Historischer Rückblick aus dem Jahr 1969

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

März 1969

März

1.3.1969: "Super-Krankenschwester" bei Bürgermeister Marek: Die einzige Krankenschwester, die bisher alle 25 Prüfungsfächer mit Auszeichnung absolvierte

Aus einer Salzburger Familie stammt die 20jährige Doris Ronacher, die dieser Tage bei der Diplomfeier im Rudolfspital die Bezeichnung "Super-Schwester" erhielt. Sie hatte in sämtlichen 25 Prüfungsfächern die Note "Ausgezeichnet" erhalten. Um dieses bisher einmalige Ereignis gebührend zu feiern, lud Bürgermeister Marek Doris Ronacher ins Wiener Rathaus ein und überreichte ihr als Erinnerung an das ausgezeichnete Prüfungsergebnis und den Besuch bei ihm das große Wien-Buch.

In Wien bereiten sich derzeit 510 junge Mädchen in den Krankenpflegeschulen auf den Beruf einer Diplomschwester vor. Innerhalb eines einzigen Jahres erhielten mehr als 200 neue Krankenschwestern aus städtischen Schulen ihr Diplom. Derzeit gibt es in Wien fünf allgemeine Krankenpflegeschulen, drei Schulen für Kinderkrankenpflegerinnen und zwei Ausbildungsstätten für psychiatrische Krankenpfleger.

Bei der Diplomfeier im Rudolfspital wurden 26 junge Mädchen diplomiert, sechs von ihnen hatten ihre Prüfung mit ausgezeichnet abgelegt.

3.3.1969: Mehr größere Gemeindewohnungen: Neuer Typenschlüssel - Durchschnittsgröße jetzt in europäischer Spitzengruppe

In Wien wurde ein neuer Typenschlüssel für Gemeindewohnungen beschlossen. Danach werden die Wiener Gemeindewohnungen in Zukunft durchschnittlich 65 Quadratmeter groß sein. Damit ist der Wiener kommunale Wohnungsbau, was die Durchschnittsgrößen betrifft, in die europäische Spitzengruppe vorgerückt.

3.3.1969: Bürgermeister Marek bei der englischen Königin

Bürgermeister Marek ist in Begleitung seiner Gattin zu einem offiziellen Besuch in London eingetroffen. Zu seiner Begrüßung hatten sich der Vorsitzende des Rates von Groß-London, Sir Luis Gluckstein, sowie der österreichische Botschafter in England, Dr. Josef Schöner, eingefunden. Nach Besuch des Towers von London und der Nationalgalerie stand ein Galaessen in der County Hall auf dem Programm. In seiner Begrüßungsrede betonte Sir Luis Gluckstein, dass dieser Besuch von Bürgermeister Marek eine Bestätigung der guten Beziehungen zwischen Wien und London darstellt. Heute abend nach einem Konzert in der Royal Albert Hall wird der österreichische Botschafter Bürgermeister Marek und sein Gattin der englischen Königin vorstellen.

4.3.1969: Aus Volksschule wird Volkshochschule

Für den Umbau der Volksschule in Wien 7, Zollergasse 41 in Wien-Neubau, in eine Volkshochschule genehmigte heute der zuständige Ausschuss die erforderlichen Geldmittel. Nach dem Umbau wird die Volkshochschule Wien-West in dem Gebäude ihr neues Domizil aufschlagen.

5.3.1969: Marek in London überall herzlichst begrüßt

Bürgermeister Marek besichtigte heute in London verschiedene neue Wohnhausanlagen. Zu Ehren des Bürgermeisters gab der Generalsekretär der Sozialistischen Internationale, Albert Carthy, ein Mittagessen, an dem auch zahlreiche Regierungsmitglieder teilnahmen.

Am Nachmittag fand in der County Hall eine Arbeitsbesprechung mit dem Leader des Rates von Groß-London Mr. Plummer statt. Im Mittelpunkt dieser Gespräche standen Probleme der Finanzierung, Verkehrsfragen und Fragen der Stadtplanung. Danach wurde Marek im Rathaus von -Westminster- vom Lord Major empfangen. Anschließend stand noch eine Besichtigung der Londoner Verkehrsbetriebe auf dem Programm. Marek lernte verschiedene Einrichtungen der Londoner U-Bahn kennen und unternahm auch eine Fahrt auf der neuen Viktoria-Linie.

