Historischer Rückblick aus dem Jahr 1951

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Juni 1951

Juni

1.6.1951: 70. Geburtstag von Richard Kurt Donin

Kunsthistoriker Dr. Richard Kurt Donin feiert seinen 70. Geburtstag.

Der bekannte Wiener Kunsthistoriker, Hofrat Dr. phil. et jur. Richard Kurt Donin, Präsident der Gesellschaft für Vergleichende Kunstforschung und Konsulent des Bundesdenkmalamtes vollendet sein 70. Lebensjahr.

Nach Absolvierung der rechtswissenschaftlichen Studien, an die sich später die Beschäftigung mit Kunstgeschichte und klassischer Archäologie anschloss, trat er in den Dienst der Niederösterreichischen Landesregierung und wurde Leiter des Rechtsschutzamtes des niederösterreichischen Landeszentralkinderheimes. Er gründete das neue niederösterreichische Landesjugendamt als Organisation der offenen Jugendfürsorge auf berufsvormundschaftlicher Basis, organisierte die Erholungsfürsorge, das Jugendwandern und Jugendreisen sowie Jugendskikurse in ganz Österreich und verfasste verschiedene Aufsätze über Jugendfürsorge und Jugendpflege. Schon frühzeitig hielt er kunstgeschichtliche Vorträge, Kurse und Führungen und schrieb zahlreiche Arbeiten über die romanische, gotische und barocke Baukunst Österreichs sowie über die Architektur der Renaissance und des Klassizismus. Seiner ausgedehnten Beschäftigung mit den Kunstdenkmälern Wiens und Niederösterreichs verdankt er die Betrauung mit der Redaktion des Handbuches der Kunstdenkmäler Niederösterreichs. Auch das Gebiet des Exlibris und der Gebrauchsgraphik wird von ihm seit vielen Jahren gepflegt.

1.6.1951: "900 Jahre Hernals" - Festakademie beim Gschwandner

Marianne Schönauer

Richard Eybner

Betty Fischer

Prof. Ludwig Gruber

Karl Pauspertl

Unter der Devise "So war's einmal draußt an der Als" fand im Rahmen der 900 Jahr-Feier des Bezirkes Hernals eine große Festveranstaltung beim Gschwandner (17, Hernalser Hauptstraße 41) statt, bei der u.a. Prof. Ludwig Gruber, Karl Föderl, Karl Pauspertl, Eduard Pfleger, Richard Eybner, Betty Fischer und Marianne Schönauer mitwirkten.

2.6.1951: Turmblasen in Hernals

In sämtlichen Hernalser Kirchen werden an den Sonntagen zwischen dem 3. und 17. Juni feierliche Hochämter abgehalten, bei denen besondere Werke der Kirchenmusik zur Aufführung gelangen. Jeweils am Vorabend finden von den Türmen dieser Kirchen ein Turmblasen unter der Leitung von Prof. Eduard Pfleger statt.

2.6.1951: Von Elfie Mayerhofer bis Theo Lingen - Autogrammvormittag im Forum-Kino

Waltraut Haas

Elfie Mayerhofer

Susi Nicoletti

Aglaja Schmid und Leopold Rudolf

Thea Weis

Ernst Meister und Grete Zimmer

Marte Harell

Rudolf Carl

Harry Fuss

Theo Lingen

Annie Rosar

Im Forum-Kino fand die erste Autogramm-Matinee beliebter Wiener Filmkünstler statt. Die Wiener, die ihre Filmlieblinge persönlich kennenlernen wollten, konnten Waltraut Haas, Marte Harell, Elfie Mayerhofer, Susi Nicoletti, Annie Rosar Aglaja Schmid, Marianne Schönauer, Thea Weis, Grete Zimmer, Rudolf Carl, Richard Eybner, Harry Fuss, Fritz Imhoff und Theo Lingen auf der Matinee antreffen. Über 1.500 Personen warteten in langen Reihen um den Namenszug ihres Filmlieblings auf einer Autogrammkarte zu erhalten.

4.6.1951: 75. Geburtstag von Helene Granitsch

Die Wiener Sängerknaben bei ihrer Ankunft in Wien.

Die Wiener Schriftstellerin Helene Granitsch, die sich durch ihr soziales Wirken sowie durch ihre Arbeit in der Friedens- und Frauenbewegung besondere Verdienste erworben hat, feiert ihren 75. Geburtstag.

