Historischer Rückblick aus dem Jahr 1964

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

Juli 1964

Juli

1.7.1964: Erster Chemiker der Stadtverwaltung geht in den Ruhestand: Wachablöse bei der städtischen Prüf- und Versuchsanstalt

Senatsrat Dipl.-Ing. Dr. Leopold Rister, Leiter der städtischen Prüf- und Versuchsanstalt, geht in den Ruhestand. Dr. Rister ist 1928 als erster Chemiker in den Dienst der Stadt Wien eingetreten.

Sein Nachfolger Dr. Ing. Paul G. Schütz wurde heute in sein Amt eingeführt.

1.7.1964: Stadtrat Heller eröffnete die Tiefgarage Am Hof

Stadtrat Heller eröffnete heute die neue Tiefgarage Am Hof.

Mit dem Bau der Tiefgarage Am Hof wurde im August 1962 begonnen. Im Dezember 1963 konnte die Gleichenfeier begangen werden. Der Baugrund wurde von der Gemeinde Wien zur Verfügung gestellt. Die Garage bietet Platz für 500 Kraftfahrzeuge; die Hälfte der Einstellplätze sind für Dauerparker reserviert. Kurzzeitiges Parken kostet pro Stunde drei Schilling.

1.7.1964: 75. Geburtstag von Alfred Orel

Am 3. Juli vollendet der Musikgelehrte Univ.-Prof. Dr. Alfred Orel das 75. Lebensjahr.

Alfred Orel wurde am 3. Juli 1889 in Wien geboren, erwarb zunächst den juristischen Doktorgrad und trat danach in den Konzeptsdienst des Finanzministeriums. Gleichzeitig studierte er bei Guido Adler Musikwissenschaft und wurde 1918 Gemeindebediensteter. Er übernahm das Musikreferat der Stadtbibliothek, baute dieses zu einer international anerkannten Sammlung aus und leitete es bis 1940. Als Musikwissenschaftler widmete er sich zunächst der Erforschung des Mittelalters. Von 1940 bis 1945 war Orel Vorstand des von ihm gegründeten Instituts für Wiener Musikforschung. Bisher sind von ihm 27 Bücher und mehr als 250 Aufsätze, die sich unter anderem mit Mozart, Grillparzer, Beethoven, Schubert, Lanner, Hugo Wolf und besonders stark mit Anton Bruckner beschäftigen, erschienen. Sein 1925 erschienenes Buch "Anton Bruckner. Das Werk - Der Künstler - Die Zeit" ist ein bis jetzt nicht überholtes Standardwerk.

(Alfred Orel starb am 11. April 1967 in Wien. Redaktion)

3.7.1964: Gedenktafel für Wiener Liederkomponist Ferry Wunsch

Am Wohn- und Sterbehaus, 15, Goldschlagstraße 12, des Wiener Liederkomponisten Ferry Wunsche, der vor einem Jahr gestorben ist, wird eine Gedenktafel enthüllt und in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

(Ferry Wunsch wurde am 27. September 1901 in Wien geboren und starb am 3. Juli 1963 in Wien. Zu seinen bekanntesten Wienerliedern zählen u.a. "Heut kommen d'Engerln auf Urlaub nach Wean", "Stellts meine Roß in' Stall". Redaktion)

3.7.1964: Goldene Ehrenmedaille für Hilbert und Stratil-Sauer

Bürgermeister Jonas überreichte heute die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien an Staatsoperndirektor Sektionschef Dr. Egon Hilbert und Univ.-Prof. Dr. Gustav Stratil-Sauer.

