Historischer Rückblick aus dem Jahr 1957

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

November 1957

November

4.11.1957: Antrittsbesuch des griechischen Gesandten

Antrittsbesuch des griechischen Gesandten Theodore Grivas Gardikiotis

Der neue griechische Gesandte in Wien, Theodore Grivas Gardikiotis, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

4.11.1957: Neuer Leiter der Wiener Schulzahnkliniken

In der städtischen Schulzahnklinik, 8, Wickenburggasse 15, hat heute der neue Leiter der Wiener Schulzahnkliniken, Primarius Dr. Kurt Binder, sein Amt angetreten.

4.11.1957: Bürgermeister Jonas empfängt Thornton Wilder

Thorton Wilder bei Bürgermeister Jonas

Der amerikanische Dramatiker Thornton Wilder wurde heute von Bürgermeister Jonas und Stadtrat Mandl im Wiener Rathaus empfangen.

5.11.1957: Wasserlieferungsvertrag mit Mödling

Der Wiener Stadtsenat genehmigte heute einen Wasserlieferungsvertrag mit Mödling. Der Vertrag wurde vom Mödlinger Gemeinderat bereits genehmigt. Die Wiener Wasserwerke geben an Mödling täglich maximal 3.000 Kubikmeter Wasser ab. In Notfällen kann diese Wassermenge auf 7.000 Kubikmeter täglich erhöht werden. Mödling verpflichtet sich jedoch in erster Linie das benötigte Wasser aus dem eigenen Werk in Moosbrunn zu beziehen.

6.11.1957: Wien hat die modernste Lungenheilstätte

Die Lungenheilstätte "Baumgartner Höhe" erhielt eine neue Anlage, in der mit modernsten Apparaten die bronchologischen und lungenfunktionsdiagnostischen Untersuchungen vorgenommen werden können. Die bronchologischen Untersuchungen, wie sie derzeit mit den neuen Apparaturen auf der "Baumgartner Höhe" durchgeführt werden, haben bereits auch in ausländischen Fachkreisen größte Beachtung gefunden.

Neu ist auch die Darstellung der Blutgefäße in den Lungen durch die Angiographie. Auf der "Baumgartner Höhe" wurde hierfür unter Mitwirkung der Röntgentechniker ein Gerät entwickelt, das über die funktionelle und krankhafte Veränderung in den Blutgefäßen der Lunge Aufschluss gibt.

7.11.1957: Die besten Oktober-Plakate

Für den Monat Oktober wurden folgende drei Plakate prämiiert:

  1. "Neues Österreich - aktuell und seriös zugleich" (Entwurf: Atelier Wega)
  2. "Ja die Liebe und der Pischl Loden" (Entwurf: Arthur Zelger, Innsbruck)
  3. "Mit 37 ½ Prozent Bohnenkaffee - MELANDA gerade richtig gemischt (Entwurf: Erst Stürmer)

7.11.1957: Eine "Eisstoßgasse" in Donaustadt

Im 22. Bezirk wurde die Benennung von drei neuen Verkehrsflächen beschlossen:

Die "Segengrundgasse" leitet ihre Bezeichnung von einer Flur ab, die 1403 an Stadlau gekommen ist. Die "Eisstoßgasse" erinnert an den großen Eisstoß im Jahre 1830, der große Überschwemmungen für Stadlau mit sich brachte, und die "Albatrosgasse" bezieht ihren Namen von der Sturmvogelgattung.

8.11.1957: 75. Geburtstag von Max Mell

Max Mell

Am 10. November vollendet der Dichter Max Mell das 75. Lebensjahr.

Mell wurde in Marburg a.d. Drau geboren, studierte in Wien und erwarb 1905 den Doktor der Philosophie. Am Beginn seines Werkes stand die kleine Novelle. Auch seine Gedichte sind voll echter Poesie. Mell trat aber als bedeutender Dramatiker an die Öffentlichkeit.

9.11.1957: Kirchenkonzert der Wiener Symphoniker in Rom

Die Wiener Symphoniker wurden eingeladen, bei einer festlichen Aufführung von Bruckners F-Moll-Messe in der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom mitzuwirken.

11.11.1957: Karl Honay zehn Jahre Vizebürgermeister

Am 11. November 1947 hat der Wiener Gemeinderat auf Vorschlag des damaligen Bürgermeisters Dr. h.c. Körner Karl Honay zum Vizebürgermeister gewählt. Honay übernahm gleichzeitig als Stadtrat das Personalreferat. Seit 1949 wirkte er als Stadtrat für das Wohlfahrtswesen.

