Historischer Rückblick aus dem Jahr 1955

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Juni 1955

Juni

2.6.1955: Schwedische Gewerkschafter im Wiener Rathaus - Dr. Migsch: Wien - Musterstadt für arbeitende Menschen

Eine Gruppe junger schwedischer Angestellter, die im Verlauf einer Studienreise der UNESCO zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach Wien gekommen ist, wurde heute im Rathaus durch Stadtrat Migsch begrüßt. Migsch verwies in seiner Ansprache auf die alte Tradition der Gewerkschaftsbewegung in Wien, die auch immer in der Arbeit der demokratischen Stadtverwaltung zum Ausdruck kam. Migsch erinnerte auch an die große Unterstützung, die Wien am Beginn seines Wiederaufbaus aus Schweden bekommen hat.

2.6.1955: Ehrenpreis der Stadt Wien für den akademischen Maler Professor Alfred Gerstenbrand

Bei der im Künstlerhaus unter dem Vorsitz von Stadtrat Mandl abgehaltenen Jury wurde der diesjährige Ehrenpreis der Stadt Wien dem akademischen Maler Prof. Alfred Gestenbrand verliehen.

Prof. Alfred Gerstenbrand wurde am 18. Februar 1881 in Wien geboren; er studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Professor Minigerode, Professor Berthold Löffler, Professor Myrbach und tritt in den Kreis der Freunde Gustav Klimts. Bereits 1908 stellt er in der Kunstschau aus, später dann in der Wiener Secession. Gerstenbrand zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit und sein hohes zeichnerisches Können aus, das ihn auch zum treffsicheren Porträtisten werden lässt. In den öffentlichen Museen Wiens ist der Künstler durch seien betont wienerische Note, namentlich im Historischen Museum der Stadt Wien, in all seiner Vielseitigkeit, durch Porträts, Landschaften, Volkstypen und Genremalerei vertreten.

1934 wurde Gerstenbrand mit der Medaille der Stadt Budapest ausgezeichnet, 1935 erhielt er den Professortitel und 1951 vom Künstlerhaus den "Goldenen Lorbeer".

3.6.1955: 749 städtische Wohnungen in Meidling - Eröffnung durch Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas eröffnet die Wohnhausanlage Migazziplatz

Bürgermeister Jonas eröffnete in Meidling vier neue städtische Wohnhausanlagen mit 749 Wohnungen.

Die Wohnhausanlage Migazziplatz 8-9 besteht aus sechs Häusern, die hufeisenförmig einen offenen Innenhof umschließen. Die Wohnhausanlage hat fünf Wohngeschoße, in denen sich 119 Wohnungen und drei Geschäftslokale befinden. Im April 1953 wurde mit dem Bau nach den Plänen der Architekten Dipl.-Arch. Dr. Hoppe und Dipl.-Arch. Fenzl begonnen. Die Kosten betrugen acht Millionen Schilling.

Die Wohnhausanlage in der Moosbruggergasse besteht aus 34 Stiegenhäusern mit 444 Wohnungen, sechs Geschäftslokalen, einer Polizeidienststelle und einem Versammlungsraum. Der Bau ging in mehreren Etappen vor sich. Ein Teil der Analge wurde bereits im Jahre 1951 anlässlich der Fertigstellung der 10.000sten Wohnung in feierlicher Weise eröffnet. Die Gesamtkosten, für die Bauteile die eröffnet wurden, betragen 15,7 Millionen Schilling. Die Pläne verfasste Zivilarchitekt Dipl.-Ing. Nobis. Als künstlerische Ausschmückung ist ein Zierbrunnen mit 19 verschiedenen bunten Tierkeramiken von Prof. Obsieger vorgesehen.

Die Anlage in der Rothenburgstraße ist in drei Wohnblöcke von jeweils zweimal drei und einmal zwei Stiegenhäuser gegliedert. Die Wohnhausanlage besteht aus 98 Wohnungen, einem Motorradabstellraum und einem Fahrradabstellraum. Die Pläne verfasste Dipl.-Arch. Ing. Kolowrath. Mit dem Bau wurde im Juli 1953 begonnen. Die Kosten betragen 6,4 Millionen Schilling. Als künstlerische Ausgestaltung sind acht Mosaike über den Hauseingängen von Hermann Kosel, Jakob Laub und Ernst Paar geschaffen worden.