Egon Hilbert wurde am 19. Mai 1899 in Wien geboren, promovierte 1924 zum Dr. juris und trat in den Staatsdienst. 1926 wechselte er in den Bundespressedienst, wo er das Kulturreferat leitete, 1935 erfolgte seine Versetzung an die Gesandtschaft in Prag. Von 1938 bis 1945 war Hilbert im KZ Dachau interniert. Nach seiner Entlassung blieb Hilbert zunächst in Salzburg. Er übernahm die provisorische Leitung der Landesbühne und versuchte schon im Sommer 1945, die Salzburger Festspiele zu organisieren. Anfangs 1946 wurde er als Ministerialrat mit der Leitung der Bundestheaterverwaltung betraut. Er stellte sich die damals unlösbar scheinende Aufgabe, der Wiener Staatsoper wieder ihre Weltgeltung zu verschaffen. Trotz Fehlens aller Voraussetzungen gelang es ihm, im Theater an der Wien einen regulären Opernbetrieb und ein erstklassiges Ensemble aufzubauen. Von 1954 bis 1959 war er Leiter des Österreichischen Kulturinstitutes in Rom. 1959 bis 1963 war Hilbert Intendant der Wiener Festwochen und setzte sich besonders für die Wiederinbetriebnahme des Theaters an der Wien ein.

(1963/64 war er mit Herbert von Karajan, 1964 bis 1968 alleiniger Direktor der Wiener Staatsoper. Hilbert starb am 18. Jänner 1968 in Wien. Redaktion)

Dr. Gustav Stratil-Sauer wurde am 26. Mai 1894 in Fulnek (Mähren) geboren und studierte an den Universitäten Breslau und Wien. Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg schloss er sein Fachstudium in den Fächern Geschichte, Geologie und Geographie ab und ging als Universitätsassistent nach Leipzig. Von 1924 bis 1926 unternahm er seine erste Forschungsreise in den Orient, die ihn bis nach Afghanistan führte. Er unternahm noch zahlreiche Reisen in die Ostländer Europas, bereiste den vorderen Orient und drang bis nach Ostpersien vor.

Stratil-Sauer war langjähriger Generalsekretär der Österreichischen Geographischen Gesellschaft.

(Stratil-Sauer verstarb am 25. November 1975 in Klosterneuburg (Niederösterreich) Redaktion)

6.7.1964: Rumänischer Staatsbesuch im Rathaus

Die gegenwärtig in Österreich weilende Delegation der Volksrepublik Rumänien, die unter der Leitung des Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Gheorghe Apostol steht und der der Stellvertretende Ministerpräsident Constantin Tuzu, der Stellvertretende Minister für das Hüttenwesen, Stefan Constantinescu, angehören, besuchten heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus. Die beiden Stellvertretenden Ministerpräsidenten trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

9.7.1964: Bürgermeister Jonas eröffnete die größte Schnittrosenschau Europas

Auf der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG 64) wurde heute von Bürgermeister Jonas die größte internationale Schnittrosenschau eröffnet. Die Schau ist eine Gemeinschaftsschau von in- und ausländischen Rosenzüchtern. 200.000 Schnittrosen aller Farbschattierungen sind zu bewundern. Unter den 750 verschiedenen Rosensorten befinden sich 40 Neuzüchtungen. Österreichs Rosenbaumschulen und Rosengärtner warten mit besonders attraktiven Züchtungen auf. Drei von ihnen erhielten nun anlässlich der Eröffnungsfeier ihre Namen: "Margarethe Jonas", "Lobau" und "Minister Afritsch". Der Wert der ausgestellten Rosen beträgt etwa eine Million Schilling.

Bürgermeister Jonas gab bei der Eröffnung der Rosenschau auch einen kurzen Überblick über die WIG 64, die in Kürze ihre "Halbzeit" erreicht haben wird. So wurden bis jetzt rund 1,200.000 Besucher gezählt.

In den nächsten Tagen wird auf der WIG 64 auch die Internationale Kleintierschau mit über 3.000 Kleintieren, wie etwa Hühnern, Tauben bis zu exotischen Ziervögeln, eröffnet.