Granitsch gründete u.a. den Verein "Säuglingsschutz", die erste Säuglingsabteilung im Sankt Anna-Kinderspital und die erste Säuglingspflegerinnenschule. Im Ersten Weltkrieg schuf sie gemeinsam mit anderen Vereinen die Kriegspatenschaft. Als leitendes Mitglied der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs organisierte sie Küchen, Säuglingsstationen und andere karitative Einrichtungen, setzte sich in Wort und Schrift für die Gleichberechtigung der Frau ein und bewies für deren Sorgen große Hilfsbereitschaft. Gemeinsam mit Berta von Suttner arbeitete sie an der Organisierung der österreichischen Friedensgesellschaft mit und beteiligte sich am Aufbau der österreichischen Frauenbewegung. Sie war Mitbegründerin der Österreichischen Frauenpartei, als deren Vizepräsidenten sie 1928 zum Mitglied des konsultativen Frauenvölkerbundkomitees ernannt wurde. Granitsch übersiedelte 1938 nach Amerika, wo sie sich gleichfalls in der Frauenbewegung betätigte und in Washington in den "Women worlds council" gewählt wurde.

4.6.1951: Wiener Sängerknaben aus Amerika in Schönbrunn

Der soeben aus Amerika zurückgekehrte Chor der Wiener Sängerknaben wird unter Leitung von Kapellmeister Peter Lacovich an einer Aufführung auf der Sommerbühne vor dem Schloss Schönbrunn mitwirken.

5.6.1951: Jeder Unternehmer sollte Wohnungen bauen helfen - Grundsteinlegung zu Werkwohnungen der Stadtwerke in Simmering

Grundsteinlegung zur Werkswohnhausanlage Hasenleiten.

Stadtrat Nathschläger und Ehrengäste hielten eine Ansprache zur Grundsteinlegung.

"Der soziale Wohnhausbau, der nicht nur bei uns sondern auch nahezu in der ganzen Welt besonders nach dem Zweiten Weltkrieg eine allgemeine Erscheinung geworden ist, besteht in erster Linie darin, dass seitens der öffentlichen Hand mehr oder minder große Subventionen gegeben werden, weil sonst der Neubau von Wohnungen infolge der verringerten Finanzkraft des einzelnen nicht durchgeführt werden könnte. Es ist klar, dass eine derartige Verpflichtung den Wohnhausbau zu subventionieren, nicht nur für die öffentlichen Körperschaften und ihre Unternehmungen besteht, sondern auch ganz allgemein gesehen für jeden Unternehmer, der irgendwie in der Lage ist, Mittel aus seinem Betrieb für derartige Zwecke abzuzweigen; dies nach dem Grundsatz, dass Eigentum verpflichtet, demnach die Pflichten desjenigen größer sind, der über das größere Eigentum verfügt. Wenn sich nach diesem Gedanken diese soziale Verpflichtung allgemein Bahn bricht, dann ist zu hoffen, dass in nicht allzu ferner Zeit für jeden Österreicher in ausreichender Weise für sein Wohnungsbedürfnis gesorgt ist. Was die Wiener Stadtwerke in diesem Zusammenhang tun können, werden sie trotz ihrer ungünstigen finanziellen Lage auch weiterhin nicht außer acht lassen", erklärte StR. Nathschläger heute anlässlich der Grundsteinlegung für die Werkswohnungsanlage in Hasenleiten.

In unmittelbarer Nähe der Anlage, die 248 Wohnungen umfasst, entstehen in der Lorystraße 54 Werkwohnungen und in der Justgasse 106 Werkwohnungen der Wiener Stadtwerke. Mit deren Bau wurde gleichfalls bereits begonnen. Die Grundsteinlegung zu einer weiteren Anlage in der Engerthstraße mit 83 Wohnungen wird demnächst erfolgen. Das sind insgesamt 491 Werkwohnunge, die von der "Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft der Wiener Stadtwerke" mit einem Kostenaufwand von ungefähr 33 Millionen Schilling errichtet werden.

Mit den seit der Gründung durch Bürgermeister Lueger im Lauf der Zeit gebauten 2.800 Wohnungen werden die Stadtwerke rund 3.300 Werkwohnungen ihren Bediensteten zur Verfügung stellen können.

6.6.1951: Ein altes Wahrzeichen ist heimgekehrt

Wahrzeichen und Kulturgut: Der Stock im Eisen ist wieder da.

