Historischer Rückblick aus dem Jahr 1966

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Februar 1966

Februar

2.2.1966: Antrittsbesuch des südafrikanischen Botschafters

Der neue südafrikanische Botschafter in Wien, Dr. Hendrik Gerhardus Luttig, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

3.2.1966: 60. Geburtstag von Ernst Hagen

Am 7. Februar begeht der bekannte Wiener Schriftsteller und Kabarettist Ernst Hagen seinen 60. Geburtstag.

Ernst Hagen wurde in Prag geboren, kam aber schon 1909 nach Wien, wo er nach Abschluss der Mittelschule bei dem damaligen Direktor des Wiener Volkstheaters, Dr. Rudolf Beer, Schauspielunterricht nahm. Anschließend war er an verschiedenen Bühnen Deutschlands und Österreichs im Engagement und betätigte sich auch erfolgreich als Kabarettist.

1931 gründete er gemeinsam mit dem Schauspieler Johann Sklenka die Wiener Kleinkunstbühne "ABC". Daneben war Ernst Hagen als Schriftsteller und freischaffender Mitarbeiter großer Blätter tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Kulturredakteur der Tageszeitung "Welt am Montag". Seine mit "EHA" gezeichneten Rezensionen und Artikel haben ihn damals weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannt gemacht.

Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Journalist hielt er aber auch dem Wiener Kabarett die Treue: 1946 und 1947 gestaltete er in den Räumen der traditionsreichen Kleinkunstbühne "Literatur am Naschmarkt" mehrere Programme, deren populärstes unter dem Motto lief "Uns kann geholfen werden". Seite Stücke "Cafe Österreich" und "Rhapsodie in Rot-Weiß-Rot" wurden für die Wiener Kleinbühne "Die Tribüne" Serienerfolge.

Hagen leitete später das Kulturressort der Tageszeitungen "Weltpresse" und "Bildtelegraph". 1959 wurde er zum Pressereferenten der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien bestellt, für die er bis heute als freier Mitarbeiter die monatliche Publikation "Wien informiert Sie" als verantwortlicher Redakteur gestaltet.

Von den Romanen, die Ernst Hagen geschrieben hat, seien "Die Brüder vom nackten Berg", "Der kleine Vogel im großen Käfig" und sein wohl populärstes Buch "Müssen Männer so sein" erwähnt. Hagen ist u.a. auch Mitautor der Sendereihe "Wien hat immer Saison" und gestaltet im Fernsehen die Folge "Deutsch für Inländer" und gemeinsam mit Gerhard Bronner die lokalhistorische Wiener Sendung "Erinnern Sie sich noch".

3.2.1966: Abschied von den geistlichen Schwestern des Rudolfspitals

Heute fand die Abschiedsfeier für die geistlichen Schwestern des Rudolfspitals statt. Seit 1873 arbeitet die "Kongregation der Dienerinnen vom heiligsten Herz Jesu" im Rudolfspital. Die Generaloberin dieses Ordens, der seinen Sitz in Versailles hat, weilte damals zur Weltausstellung in Wien. Der Leiter des Spitals konnte mit ihr ein Abkommen schließen, sodass kurz danach die ersten 13 Schwestern in die Anstalt kamen. Der Orden war übrigens auch der erste, der seine Schwestern in ein öffentliches Krankenhaus entsandte.

Seit 1873 also waren die geistlichen Schwestern mit dem Spital stets verbunden, ob es nun als Pockenspital, als Choleraspital, als Infektionskrankenhaus oder als Militärlazarett geführt wurde. Zeitweise waren bis zu 160 Ordensschwestern im Rudolfspital beschäftigt. Manche von ihnen haben praktisch ihr Leben dort verbracht und sind volle 55 Jahre im Dienst der Kranken gestanden. Von den insgesamt 350 Schwestern des Ordens vom heiligsten Herz Jesu sind nicht weniger als 86 im Dienst gestorben!

Im Vorjahr gab es nur mehr 61 geistliche Schwestern im Rudolfspital; die meisten von ihnen sind mehr als 65 Jahre alt. So musste sich der Orden entschließen, sein Personal aus der Anstalt zurückzuziehen. Die "alten" Schwestern gehen "in Pension", die jüngeren Schwestern werden im Allgemeinen Krankenhaus weiterarbeiten, wo der Orden ebenfalls vertreten ist.