11.7.1964: Der Bürgermeister von der "Waterkant" zu Besuch im Rathaus

Zur Eröffnung der diesjährigen Festwochen hat Bürgermeister Jonas auch Dr. Paul Nevermann, den Bürgermeister der Freien Hansestadt Hamburg, nach Wien eingeladen. Dr. Nevermann konnte leider zu den Festwochen nicht nach Wien kommen und holt nun seinen Besuch nach. Der Hamburger Bürgermeister wird in den nächsten Tagen städtische Einrichtungen, wie die Müllverbrennungsanlage, verschiedene moderne Wohnhausbauten, Sanierungsprojekte, Kindergärten aber auch die WIG 64 usw. besichtigen.

15.7.1964: Gemeinderat Carl Freytag gestorben

Im 63. Lebensjahr ist heute Gemeinderat Carl Freytag gestorben.

Carl Freytag wurde am 22. Mai 1902 in Wien als Sohn eines Architekten geboren. Sein Studium erarbeitete er sich als Werkstudent. Er machte den Doktor rer. pol. an der Universität Wien und vervollständigte seine Bildung außerdem durch Studien an der Juridischen Fakultät und an der Hochschule für Welthandel. Freytag trat danach in die Dienste eines Kulturinstitutes und kam am 20. Dezember 1934 in den Gemeindedienst.

Seit dem Jahr 1945 gehört Carl Freytag dem Wiener Landtag und Gemeinderat an. Er wirkte auch als Bezirksparteiobmann der ÖVP in der Josefstadt.

15.7.1964: "Antonie Alt-Hof" in Favoriten

Die neuerbaute städtische Wohnhausanlage, 10, Favoritenstraße 49-53, wurde in "Antonie Alt-Hof" benannt.

Frau Antonie Alt, die 1884 in Wels geboren wurde, war von 1918 bis 1932 Mitglied der Bezirksvertretung Favoriten. Von 1932 bis 1934 gehörte sie dem Wiener Gemeinderat an. 1945 wurde sie wieder in den Gemeinderat gewählt und hat sich beim Wiederaufbau Wiens große Verdienste erworben. Antonie Alt ist im Jahre 1963 verstorben.

17.7.1964: Das 32. Kinderfreibad der Stadt Wien eröffnet

Im 14. Bezirk, Ecke Märzstraße-Reinlstraße, wurde heute Wiens 32. Kinderfreibad eröffnet.

Das in Form eines Kreisausschnittes gestaltete Kinderfreibad liegt in dem kleinen sogenannten "Reinlpark", in dem schon seit 1930 ein Planschbecken bestand. Es wurde im Krieg zerstört.

18.7.1964: "Roißgasse" in Mauer

Der österreichische Alpinist Heinrich Roiß stürzte 1959 am Daulaghiri in eine Gletscherspalte und konnte nur mehr tot geborgen werden. Roiß hatte sich schon früher durch die Besteigung schwieriger Wände in den Dolomiten und Nordtiroler Alpen hervorgetan, beteiligte sich 1956 an einer Karakorum-Expedition, bei der der Achttausender Gasherbrum erstiegen wurde. 1957 erhielt Heinrich Roiß das Sportehrenzeichen der Stadt Wien und bezwang im gleichen Jahr als Expeditionsleiter den Haramosh.

Dem Andenken Heinrich Roiß wurde nun eine Straße in Mauer gewidmet.

21.7.1964: Ludwig Gruber gestorben

Der bekannte Wienerlieder-Komponist Ludwig Gruber ist heute in Wien gestorben.

22.7.1964: Dänemarks Innenminister zu Besuch in Wien

Der dänische Innenminister Lars P. Jensen weilt derzeit mit einer Delegation auf Einladung des österreichischen Innenministers Olah zu Gast in Wien. Die dänischen Gäste waren heute im Rathaus zu Besuch und wurden von Vizebürgermeister Slavik empfangen.