Auf dem Stephansplatz wurde heute die Heimkehr des während des Krieges geheimnisvoll verschwundenen "Stock im Eisen" gefeiert. Vizebürgermeister Weinberger benützte die Gelegenheit, um dem Retter des "Stock im Eisen", Herrn Koci, Dank auszusprechen. Er hob hervor, dass es wieder ein schlichter Wiener gewesen ist, der in der Stunde der Gefahr sein mutiges Wiener Herz handeln ließ und das Wahrzeichen vor der Verschleppung in Sicherheit brachte. Mit dem Wunsche, Wien möge niemals Zeiten erleben, in denen es seine Kulturgüter verstecken müsste, übernahm er den "Stock im Eisen" in die Obhut der Stadt Wien.

7.6.1951: Hans Moser und Paul Hubschmid beim 2. Autogrammvormittag

Auch der 2. Autogrammvormittag beliebter Wiener Filmkünstler zog wieder tausende Wienerinnen und Wiener in das Forum-Kino. An der Matinee nahmen u.a. Susanne Almassy, Judith Holzmeister, Geraldine Katt, Inge Konradi, Erna Mangold, Hertha Mayen, Edith Mill, Marianne Schönauer, Erik Frey, Curd Jürgens und vor allem die beiden "Heimkehrer" Hans Moser und der derzeit in Wien filmende Hollywood-Star Paul Hubschmid teil.

7.6.1951: Wie die "letzte Blaue" ausschaut

Von Samstag, den 9. Juni an, werden die Züge aller Linien der Straßenbahn und die Wagen der Autobuslinien bei der letzten Fahrt als "Blaue" gekennzeichnet. An den Straßenbahnwagen wird der vordere Scheinwerfer durch eine Glasscheibe abgedeckt, die blaue Segmente um ein auf die Spitze gestelltes Viereck zeigt. Am Ende des Zuges ist eine halbkreisförmige blaue Scheibe mit weißem Rand an der Brunstwandtafel der hinteren Plattform angebracht.

Im Autobusbetrieb wird bei den Wagen der alten Typen die Ziffern-Dachtafel mit einer blauen Scheibe abgedeckt, bei den Wagen der neuen Typen das vordere und hintere Liniensignal blau angestrahlt.

Diese Art der Kennzeichnung der "Blauen", die von der früheren Art abweicht, ist durch die derzeit geltenden Vorschriften für den Straßenverkehr bedingt.

8.6.1951: Tagung der Ernährungsexperten in Österreich

Vom 11. bis 16. Juni findet in Wien eine Konferenz der führenden Welternährungsexperten der Welternährungsorganisation und der Weltgesundheitsorganisation mit den zuständigen österreichischen Organisationen auf dem Gebiet des Ernährungswesens statt. Im Rahmen der Tagung wird auch die Frage der Lebensmittelfärbung, der Teerfarbstoffe und der Konservierung von Lebensmitteln behandelt werden.

9.6.1951: Der Nachlass Richard Waldemars - Schenkung an das Konservatorium der Stadt Wien

Die Familie von Richard Waldemar hat die künstlerische Hinterlassenschaft dieses unvergessenen Volksschauspielers und großen Operettenkomikers im Sinne des Verstorbenen dessen langjährigem Freunde, Regierungsrat Karl Lustig-Prean, gewidmet. Dieser hat die Sammlung, die ein interessantes Bild einer ganzen Wiener Theateraera und vor allem der Glanzzeit der Wiener Operette bietet, der Bibliothek des Konservatoriums der Stadt Wien übergeben.

11.6.1951: Kollektivausstellung Gustinus Ambrosi im Palais Lobkowitz

Im Jahre 1937 wurde die letzte Kollektivausstellung von Gustinus Ambrosi im Landesmuseum in Graz gezeigt. Seither hat der Künstler nichts ausgestellt. Anlässlich der Festwochen findet nun im Palais Lobkowitz eine Kollektivausstellung der Werke Ambrosis statt. Da es der Wunsch des Meisters ist, auch der arbeitenden Bevölkerung die Besichtigung seiner Werke zu ermöglichen, wurde der Eintrittspreis sehr niedrig gehalten, außerdem kann die Ausstellung jeden Tag bis 20 Uhr besucht werden. 78 Werke wurden ausgestellt, darunter Büsten von Richard Strauß, Peter Altenberg, Gerhard Hauptmann, Alfons Petzold u.a.

11.6.1951: 150 Jahre Theater an der Wien

Am 13. Juni feiert das Theater an der Wien den 150. Jahrestag seiner Eröffnung. Anlässlich dieses Jahrestages erschien im Amalthea-Verlag eine illustrierte Darstellung dieser Bühne.