13.11.1957: Liesingbachregulierung nun auch im Ortskern von Atzgersdorf - Gemeinde Wien setzt Hochwasserschutz fort

Im Herbst 1947 begann die Regulierung des Liesingbaches. Das erste Baulos war in Rodaun. Heute sind von 24 Kilometer langen Regulierungsstrecke schon mehr als 18 Kilometer fertig gestellt. Nunmehr wird auch im Baulos "Atzgersdorf III" mit den wichtigsten Arbeiten begonnen. Es heißt dort rasch handeln, weil es sich um den Hochwasserschutz für den dicht besiedelten Ortskern von Atzgersdorf handelt. Ein 600 Meter langes Stück des Baches soll überdeckt werden.

13.11.1957: Der Gürtel muss nach Sankt Marx verlängert werden

"Der wachsende Straßenverkehr stellt das Wiener Stadtbauamt und seine Planer vor immer neue Aufgaben, die nicht selten von lebenswichtiger Bedeutung sind. Eine davon ist die seit Jahren geplante Verlängerung des Landstraßer Gürtels am Sankt Marxer Friedhof vorbei zum Schlachthof und weiter zum Erdberger Mais hinunter, wo in wenigen Jahren die Großmärkte für Obst und Gemüse entstehen sollen."

Die geplante Trasse soll am Sankt Marxer Friedhof vorbeigeführt werden. Im Zusammenhang damit ist eine kleine Korrektur an der Begrenzung des Friedhofes notwendig geworden, die etwa drei Prozent der Gesamtfläche beträgt. Sie bezieht sich auf wenige Quadratmeter des unteren Friedhofsteiles, in dem sich nur drei Grabstätten von historischer Bedeutung befinden. Ein weiteres Grabmal, das so genannte Drasche-Mausoleum, das dicht an der Friedhofsmauer steht, wird von Kunsthistorikern als nicht erhaltungswürdig bezeichnet und wurde überdies nie für Beisetzungen verwendet. Es braucht daher im Gegensatz zu den drei angeführten Gräbern nicht an einen anderen Ort des Friedhofes versetzt werden.

14.11.1957: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Im heutigen Gemeinderat wurde der Ankauf der Wientalwasserleitung, die einer belgischen Gesellschaft gehört, einstimmig beschlossen.

(Die E.V.E.D., Lüttich, hat auf Grund der im Jahre 1895 erworbenen Konzession die Anlagen der Wientalwasserleitung errichtet und mit der Gemeinde Wien im Jahre 1898 einen Wasserlieferungsvertrag abgeschlossen. Die Konzession würde erst im Jahre 1996 ablaufen. Auf Grund einer Goldklausel hat die belgische Gesellschaft wiederholt Aufwertungen verlangt und die Gemeinde Wien musste immer wieder Zugeständnisse beim Wasserpreis machen.)

In langwierigen Verhandlungen konnten die ursprünglich hohen Forderungen der belgischen Gesellschaft auf 20 Millionen Schilling herabgesetzt werden. Davon müssen zehn Millionen in belgischen Franken gezahlt werden.

Einstimmig angenommen wurde auch der Antrag auf Bau eines Sommerbades am Laaer Berg.

14.11.1957: Johann Resch - Bürger der Stadt Wien

Der Wiener Gemeinderat hat heute einstimmig beschlossen, dem früheren städtischen Finanzreferenten, Stadtrat a.D. Gemeinderat Johann Resch, der seit 1947 das Finanzwesen der Bundeshauptstadt Wien leitete, zum Bürger der Stadt Wien zu ernennen.

15.11.1957: Hamburger Oberbaudirektor im Wiener Rathaus

Prof. Dr. Werner Hebebrand

Prof. Dr. Werner Hebebrand, der Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg, wurde heute von Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus empfangen.

15.11.1957: 75. Geburtstag von Siegfried Theiss

Am 17. November vollendet Baurat Dipl.-Ing. Prof. Siegfried Theiss, der sich als Architekt, Lehrer und Sachverständiger einen bedeutenden Namen gemacht hat, sein 75. Lebensjahr.

In Pressburg geboren, übte er nach den Studien an der Technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste in Wien seit 1907 als Freischaffender seinen Beruf aus, meist in Zusammenarbeit mit Hans Jaksch. Von 1919 bis 1948 war er als Lehrkraft an der Technischen Hochschule tätig, daneben hatte er leitende Stellungen in Fachgesellschaften inne. So war er u.a. Präsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, der österreichischen Sektion des ständigen Ausschusses der internationalen Architektenkongresse, des Künstlerhauses, Vorsitzender des Fachbeirates der Stadtplanung von Wien. Zu seinen Werken gehören u.a. das erste Wiener Hochhaus, die neue Reichsbrücke, Schulen, Theater, Kirchen, Bäder, Hotels, Wohnbauten usw. Theiss war außerdem Mitbegründer der österreichischen Hochbaunormung.