5.3.1969: Fußballerempfang im Wiener Rathaus

Vizebürgermeister Felix Slavik empfing heute im Wiener Rathaus Funktionäre des englischen Fußballklubs Manchester United sowie die heutige Kampfmannschaft und die Betreuer von Rapid-Wien. Die beiden Mannschaften Manchester United und Rapid bestreiten heute abend im Wiener Praterstadion das entscheidende Match um den Aufstieg ins Semifinale des Europacups der Meister.

Vizebürgermeister Slavik überreichte den englischen Gästen, die mit Coach Sir Matt Busby an der Spitze erschienen waren, eine Johann-Strauß-Figur in Augarten-Porzellan sowie 22 Goldene Wiener Rathausmänner. Während die Porzellan-Statue die Trophäenvitrine von Manchester United zieren wird, sind die Rathausmänner für Best, Stiles, Charlton und Co bestimmt.

6.3.1969: 20.000 Engländer diskutierten Wiener Sehenswürdigkeiten: "Gewinnen Sie eine fabelhafte Reise nach Wien"

Für sechs Engländer brachte das Cup-Spiel in Wien die Chance, die sie sich aus eigenem Vermögen nicht hätten leisten können: Eine Krankenschwester in Ruhe, ein Lehrer, ein Buchprüfer, zwei 19jährige Studenten und ein Schuldirektor gewannen einen dreitägigen kostenlosen "Trip" nach Wien. Der Reise, die heute abend bei einem Heurigen in Wien ihr Ende findet, ging ein großes Preisausschreiben unter dem Motto: "Gewinnen Sie eine fabelhafte Reise nach Wien" über Wiener Sehenswürdigkeiten voraus, das von der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien, von der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung und der englischen Zeitung "Manchester Evening News" veranstaltet worden war. Das Preisrätsel wickelte sich über einen Bilderquiz ab. Die Bürger von Manchester sollten aus den auf Fotografien dargestellten Wiener Sehenswürdigkeiten jene auswählen, die von ihnen als die bedeutungsvollste empfunden wird. Es handelt sich um Fotografien der Wiener Sängerknaben, um eine der Oper, des Johann Strauß-Denkmals, des Wiener Stephansdomes, des Riesenrades und des Schlosses Schönbrunn.

In der Redaktion von Manchester Evening News langten 20.000 Zuschriften ein. Wiener Symbol Nummer 1 waren Johann Strauß und seine Melodien, Symbol Nummer 2 die Interpreten der Musik, die Wiener Sängerknaben. An dritter Stelle rangierte der Stephansdom, an vierter die Oper, an fünfter Schloss Schönbrunn und an sechster Stelle das Riesenrad mit dem Wiener Prater. Die sechs glücklichen Gewinner flogen auf Kosten der Zeitung einen Tag vor dem Europacupspiel von Manchester United nach Wien. Hier konnten sie als Ehrengäste dem Spiel beiwohnen.

7.3.1969: Noch heuer im Herbst: Erste Vorbereitungen für Erdgasumstellung

In Stammersdorf soll das "reine" Erdgaszeitalter in Wien beginnen. Noch heuer im Herbst werden die Wiener Gaswerke die Geräte aller Gaskunden in diesem Gebiet erfassen und überprüfen, welche Maßnahmen für die Umstellung erforderlich sind.

Erdgas besitzt einen fast doppelt so hohen Kalorienwert wie Stadtgas, sodass die derzeit in Wien verwendeten Gasgeräte nicht ohne weiteres für das "heißere" Erdgas verwendet werden können. Darin allerdings, nämlich in der höheren Kalorienzahl, liegt aber der Hauptvorteil der Umstellung. Durch die selben Rohrleitungen können die Gaswerke in Zukunft doppelt so viel Energie an die Verbraucher weiterleiten. Nicht nur die Haushalte, sondern auch Industrie und Gewerbe werden deshalb durch die Verwendung von reinem Erdgas profitieren.

Die Gaswerke rechnen derzeit damit, dass die gesamte Umstellungsaktion für Wien ungefähr 15 Jahre erfordern wird.