7.2.1966: "Clemens Krauss-Park" in Hernals

Eine öffentliche Parkanlage im 22. Bezirk trug bisher den Namen "Clemens Krauss-Park". Sie ist jedoch faktisch in den Anlagen des Donauparks aufgegangen, weshalb es nicht mehr sinnvoll erschien, die bisherige Bezeichnung aufrecht zu erhalten.

Um jedoch das Andenken des Staatsoperndirektors und Dirigenten Clemens Krauss, der von 1893 bis 1954 lebte und auf dessen Initiative die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker zurückgehen, weiterhin aufrecht zu erhalten, wurde eine neu angelegte Grünfläche im 17. Bezirk nach ihm benannt. Der neue "Clemens Krauss-Park" liegt zwischen der Wattgasse und der Gilmgasse.

9.2.1966: Zentralsparkasse fördert einzige österreichische Schulwandzeitung

Seit 1960 erscheint alle drei bis vier Wochen eine mehrfarbige Schulwandzeitung, die den Titel "Aus aller Welt" trägt. Sie wird zur Gänze durch die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien finanziert. Die Wandzeitung kommt nicht nur Wiener Schulen zugute, sondern auch allen Schulen in ganz Österreich, die sich dafür interessieren. Sie erscheint derzeit in einer Auflage von 3.600 Stück und wird von einem Team dreier Wiener Pädagogen ehrenamtlich redigiert und bringt aktuelle Themen der Außen- und Innenpolitik, aus dem Bereich der Wissenschaft und Technik usw.

Alljährlich wird von dieser Wandzeitung auch ein Schüler-Preisausschreiben veranstaltet. Heute wurden die Sieger des vorjährigen Wettbewerbs ausgezeichnet. Es wurden zweihundert Preise vergeben.

9.2.1966: Bürgermeister Marek und Vizebürgermeister Slavik fuhren mit "Heller-Expreß"

Als prominente "Nutznießer", der vom Wiener Stadtbauamt auf der Zweierlinie eingeführten Aktion "Das Betreten der Baustelle ist erwünscht", fuhren heute Bürgermeister Bruno Marek und Vizebürgermeister Felix Slavik mit dem "Heller-Expreß" durch die neuesten Baulichkeiten des unterirdischen Wien. "Heller-Expreß" - so werden im Volksmund die von Dieselkarren gezogenen Wagenreihen genannt, die die schaulustigen Wienerinnen und Wiener durch den Zweierlinien-Tunnel führen werden.

Auch der "Erfinder" dieses Gefährts, Baustadtrat Kurt Heller, nahm an der Fahrt mit Marek und Slavik teil.

Die Aktion "Das Betreten der Baustelle ist erwünscht" fand auch bei den Wienerinnen und Wienern großen Anklang. Nach den ersten Stunden hatten schon rund 1.000 Personen eine Fahrt mit dem "Heller-Expreß" unternommen.

14.2.1966: Ungarische Sportexperten in Wien

Eine ungarische Delegation, unter anderem der ehemalige Sportminister und gegenwärtige Präsident des ungarischen Sportbundes und des Ungarischen Olympischen Comites Gyula Egri, besuchten heute ihre Wiener Amtskollegen. Die ungarischen Sportexperten besichtigten verschiedene Sportstätten in Wien, u.a. auch die Wiener Stadthalle.

14.2.1966: Weltpremiere des UN-Superfilms im Mai im Wiener Gartenbau-Kino. Regisseur Terence Young besuchte Bürgermeister Marek

Die Weltpremiere des im Auftrag der Vereinten Nationen gedrehten Farbfilmes "Mohn ist auch eine Blume", für den die Wiener Stadthalle den Weltvertrieb übernommen hat, wird am 7. Mai im Wiener Gartenbau-Kino stattfinden.

Stadthallen-Direktor Eder kam heute mit dem Regisseur des Streifens, Terence Young, zu Bürgermeister Marek ins Wiener Rathaus.

