Historischer Rückblick aus dem Jahr 1970

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

August 1970

August

1.8.1970: Großes Interesse am "Haus des Buches": Fast 4.000 Leser

Großes Interesse findet das seit knapp sechs Monaten in Betrieb stehende "Haus des Buches" im 8. Bezirk. Seit der Eröffnung werden schon 4.000 aktive Leser, also solche, die laufend in die Bücherei kommen, verzeichnet.

1.8.1970: Erweiterung im Krankenhaus Rosenhügel

Für einen Zubau zum bestehenden Röntgentrakt im Neurologischen Krankenhaus Rosenhügel wurden heute 1,5 Millionen Schilling genehmigt. Der Zubau wird benötigt, da ein neues großes Röntgengerät angeschafft wurde, das auch für die Patienten des Pavillons für entwicklungsgestörte Kinder bestimmt ist. Mit den Bauarbeiten soll sofort begonnen werden.

Pavillon im Wilhelminenspital wird instandgesetzt:
Auch der Pavillon 27 im Wilhelminenspital soll wieder funktionsfähig gemacht werden. In diesem Pavillon werden künftig eine Hautabteilung, eine interne Abteilung und das Zentrallabor des Wilhelminenspitals untergebracht. Zusätzlich werden 250 neue Betten geschaffen. Das Gebäude wird mit etwa einer Million noch heuer instandgesetzt.

3.8.1970: 65. Geburtstag von Kardinal König

Bürgermeister Marek übersandte heute ein Glückwunschtelegramm an Kardinal Dr. Franz König, der seinen 65. Geburtstag feiert.

3.8.1970: Neue Techniken im städtischen Wohnhausbau

Im städtischen Wohnhausbau kommen Neue Techniken zum Einsatz.

Fertigzargen für ausgesägte Türlöcher:
In der Wohnhausanlage in der Ruthnergasse in Floridsdorf, wo bis zum Frühjahr 1971 580 Wohnungen fertiggestellt werden, wird erstmals der Versuch unternommen, vorfabrizierte Einbautüren zu verwenden.

Superglatter Spritzputz aus Gips:
Bei einer im Bau befindlichen Wohnhausanlage in der Leopoldauer Strasse wird erstmals ein neuartiges Spritzputzverfahren auf Gipsbasis, das der Torkret-Betronspritztechnik entspricht, angewendet. Die Vorteile: hohes Arbeitstempo und hervorragende Glätte des Verputzes.

3.8.1970: Zum 600sten Mal "Lustige Witwe"

"Novität unter persönlicher Leitung des Komponisten", mit diesen Worten begann der Programmzettel des Theaters an der Wien für den 30. September 1905. Zum ersten Male wurde damals die Operette "Die lustige Witwe" von Franz Lehar aufgeführt.

Nun erlebt die "Lustige Witwe" in diesem Haus ihre 600ste Vorstellung seit der Uraufführung. Die Partie des Danilo, in den letzten Jahrzehnten von Johannes Heesters geprägt, sang bei der ersten Vorstellung Louis Treumann.

5.8.1970: In der Lobau: Durch neuen Horizontalfilterbrunnen Wasser für 25.000 Haushalte

In der oberen Lobau, im Bereich des sogenannten Markethäufels, ist ein Horizontalfilterbrunnen zur weiteren Verbesserung der Wiener Wasserversorgung im Bau. Das Fünf-Millionen-Projekt, das im Sommer 1971 fertiggestellt sein soll, verfügt bei einer Wasserentnahme von 100 bis 150 Liter/Sekunde über eine Kapazität zur Versorgung von 25.000 Haushalten.

6.8.1970: Ab heute: Alle 60er-Beiwagen ohne Schaffner

Ab heute gibt es in allen Beiwagen der Straßenbahnlinie 60 (Kennedybrücke - Rodaun) keine Schaffner mehr. Die 60er-Beiwagen sind ebenso wie die schaffernerlosen Beiwagen bei den anderen Linien mit automatischen Fahrscheinentwertern ausgestattet und durch blaue Tafeln gekennzeichnet.