In der Schlöglgasse wurden acht Stiegenhäuser in fünf Blöcken gebaut, die 88 Wohnungen enthalten. Baubeginn war im Mai 1953, die Baukosten betrugen sieben Millionen Schilling. Die Pläne verfassten Dipl.-Ing. Grunert und Arch. Erika Hotzy. Prof. Maximilian Florian schuf ein sieben mal acht Meter großes Sgraffito, die "Wiener Spaziergänge" darstellend.

3.6.1955: Auf den Tribünen der Wiener Stadthalle - Der erste Besuch der Pressevertreter auf dem Vogelweidplatz

Presseführung auf der Baustelle Wiener Stadthalle

Prof. Dr. Roland Rainer (Mitte)

Die ersten Besucher wurden heute zu einer interessanten Exkursion auf dem Vogelweidplatz eingeladen, um sich über den Stand der Bauarbeiten am Hallenbau, der Wiener Stadthalle, zu informieren. Nach der Begrüßung durch die Stadträte Mandl und Thaller, hielt Prof. Dr. Roland Rainer einen Vortrag über die mit der Durchführung seines Projektes verbundenen baulichen Probleme.

4.6.1955: Verkehrsspiegel und neue Warnungstafel

"An übersichtlichen Einmündungen von Straßen hatte wohl schon oft so mancher Kraftfahrer den Wunsch, um die Ecke schauen zu können. Die Magistratsabteilung 46, technische Verkehrsangelegenheiten, hat nun zunächst versuchsweise einen so genannten Verkehrsspiegel in Deutschland bestellt, der nächste Woche bei der Einmündung der Graumanngasse in die Stiegergasse montiert werden soll. Der Spiegel ist 60 x 80 Zentimeter groß und leicht gewölbt, bietet jedoch kein verzerrtes Bild. Er wird in der Höhe des 1. Stockes an dem Haus Stiegergasse 14 montiert werden. Die Kraftfahrer, die nun aus der Graumanngasse in die Stiegergasse einbiegen wollen, und die bisher wegen eines vorspringenden Hauses erst im letzten Moment von rechts kommende Fahrzeuge erkennen konnten, werden nun leicht in die Stiegergasse einsehen können. In anderen Ländern hat man mit diesen Verkehrsspiegeln schon gute Erfahrungen gemacht. Wenn sie sich auch in Wien bewähren, beabsichtigt die Magistratsabteilung 46 an mehreren Stellen solche Spiegel anzubringen.

Ebenfalls ab nächster Woche wird eine für uns bisher unbekannte Warnungstafel zu sehen sein. Es handelt sich dabei sozusagen um einen Vorgriff auf die Einführung der internationalen Verkehrszeichen auf Grund der Genfer Konvention des Jahres 1950. Das neue Verkehrszeichen, das in der Gentzgasse 8-10 vor und nach der dort befindlichen Klosterschule aufgestellt werden soll, ist ein auf der Basis ruhendes Dreieck, weiß mit roter Umrandung. In der Mitte ist in schwarz die Silhouette eines Buben und eines Mädchens zu sehen. Die Tafel bedeutet somit eine Warnung, auf die Schulkinder besonders Rücksicht zu nehmen. Sie soll nach und nach die alten blauen rechteckigen Hinweistafeln vor Schulen ersetzen."

4.6.1955: Die Eröffnung der Wiener Festwochen 1955

Auf dem Wiener Rathausplatz wurden in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, darunter der britische Botschafter Sir Geoffrey Wallinger, der sowjetische Botschafter Iljitschow, der stellvertretende amerikanische Hochkommissar Penfield, Bundeskanzler Ing. Raab, die Minister Helmer, Maisel, Waldbrunner, Kamitz und Drimmel sowie die Landeshauptleute aller Bundesländer und die Mitglieder der Wiener Stadtregierung, durch Bundespräsident Körner und Bürgermeister Jonas eröffnet.

