Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Februar 1963

Februar

1.2.1963: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Stadtrat Heller berichtet über das Projekt der neuen Fußgängerpassage "Operngasse" und unterrichtet den Gemeinderat über einige technische Details dieses Bauwerkes. Die Gesamtkosten der Fußgängerpassage "Operngasse" werden voraussichtlich 24 Millionen Schilling betragen.

Vizebürgermeister Slavik begründete den Antrag, für die Stadt Wien Aktien der AUA von Nominale 23,840.000 Schilling zu erwerben. Der Antrag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen.

4.2.1963: Amtseinführung im Mautner-Markhof-Kinderspital

Durch das Ableben von Prim. Dr. Rudolf Jonas waren im Mautner-Markhof-Kinderspital die Stellen des ärztlichen Leiters sowie des Chefs der Chirurgischen Abteilung neu zu besetzen. Stadtrat Riemer übergab heute in Anwesenheit von Gesundheitsstadtrat Dr. Glück und zahlreicher Oberbeamter die ärztliche Leitung des Kinderspitals Univ.-Prof. Dr. Josef Siegl und die Leitung der Chirurgischen Abteilung an Prim. Dr. Peter Wurnig.

Prof. Siegl ist seit zehn Jahren als Vorstand der Internen Abteilung des Mautner-Markhof'schen Kinderspitals tätig. Prim. Dr. Wurnig wirkte zuletzt mehrere Jahre als Assistent der I. Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Lainz.

4.2.1963: Der Bürgermeister von Bratislava besuchte Bürgermeister Jonas

Der Bürgermeister von Bratislava, Pavel Tomas, besuchte heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus. Pavel Tomas kam in Begleitung des tschechischen Botschafters Dr. Petrzelka.

4.2.1963: Die Totenmaske von Clemens Krauss im Besitz der Stadt Wien

Frau Krauss-Ursuleac überreichte heute Vizebürgermeister Mandl die bronzene Totenmaske sowie die Abgüsse der Hände von Clemens Krauss. Es handelt sich um ein Ehrengeschenk, das die Witwe des berühmten Dirigenten seinerzeit von der Stadt Mexiko erhalten hat. Es wird jetzt, dem Wunsch der Spenderin entsprechend, einen würdigen Platz in der Totenmaskensammlung des Historischen Museums der Stadt Wien finden.

7.2.1963: Antrittsbesuch des indonesischen Gesandten

Der neue indonesische Gesandte in Wien, Busono Darusman, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

9.2.1963: 80. Geburtstag von Ludwig Stössel

Der Schauspieler Ludwig Stössel vollendet am 12. Februar sein 80. Lebensjahr.

In Lockenhaus (Burgenland) geboren, wandte er sich schon früh der Bühnentätigkeit zu und begann bei Josef Jarno. Er entwickelte sich zu einem bedeutenden Charakterdarsteller. Seine große Zeit fällt in die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen, in denen er mit den besten deutschen Schauspielern in Berlin bei Max Reinhardt, auf den Barnowsky-Bühnen und im Deutschen Künstlertheater auftrat. Gemeinsam mit Paul Barnay leitete er auch das Thalia-Theater in Breslau. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten vertrieben und kam wieder nach Wien. Unter Stefan Hock feierte er im Raimundtheater als Darsteller in Volksstücken Triumphe. 1936 verpflichtete er sich fest für das Theater in der Josefstadt. Er verkörperte ernste und komische Rollen in klassischen Werken und in modernen Lustspielen mit gleicher Meisterschaft. Bei den Salzburger Festspielen gab er den Teufel in "Jedermann" und den Wagner in "Faust". 1938 musste er mit seiner Frau Österreich verlassen. Er ging nach London und später nach Hollywood. Dort konnte er sich als einer der wenigen Österreicher im Film durchsetzen. Er hat in mehr als 50 Filmen mitgewirkt. 1950 kam er nach Wien und absolvierte ein Gastspiel in der Renaissance-Bühne. Derzeit lebt er in Los Angeles.

11.2.1963: "Ranzonigasse" in Favoriten

Eine Verkehrsfläche in Favoriten, die westlich der Radnitzkygasse von der Liesingbachstraße nach Süden führt, wird "Ranzonigasse" benannt.