22.11.1957: Münchner Studentenfahrten nach Wien

Der Studentenausschuss der Universität München hat, einem vielseitigen Wunsch der Studentenschaft entgegenkommend, beschlossen, turnusmäßige Kultur- und Theaterfahrten nach Wien zu veranstalten. Die Teilnehmer werden im Jugendgästehaus der Stadt Wien in Pötzleinsdorf untergebracht. Die erste Reisegesellschaft der Münchner Universität ist bereits heute in Wien eingetroffen.

28.11.1957: Bürgermeister Jonas empfängt jugoslawischen Botschafter

Joze Zemljak

Der neue jugoslawische Botschafter Joze Zemljak stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

28.11.1957: Ehrenmedaille für drei verdiente Persönlichkeiten - Bürgermeister Jonas überreicht die Auszeichnung an Otto Pötzl, Franz Herterich und Karl Heinrich Brunner

Bürgermeister Jonas überreichte heute die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien an Univ.-Prof. Dr. Otto Pötzl, Hofrat Franz Herterich und Arch. Dipl.-Ing. Prof. Dr. techn. Karl Heinrich Brunner.

Der Physiker und Neurologe Prof. Dr. Otto Pötzl erhält die Auszeichnung zu seinem 80. Geburtstag in Würdigung seiner Verdienste um die Wiener medizinische Schule. Der Oberregisseur und ehemalige Direktor des Burgtheaters, Hofrat Franz Herterich, vollendet ebenfalls sein 80. Lebensjahr und wird auch für seine Verdienste um das Burgtheater geehrt. Arch. Dipl.-Ing. Prof. Brunner wird anlässlich seines 70. Geburtstages und in Würdigung seiner Leistung auf dem Gebiete der Stadtplanung geehrt.

28.11.1957: Grüße aus Gandersheim

Direktor Ing. Otto Jaus überreichte heute Vizebürgermeister Weinberger einen Stich der Stadt Gandersheim am Harz. Das Bild übermittelte der Bürgermeister und die Stadtverwaltung von Gandersheim zur Erinnerung an die Verbundenheit dieser Stadt mit "vielen Söhnen" der Stadt Wien. Während des Zweiten Weltkrieges war das Infanterieregiment Nr. 131, das sich hauptsächlich aus Österreichern rekrutierte, in Gandersheim stationiert.

30.11.1957: Der neue Generalsekretär des Städtebundes

Kurt Heller

Stadtrat Riemer ist als Generalsekretär des Städtebundes zurückgetreten. Zum neuen Generalsekretär wurde einstimmig der derzeitige Sekretär Kurt Heller ernannt.

30.11.1957: 85. Geburtstag von Heinrich Damisch

Der Musikschriftsteller Prof. Heinrich Damisch feiert seinen 85. Geburtstag.

Ein gebürtiger Wiener, absolvierte er nach dem Gymnasium die theresianische Militärakademie, die geodätische Schule am Militärgeographischen Institut und die Exportakademie. Danach widmete er sich privatem Musikstudium mit den Fächern Klavier, Theorie und Komposition. Ein Augenleiden zwang ihn, seinen Beruf als aktiver Offizier aufzugeben. Seit 1902 wirkte er als Musikredakteur und später als Musikreferent. 1913 gründete er die Wiener akademische Mozartgemeinde, der er bis 1945 als Vorstand angehörte. Weiters ist er Mitglied und Ehrenmitglied bedeutender musikalischer Vereinigungen. Damisch arbeitete gemeinsam mit Friedrich Gehmacher den Plan zur Gründung einer Salzburger Festspielhausgemeinde aus, die er als geschäftsführendes Direktionsmitglied leitete und aus der sich die Salzburger Festspiele entwickelten. Als diese von Wien nach Salzburg übersiedelte, legte er seine Stelle nieder, da er 1923 völlig erblindet war. Mit Rudolf Reti gründete er die JGNM und war deren Präsident bis zu ihrer Verlegung nach London. Er war der Herausgeber des Deutschen Sängerschaftskalenders in den Jahren 1926 bis 1932 und des Wiener Mozart-Almanachs für 1931 und 1941.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).