4.6.1955: Bürgermeister Jonas begrüßt die Heimkehrer auf dem Rathausplatz

Heimkehrer in Wien Südbahnhof

Ankunft der Heimkehrer in Wiener Neustadt

Die Wiener Heimkehrer wurden nach der Begrüßung in Wiener Neustadt mit Autobussen auf den Rathausplatz gebracht, wo sie seit den Mittagsstunden eine riesige Menschenmenge erwartete. Bürgermeister Jonas hielt nach Eintreffen der Autobusse an die Heimkehrer eine Ansprache, in der er die Freude der gesamten Wiener Bevölkerung über ihre glückliche Rückkehr in die Heimatstadt zum Ausdruck brachte.

6.6.1955: Ferdinand Bruckner in Wien

Ferdinand Bruckner ist in Wien eingetroffen, um am P.E.N.Club-Kongress teilzunehmen. Er wird im Rahmen der Kongress-Diskussionen über das Thema "Der Dramatiker und die heutige Welt" sprechen. Insgesamt liegen 385 Anmeldungen aus dem Ausland vor. Unter den prominenten Teilnehmern befindet sich auch der Lyriker Stephan Spender.

7.6.1955: "Lebendige Stadt" - 1955 - Zweiter Band des Literarischen Almanachs der Stadt Wien erschienen

Rechtzeitig zum Beginn der Wiener Festwochen ist der zweite Band des Literarischen Almanachs der Stadt Wien "Lebendige Stadt" erschienen. 73 Autoren kommen in dem Werk zu Wort, u.a. Gustinus Ambrosi, Otto Fritz Beer, Ferdinand Bruckner, Fred Hennings, Hans Thirring, Friedrich Torberg. Die grafischen Blätter stammen u.a. von A.P. Gütersloh, Ernst Paar, Wolfgang Hutter, Oskar Bottoli. Das Buch gliedert sich in drei Teile "Das Bauende", "Das Tönende" und "Das Dauernde".

7.6.1955: Gegründet in Zeiten schwerster Not - "Jugend am Werk" feiert zehnjährigen Bestand

Ausstellungseröffnung Jugend am Werk

Anlässlich des zehnjährigen Bestandes eröffnete Bürgermeister Jonas in der Volkshalle des Wiener Rathauses die Ausstellung "10 Jahre Jugend am Werk".

"Jugend am Werk" wurde mitten im Chaos der ersten Nachkriegszeit, im Mai 1945, nach dem Beispiel der seinerzeitigen Aktion "Jugend in Not" gegründet.

60 Gruppen von "Jugend am Werk" aus Wien und aus den Bundesländern, in denen gegenwärtig etwa 10.000 Mädchen und Burschen betreut werden, zeigen in dieser Schau, was sie den Jugendlichen noch vor ihrem Eintritt in das Berufsleben an Handfertigkeiten beigebracht haben.

8.6.1955: Nobelpreisträger Butenandt bei Bürgermeister Jonas

Dr. Adolf Butenandt

Nobelpreisträger Butenandt zu Gast bei Bürgermeister Jonas

Der Direktor des Max Planck-Institutes für Biochemie in Tübingen, Nobelpreisträger Prof. Dr. Adolf Friedrich Butenandt, stattete heute Bürgermeister Jonas einen Besuch ab.

(Butenandt erhielt 1939 - gemeinsam mit L. Ruzicka - den Nobelpreis für Chemie. Redaktion)

13.6.1955: Botschafter Corrias bei Bürgermeister Jonas

Botschafter Angelo Corrias

Der neue italienische Botschafter in Österreich Corrias stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

14.6.1955: Ein baugeschichtliches Ereignis Wiens - Bürgermeister Jonas eröffnete den "Ringturm"

Der Ringturm ist eines der höchsten Bürohauser Europas

Heute wurde durch Bürgermeister Jonas das neue Bürohochhaus der Wiener Städtischen Versicherungsanstalt seiner Bestimmung übergeben.