11.6.1951: Modeschau der tragbaren Kleider

Die Modeschule der Stadt Wien wird wieder zehn Tage hindurch ihre nun schon traditionell gewordene Modeschau zum Abschluss des Schuljahres zeigen. Unter Leitung des Leiters der Schule, Professor Alfred Kunz, werden heuer mehr als 150 Modelle den Besuchern vorgeführt.

12.6.1951: 100 Jahre Geologische Bundesanstalt. Bürgermeister Körner dankt der opferfreudigen Wissenschaft

An Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Bundesregierung sowie zahlreicher Gäste aus allen europäischen Staaten fand heute im Rasumofsky-Palais die Festveranstaltung anlässlich "100 Jahre Geologische Bundesanstalt" statt. Körner betonte in seiner Rede, dass die Geologen in den letzten hundert Jahren eines der wichtigsten Gebiete der Wissenschaft und Forschung erschlossen haben. Er hob besonders die Verdienste der Geologen in Wien hervor und gedachte der großen Leistungen bei den verschiedenen Bauvorhaben in den letzten Jahrzehnten.

12.6.1951: Die größte Bauausstellung Europas

Vom 3. Juli bis 12. August findet in Hannover die größte Bauausstellung seit Jahrzehnten, die "Constructa" statt. Die Ausstellung hat es sich zur Aufgabe gestellt, das gesamte zeitgenössische Bauschaffen der Gegenwart zu zeigen. Auf der "Constructa" werden die wichtigsten Probleme und Fragen der Gestaltung des Bauwesens auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet behandelt. Auch Österreich wird auf der "Constructa" mit mehr als 240 Exponaten vertreten sein. Die österreichische Ausstellung wird vor allem der Raumforschung und der Raumplanung gewidmet. Ein bedeutender Raum wird auch den Wiener Problemen eingeräumt.

13.6.1951: Überreichung des Ehrenringes an Hans Moser

Schon am 29. September des Jahres 1950 hatte der Wiener Gemeinderat beschlossen, Hans Moser anlässlich seiner Vollendung des 70. Lebensjahres in Würdigung seiner besonderen künstlerischen Leistungen und damit seiner Verdienste um die Stadt Wien den Ehrenring zu verleihen. Heute überreichte Bürgermeister Körner in Anwesenheit zahlreicher Festgäste, u.a. die Gattin Hans Mosers, Hubert Marischka, Carl Föderl an Hans Moser den Ehrenring.

14.6.1951: 900 Jahre Hernals - Hernalser Türkenkreuz wird wieder aufgestellt

Ein altes Wahrzeichen von Hernals, das sogenannte Türkenkreuz, soll nun wieder zu Ehren kommen. Dieses Kreuz ist sehr alt und ein Andenken an die Befreiung des von den Türken belagerten Wien im jahre 1683. Von Dornbach aus griff nämlich der Polenkönig Johann Sobiesky mit seinem Reiterheer in die Schlacht um Wien ein. Die Ebene rechts der Als, später das Frauenfeld genannt, bot ihm die notwendige Aufmarschmöglichkeit. Durch seine Attacken wurde die Flanke des Türkenheeres aufgerollt und dieses teilweise auch im Rücken angegriffen, was seine Niederlage besiegelte. Auch sind Bestrebungen im Gange, den heutigen Doktor Josef Resch-Platz, der früher nach dem alten Flurnamen Frauenfelderplatz hieß, seinen alten Namen wiederzugeben.

Kardinal Erzbischof Dr. Innitzer wird die neue Weihe des Türkenkreuzes vornehmen.

16.1.1951: Eine eingerichtete Musterwohnung der Gemeinde Wien

Laut einem Gemeinderatsbeschluss werden in den beiden Sonderbauprogrammen der Gemeinde Wien im 21. Bezirk, Siemensstraße und im 10. Bezirk, Gudrunstraße zwei Wohnungen mit Standardmöbeln modernster Konstruktion ausgestattet. Die Wohnungen sollen den zukünftigen Mietern von Gemeindewohnungen und allen anderen Interessenten als Anschauungsunterricht für eine praktische, billige und zeitgemäße Ausstattung zugänglich gemacht werden.

Nun ist die erste dieser Wohnungen im Sonderbauprogramm Siemensstraße fertig eingerichtet. Professor Franz Schuster, der mit der Einrichtung der Wohnung beauftragt war, hat die ihm gestellte Aufgabe außerordentlich gut gelöst. Mit verhältnismäßig wenig Mitteln ist es möglich, eine moderne, zweckentsprechende und bequeme Wohnungseinrichtung zu schaffen.