8.3.1969: Wiens Museen erhalten Zuwachs - Wien erhält wieder ein Feuerwehrmuseum

In der Feuerwehrzentrale Am Hof sind derzeit die Vorbereitungsarbeiten, um das während des Krieges zerstörte Museum der Feuerwehr der Stadt Wien wieder entstehen zu lassen, im Gange. Im feuerwehreigenen Gebäude Am Hof Nr. 7, dem Märklein'schen Haus, erbaut 1727 - 1730 nach einem Entwurf von Johann Lukas von Hildebrandt, stehen im 1. Stock vier Räume, zum Teil noch mit Stuckdecken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur musealen Verwendung bereit.

Vorhandene Archivbestände und diverse Ausstellungsstücke hatten im Jahre 1901 anlässlich einer in Berlin durchgeführten internationalen Feuerwehrausstellung den Anstoß und Grundstock für ein Feuerwehrmuseum gegeben. Bis zum 2. Weltkrieg in drei Sälen des Gebäudes Am Hof untergebracht, hatte die Sammlung jedoch durch die kriegsbedingten Verlagerungen beziehungsweise durch Kriegseinwirkungen sehr gelitten und war seither nicht wieder aktiviert worden.

In dem nunmehr neu entstehenden Museum kann man die historische Entwicklung des Brandschutzes verfolgen. So werden etwa neben der Laterne aus dem Jahre 1534 des zur Brandmeldung auf dem Stephansturm tätigen Türmers und dem im Jahre 1579 von ihm für die Brandmeldung verwendeten Sprachrohres auch moderne Nachrichtenmittel zu sehen sein. Außer Urkunden und Büchern werden in zahlreichen Vitrinen auch Figurinen, Feuerwehrleute der einzelnen Zeitabschnitte darstellend, sowie Modelle von Fahrzeugen der verschiedenen Entwicklungsphasen zur Schau gestellt werden.

10.3.1969: Festliche Schubertiade in der Nußdorfer Straße 54: Gemeinde Wien hat Schubert-Geburtshaus historisch getreu renoviert

In zwei Wochen werden die Renovierungsarbeiten, die von der Gemeinde Wien am Schubert-Geburtshaus in der Nußdorfer Straße 54 (9. Bezirk) ausgeführt werden, vollendet sein. Bis Anfang Mai sollen dann die renovierten Museumsräume und der neu entstandene Konzertsaal fertig sein. Danach wird die Gedenkstätte mit einem Schubert-Festkonzert eröffnet.

Das Haus, das unter schwierigen Bedingungen wieder so hergestellt wurde, wie es zur Zeit der Geburt Schuberts ausgesehen hat, wurde von der Stadt Wien bereits im Jahr 1908 angekauft. Am 18. Juni 1912 wurde im ersten Stock des Schubert-Hauses das Schubertmuseum eröffnet.

Als Schuberts Vater am 13. Juni 1786 zum Schullehrer auf dem Himmelpfortgrund ernannt und in das Haus "Zum roten Krebsen" einzog, in dem die Schule untergebracht war, wohnten hier 16 Parteien. Die Himmelpfortschule in der "Oberen Hauptstraße zur Nußdorfer Linie Nr. 42" (heute Nußdorfer Straße 54) hatte bei der Übernahme durch Schubert einen sehr schlechten Ruf. In die "verfallene " Schule gingen meist nur arme Kinder, die er unentgeltlich unterrichten mußte. Von den Einkünften konnte Vater Schubert nicht einmal den Zins für die ebenerdig gelegenen Unterrichtsräume bezahlen.

In der Zimmer-Küche-Wohnung über der Schule schenkte Mutter Schubert, in den 15 Jahren, die die Familie dort wohnte zwölf Kindern das Leben, unter ihnen auch dem Liederfürsten.

Im Verlauf der Jahre erfuhr Schuberts Geburtshaus, dass dieser am Ende seines fünften Lebensjahres verließ, mancherlei Veränderungen. Das große, ursprünglich zum Durchfahren angelegte Tor wurde in eine normale Eingangstür umgebaut; aus den Schulräumen wurde eine Trafik, aus zwei Wohnungen ein Optikergeschäft. Als die Stadt Wien vor mehr als zwei Jahren begann, das Schubert-Geburtshaus einer gründlichen Restaurierung zu unterziehen, mußten noch fünf Parteien und die beiden Geschäftsbesitzer anderswo untergebracht werden.