Jonas hielt in seiner Festrede einen Rückblick auf die Entwicklung der Wiener Städtischen Versicherungsanstalt und verwies auf die wechselvollen Schicksale des größten Versicherungsinstitutes Österreichs während der 57 Jahre seines Bestandes. Unter den Schwierigkeiten des Wiederaufbaues hat sich die Raumnot der Anstalt besonders fühlbar gemacht. Im Einvernehmen mit der Gemeindeverwaltung wurde der Baugrund auf dem Schottenring ausgewählt. Es ist ein Zufall, dass die Städtische Versicherungsanstalt mit ihrem neuen Bürohaus auf das gleiche Grundstück zurückkommt, auf dem sie im Jahre 1898 ihre Tätigkeit begann.

Das neue Bürohaus gehört mit seinen mehr als 70 Metern Höhe, zu den höchsten Häusern Europas. Damit ist nun ein neues Wahrzeichen Wiens entstanden. Jonas dankte abschließend dem Schöpfer des "Ringturmes", Prof. Boltenstern.

17.6.1955: Der erste Beton für die neue Schwedenbrücke

Baubeginn der neuen Schwedenbrücke

Im Beisein von Stadtrat Thaller und Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Hosnedl wurden heute auf der Baustelle der Schwedenbrücke die Betonierungsarbeiten in Angriff genommen. Die neue Schwedenbrücke wird noch heuer dem Verkehr übergeben werden können.

Den ersten mit Blumen geschmückten Betonkarren hat Stadtrat Thaller selbst den Arbeitern zugeführt. Die neue Schwedenbrücke wird die erste Spannbetonbrücke Wiens sein.

17.6.1955: Der neue Kontrollamtsdirektor - Obersenatsrat Dr. Lachs

Der Wiener Gemeinderat bestellte heute auf die Dauer von fünf Jahren Obersenatsrat Dr. Ernst Lachs zum neuen Kontrollamtsdirektor der Stadt Wien.

Kontrollamtsdirektor OSR Dr. Ernst Lachs

Ernst Lachs wurde am 2. Jänner 1904 geboren. Er promovierte am 20. November 1926 zum Doktor der Rechts- und Staatswissenschaften und legte alle drei Staatsprüfungen mit Auszeichnung aus sämtlichen Prüfungsgegenständen, ebenso alle drei Rigorosen mit Auszeichnung ab. Nach Leistung des Gerichtsjahres war Dr. Lachs in einer Rechtsanwaltskanzlei tätig. Am 20. April 1929 wurde er als rechtskundiger Beamter in den Dienst der Stadt Wien aufgenommen. Er war zunächst dem Magistratischen Bezirksamt für den 1. Bezirk, dann der Magistratsdirektion und schließlich dem Magistratischen Bezirksamt für den 21. Bezirk zur Dienstleistung zugewiesen.

Im März 1938 wurde er nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich aus dem Dienst entfernt und musste im Herbst desselben Jahres mit seiner Familie Österreich verlassen. Er fand zunächst in der Schweiz Asyl. 1941 übersiedelte er in die USA, wo er als Buchhalter und Korrespondent in einer großen Exportfirma und später als Mitarbeiter in der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung eines der größten New Yorker Warenhäuser tätig war. Zur gleichen Zeit hat Dr. Lachs in Abendkursen den akademischen Grad eines Masters of Social Science (M.S.S.) für die Fachgebiete Volkswirtschaftslehre und Statistik erworben. Von Anfang 1943 bis Ende 1946 hat er in Washington als Wirtschaftsanalytiker Fragen bearbeitet, die sich mit europäischen, vor allem österreichischen Wirtschaftsproblemen im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen befassten.

