungen ausgestattet sind und damit eine rationelle Versorgung der Patienten und Pfleglinge ermöglichen. Die Planungsarbeiten mit einem Kostenaufwand von 700.000 Schilling wurden heute vergeben.

8.2.1975: RK-International: Fahrrad statt Auto

Der französische Atlantikhafen La Rochelle (75.000 Einwohner) versucht einen neuen Weg, um die Verkehrsbelastung des Stadtkerns zu vermindern. Am Stadtrand werden große Parkplätze angeboten. Wer dort seinen Wagen abstellt, bekommt ein Fahrrad, um damit in die Innenstadt zu fahren. Parkplatz und Fahrrad sind gratis. Für das Fahrrad wird nicht einmal eine Kaution eingehoben, weil man erst nach Rückgabe des Rades wieder zu seinem Wagen gelangt. (Quelle: ap)

11.2.1975: Anordnung von Bürgermeister Leopold Gratz: Datenschutzkommission für die Gemeinde Wien

Auf Anordnung von Bürgermeister Leopold Gratz wird für die Gemeinde Wien eine Datenschutzkommission ins Leben gerufen, deren Aufgabe es vor allem sein wird, eine missbräuchliche Verwendung im Bereich der automatischen Datenverarbeitung zu verhindern. Damit wird in der Wiener Gemeindeverwaltung ein wirksamer Datenschutz noch vor einer bundesgesetzlichen Regelung gewährleistet.

In einem Erlass des Wiener Bürgermeisters an alle städtischen Dienststellen wird darüber hinaus für den Bereich der automatischen Datenverarbeitung eine genaue Regelung getroffen. So dürfen personenbezogene Daten nur gespeichert werden, wenn sie aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zu erfassen sind oder ihre Erfassung zur Erfüllung der Aufgaben der Stadt Wien erforderlich ist. Die Verfügung über solche personenbezogenen Daten steht grundsätzlich nur jenen Dienststellen zu, für deren Zweck die Daten gespeichert werden. Die Weitergabe solcher Daten ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, sodass Rückschlüsse auf Einzelpersonen nicht geschlossen werden können. Bestimmte Verfügungsrechte werden bei besonders schutzwürdigen Daten sogar auf einzelne Bedienstete beschränkt.

Über die Einhaltung dieser von Bürgermeister Gratz verfügten Regelung hat die Datenschutzkommission zu wachen. Sie wird unter dem Vorsitz des Kontrollamtsdirektors aus je einem Mitglied der Gemeinderatsausschüsse für Personal, Finanzen und Wirtschaft und Städtische Unternehmungen, je einem Mitglied der Gemeinderatsklubs, einem Vertreter der Gewerkschaft, einem Vertreter der Magistratsdirektion und der Generaldirektion der Stadtwerke sowie zwei rechtskundigen Beamten bestehen.

13.2.1975: Quellenschutzgebiet der 2. Hochquellenleitung erweitert

Um das Quellenschutzgebiet der 2. Hochquellenleitung zu erweitern, kauft die Stadt Wien im Gebiet von Wildalpen ein Areal von fast sieben Hektar. Der Kauf wurde heute beschlossen.

15.2.1975: RK-International: Sammelmaschine für Altpapier

In der Schweizer Stadt Carouge wird eine neu erfundene Altpapiersammelmaschine erprobt. In den Apparat, der auf einem zentralen Platz aufgestellt wurde, kann jeder Altpapier im Mindestgewicht von zwei Kilo einwerfen. Der Apparat wiegt das Papier automatisch und wirft einen Schein mit genauer Gewichtsangabe aus. In einer Sparkassa kann man dann dafür 10 Rappen (etwa 66 Groschen) pro Kilo beheben.

Nicht nur die Maschine wird erprobt, sondern auch die Bereitschaft der Bürger, ihr Altpapier zur Maschine zu bringen und einzuwerfen. Offen ist auch die Frage, ob tatsächlich nur Altpapier eingeworfen wird.

In der Schweiz werden jährlich pro Kopf etwa 160 Kilo Papier verbraucht, von denen nur 27 Kilo in die Altpapierverwertung kommen. (Quelle: sda).

