Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Mai 1963

Mai

2.5.1963: Bürgermeister Jonas empfing Staatssekretär Dr. Kotzina

Der neue Staatssekretär im Handelsministerium Dr. Vinzenz Kotzina stattete heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus einen Besuch ab.

2.5.1963: Ing. Fritz Hofmann - Nachfolger von Gemeinderat Hedwig Lehnert

An Stelle der aus Gesundheitsgründen zurückgetretenen Wiener Gemeinderätin Hedwig Lehnert (SPÖ) hat die Sozialistische Partei als Nachfolger Ing. Fritz Hofmann nominiert. Ing. Hofmann wird als Vertreter des 21. Bezirkes in den Gemeinderat einziehen.

3.5.1963: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Einstimmig angenommen wurde der Antrag auf Änderung der Statuten der Preise der Stadt Wien. Die Preise sollen nun von 15.000 auf 20.000 Schilling bis zu einem Gesamtbetrag von 200.000 Schilling statt bisher 150.000 Schilling hinaufgesetzt werden.

Für die Instandhaltung von privaten Wohnhäusern genehmigte der Wiener Gemeinderat weitere 30 Millionen Schilling. Für die Modernisierung und Renovierung des Amalienbades wurden weitere ca. zwei Millionen Schilling bewilligt.

4.5.1963: Das größte Thermalstrandbad Europas in Bad Vöslau eröffnet

Seit dieser Woche ist das Vöslauer Bad - es ist das größte Thermalstrandbad Europas - in Betrieb.

7.5.1963: Präsidium des Instituts für Jugendkunde stellte sich vor

Das Präsidium des Österreichischen Instituts für Jugendkunde stellte sich heute bei Bürgermeister Jonas vor. Präsident des Institutes ist Sektionschef Dr. Kollars, Vizepräsident Stadtrat Maria Jacobi, der Vorsitzendes des Vorstandes Direktor Steiner.

Das Institut wurde über Wunsch der österreichischen Jugendorganisationen ins Leben gerufen, um sich wissenschaftlich mit den Problemen der Jugend auseinander zu setzen.

7.5.1963: 80. Geburtstag von Ida Schwetz-Lehmann

Die Bildhauerin Ida Schwetz-Lehmann feiert ihren 80. Geburtstag. Sie gehört zu den Mitbegründern der keramischen Werkgenossenschaften und entfaltete auch im Rahmen der Wiener Werkstätte und der Porzellanmanufaktur Augarten umfassende künstlerische Tätigkeit.

7.5.1963: Ehrenring der Stadt Wien an Prof. Hans Thirring

Bürgermeister Jonas überreichte heute an Bundesrat Univ.-Prof. i.R. Dr. Hans Thirring in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste anlässlich seines 75. Geburtstages den Ehrenring der Stadt Wien.

9.5.1963: 50. Geburtstag von Robert Jungk

Am 11. Mai vollendet der Schriftsteller Dr. Robert Jungk das 50. Lebensjahr.

Robert Jungk wurde in Berlin geboren und absolvierte das Philosphiestudium. Nach längeren Aufenthalten in der Schweiz lebt er seit etwa zehn Jahren in Wien, von wo aus er seine interessanten Reportagen verfasst. Sein Buch "Heller als tausend Sonnen. Geschichte der Atomforschung" hat ihn international bekannt gemacht. In den letzten Jahren bildete sich um ihn ein Kreis von Atomgegnern, der, parallel zu der Bewegung in den anderen Ländern Europas, die alljährlichen Oster-Friedensmärsche organisiert. Das Buch "Die Zukunft hat schon begonnen" ist ebenfalls eine Zusammenstellung von spannenden Reportagen über den politischen und wirtschaftlichen Aufbau der Welt nach 1945. Ein anderes Buch trägt den Titel "Albert Schweitzer. Das Leben eines guten Menschen". Von Oskar Kokoschka handelt die Arbeit "Die Schule des Lebens". Jungk ist Mitverfasser der Schrift "Wie leben wir morgen?".