Nach Wiederaufrichtung eines selbständigen Österreichs hat sich Dr. Lachs sofort der Wiener Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt, konnte jedoch erst nach Errichtung einer österreichischen Vertretungsbehörde in Washington und Wiederherstellung ziviler Verkehrsmittel Anfang 1947 nach Wien zurückkehren, wo er der Magistratsdirektion zur Dienstleistung zugewiesen wurde. In der Magistratsdirektion machte er im Rahmen der Amtsinspektion Dienst. Zu seiner Dienstobliegenheit gehörte auch die Bearbeitung der an den Bürgermeister gerichteten Berichte des Kontrollamtes der Stadt Wien. Im April 1951 wurde er zum Leiter der Magistratsdirektion - Amtsinspektion ernannt. Dr. Lachs ist außerdem schriftstellerisch tätig. Er hat eine größere Anzahl Artikel juristischen und wirtschaftlichen Inhaltes veröffentlicht. Er ist ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift des Österreichischen Arbeiterkammertages "Arbeit und Wirtschaft", in der er die Rubrik "Internationale Wirtschaft" bearbeitet, und Mitherausgeber der Sammlung "Das österreichische Sozialrecht".

18.6.1955: Bürgermeister Jonas eröffnet den "Andersen-Kindergarten" - 149 städtische Kindergärten mit 505 Gruppen

Bürgermeister Jonas eröffnete heute im Hügelpark in Hietzing einen neuen städtischen Kindergarten, der nach dem großen dänischen Dichter Andersen benannt wurde.

Eröffnung des "Andersen-Kindergartens" durch Bürgermeister Jonas

Die Eröffnung des "Andersen Kindergartens" stößt auf reges Interesse

In Hietzing gibt es jetzt zwei städtische Kindergärten. Obwohl im vergangenen Herbst etwa ein Dutzend städtischer Kindergärten an Niederösterreich abgetreten wurden, ist die Zahl der städtischen Kindergärten und Horte immer noch viel höher als in den Vorkriegsjahren. Die Gemeinde Wien besitzt derzeit 149 Kindergärten und Horte mit zusammen 505 Gruppen. Davon sind fünf Krippen für Säuglinge, 23 Krippen für Kleinkinder, 45 Krabbelstuben, 278 Kindergartengruppen und 154 Hortgruppen.

Der Andersen-Kindergarten kostete 700.000 Schilling. Er wurde nach den Entwürfen von Senatsrat Dr. Schönthan gebaut und mit der Plastik "Das hässliche Entlein" der Bildhauerin Margarete Bistron-Lausch geschmückt.

21.6.1955: 52 neue Straßennamen - Edmund Eysler kommt in Hietzing zu Ehren

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung hat 52 Straßen in den Bezirken 9, 12, 13 und 14 neu benannt.

Neubenannt wurden u.a. folgende:

  • im 9. Bezirk die Wagnergasse in Reznicekgasse;
  • im 12. Bezirk u.a. die Bahnzeile in Laskegasse, die Deutschmeisterstraße in Münchenstraße, die Josef Winter-Gasse in Danilovatzgasse;
  • im 13. Bezirk u.a.: die Arbeitergasse in Napoleonwaldgasse, die Beethovengasse in Eisenbachgasse, die Billrothgasse in Gnedgasse, die Elisabethstraße in Lainzerbachstraße, die Mozartgasse in Eyslergasse, der Bertha Suttner-Platz in Weinbergplatz;
  • im 14. Bezirk u.a.: die Bartholomäusgasse in Poschgasse, der Rosenweg in Heschweg.

21.6.1955: Englands größter Shakespeare-Darsteller

Schauspieler John Gielgud gastiert im Burgtheater

John Gielgud, der in dem heute beginnenden Gastspiel des Shakespeare Memorial Theatre im Burgtheater den Benedick in "Viel Lärm um Nichts" und den Lear spielt, ist neben Laurence Olivier Englands größter Shakespeare-Darsteller. Er hat seit seinem ersten Auftreten als ganz junger Mann im Jahre 1921 eine Unzahl klassischer und moderner Rollen in London und New York verkörpert. Zu den erfolgreichsten gehören der Hamlet, den er über fünfhundert Mal gespielt hat, und der Romeo. England spricht auch heute noch von der berühmten Romeo-Inszenierung vor dem Krieg, in der er und Olivier in den Rollen des Romeo und Mercutio alternierten. Sein intensives Interesse für die Regie trieb ihn frühzeitig dazu, sich auch auf diesem Gebiet zu beschäftigen. Unter den modernen Stücken, in denen er besonderen Erfolg hatte, war Christopher Frys Lustspiel "Die Dame ist nicht fürs Feuer", in dem er, wie in zahlreichen Stücken, gleichzeitg auch Regie führte. Seit seinem Engagement an das Shakespeare Memorial Theatre ist er an dieser Bühne außer in den beiden genannten Rollen als Angelo in "Maß für Maß" und als Cassius in "Julius Cäsar" aufgetreten, eine Rolle, die er auch in dem im Vorjahr in Wien gezeigten gleichnamigen Film verkörpert.