Der akademische Maler Professor Hans Ranzoni lebte von 1868 bis 1956 und war zuerst Schüler Prof. Kargers an der Wiener Kunstgewerbeschule, ging später nach München, wurde hierauf Mitglied des Wiener Künstlerhauses, in dem er von 1918 bis 1921 und von 1930 bis 1937 als Präsident fungierte. Von seinen Arbeiten sind der "Abend an der Amper" und die "Orangerie in Schönbrunn" in die moderne Galerie, andere Werke in die Wiener städtischen Sammlungen aufgenommen worden.

11.2.1963: 65. Geburtstag von Bischof May

Am 13. Februar vollendet der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich Dr. h.c. Gerhard May das 65. Lebensjahr.

In Graz geboren, studierte er an den Universitäten in Wien, Halle und Basel Theologie und wurde Vikar, später Pastor in Cilli. Seit 1944 ist er Landesbischof in Wien. Seine Schriften erscheinen hauptsächlich in der Kirchenzeitung "Die Saat" und in der Reihe "Der Christ in der Welt", in der auch seine religiösen Vorträge abgedruckt sind. Bischof May ist durch seine Tätigkeit für die ökumenische Bewegung bekannt geworden. Er ist Ehrendoktor der Universität Heidelberg, Mitglied des Präsidiums des "Lutherischen Weltbundes" und des Komitees des Ökumenischen Rates.

12.2.1963: Seit Dezember des Vorjahres "Katastrophenwinter" in ganz Österreich

Ungewöhnlich schneereich verliefen bisher die Wintermonate in Österreich. Seit Weihnachten bedeutete dies das siebente Arbeits-Wochenende für die Wiener Stadtreinigung. Neben aufgenommenen Schneearbeitern standen auch Bundesheer-Angehörige sowie natürlich alle Bedienstete der MA 48 und MA 28 im steten Einsatz. Auch kamen heuer zum ersten Mal Straßenbaufirmen mit ihren mechanischen Ladegeräten samt Personal zum Einsatz.

Der Wiener Stadtsenat musste heute noch weitere vier Millionen Schilling für Schneearbeiterlöhne bewilligen.

12.2.1963: 60. Geburtstag von Julius Meinl und Landeshauptmann Josef Krainer

Bürgermeister Jonas hat dem Industriellen Dr. h.c. Julius Meinl, der die dritte Generation des weit über Österreich hinaus bekannten Handelshauses darstellt sowie dem Landeshauptmann der Steiermark Josef Krainer zum 60. Geburtstag ein Glückwunschschreiben übermittelt.

13.2.1963: Freiheitsturm an der Brigittenauer Lände

Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurde beschlossen, dem dreizehnstöckigen Hochhaus der städtischen Wohnhausanlage in Wien 20, Klosterneuburger Straße - Adalbert Stifter-Straße den Namen "Freiheitsturm" zu geben.

Mit dieser Bezeichnung, wird die Erinnerung an die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes vor 1945 gegen Faschismus und Diktatur verewigt. Die Brigittenau hatte in jenen Tagen eine besonders große Zahl von Opfern zu beklagen.

14.2.1963: Bürgermeister Jonas kondolierte der Witwe Minister Helmers

Der frühere Innenminister, Oskar Helmer, ist verstorben. Bürgermeister Jonas schickte heute ein Beileidstelegramm an die Witwe.

(Oskar Helmer wurde am 16. November 1887 im Burgenland geboren, er starb am 13.2.1963 in Wien. Helmer war gelernter Schriftsetzer, arbeitete um 1910 als Redakteur bei der "Gleichheit" und der "Wiener Volkstribüne". Er war 1919/20 und von 1945-1959 Abgeordneter zum Nationalrat, kam 1934 in Haft und war danach bei verschiedenen Versicherungen tätig. Helmer wurde 1945 Unterstaatssekretär im Staatsamt für Inneres der Regierung Renner. Vom 20. Dezember 1945 bis 12. Mai 1959 war Helmer Bundesminister für Inneres (SPÖ). Redaktion)

16.2.1963: 70. Geburtstag von Friedrich Engel-Janosi

Am 18. Februar vollendet der Historiker Univ.-Prof. DDr. Friedrich Engel-Janosi das 70. Lebensjahr.