23.7.1964: Brand bei der Austria-Wochenschau

Gestern, gegen 23.50 Uhr, brach im 19. Bezirk, Sieveringer Straße 196, in einem Lagergebäude der Austria Wochenschau ein Brand aus. Aus unbekannter Ursache, vermutlich durch Selbstentzündung, waren in einem Lagerraum ca. 25 Quadratmeter der dort gelagerten Filme in Brand geraten. Bei Ankunft der Feuerwehr waren die Decke und das Dach des Lagerraums bereits durchgebrannt, und das Feuer hatte das Dach und die Decke des angrenzenden Lagerraums ergriffen. Mit drei Strahlrohren wurden die übrigen Gebäudeteile gestützt und der Brand gelöscht.

23.7.1964: Ungarische Regierungsmitglieder im Rathaus

Im Rahmen eines offiziellen Österreich-Besuches statteten der Stellvertretende ungarische Ministerpräsident Fock und der Stellvertretende Außenhandelsminister Ungarns, Baczoni, auch dem Wiener Rathaus einen Besuch ab.

24.7.1964: Eine Fußgängerpassage nach Wiener Muster in Saarbrücken

Der Bauausschuss des Gemeinderates der Stadt Saarbrücken unter Führung des Beigeordneten und Oberbaudirektors Dr. Krajewski weilt auf Einladung des Stadtbauamtes derzeit in Wien. Der unmittelbare Anlass zu diesem Besuch ist der Plan, an der wichtigsten Innenstadt-Kreuzung Saarbrückens eine Fußgängerunterführung nach dem Muster der Wiener Ringpassagen zu bauen. Dr.Krajewski hat die Operkreuzung anlässlich der Eröffnung der WIG 64 gesehen und sich entschlossen, in Wien Anregungen für das eigene Projekt zu holen.

28.7.1964: Neue "Verdienstplakette der Stadt Wien"

Der Wiener Stadtsenat genehmigte heute die Stiftung einer "Verdienstplakette der Stadt Wien" für Leistungen auf dem Gebiet der Siedlungs- und Kleingartenbewegung.

Die "Verdienstplakette der Stadt Wien" soll über Vorschläge der Siedlungs- und Kleingartenverbände an solche Personen verliehen werden, die sich auf diesem Gebiet besonders verdient gemacht haben. Die Plakette wird nach einem Entwurf von Professor Schmidt in Gold, Silber und Bronze ausgeführt. Sie ist rechteckig und trägt auf der einen Seite das Wappen der Stadt Wien mit der Aufschrift "Verdienstplakette der Stadt Wien" und auf der anderen Seite eine Hand, die eine Blume hält, als Symbol der Kleingarten- und Siedlungsbewegung. Die Plakette ist nicht zum öffentlichen Tragen bestimmt. Sie wird zusammen mit einer vom Bürgermeister unterschriebenen Urkunde ausgefolgt.

30.7.1964: Bürgermeister Jonas bei der Albertina-Passage

Bürgermeister Jonas eröffnete heute die fünfte Fußgängerpassage im Zuge der Ringstraße: die Albertina-Passage. 24 Millionen Schilling hat dieses Verkehrsbauwerk gekostet.

30.7.1964: Zehn Verletzte bei schwerem Verkehrsunfall - LKW raste gegen Straßenbahntriebwagen

An der Kreuzung Wilhelminenstraße-Wichtelgasse im 16. Bezirk stieß heute ein mit Baumaterial beladener LKW mit einem Triebwagen der Straßenbahnlinie 48 zusammen. Durch den Anprall entgleiste der Triebwagen mit beiden Räderpaaren, rollte am Holzstöckelpflaster der Wilhelminenstraße weiter und stellte sich quer zur Fahrbahn. Der Beiwagen blieb in den Schienen.

Der Lenker des Lastkraftwagens, der vermutlich mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren war, wurde verletzt. Neun Fahrgäste erlitten ebenfalls zum Teil erhebliche Verletzungen.