Terence Young, der die "James Bond"-Filme inszeniert - auch der UN-Film über den internationalen Rauschgifthandel wurde nach einem Roman von "James Bond"-Autor Ian Fleming gedreht - hat zugesagt, zur Premiere nach Wien zu kommen. Geplant sind auch Kim Nowak, Rita Hayorth und Yul Brunner.

14.2.1966: Bürgermeister Marek besichtigte "Clinomobil"

Bürgermeister Marek besichtigte heute in der Zentrale des Wiener städtischen Rettungs- und Krankenbeförderungsdienstes zwei neue, von einer bundesdeutschen Spezialfirma angebotene Typen von Krankenwagen. Es handelt sich dabei um einen Rettungswagen mit Clinomobil-Einrichtung und um einen sogenannten Clinomobil-Notfallwagen, in dem auch schwierigere Operationen ausgeführt werden können.

Der Rettungswagen mit Clinomobil-Einrichtung ist auf ein VW-Transporter-Chassis aufgebaut, der Clinomobil-Notfallwagen auf einem 1,6 Tonnen-Hanomag-Matador. Der VW-Rettungswagen bietet mehrere technische Neuerungen und eine umfangreiche medizinische Einrichtung. Das Clinomobil besitzt unter anderem eine fugenlose Auskleidung, so dass vor Operationen der ganze Wagen desinfiziert werden kann.

17.2.1966: Der 200. städtische Kindergarten eröffnet

Bürgermeister Marek eröffnete heute in Inzersdorf, 23, Putzendopplergasse 10 das 200. städtische Kinderheim der Stadt Wien.

Er beherbergt fünf Gruppen mit insgesamt 116 Plätzen und kostete 4,740.000 Schilling.

18.2.1966: Neue Fußgängerunterführung auf dem Praterstern aus Fertigteilen

Beim Bau der Fußgängerunterführung auf dem Praterstern, die von der Endstation der Linie 2 unter dem Kreisverkehr hindurchführen und die Fußgänger gefahrlos in das Zentrum zur Schnellbahnstation bringen wird, werden Fertigbauteile aus Stahlbeton verwendet. Dadurch wird es möglich sein, die gesamte, 80 Meter lange Unterführung in der halben Bauzeit fertig zustellen. Statt in 12 Monaten wird die Unterführung nun innerhalb von sechs Monaten fertig sein.

19.2.1966: Wien hilft bei Restaurierung der "Polnischen Kirche"

Der Innenraum der Kirche zum Heiligen Kreuz, 3, Rennweg 5a, die im Volksmund unter der Bezeichnung "Polnische Kirche" bekannt ist, wird gegenwärtig mit finanzieller Hilfe von Bund und Gemeinde restauriert. Das Kulturamt der Stadt Wien hat dafür einen Gesamtbetrag von 120.000 Schilling zur Verfügung gestellt.

Das Gotteshaus, das so wie die kleine Kirche am Kahlenberg von der Kongregation der Resurrektionisten betreut wird, wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. Maria Theresia wollte sie als Garde-Hospital-Kirche verwendet sehen. Der stilvolle Rokoko-Innenraum mit seinen reichen Stukkverzierungen in weiß und gold gilt als klassisches Beispiel theresianischer Baukunst, der rechte Seitenaltar mit dem Bildnis der Heiligen Elisabeth von Portugal ist ein besonderes Kunstdenkmal. Die Kirche hat im Zweiten Weltkrieg Beschädigungen am Dach und an den Fenstern davongetragen.

21.2.1966: Vom Leiter der Wiener Straßenreinigung entwickelt: Automatisches Glatteis-Warngerät

Stadtrat Hubert Pfoch besichtigte heute das Modell eines neuentwickelten Warngerätes, das sich bei Glatteisbildung automatisch einschaltet und optische Warnsignale abgibt. Der Erfinder dieses für die Verkehrssicherheit so wichtigen Gerätes, der Leiter der Gruppe Straßenreinigung der Magistratsabteilung 48 (Stadtreinigung und Fuhrpark), Oberstadtbaurat Dipl.-Ing. Wilhelm Schmied, führte dem Stadtrat die Warnlampe vor.

Bei normaler Straßenlage blieb bei dem Versuch die gelbe Lampe "finster", als jedoch auf den Beton eine im Kühlschrank erzeugte Glatteisschicht aufgelegt wurde, schaltete sich das Warnsignal sofort ein.

