Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

November 1963

November

4.11.1963: Neue Rettungsstation Wienerberg - Rund um Wien soll ein Netz von Rettungsstellen entstehen

Die neue städtische Rettungsstation Wienerberg im 12. Bezirk, Wienerbergstraße 16-20, wurde in Betrieb genommen. Sie ist in der ehemaligen Feuerwache Wienerberg untergebracht. Die großen Räume, die der Feuerwache dienten, wurden unterteilt und mit einem Kostenaufwand von 360.000 Schilling für den Betrieb des Rettungsdienstes umgebaut. Die Station ist Tag und Nacht besetzt. Die Station betreut den 10., 12. und 23. Bezirk, bei großem "Andrang" aber auch Teile des 4. und 5. Bezirkes. Im Zuge der Dezentralisierung der Wiener Rettungsstellen soll ein ganzes Netz von Stationen rund um Wien angelegt werden. So entsteht derzeit bereits eine neue Station in Aspern, wo ebenfalls eine aufgelassene Feuerwache für diesen Zweck adaptiert wird. Ferner ist geplant, eine weitere Rettungsstelle in einem neuen Gemeindebau in der Krottenbachstraße im 19. Bezirk unterzubringen.

5.11.1963: 85. Geburtstag von Lise Meitner

Am 7. November vollendet die Atomphysikerin Prof. Dr. Lise Meitner das 85. Lebensjahr. Lise Meitner wurde 1958 das Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen.

5.11.1963: 60. Geburtstag von Konrad Lorenz

Am 7. November vollendet der Tierpsychologe Univ.-Prof. DDr. Konrad Lorenz das 60. Lebensjahr (siehe auch: Lebenslauf von Univ.-Prof. DDr. Konrad Lorenz)

(Konrad Lorenz erhielt 1973 gemeinsam mit Karl Frisch und N. Tinbergen den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der Prägung an der Graugans. Von 1954 bis 1973 war Lorenz Direktor des Max-Planck-Institutes für Verhaltensforschung in Seewiesen (Deutschland), ab 1973 Leiter der Abteilung für Tiersoziologie am Institut für vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In seinen letzten Lebensjahren warnte Lorenz wiederholt vor den Gefahren der Umweltzerstörung; besonders im Zuge der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf. Lorenz starb am 27. Februar 1989 in Wien. Redaktion)

5.11.1963: Eröffnung des Penzinger Heimatmuseums

In der Penzinger Straße 59 im 14. Wiener Gemeindebezirk wurde heute das neue Penzinger Heimatmuseum mit der Ausstellung "Verkehrsbahnen als Wegweiser der Geschichte - Von der alten Furt zum modernen Brückenverkehrsbauwerk zwischen Penzing und Hietzing" eröffnet.

5.11.1963: Anlässlich des Erstlingsfluges der AUA: Wieder Bäume für Israel

Morgen findet der Erstflug der AUA nach Israel, nach Tel Aviv statt. Aus diesem Anlass hat Bürgermeister Jonas den Auftrag erteilt, seinem israelischen Amtskollegen als Gruß der Stadt Wien zehn Bäume zu übermitteln. Es handelt sich dabei um zehn Tamarisken, die dem Bürgermeister von Tel Aviv, Herrn Namir, übergeben werden.

Schon im Juni dieses Jahres hat die Gemeinde Wien zweihundert Bäume für die Aktion "Österreichischer Jerusalem-Wald" zur Verfügung gestellt.

8.11.1963: Preisverteilung im Schloss Hetzendorf - Modeschülerinnen entwarfen Kostüme für Wiener Olympia-Hostessen - 24 "rot-weiße" Hostessen werden in Innsbruck die ausländischen Fernseh- und Radioreporter betreuen

In den Farben der Stadt Wien, rot-weiß, werden sich die 24 Hostessen der Stadt Wien präsentieren, die bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck die Vertreter der ausländischen Fernseh- und Rundfunkstationen betreuen sollen. Der Entwurf für diese "Wiener Uniform" wurde im Rahmen eines Wettbewerbes ermittelt, den die Modeschule der Stadt Wien im Auftrag der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien und des Österreichischen Fernsehens durchgeführt hat.

Im Schloss Hetzendorf fand heute die Preisverteilung in diesem Wettbewerb statt. Der Direktor der Modeschule, Prof. Liewehr, stellte die fünf Preisträgerinnen und ihre Entwürfe vor.