17.2.1975: Ausstellung über Neugestaltung des Karlsplatzes

In der Schmidthalle des Wiener Rathauses ist eine Ausstellung über die Neugestaltung des Karlsplatzes zu sehen: Es werden neben einem großen Modell Pläne und Perspektiven gezeigt, die die Vorschläge des dänischen Architektenteams, das mit der Neugestaltung vor allem der Grünflächen beauftragt worden ist, enthalten. Durch Beantwortung einer Fragekarte, können auch Besucher der Ausstellung ihre Meinung zu den Plänen bekanntgeben.

17.2.1975: Gasturbinen-Kraftwerk in Betrieb

Im Rahmen ihres langfristigen Ausbauprogrammes zur Sicherung der Energieversorgung haben die Wiener E-Werke auf dem Gelände des Gaswerks Leopoldau ein Gasturbinen-Kraftwerk errichtet, das in seiner Art das größte der Welt ist. Nachdem der Probebetrieb zufriedenstellend verlaufen ist, wurde das neue Kraftwerk heute von Bürgermeister Leopold Gratz und Stadtrat Franz Nekula in Betrieb genommen.

18.2.1975: RK-International: Nach Wiener Vorbild - drei Flüssiggasbusse für Paris

Die Pariser Verkehrsbetriebe folgen nun dem Wiener Beispiel: Auf der Linie 85 werden die ersten drei Busse mit Flüssiggas-Betrieb eingesetzt. Wenn sie sich bewähren, soll der ganze Wagenpark nach und nach auf den umweltschonenden Antrieb umgestellt werden.

Wien war die erste Stadt, die einen verwendbaren Flüssiggas-Antrieb für Autobusse entwickelt hat. Von den 405 Autobussen der Wiener Verkehrsbetriebe sind bereits mehr als 80 Prozent mit diesem Antrieb ausgestattet. (Quelle: afp)

18.2.1975: Kurt Skalnik zum 50. Geburtstag

Dr. Kurt Skalnik - Präsident des Presseclubs Concordia - feiert dieser Tage seinen 50. Geburtstag.

19.2.1975: Wiener Spitalsombudsman: Bereits in über 400 Fällen wurde geholfen

Dr. Oswald Muzik, Wiens Ombudsman für die Kranken- und Pflegeanstalten, der vor knapp fünf Wochen seine Tätigkeit aufgenommen hat, legte einen ersten Bericht seiner Tätigkeit vor. So wurde diese neue Einrichtung bereits von über 400 Wienerinnen und Wienern in Anspruch genommen.

Im Rahmen der gleichfalls in sämtlichen Krankenanstalten der Stadt Wien gestarteten Fragebogenaktion wurden mehr als 4.000 Fragebogen von den Patienten ausgefüllt und eingesandt. Auch die Auswertung dieser Fragebogen gehört zu den Aufgaben des neuen Spitalsombudsmannes.

20.2.1975: RK-International: Schwäbisch Hall verschenkt Häuser

Die alte Salzsiederstadt Schwäbisch Hall (BRD) möchte ihr romantisches Stadtbild bewahren, die Einnahmen der Stadt reichen jedoch nicht aus, um die historischen Gebäude zu erhalten. Die Stadtverwaltung kam nun auf eine originelle Idee: Sie möchte diese Häuser an Künstler und Gewerbetreibende verschenken, die sich dafür verpflichten müssen, sie in ihrer historischen Form zu erhalten. Bei den Gewerbetreibenden denkt man vor allem an Handwerker wie Töpfer, Tischler und Anstreicher, außerdem an Antiquitätenhändler. Der alte Stadtkern soll auf diesem Wege wiederbelebt werden. (Quelle: Reuters)

21.2.1975: Museumsverein Wieden: Autorenlesung Gyoergy Sebestyen

Der Museumsverein Wieden veranstaltet eine Autorenlesung: Gyoergy Sebestyen wird aus seinem in der Edition Tusch erschienenen Buch "Der Wiener Naschmarkt" lesen.

22.2.1975: Lüftungsbauwerk für die U-Bahn

Am Neuen Markt wird mit den Bauarbeiten für ein Lüftungsbauwerk und einen Notausstieg für die U1 begonnen. Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat die Arbeiten um 55 Millionen Schilling vergeben. Dieses Lüftungsbauwerk und der Notausstieg liegen zwischen den Stationen Karlsplatz und Stephansplatz und werden der Bequemlichkeit beziehungsweise Sicherheit der Fahrgäste dienen. Die Gesamtbauzeit wird 16 Monate betragen.