Wie der Erfinder erklärte, ist in dem Gerät eine doppelte Sicherung eingebaut, so dass die Zahl der Fehlanzeigen, die bei anderen, im Ausland entwickelten Geräten sehr hoch ist, wesentlich reduziert wird, nämlich auf fünf bis zehn Prozent. Das System der Erfindung beruht darauf, dass von einer künstlichen Lichtquelle Strahlen ausgesandt werden, die von der Straßenoberfläche reflektiert und von einer Selenzelle aufgenommen werden. Eine zweite Selenzelle verhindert es, dass das Gerät durch das Sonnenlicht oder durch das normale Tageslicht eingeschaltet wird.

Es wird nun erwogen, bei geeigneter Wetterlage an einem neuralgischen Punkt in Wien, so etwa der Nordbrücke, eine Versuchsanlage zu installieren.

21.2.1966: "Venedig in Wien"

"Venedig in Wien" - das war einmal eine berühmte Ausflugsstätte mit einem Sommertheater im Wiener Prater. "Venedig in Wien" gibt's leider schon lange nicht mehr. Heute aber wurde man daran erinnert, als eine Gruppe von rund 40 "echten Venezianer Gondolieri" Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus besuchten. Als Geschenk hatten die Gäste, die sich auf einer Besichtigungstour durch Österreich befinden, eine prächtige "Forcola" mitgebracht, die hölzerne Aufhängevorrichtung der Gondel für das Ruder.

Die Gondolieri erzählten interessante Einzelheiten über ihre Fahrzeuge. Die echte venezianische Gondel ist nach festen Regeln gebaut. Sie ist genau 10,15 Meter lang. Ein anderes ihrer Charakteristika besteht darin, dass sie unsymmetrisch ist, sowohl der Längsachse als auch der Querachse nach; der rechte Teil ist um 24 Zentimeter schmäler als der linke, so dass die Gondel auf einer Seite überhängt, was ihr das Wenden in den Kanälen erleichtert.

Jede Gondel ist auch acht verschiedenen Hölzern gebaut, nämlich aus Fichte, Eiche, Ulme, Nuss, Lärche, Buche, Linde und Kirsche. Die Kunst des Gondelbaus wird dadurch auch nur mehr von wenigen Werften beherrscht. Das berühmte Merkmal der Gondel, das Bugeisen (Ferro), dient nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern es gleicht mit seinen 20 Kilogramm das Gewicht des am Heck stehenden Gondolieres aus. Die Bugform symbolisiert außerdem die Kopfbedeckung des Dogen, die sechs Stadtteile und die ehemaligen Kolonien der Republik Venedigs.

21.2.1966: Erster Internationaler Jazz-Wettbewerb in Wien

Nicht nur für Österreich, sondern auch für ganz Europa erstmalig ist der Erste Internationale Jazz-Wettbewerb, der im Mai in Wien stattfinden wird.

Der Jury werden u.a. Jazz-Größen wie Duke Ellington, Art Farmer, Jay Jay Johnson, Julian Cannonball Adderley, Joe Zawinul, Mel Lewis und Ron Carter angehören.

Die sechs ersten und sechs zweiten Preisträger werden im Konzerthaus ein großes Schlusskonzert veranstalten. Aber auch die Juroren werden ein Konzert geben, das vom Eurojazz-Orchester begleitet und von der Eurovision und Intervision übertragen wird.

Der Wettbewerb wird vom Kulturamt der Stadt Wien gemeinsam mit dem Kunstfonds der Zentralsparkasse durchgeführt.

25.2.1966: Wiens Großwassermesser werden die exaktesten Europas

Die Großmesseinrichtungen der Wiener Wasserwerke, die die Durchflussmengen der Hauptrohrstränge registrieren, werden nun systematisch einer Überprüfung und Eichung unterzogen. Dieses Vorhaben, das sich über einen längeren Zeitraum erstrecken wird, wurde durch eine neue Anlage möglich, die die Wiener Schwachstromwerke kürzlich in Betrieb genommen haben. Es handelt sich dabei um die erste derartige Großprüfstation zur Eichung und Testung von Wassermesseinrichtungen in Europa.