Es war ein ebenso kostspieliger wie komplizierter Umbau. Eine im Hof befindliche alte Glasveranda - lange nach dem Auszug der Familie Schubert angebaut - musste abgerissen und der alte Rundgang aus Holz vor den Türen der kleinen Wohnungen im ersten Stock nachkonstruiert werden. Das Geschäft des abgesiedelten Optikers wurde als Künstlerzimmer, die anschließende ehemalige Küche zu einer Garderobe für den Konzertraum gestaltet. Die zu einer Trafik zweckentfremdete Schule hat wiederum ihr altes Aussehen erhalten. Da es aber keine authentische Schuleinrichtung vom Schullehrer Schubert gibt, werden die beiden Räume leer bleiben. Dort, wo Franz Schubert einst das Licht der Welt erblickte, erwartet den Besucher die wiederinstandgesetzte alte Rauchkuchl mit dem gemauerten Rauchschutz und der offenen Feuerstelle. Da von der Wohnungseinrichtung der Familie Schubert nichts übrig blieb, werden in der neurenovierten Schubert-Wohnung nur zeitgenössische Stiche und eines der Schubert-Klaviere zu besichtigen sein. Das aufzustellende Klavier ist ein Flügel aus der Werkstätte Johann Alois Graf und befand sich zuletzt im Besitz des Halbbruders Andreas Schubert. Auch die übrigen, in ihrer alten Form wiederhergestellten Wohnungen bleiben uneingerichtet.

Beim Abreißen der Pflastersteine im Hof stieß man auf den in den alten Plänen festgehaltenen Ziehbrunnen, der freigelegt und in Ordnung gebracht wurde. Der dazugehörige Brunnentrog wurde in einem Keller gefunden und am alten Platz wieder aufgestellt. Der Hof selbst wurde mit jenem Material ausgestattet, wie es sich zu Schuberts Zeiten fand: Grob geschotterter Kies bedeckt diesen Hof, der über Stiegen in den dahinter gelegenen Garten führt. Haus und Museum werden den Besuchern das Wien von damals und die Umstände, unter denen man lebte, vor Augen führen. Darüber hinaus wird der für 70 Personen ausreichende Musiksaal Zentrum regelmäßiger Schubert-Konzerte sein, die speziell zur Bereicherung des sommerlichen Konzertprogramms beitragen sollen.

11.3.1969: Bürgermeister Marek Ehrenmitglied der Künstlerhausgesellschaft

Bürgermeister Bruno Marek wurde heute die Ehrenmitgliedschaft der Künstlerhausgesellschaft verliehen. Das Präsidium der Gesellschaft, bestehend aus Präsident Prof. Dr. Karl Kupsky, den beiden Vizepräsidenten Prof. Erich Pieler und Fred Novak sowie Generalsekretärin Inge Zimmer-Lehmann, überreichten dem Stadtoberhaupt die Urkunde über die ihm anlässlich der am 7. Jänner stattgefundenen 100-Jahrfeier des Wiener Künstlerhauses verliehene Ehrenmitgliedschaft.

Vor Marek erhielten bereits die beiden Bürgermeister Andreas Zelinka und Cajetan Felder diese Auszeichnung.

12.3.1969: Kommunale Wachhunde werden "aufgebessert"

Heute wurde beschlossen, den Verpflegungssatz für die fünf Wachhunde der Magistratsabteilung 30 (Kanalisation) zu erhöhen. Diese fünf Wachhunde bewachen die Hochwasserpumpwerke und Kläranlagen. Die vierbeinigen kommunalen Wachorgane können auch mit Recht darauf hinweisen, dass eine Anhebung ihrer "Bezüge" fällig ist: Sie stehen auf einem Verpflegskostensatz von fünf Schilling pro Hund und Tag, während etwa die Polizeihunde vergleichsweise luxuriös leben. Sie sind nämlich mit zwölf Schilling pro Tag dotiert. Der zuständige Ausschuss beschloss nun heute die Angleichung der Verpflegskostensätze der Gemeinde-Wachhunde an die Polizeihunde. Die fünf Vierbeiner werden von nun an insgesamt einen Jahresbetrag von 21.900 Schilling verschlingen - und dies im wahrsten Sinn des Wortes.