Nach dem zur Ausführung gelangenden Entwurf werden die Wiener Hostessen in Innsbruck ein rotes Lodencape mit Stehkragen, großen weißen Knöpfen und rot-weißen Schulterspangen tragen, darunter einen weißen Pullover aus Lammfell mit V-Ausschnitt und einen roten Rollkragenpullover mit einer rot-weißen Kokarde, auf der die Inschrift "Stadt Wien" zu sehen ist. Rote Cord-Skihosen, rote hohe Lederstiefel (für den Außendienst), weiße Apres-Ski-Schuhe aus Lammfell (für den Innendienst) und eine weiße, kugelig geformte Lammfellmütze ergänzen die Ausstattung.

9.11.1963: Professor Köhlmeier gestorben

Der ärztliche Leiter der städtischen Krankenanstalt Poliklinik, Prof. Dr. Walter Köhlmeier, ist im 55. Lebensjahr gestorben.

11.11.1963: Am 23. November: Startschuss für den Umbau der Zweierlinie

Am 23. November treten die ersten Verkehrsablenkungsmaßnahmen in Kraft, die für den Beginn eines der größten Verkehrsbauwerkes der Gemeinde Wien notwendig sind: die Verlegung der Straßenbahnlinie 2 von der Secession bis zur Alser Straße unter die Erde. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs soll in Tag- und Nachtarbeit voraussichtlich in zwei Schichten gearbeitet werden.

13.11.1963: Der Großmeister des Malteser Ritter-Ordens im Wiener Rathaus

Der auf Staatsbesuch in Österreich weilende Fürst und Großmeister des Souveränen Malteser Ritter-Ordens, Fra Angelo de Mojana di Cologna, besuchte heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus. Der Großmeister trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

15.11.1963: Vorstellung des künftigen Festwochen-Intendanten Ulrich Baumgartner

Vizebürgermeister und Kulturstadtrat Mandl stellte heute den Nachfolger Dr. Hilberts als Festwochenintendant, Ulrich Baumgartner, vor. Baumgartner wird ab 1964 die Wiener Festwochen leiten.

Der Autor, Kritiker und Regisseur Ulrich Baumgartner hat sich um die Abhaltung der Kapfenberger Kulturtage sehr verdient gemacht. Diese Veranstaltungen haben über die Grenzen des Landes hinaus Anerkennung gefunden.

(Ulrich Baumgartner wurde am 20. März 1918 in Berlin als Sohn österreichischer Eltern geboren. Er starb am 18. August 1984 in Graz. Baumgartner war von 1964 bis 1977 Intendant der Wiener Festwochen. Redaktion)

18.11.1963: Christkindlmarkt heuer in der Kalvarienberggasse

Der Wiener Christkindlmarkt 1963 wird in Wien 17, Kalvarienberggasse ab Elterleinplatz bis Ottakringer Straße und auf dem St. Bartholomäus-Platz vom 30. November bis 2. Jänner abgehalten.

18.11.1963: Die KIBA und der Kinostreik

Obwohl sich die KIBA dem vom Fachverband der Kinobesitzer ausgerufenen Streik wegen des Kulturgroschens nicht angeschlossen hat, sind die Kinos der KIBA trotzdem nicht in der Lage am Freitag und Samstag dieser Woche zu spielen, da die Verleiher den Streik unterstützen und keine Filme liefern.

19.11.1963: "Riesenmistkübel" für die Müllabfuhr

150 "Riesenmistkübel" mit einem Fassungsraum von je 1.100 Liter will die Stadtreinigung für die Müllabfuhr anschaffen. Diese Großgefäße sollen probeweise an Stelle der "Koloniakübel" überall dort verwendet werden, wo es besonders viel Mist gibt, so bei Wohnhochhäusern, auf Märkten, in Kaufhäusern und Krankenanstalten. Ein "Riesenmistkübel" kostet 4.000 Schilling.

19.11.1963: Neuer Präsident der Akademie der Wissenschaften bei Bürgermeister Jonas

Der neue Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Univ.-Prof. Dr. Erich Schmid, der auch Vorstand des 2. Physikalischen Institutes ist, machte heute Bürgermeister Jonas im Rathaus seinen Antrittsbesuch.

21.11.1963: Neue Heizwerkstätte in Favoriten

Im 10. Bezirk, Laaer Berg-Straße 114-120, wurde heute die neue Heizwerkstätte der Gemeinde Wien in Betrieb genommen. Bürgermeister Jonas nahm mit den Mitgliedern der Stadtregierung eine Besichtigung vor.