9.5.1963: Jonas überreichte Auszeichnungen an Kurier-Redaktion

Mehrere Mitglieder der Redaktion der Tageszeitung "Kurier" wurden von der Oberösterreichischen Landesregierung mit der oberösterreichischen Erinnerungsmedaille für Katastropheneinsatz ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde anlässlich der Hilfsaktion des Kuriers bei der Überschwemmungskatastrophe im Raum von Steyr im Jahre 1959 verliehen.

Bürgermeister Jonas überreichte heute auf Ersuchen der Oberösterreichischen Landesregierung die Erinnungsmedaillen. Ausgezeichnet wurden:

Redakteur Erich Beyer, Redakteur Josef Jäger, Elisabeth Lang, Verlagsleiter Dr. Alfons Maluschka, Redakteur Curd A. Moser, Chefredakteur Dr. Hugo Portisch, Fotograf Fred Riedmann, Redakteur Hermann Stöger, Archivar Franz Treintinger und Redakteur Jens Tschebull.

9.5.1963: DDSG-Passagierhalle fertig gestellt

Heute wurde die neugebaute Passagierhalle der DDSG am Praterkai bei der Reichsbrücke ihrer Bestimmung übergeben.

11.5.1963: Die letzten Kriegsfolgen beseitigt: Bürgermeister Jonas eröffnete Schwesternheim im Franz Josef-Spital

Im Franz Josef-Spital übergab heute Bürgermeister Jonas das neuerbaute Schwesternheim der Stadt Wien offiziell seiner Bestimmung. Wohnräume für 63 Schwestern und sieben Ärzte sind in dem modern ausgestatteten Haus enthalten sowie die Anstaltsapotheke des Franz Josef-Spitales. Die Gesamtbaukosten betrugen 13,580.000 Schilling.

Schon vor dem Krieg stand hier ein Haus, das der Unterbringung der Schwestern diente, es wurde im Krieg total zerstört. In seiner Ansprache wies Gesundheitsstadtrat Dr. Glück darauf hin, dass gerade die städtischen Anstalten von den Bomben besonders hart getroffen wurden. Noch sind nicht alle Schäden restlos beseitigt.

13.5.1963: Paris-Ausstellung im Wiener Rathaus eröffnet. Bgm. Jonas: "Solche Ausstellungen fördern Europa-Gedanken!"

In Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Adolf Schärf und Bürgermeister Jonas eröffnete heute der Präsident des Pariser Gemeinderates Pierre Christian Taittinger die Ausstellung "Paris - Antlitz einer Stadt" in der Volkshalle des Wiener Rathauses.

Jonas führte aus, er glaube, dass solche Ausstellungen besonders geeignet sind, andere Städte kennen zu lernen. Solche Ausstellungen fördern den Europa-Gedanken. So sehen die Bürger unserer Stadt, dass in Wirklichkeit wenig Trennendes zwischen den europäischen Städten besteht aber viel Gemeinsames.

Eingerichtet wurde die Ausstellung vom Pariser Gemeinderat Roger Dubost. Die Vorgeschichte dazu: Wien zeigt seit einigen Jahren in vielen europäischen Großstädten die Ausstellung "Wien - Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst". Insgesamt haben 19 europäische Großstädte die Wiener Ausstellung gesehen und das Interesse war enorm. Nun findet jedes Jahr in Wien eine andere Stadt-Ausstellung statt. Berlin, Stockholm und Kopenhagen waren bisher zu Gast und nun Paris.

In der Pariser Ausstellung sind u.a. zu sehen: Modelle der hauptsächlichsten bereits verwirklichten und projektierten Arbeiten auf dem Gebiet der Pariser Stadtplanung, etwa die neue Verkehrsregelung entlang der Seine-Ufer, der Umbau des Stadtviertels Maine-Montparnasse, ein Modell vom Viertel la Defense und Sarcelles, vom Stadtgürtel sowie das elektrisch beleuchtete Modell der Verkehrsregelung auf dem Place de l'Etoile.

Die Pariser Metro, das Unterrichts- und das Wohlfahrtswesen, die Spitäler werden unter anderem mit Hilfe von Plänen, Fotos, Statistiken vor Augen geführt, Modelle und Fotografien zeigen einige der neuesten Schöpfungen der Pariser Bühnen.