Damit sind bereits rund ein Drittel der Beiwagen - genau 311 von 962 - auf schaffnerlosen Betrieb umgestellt.

6.8.1970: Kulturgüterschutz für Archivalien

Im Einvernehmen mit dem Konventionsbüro beim Bundesdenkmalamt hat das Wiener Landesarchiv die Aufgabe übernommen, im Sinne der Haager Kulturgüterschutzkonvention vom Jahre 1954 Ranglisten und Bestandsaufnahmen aller in Wien befindlichen Archive zu erstellen, um auch die archivalischen Bestände in das Schutzsystem der Konvention einbeziehen zu können. Dieser internationale Schutz soll in unsicheren Zeiten verhindern, dass wertvolle und unersetzliche Kulturgüter vernichtet werden.

Zur Erlangung eines möglichst lückenlosen Überblicks ersucht das Landesarchiv alle in Wien ansässigen Unternehmungen und Firmen (Industrie, Handel), Institutionen und öffentlichrechtliche Körperschaften (wie Kammern, Sozialversicherungsinstitute, politische Parteien usw.) sowie Vereine, welche historisch interessante Schriftstücke (gleichgültig welcher Art und in welchem Umfang) verwahren, dies dem Landesarchiv bekanntzugeben.

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass in keiner Weise daran gedacht ist, in die derzeitigen Besitzverhältnisse einzugreifen oder die Aufbewahrungsorte zu ändern. Es soll lediglich vermieden werden, dass Archivbestände (seien sie auch lokaler Bedeutung) außerhalb des Schutzes der Konvention stehen.

7.8.1970: Antrittsbesuch des britischen Botschafters

Sir Peter Wilkinson, der neue britische Botschafter in Wien, machte heute Bürgermeister Marek im Wien Rathaus seinen Antrittsbesuch. Der Botschafter war bereits vor 25 Jahren als enger Mitarbeiter des damaligen britischen Hochkommissärs in Wien tätig.

8.8.1970: Steigendes Interesse für "Essen auf Rädern": bisher 205.000 Menüs

Die im Herbst 1969 ins Leben gerufene Aktion "Essen auf Rädern" erfreut sich ständig zunehmender Beliebtheit. Es haben sich hier fünf Wohlfahrtsorganisationen unter Leitung der Stadt Wien, die den Aufwand für die Zustellung trägt, zusammengeschlossen, um behinderte Personen an Wochentagen mit einem Menü zu versorgen. Die Bezieher zahlen lediglich die reinen Kosten der Mahlzeit in der Höhe von 14 Schilling. Derzeit werden auf diese Weise rund 1.450 Personen versorgt, doch steigt die Zahl der zu Betreuenden täglich weiter. Seit Beginn der Aktion sind bisher insgesamt 205.000 Menüs zugestellt worden.

11.8.1979: Gaswerkbus auf Informationstour in Wien unterwegs

Der Informationsbus der Wiener Gaswerke, der für die Informationen zur Erdgas-Umstellung eingesetzt wird, ist derzeit in Wien im Bereich 21. und 22. Bezirk unterwegs, dies ist das Zentrum des zweiten Umstellgebietes.