Als Sohn eines österreichischen Industriellen am 18.2.1893 in Wien geboren, erwarb er nach dem ersten Weltkrieg das juristische und philosophische Doktorat und befasste sich zunächst mit dem Zeitalter der Renaissance. Später wurde die österreichische Geschichte sein Hauptgebiet. 1929 erfolgte an der Wiener Universität seine Habilitierung für neuere Geschichte. Das Jahr 1938 machte ihn heimatlos. Engel-Janosi ging über Cambridge an die John Hopkins-Universität in Baltimore. Seit 1942 lehrt er als einer der führenden Historiker der Vereinigten Staaten an der Catholic University of America in Washington.

16.2.1963: 5.000 Wiener Gemeindebedienstete schaufelten heute Schnee

Etwa 5.000 männliche Gemeindebedienstete folgte heute früh dem Aufruf von Bürgermeister Jonas zur freiwilligen Schneearbeit. Die Aktion erstreckte sich über alle Wiener Bezirke. Unter der 300 Mann starken Gruppe, die beim Rathaus arbeitete, sah man auch Baustadtrat Heller und Magistratsdirektor Dr. Ertl sowie viele höhere Beamte. In allen Wiener Bezirken hatten sich auch Gemeinderäte und Bezirksräte der Schneeräumung der Wiener Gemeindebediensteten angeschlossen.

18.2.1963: Bezirksvorsteher Hajek tritt zurück

Der Bezirksvorsteher des 15. Bezirkes, Heinrich Hajek, legt aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder.

21.2.1963: "Caravelle-Empfang" im Wiener Rathaus

Anlässlich der Indienststellung der ersten Caravelle der Austrian Airlines gab Bürgermeister Jonas heute einen Empfang für die Teilnehmer an dem Eröffnungsflug. Besonders sympatisch fand Jonas, dass die erste Caravelle "Wien" heißt.

22.2.1963: Esperanto-Pionier Hofrat Steiner begeht 85. Geburtstag

Der Esperanto-Pionier Hofrat Hugo Steiner begeht seinen 85. Geburtstag. Er ist der Gründer und ehrenamtliche Leiter des in der Welt einzigen Internationalen Esperanto-Museums. Das "Internacia Esperanto Muzeo" ist in fünf Sälen der Hofburg untergebracht und der Nationalbibliothek angeschlossen.

23.2.1963: Errichtung des musisch-pädagogischen Realgymnasiums

Der Stadtschulrat für Wien gibt bekannt, dass an Stelle der auslaufenden Lehrer(innen)-bildungsanstalten nunmehr musisch-pädagogische Realgymnasien errichtet werden.

Das musisch-pädagogische Realgymnasium schließt an die 8. Schulstufe, bzw. 4. Hauptschulklasse an, und umfasst fünf Jahrgänge. Das Studium schließt mit einer Reifeprüfung ab.

25.2.1963: Stadt Wien nimmt Auslandskredit für Stadtwerke

"Der städtische Finanzreferent Vizebürgermeister Slavik ist soeben von einer Reise nach New York zurückgekehrt, die er in Begleitung des Leiters der Finanzverwaltung Senatsrat Dr. Reisinger unternahm. Der Wiener Vizebürgermeister verhandelte im Rahmen der Bewilligung der Nationalbank und des österreichischen Finanzministeriums in Amerika über die Aufnahme eines Auslandskredites für Investitionen der Wiener Stadtwerke. Nach verschiedenen Gesprächen mit Investitions- und Kommerzbanken konnte ein 100 Millionen Schilling-Kredit zu überaus günstigen Konditionen abgeschlossen werden. Die Chase Manhattan Bank gewährt der Stadt Wien diesen Kredit auf fünf Jahre bei einer Verzinsung von 4 ¾ Prozent. Zweieinhalb Jahre sind rückzahlungsfrei. Die Rückzahlung erfolgt dann in fünf Halbjahresraten zu 20 Millionen Schilling".