22.6.1955: Großbaustelle Praterstern

Zahlreiche Vertreter der Presse besichtigten heute mit Stadtbaudirektor Hosnedl die große Baustelle "Praterstern". Noch im Dezember will man den Verkehr über den ganzen großen Verteilerkreis aufnehmen.

23.6.1955: Wiener Hauptschüler fuhren nach England

Abreise der Wiener Schulkinder nach England

150 Mädchen und Buben aus zwölf Wiener Hauptschulen traten heute ihre erste Auslandsreise an. Die Reise wurde in Zusammenarbeit der Schullandheimaktion des Stadtschulrates mit der "Anglo Austrian Society" in London und dem Österreichischen Komitee für internationalen Studienaustausch organisiert. Vizebürgermeister Honay verabschiedete heute die Teilnehmer.

23.6.1955: Adrian Pelt bei Vizebürgermeister Honay

Adrian Pelt hält einen Gastvortrag in Wien

Der Generaldirektor des Europa-Büros der Vereinten Nationen Adrian Pelt stattete heute in Begleitung des Generalsekretärs der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen Alain Stuchly-Luchs Vizebürgermeister Honay einen Besuch ab. Der in Holland geborene Politiker wird heute im Auditorium maximum der Wiener Universität bei der Festversammlung der Liga der Vereinten Nationen sprechen.

25.6.1955: Wohnhauseröffnungen im 3. und 10. Bezirk - Wohnhausanlagen mit 682 Wohnungen

Vizebürgermeister Honay hat heute auf der Landstraße und in Favoriten neue städtische Wohnhausanlagen mit 682 Wohnungen und mehreren Geschäftslokalen ihrer Bestimmung übergeben.

Darunter ist die Wohnhausanlage 3, Am Modenapark 8-9 mit 188 Wohnungen, vier Ateliers und vier Geschäftslokalen die größte. Auf dem Baugelände, das früher unter dem Namen "Lederergründe" bekannt war, befanden sich vor der Verbauung Schrebergärten, die während des Krieges als "Grabeland" Verwendung fanden und schließlich zur Schuttablagerung dienten. Dabei waren auch Bomben und Munition miteingeschüttet worden. Beim Fundamentaushub wirkte ununterbrochen auch der Entminungsdienst mit. Zweimal musste sogar bei der Entschärfung von 100 kg-Bomben für die Umgebung des Modenaparkes Bombenalarm gegeben werden. Die Anlage wurde nach zweijähriger Bauzeit fertig gestellt. Der nach einem Entwurf der Architekten Dr. Kroupa und Horner durchgeführte Bau kostete 13,8 Millionen Schilling. Er wird nach dem Komponisten Richard Strauß benannt werden und eine Plastik erhalten, die auf sein Schaffen Bezug nehmen wird.

Der zweite Gemeindebau Am Modenapark 15 ist ein fünfstöckiges Mittelhaus mit 29 Wohnungen und einem kleinen Geschäftslokal. Die Baukosten betrugen 1,8 Millionen Schilling, den Bauplan verfasste Architekt Dipl.-Ing. Ulreich.

Der nach den Plänen von Prof. Dr. Erwin Böck in der Jauresgasse 5-7 errichtete städtische Neubau füllte eine hässliche Baulücke aus, die in der Nachkriegszeit als Panzerabstellplatz benützt wurde. Im Bau sind 43 Wohnungen untergebracht. Er kostete 3,3 Millionen Schilling.