13.3.1969: Neue Einsatzfahrzeuge für die Kanalisation

Die Magistratsabteilung 30 (Kanalisation) bekommt hochmoderne neue Einsatzfahrzeuge. Es handelt sich dabei um fünf Einsatzwagen zur Behebung von Kanalgebrechen, diese Wagen sind ab sofort mit Funk ausgestattet und werden auf diese Weise den jährlich anfallenden 15.000 Einsätzen viel rascher gerecht werden können.

18.3.1969: Direktor des Habimah-Theaters bei Bürgermeister Marek

Bürgermeister Marek empfing heute den Direktor des Habimah-Theaters Tel Aviv, Gavriel Cifrony, der in Begleitung der Schauspieler Israel Becker, Rafael Klachkin und Shmuel Segal erschienen war. Die berühmte israelische Bühne absolvierte am Wiener Burgtheater ein mehrtägiges Gastspiel, in dessen Rahmen die Stücke "Hana Szenes" und "Tante Lisa" zur Aufführung gelangten.

18.3.1969: Internationales Rotes Kreuz an Bürgermeister Marek: Hochherzige Geste Wiens aus traditioneller spontaner Hilfsbereitschaft

Als Ende Jänner Außenminister Dr. Kurt Waldheim Bürgermeister Bruno Marek in einem Brief mitteilte, dass das Internationale Komitee vom Roten Kreuz bemüht ist, Opfer des nigerianischen Bürgerkrieges in europäischen Spezialkrankenhäusern unterzubringen, hatte der Bürgermeister umgehend geantwortet, dass die Wiener Stadtverwaltung grundsätzlich bereit ist, zehn Bürgerkriegsopfer aufzunehmen.

Nunmehr ist aus Genf vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes folgender Brief eingetroffen: "Hochverehrter Herr Bürgermeister. Wir haben die Ehre, Ihnen den aufrichtigen Dank des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz auszusprechen für das großzügige Anerbieten der Stadt Wien, zehn schwerverletzte Biafraner aufzunehmen und sie in Ihren Spitälern behandeln und pflegen zu lassen.

Mit dieser hochherzigen Geste bestätigen Sie aufs neue die bereits traditionell gewordene spontane Hilfsbereitschaft Wiens, der humanitären Gesinnung Österreichs überhaupt.

Das Internationale Komitee fühlt sich Ihrem Land nicht nur wegen seiner sprichwörtlichen Gastfreundschaft, die ihm zum Beispiel während der XX. Internationalen Rotkreuzkonferenz 1965 in Wien entgegengebracht und so dankbar empfunden wurde, tief verbunden, sondern auch, weil es Dank dem großen Verständnis und der Hilfe von Regierung und Volk, und in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz, einer seiner größten Hilfsaktionen seit dem 2. Weltkrieg, die Ungarnaktion 1956, erfolgreich durchführen konnte.

Das Internationale Komitee schätzt sich glücklich, durch eine neue gemeinsame Hilfsaktion die freundschaftlichen Beziehungen mit Ihrer Stadt und Ihrem Land weiter pflegen und festigen zu können. Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Bürgermeister, mit unserem nochmaligen besten Dank, die Versicherung unserer ausgezeichneten Hochachtung, Jacques Freymond, Vizepräsident."

20.3.1969: Rollende Gehsteige für Matzleinsdorfer Platz

Die ersten rollenden Gehsteige in Österreich wird das Verkehrsbauwerk Matzleinsdorfer Platz erhalten. In der Fußgängerunterführung Matzleinsdorfer Platz - Reinprechtsdorfer Straße - Wiedner Hauptstraße wird ein 36 Meter langer Fahrsteig eingebaut. Er hat auf dieser Strecke einen Höhenunterschied von 1,80 Meter zu bewältigen. Der Fahrsteig besteht aus beweglichen Plattenelementen und wird sich mit einer Geschwindigkeit von 0,8 Kilometer pro Stunde bewegen. Kosten für dieses Projekt ca. 495.000 Schilling.