Die Ausstellung umfasst des weiteren vier für das Pariser Handwerk sehr charakteristische Läden: eine Parfümerie, einen Modisten-Laden, eine Boutique mit Modeschmuck und schließlich einen Laden der berühmt Lederfirma Hermes.

Im Rahmen des Abendempfanges, den Bürgermeister Jonas für die Gäste aus Frankreich gab, wurde ihm die höchste Pariser Auszeichnung, die "Grande Medaille de Verneil de la Ville de Paris" überreicht.

15.5.1963: Besuch aus Detroit

Mary V. Beck, Mitglied des Gemeinderates von Detroit, wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen. Der amerikanische Gast überbrachte einen Brief des Bürgermeisters von Detroit, Jerome B. Cavanagh, und einen Schlüssel der Stadt. Außerdem erhielt Jonas - wie könnte es bei Detroit anders sein - ein Chrysler-Cabriolet in Miniaturformat.

15.5.1963: Eröffnung der Ausstellung "Warschauer Ghettoaufstand 1943"

Im Wiener Messepalast wurde die von der Israelitischen Kultusgemeinde veranstaltete Ausstellung "Warschauer Ghettoaufstand 1943" eröffnet.

17.5.1963: Ernst Marischka gestorben

Der Filmregisseur Ernst Marischka ist im 71. Lebensjahr in der Schweiz gestorben. Marischka verfasste zahlreiche Libretti und Filmdrehbücher für Stumm- und Tonfilme. Er entdeckte u.a. Johanna Matz und Romy Schneider für den Film.

18.5.1963: Bürgermeister Jonas eröffnet Ausflugsrestaurant "Bellevue"

Bürgermeister Jonas eröffnete heute das von der Stadt Wien erbaute Ausflugsrestaurant "Bellevue" auf dem Pfaffenberg an der Himmelstraße.

Das Restaurant mit seiner vielfältigen Gliederung in Terrassen, Gärten und Speisesäle bietet 1.180 Personen Platz, davon sind 800 Sitzplätze im Freien und 350 im Inneren des Objektes. Die Gesamtkosten, samt Einrichtung und Maschinenanlagen, betragen 21 Millionen Schilling. Das Bauwerk wurde von dem Architekten-Ehepaar Traude und Wolfgang Windbrechtinger entworfen. Die künstlerische Ausgestaltung - Sandsteinmauer und Gobelin - stammen von Maria Bilger-Perz.

21.5.1963: Bürgermeister Jonas empfing Frantisek Langer

Der bekannte tschechische Schriftsteller Frantisek Langer weilt auf Einladung des Österreichischen PEN-Klubs seit einigen Wochen in Wien. Langer wurde heute von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen.

22.5.1963: Glückwunsch für den Präsidenten des Europa-Rates

Bürgermeister Jonas hat an den Präsidenten des Europa-Rates, Bürgermeister Pierre Pflimlin, ein Schreiben gerichtet, in dem es u.a. heißt:

"Nehmen Sie meine besten Glückwünsche zu Ihrer Ernennung zum Präsidenten des Europa-Rates entgegen. Wenn ich Sie heuer beim Europa-Gespräch der Stadt Wien wiedersehen darf, wird es mich freuen, in Ihnen nicht nur wie damals den Bürgermeister von Straßburg, sondern den Präsidenten einer Organisation zu begrüßen, die Wien die Ehre der Verleihung des Europa-Preises erwiesen hat."

Bürgermeister Pierre Pflimlin wird auch an den im Juni stattfindenden Europa-Gesprächen in Wien teilnehmen.

22.5.1963: 60. Geburtstag von Walter Reisch

Am 23. Mai vollendet der Filmregisseur und Drehbuchautor Walter Reisch in Los Angeles das 60. Lebensjahr.