22.11.1963: Zum ersten Mal in Wien: Müllabfuhr nimmt "Sperrgut" mit

In der ersten Dezemberwoche führt die Stadtreinigung zum ersten Mal in Wien eine Entrümpelungsaktion durch, die probeweise in Favoriten stattfinden wird. Den Bewohnern dieses Bezirkes ist damit die Möglichkeit geboten, sperriges Entrümpelungsgut, kostenlos loszuwerden. In Zukunft soll diese Aktion auf das ganze Wiener Stadtgebiet ausgedehnt werden.

23.11.1963: Beileidstelegramm des Bürgermeisters an die Witwe Kennedys

Zum tragischen Tod des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, John F. Kennedy, sandte Bürgermeister Jonas folgendes Beileidstelegramm an die Witwe des Verstorbenen, Jacqueline Kennedy:

"Tief erschüttert durch die Nachricht vom tragischen Ableben Ihres von mir hoch geschätzten Gatten, Präsident John F. Kennedy, spreche ich Ihnen in meinem eigenen und im Namen der Bevölkerung der österreichischen Bundeshauptstadt Wien meine aufrichtige Anteilnahme aus."

(John Fitzgerald Kennedy wurde am 29. Mai 1917 in Brookline bei Boston (Mass.) geboren und wurde am 22. November 1963 in Dallas (Texas) ermordet. Er wurde am 8. November 1960 zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt (Amtsantritt am 20. Jänner 1961). Kennedy traf am 3. Juni 1961 in Wien mit Chruschtschow zusammen. Noch im Juni 1963 erfolgte sein legendärer Berlin-Besuch. Seine Beisetzung erfolgte am 25. November 1963 auf dem Arlington National Cemetery. Redaktion)

28.11.1963: John Steinbeck bei Vizebürgermeister Mandl

Der berühmte amerikanische Schriftsteller John Steinbeck besuchte heute in Begleitung seiner Gattin und des amerikanischen Kulturattaches Lovegrove Vizebürgermeister Mandl im Wiener Rathaus.

Steinbeck, der sich auf einer Reise durch die Oststaaten befindet, berichtete dem Wiener Vizebürgermeister von seinen Eindrücken und Erfahrungen.

29.11.1963: Wiener Landtag: Gedenkrede für den verstorbenen USA-Präsidenten

Der Präsident des Wiener Landtages, Bruno Marek, hielt heute in der Sitzung des Wiener Landtages einen Nachruf für den verstorbenen Präsidenten John F. Kennedy. Die Gemeinde Wien wird das Andenken an John F. Kennedy in geeigneter Form ehren.

29.11.1963: Redakteur Karl Weidlich gestorben

Am 27. November starb in Wien im 84. Lebensjahr der langjährige Redakteur des "Neuigkeits-Welt-Blatt" und Wiener Schriftsteller Karl Weidlich.

Weidlich hat viele Erzählungen und vor allem Wiener Skizzen geschrieben. Auch einige Theaterstücke entstammen seiner Feder. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste er wegen eines schweren Augenleidens die journalistische und schriftstellerische Tätigkeit beenden.

30.11.1963: Zum Andenken an einen österreichischen Freiheitskämpfer: "Ernst Burger-Gasse" in Wien-Weidlingau

Eine Verkehrsfläche im 14. Bezirk, Weidlingau, wird in "Ernst Burger-Gasse" benannt.

"Damit wird das Andenken an den 1915 in Wien-Rudolfsheim als sechstes Kind einer Arbeiterfamilie geborenen österreichischen Freiheitskämpfer Ernst Burger geehrt. Ernst Burger, der schon früh in der Österreichischen Arbeiterbewegung tätig war und unter den Verfolgungen des autoritären Regimes von 1934 bis 1938 zu leiden hatte, flüchtete nach der Annexion Österreichs durch Deutschland in die Schweiz und später nach Frankreich. Im November 1938 kehrte er nach Wien zurück, um in einer Widerstandsgruppe zu arbeiten. Kurze Zeit später verhaftete ihn die Gestapo. Burger wurde verurteilt, in die Strafanstalt Stein gebracht und später in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Trotz Folterung, Entbehrung und Krankheit lebte Ernst Burger dort bis Ende 1944 und beteiligte sich an illegalen Organisationen innerhalb des Lagers. Am 30. Dezember 1944 wurde er auf dem Appellplatz des Konzentrationslagers Auschwitz vor 15.000 Häftlingen, die man herbeigetrieben hatte, gehängt."