11.8.1970: Rücksichtnahme auf Otto Wagner beim neuen Nussdorfer Wehr

Dem Wiener Stadtsenat wurde heute das Projekt der Magistratsabteilung 29 (Brücken- und Wasserbau) zum Umbau des Nussdorfer Wehres vorgelegt. Das Nussdorfer Wehr und die Nussdorfer Schleuse haben die Aufgabe, das Eindringen von Hochwasser und Eis in den Donaukanal zu verhindern. Da die bestehenden Anlagen nur für eine Hochwassermenge der Donau von 11.700 Kubikmeter in der Sekunde bemessen sind, soll das neue Wehr dem Hochwasserschutzprojekt der Stadt Wien angepasst werden, das auf eine Höchstwassermenge von 14.000 Kubikmeter in der Sekunde abgestellt ist. Die Schleuse Nussdorf ist schon zwischen 1964 und 1966 umgebaut worden. Die komplizierten Stahlwasserbauarbeiten wurden öffentlich ausgeschrieben. Es beteiligten sich zwei österreichische, eine Schweizer und eine westdeutsche Firma. Den Auftrag hat die Züricher Arbeitsgemeinschaft erhalten.

Da die Architektur des bestehenden "Nadelwehrs" von Otto Wagner stammt, soll die neue Anlage unter Mitarbeit von Prof. Boltenstern, dem Bundesdenkmalamt, der Magistratsabteilung für Architektur und dem Kulturamt der Stadt Wien unter möglichster Schonung des Bestandes, das sind vor allem die bekannten, weithin sichtbaren Löwenpylonen, gestaltet werden.

Die Gesamtkosten dieser Arbeiten werden mit 19,3 Millionen Schilling veranschlagt, die sich auf drei Raten zwischen 1970 und 1972 verteilen. Zu den Kosten der Stahlwasserarbeiten leistet das Bundesministerium für Bauten und Technik im Rahmen des Hochwasserschutzprojektes der Stadt Wien einen fünfzigprozentigen Zuschuss.

12.8.1970: 300 Jahre Serviten in der Rossau - Heimatmuseum Alsergrund bereitet große Ausstellung vor

Vorbereitungen zur Gestaltung einer großen kunsthistorischen Sonderausstellung werden gegenwärtig im Heimatmuseum Alsergrund (9., Währinger Straße 43) getroffen. Das Thema ist dem 300jährigen Bestand des Klosters und der Kirche der Serviten in der Rossau gewidmet. Mit seltenen Urkunden, wertvollen Paramenten und alten Stilmöbeln wird die Bedeutung des Servitenordens für Wien und seinen Einfluss auf dessen Brauchtum dargestellt werden. Besondere Glanzstücke unter den Exponaten werden dabei alte Drucke von 1490 aus der 2.000 Exemplare umfassenden Klosterbibliothek sowie ein in Menschenhaut eingebundener Koran aus der Zeit der Türkenbelagerung sein. Verschiedene zeitgenössische Darstellungen werden die Ereignisse rund um den von Barockbaumeister Carlo Carlone gestalteten Kirchenbau illustrieren: etwa die Notzeiten während des Türkensturmes und der sogenannten Peregrini-Kult mit seinen Wallfahrten in die Rossau, der damit verbundene spektakuläre Markt und nicht zuletzt die zu dieser Zeit von den Rossauer Bäckern hergestellten Peregrini Kipferln.

14.8.1970: Marek gratuliert Peter Kreuder

Der berühmte Komponist Peter Kreuder feiert seinen 65. Geburtstag. Namens der Wiener Stadtverwaltung übermittelte Bürgermeister Marek ein Glückwunschtelegramm an Kreuder.

14.8.1970: Bruno Marek Ehrenbürger von Memphis

Dem Wiener Bürgermeister Bruno Marek wurde die Ehrenbürgerwürde der Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee, Memphis verliehen. Achtzehn Professoren der Memphis State University, die im internationalen Studentenheim in Innsbruck einen vierwöchigen Sommerlehrgang absolvieren, brachten anlässlich eines kurzen Wien-Besuches im Auftrag des Bürgermeisters der amerikanischen Baumwollstadt die Ehrenbürgerurkunde ins Rathaus.