In Wien geboren, betätigte er sich schon frühzeitig als Journalist und verfasste für den Stummfilm Drehbücher. Er arbeitete auch in Deutschland, kehrte aber nach dem Machtantritt des Nationalsozialismus wieder nach Wien zurück. Damit begann ein Höhepunkt des österreichischen Films. In enger Zusammenarbeit zwischen Forst und Reisch entstanden "Leise flehen meine Lieder", "Maskerade", "Episode", "Silhouetten". Das Jahr 1938 beendete seine künstlerische Tätigkeit in Österreich. Walter Reisch übersiedelte nach Amerika und stand bald in der ersten Reihe der Drehbuchautoren. Seit 1955 ist er auch Vorsitzender des Komitees für die Oscar-Verleihung an fremdsprachige Filme. 1953 hatte er selbst diese Auszeichnung erhalten.

(Walter Reisch, geboren am 23. Mai 1903 in Wien, gestorben 28. März 1983 in Los Angeles. Reisch verfasste u.a. auch Drehbücher für Billy Wilder. Redaktion)

24.5.1963: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der neuernannte portugiesische Botschafter M. Marcus de Fontes Pereira de Melo Fenseca stattete heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

25.5.1963: Neue Pest- und Sühne Kapelle in Atzgersdorf

Am Rande des städtischen Campingplatzes Wien-Süd, Breitenfurter Straße, wird im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Wien eine neue Kapelle, für die wesentliche architektonische Bestandteile aus der so genannten Pest- und Sühne-Kapelle in Atzgersdorf mitverwendet werden, errichtet.

Diese Sühnekapelle, die wenige Schritte von dem neuen Gotteshaus entfernt aufragt, muss aus verkehrstechnischen Gründen in nächster Zeit abgetragen werden. Die neue Kapelle, die in all ihren Maßen dem alten Bauwerk gleicht, wird auch die Gnadenstuhlgruppe aus Holz sowie eine Nepomukstatue und eine weibliche Heiligenfigur aufnehmen. Die Eindeckung und das Tor werden dem Stilempfinden der seinerzeitigen Bauepoche angepasst. Man nimmt an, dass die Pestsühnekapelle im 18. Jahrhundert entstanden ist und auf eine Stiftung anlässlich einer Atzgersdorfer Familientragödie zurückgeht.

27.5.1963: Neuer Gelenkautobus für die Wiener Verkehrsbetriebe

Der von der Firma Gräf & Stift hergestellte neue Gelenkautobus für die Wiener Verkehrsbetriebe wurde heute vorgestellt.

29.5.1963: Wien bekommt neues Lessing-Denkmal

Im Jahre 1940 wurde das Lessing-Denkmal auf dem Judenplatz in der Inneren Stadt abgetragen und eingeschmolzen. Nunmehr hat der Kulturausschuss beschlossen, den akademischen Bildhauer Siegfried Charoux mit der Ausführung eines neuen Lessing-Denkmals zu beauftragen. Es soll in der Grünanlage unterhalb der Ruprechtskirche neben dem Seitenstettenhof aufgestellt werden. Das neue Denkmal wird in Bronze ausgeführt.

30.5.1963: Bürgermeister Jonas empfing Genueser Theaterensemble

Bürgermeister Jonas empfing heute die Mitglieder des "Teatro Stabile della Citta di Genova", das gegenwärtig im Rahmen der Wiener Festwochen ein Gastspiel mit Goldonis "Die Zwillinge aus Venedig" im Theater in der Josefstadt absolviert.

Das Teatro Stabile della Citta di Genova, das seit zwölf Jahren besteht und von der Gemeinde Genua und dem italienischen Staat gemeinsam subventioniert wird, vereinigt in seinem Spielplan Werke zeitgenössischer und klassischer Autoren. So wurden mit großem Erfolg neben Stücken italienischer Dichter, unter anderem "Maß für Maß" von Shakespeare, "Der Revisor" von Gogol, "Jeder nach seiner Art" von Pirandello sowie Werke von Anouilh, Odets, Mauriac, Sartre, Geraudoux und O'Neill aufgeführt. Alljährlich bringt das von Ivo Chiesa geleitete Theater vier bis fünf Stücke heraus. In jeder Spielzeit geht das Ensemble mit seinen besten Aufführungen auf Tournee nach Rom und in andere italienische Städte, aber auch drei Auslandstourneen wurden bereits absolviert.