Auf dem Grundstück in der Strohgasse, auf dem sich nun eine städtische Wohnhausanlage mit 38 Wohnungen befindet, war vor Baubeginn eine von Bombentrichtern zerrissene, verwilderte Grünfläche, die vielfach auch zur Müllablagerung verwendet wurde. Die Anlage kostete zwei Millionen Schilling und wurde von Architekt Brenner entworfen.

Die von den Straßenzügen Herzgasse - Dieselgasse - Alxingergasse begrenzte große Favoritner Wohnhausanlage umfasst 224 Wohnungen. Im Bau wurden u.a. neun maschinelle Waschküchen untergebracht. Die Baupläne wurden von du.a.er Arbeitsgemeinschaft der Architekten Mittag, Schmid und Gass verfasst. Die Fassadenflächen schmücken vier große Sgraffiti der akademischen Maler Hermine Aichenegg, Prof. Bäumer, Aman und Balcarek. Die Gesamtkosten betrugen 14 Millionen Schilling.

Der neue städtische Gemeindebau in der Neilreichgasse besteht aus 160 Wohnungen. Die Anlage, entworfen von den Architekten Dr. Nehrer, Dipl.-Ing. Lavaux und Dipl.-Ing. Schmimitzek, kostete zehn Millionen Schilling und bekommt zwei Plastiken von Bildhauer Pixner.

25.6.1955: Blumen für Wiens Stadtväter

Der Blumentag in Wien macht auch vor Polizisten nicht halt

Blumen auch für Vizebürgermeister Honay

Zum Tag der Blumen kam heute eine Abordnung ins Wiener Rathaus, um Vizebürgermeister Honay einen Blumenstrauß zu überreichen. Honay erinnerte an das Jahr 1920, als zum ersten Mal der Versuch gemacht wurde, die Aktion "Wien im Blumenschmuck" ins Leben zu rufen.

Auch an zahlreichen Plätzen in Wien wurden Blumen an Passanten, Polizisten u.v.a. überreicht.

27.6.1955: Der indische Ministerpräsident im Wiener Rathaus

Pandit Nehru zu Besuch bei Bürgermeister Jonas

Pandit Nehru besucht mit Tochter Indira Gandhi die Schatzkammer

Pandit Nehru bei Bundespräsident Körner

Der indische Ministerpräsident Pandit Jawaharlal Nehru wurde heute von Bürgermeister Jonas in Anwesenheit der Mitglieder des Wiener Stadtsenates im Rathaus empfangen. Nehru trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

27.6.1955: Nehrus Tochter besucht den Sonderkindergarten

Die Tochter des indischen Ministerpräsidenten Indira Gandhi besuchte heute den Sonderkindergarten der Stadt Wien im Auer Welsbach-Park.

28.6.1955: Schwerer Unfall im Gaswerk Simmering

Im Gaswerk Simmering ereignete sich heute ein folgenschwerer Unfall, bei dem ein Todesopfer zu beklagen war. Bei der Herstellung einer Rohrtrennung strömte aus einer Leitung von 60 cm Durchmesser Generatorgas in die Baugrube aus. Dabei sind zwanzig Arbeiter durch Einatmen von Gas verunglückt, darunter auch einige, die zu Hilfe eilen wollten. Ein Arbeiter stürzte, vom Gas betäubt einige Meter tief von seiner Arbeitsstelle in die Grube ab und konnte nur mehr tot geborgen werden. 12 Arbeiter wurden mit Kohlenoxydgasvergiftung in das Rudolfsspital gebracht.

29.6.1955: Wien ehrt Fleming und Einstein

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung hat beschlossen, der neuen städtischen Wohnhausanlage Steinbruchstraße - Montleartstraße im 16. Bezirk nach dem Entdecker des Penicillins Sir Alexander Fleming den Namen "Fleming-Hof" zu geben. Die städtische Wohnhausanlage 6, Mollardgasse - Grabnergasse wurde nach dem Begründer der Relativitätstheorie Albert Einstein in "Einstein-Hof" benannt.

29.6.1955: Prof. Dr. Hans Heidler verstorben

Der langjährige Leiter der Ignaz Semmelweis-Frauenklinik, Prof. Dr. Hans Heidler, ist verstorben.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).