18.8.1970: "Weißer Amur" säubert Alte Donau - Tausend Pflanzenfresser wurden ausgesetzt und bewähren sich

Ein Fisch erobert Europa: der "Weiße Amur". auch in Österreich erweist er sich als hochwillkommener Gast, weil er einen wertvollen Beitrag zur Säuberung der Gewässer von Pflanzen leistet. So wurden im vergangenen Frühjahr tausend Exemplare dieses Fisches in der Alten Donau ausgesetzt und haben bereits begonnen, dort mit Schlingpflanzen und Algen aufzuräumen.

Der Weiße Amur ist, wie sein Name sagt, im Amur zu Hause, dem Grenzfluss zwischen der Sowjetunion und China. Er wird bis zu zwanzig Kilogramm schwer und ist ein hervorragender Speisefisch. Der Amur ist nicht mit dem Karpfen verwandt, entgegen einer verbreiteten Meinung. Er ist ein Pflanzenfresser und vertilgt gewaltige Mengen. So kam die Idee auf, ihn in verkrauteten Gewässern auszusetzen, um diese zu säubern. Eine solche biologische Reinigung der Gewässer ist wesentlich zuverlässiger, einfacher und billiger als die herkömmlichen Formen, die Pflanzen mechanisch zu entfernen oder chemisch zu bekämpfen.

In Österreich hat sich die Bundesanstalt für Wasserbiologie und Abwasserforschung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft in Kaisermühlen für den "Weißen Amur" interessiert und bereits erste Erfolge erzielt. Bisher mussten die Fische aus Ungarn oder Polen, wo sie ebenso wie die in der Sowjetunion gezüchtet werden, importiert werden. So kamen auch die tausend weißen Amure, die in der Alten Donau ausgesetzt wurden, per Flugzeug aus Ungarn nach Wien, wurden in der Bundesanstalt in Kaisermühlen aufgefüttert und dann in einem Teich in Deutschlandsberg großgezogen, nach der Überwinterung kamen sie in die Alte Donau.

Unter den natürlichen Bedingungen, die sie in Österreich vorfinden, vermehren sich die weißen Amure - zumindest vorläufig nicht. Es ist heuer erstmals gelungen, mit Hilfe eines Hypophysenhormons eine künstliche Befruchtung durchzuführen, die sehr erfolgreich war. In Kaisermühlen hofft man deshalb, künftig von Importen unabhängig zu werden. Weitere Aussetzungen von weißen Amuren sind im Becken 2 des Donau-Oder-Kanals geplant. Auch in der Alten Donau sollen noch weitere Exemplare ausgesetzt werden, weil die tausend Fische für das ausgedehnte Gewässer zu wenig sind.

22.8.1970: Schrammelfilm im Auftrag des Kulturamtes

In Wien begannen die Dreharbeiten zu einem 20-Minuten-Film, der den Titel "Die Schrammeln" trägt und im Rahmen der Serie "Wien - Heimat großer Meister" von der Schönbrunn-Film hergestellt wird. Auftraggeber ist das Kulturamt der Stadt Wien, für Buch und Regie zeichnet Prof. Kurt Diemann verantwortlich. Die musikalische Einrichtung liegt in den Händen von Prof. Lois Böck, der zusammen mit seinen Kollegen vom klassischen Wiener Schrammelquartett, Prof. Puerkner, Prof. Schönhofer, und Emmerich Pranz in diesem Streifen auch zu hören und zu sehen sein wird.

24.8.1970: Robert Stolz - Ehrenbürger der Stadt Wien

Dem Komponisten Prof. Robert Stolz wurde heute die Ehrenbürgerschaft von Wien durch Bürgermeister Marek überreicht. Robert Stolz wurde damit der fünfte Ehrenbürger der Stadt Wien.

31.8.1970: Mediziner aus 43 Ländern in Wien

Am 5. Internationalen Kongress für Infektionskrankheiten, der in Wien stattfindet, nehmen mehr als 1.000 Ärzte aus 43 Ländern der Erde teil. Bürgermeister Marek eröffnete den großen Kongress im Auditorium Maximum der Wiener Universität.