25.2.1975: Antrittsbesuch von Dr. Schlegel

Sektionschef Dr. Alfred Schlegel, der neue Generaldirektor der Österreichischen Post-und Telegraphenverwaltung, stattete Bürgermeister Leopold Gratz seinen Antrittsbesuch ab.

25.2.1975: Römerfunde, Karolingermauern und ein Renaissancepalast

Im Rahmen einer Pressefahrt wurden heute zwei Großvorhaben der Stadt Wien zum Denkmalschutzjahr 1975 präsentiert. Vorgestellt wurden das Neugebäude in Simmering (11. Bezirk) und die römischen und karolingischen Ausgrabungen in Unter-Laa.

Das Neugebäude in Simmering wurde 1569 als Lustschloss für Kaiser Maximilian II. errichtet. In seinen Ausmaßen kann es sich durchaus mit dem Palazzo Pitti in Florenz messen, in seiner Bedeutung mit den wenigen monumentalen Profanbauten der Spätrenaissance überhaupt.

Das Gebäude, das seit dem Tode Maximilian II. nicht mehr seiner ursprünglichen Funktionen entsprechend verwendet wurde, diente im Laufe der Jahrhunderte als Munitionsdepot, Maschinenfabrik und Magazin. Die Stadt Wien wird dieses kunsthistorisch so interessante Gebäude nun renovieren und als kulturelles Zentrum für die neuen Siedlungsgebiete in Simmering revitalisieren. Als erste Vorarbeit werden derzeit im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Wien eine Studie über den denkmalschützerisch interessanten Bestand, eine Vermessungsstudie, eine Kostenstudie und eine Funktionsstudie erstellt. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studien soll dann die bauliche Instandsetzung des in seiner Substanz bestens erhaltenen Gebäudes erfolgen.

Der zweite Teil der Pressefahrt wird den Ausgrabungen in Unter-Laa gewidmet. Hier wurden bei Ausgrabungen im letzten Sommer unter der Johanneskirche antike Funde von einer Monumentalität, wie sie ansonsten in Wien nicht mehr zu sehen sind, freigelegt. Von größtem kunsthistorischen Interesse sind auch die gewaltigen Stützmauern der offensichtlich hier in Karolingischer Zeit errichteten zweigeschossigen Kirche: Sie beweisen, dass die Johanneskirche von Unter-Laa die älteste Kirche Wiens ist. Diese römischen und karolingischen Funde werden durch die Errichtung eines neuen Schauraumes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ohne dass die sakrale Benützung der Johanneskirche beeinträchtigt wird. Probegrabungen auf der anderen Seite der Straße haben ergeben, dass sich dort eine große römische Zivilsiedlung befunden hat. Möglicherweise hat es sich hier um eine große Bade- und Kuranlage gehandelt.

26.2.1975: Lainzer Tiergarten: Steigender Mufflonexport

Der Lainzer Tiergarten ist der bedeutendste Exporteur von lebenden Mufflons in Europa. Heute werden nun die ersten von rund hundert Wildschafen als Luftfracht nach Spanien, Deutschland und in verschiedene Teile Österreichs verschickt werden. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet dies eine Verdoppelung der im Vorjahr exportierten Tiere. Hauptabnehmer ist wieder Spanien mit 42 Jungtieren. Käufer sind der Zoo von Madrid sowie verschiedene Besitzer privater Tierparks. Der Bestand an Muffelwild in Lainz ist in den letzten Jahren auf rund 500 Tiere gestiegen. Dabei soll es auch in Zukunft bleiben. Mit der Übergabe der Tiere, die paarweise in großen, offenen Holzkisten transportiert werden, an den Spediteur im Flughafen Schwechat ist für das Städtische Forstamt der Transport erledigt. Die Wildschafe werden in Schwechat noch von einem Tierarzt begutachtet und dann mittels einer Frachtmaschine an ihre Bestimmungsorte transportiert.

Das Muffelwild des Lainzer Tiergartens ist in ganz Europa deshalb so begehrt, weil es sich seit vielen Jahrhunderten artenrein erhalten hat. In anderen Gegenden wurden Mufflons vielfach mit Bergziegen gekreuzt. Der "Vater" der Mufflons ist Prinz Eugen von Savoyen, der einige Tiere im Jahr 1731 erstmals im Park des Schlosses Belvedere, seiner Sommerresidenz, aussetzte. Später wurden die Mufflons auch im kaiserlichen Jagdgebiet im Wienerwald ausgesetzt.