21.3.1969: Neue Zentralwäscherei nimmt Probebetrieb auf

Die Zentralwäscherei der Gemeinde Wien übersiedelt in ein neues Gebäude in Wien-Penzing (14. Bezirk) und nimmt ihren Probetrieb auf. Der Vollbetrieb der großen "Waschmaschine der Stadt Wien" wird dann Mitte April erfolgen. Das neue zweistöckige Gebäude ist nur 400 Meter von der Müllverbrennung entfernt. Die Zentralwäscherei wird nämlich (nach dem Psychiatrischen Krankenhaus, der Lungenheilstätte Baumgartner Höhe, dem Ottakringer Bad und dem Wilhelminenspital) das "fünfte Kind" der Müllverbrennung werden. In ihren Speichern kann sie das Heißwasser vom Flötzersteig auch aufnehmen, wenn die Waschanlage gerade nicht in Betrieb ist. Das wird sich auch auf die Kontinuierlichkeit des Müllverbrennungsbetriebes positiv auswirken. Auf diese Weise wird die Zentralwäscherei täglich 23 Tonnen Wäsche reinigen können, darunter 18.000 Stück Windeln. Es handelt sich dabei um die Wäsche für Krankenhäuser, die Altersheime und die Kindertagesheime.

24.3.1969: Leningrader Kirow-Ballett kommt nach Wien

Das traditionsreiche Leningrader Kirow-Ballett gastiert beim Internationalen Ballettfestival der Wiener Festwochen, welches Anfang Juni im Theater an der Wien stattfinden wird. Die Compagnie, die mit 120 Mitgliedern nach Wien kommt, bringt ein sensationelles Programm mit, unter anderem das Glanzstück der Leningrader Aufführungen, Tschaikowskys "Donröschen".

Das Ballett, das 231 Jahre kontinuierlich besteht, wird genau genommen zum zweiten Mal in Wien auftreten: Noch Marientheater genannt, gastierte es hier im Jahre 1909. Primaballerina war damals Anna Pawlowa.

27.3.1969: Münchner Oberbürgermeister in Wien

Der Oberbürgermeister von München, Dr. Hans-Jochen Vogel, traf heute mit einer Delegation von Kommunalpolitikern in Wien ein. Die Münchner Gäste wurden von Bürgermeister Marek und Vizebürgermeister Slavik auf dem Flughafen Schwechat begrüßt. Am Nachmittag trug sich Oberbürgermeister Vogel in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

In den nächsten Tagen stehen Wohnbaubesichtigungen auf dem Programm. Das Interesse der Gäste richtet sich hier vor allem auf die Möglichkeiten der Altstadterhaltung und der Sanierung alter Wohngebiete.

28.3.1969: Bundeskanzler Kiesinger im Wiener Rathaus

Bürgermeister Bruno Marek begrüßte heute im Wiener Rathaus den deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, der sich in das Goldene Buch der Stadt Wien eintrug. Der deutsche Bundeskanzler wurde von den Staatssekretären Freiherrn Karl Theodor von und zu Guttenberg und Gerhard Jahn sowie von Botschafter Dr. Hans Schwarzmann begleitet.

31.3.1969: Heilquelle Oberlaa Kurbetriebsgesellschaft nimmt ihre Tätigkeit auf

Die "Heilquelle Oberlaa Kurbetriebsgesellschaft Ges.m.b.H." hat nunmehr ihre gründende Generalversammlung abgehalten. Mitglieder des Aufsichtsrates sind Magistratsrat Dr. Otto Maisel (Vorsitzender), Stadtphysikus Dr. Albert Krassnigg (Vorsitzender-Stellvertreter) und Senatsrat Dipl.-Ing. Ernst Wuczkowski. Zum Geschäftsführer wurde Stadtgartendirektor Ing. Alfred Auer bestimmt. Für die nächste Zukunft ist die Nominierung eines Ärzteteams zur Beratung der Gesellschaft geplant. Außerdem soll ein ärztlicher Konsulent und ein Konsulent für architektonische Fragen bestimmt werden. Hauptgesellschafter der Kurbetriebs-Ges.m.b.H. ist die Stadt Wien. Zweck der Gesellschaft ist die Auswertung der Heilquelle Oberlaa. Schon im heurigen Sommer wird im provisorischen Kurgebäude der Betrieb beginnen.