16.6.1951: Die Stadt Wien ehrt das Andenken Karl Seitz'. Bürgermeister Körner enthüllt die Gedenkbüste in Floridsdorf

Vor der Wohnhausanlage in der Jedleseer Straße wurde heute durch Bürgermeister Körner die Gedenkbüste für den verstorbenen Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Wien Karl Seitz enthüllt.

In seiner Festrede entwarf Körner ein Bild der Zeit, in der Karl Seitz, damals noch der unbekannte Unterlehrer, ins politische Leben getreten ist und den Kampf um die Freiheit der arbeitenden Klasse aufnahm. Körner bezeichnete es als einen nicht bloßen Zufall, wenn Seitz damals unter seinen Zeitgenossen zwei weitere Unterlehrer, Otto Glöckel und Paul Speiser, Männer die mit dem gleichen leidenschaftlichen Willen durchdrungen waren, fand. Ihnen war es später beschieden, entscheidend in die Entwicklung des politischen, sozialen und kulturellen Geschehens einzugreifen. Karl Seitz war es, der in den späteren Jahren als Bürgermeister Wiens der ganzen Stadtverwaltung eine völlig neue Richtung gab. Körner erinnerte an die zehntausende neuen Wohnungen und die vielen sozialen Einrichtungen, die für immer die Ära Seitz' kennzeichnen werden und mit seinem Namen eng verbunden bleiben. Das ist der Anlass, warum die Stadtverwaltung dieses großen Mannes gedenkt.

18.6.1951: Bürgermeister Körner hat sein Amt niedergelegt - Vizebürgermeister Honay mit der Fortführung der Geschäfte betraut

Bürgermeister Körner gab heute im Stadtsenat die Erklärung ab, dass er mit Rücksicht auf seine Wahl zum Bundespräsidenten die Stelle als Bürgermeister der Stadt Wien und sein Mandat als Mitglied des Wiener Gemeinderates zurückgelegt. Vizebürgermeister Honay wurde mit der Fortführung der Geschäfte betraut.

18.6.1951: 1. Ausstellung der Stadlauer Künstlerschaft

Im Genossenschaftshaus der neuen Siedlung Stadlau wurde die erste Ausstellung der Stadlauer Künstlerschaft eröffnet. Prof. A.P. Gütersloh sprach über die Ziele dieser Ausstellung. Er bezeichnete es als die einzige richtige Lösung, wenn das Kulturzentrum der inneren Stadt seine bisherige Überfülle an die Peripherie abgibt. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Bednarik, Brichta, Candea, Doppler, Gaertner, Gütersloh, Haug, Jaruska, Klasek, Reiter, Scholm und Suchanek.

20.6.1951: Abschied von Bürgermeister Körner - Die Festsitzung des Wiener Gemeinderates

In einer Festsitzung nahm der Wiener Gemeinderat heute in Anwesenheit von Nationalratspräsident Kunschak Abschied von Dr. h.c. Theodor Körner.

22.6.1951: Franz Jonas ist Bürgermeister - Sitzung des Wiener Gemeinderates

In der heutigen Sitzung des Wiener Gemeinderates wurde Gemeinderat Franz Jonas mit 76 Stimmen zum Bürgermeister der Stadt Wien gewählt.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde Gemeinderat Koci zum Stadtrat gewählt, weiters Stadtrat Leopold Thaller zum Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe VI, Bauangelegenheiten; Stadtrat Franz Koci zum Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe VIII, Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen.

Franz Jonas wurde am 4. Oktober 1899 als Sohn eines Hilfsarbeiters in Wien geboren. Er hatte sieben Geschwister, erlernte das Buchdruckergewerbe und rückte vor Beendigung seiner Lehrzeit im Jahre 1917 zum Kriegsdienst ein. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges diente er bei der Volkswehr und nahm an den Abwehrkämpfen in Kärnten im Frühling 1919 teil. Von 1919 bis 1932 als Schriftsetzer, zuletzt als Korrektor tätig, wirkte er zugleich als Vertrauensmann der Buchdruckergewerkschaft und als Funktionär in der sozialistischen Jugendbewegung und in der Sozialdemokratischen Partei. Von 1932 bis zum Februar 1934 bekleidete er die Funktion eines Sekretärs der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Floridsdorf. Wegen Teilnahme an der illegalen Brünner Reichskonferenz der Revolutionären Sozialisten wurde Jonas im Jänner 1935 verhaftet und wegen Hochverrates angeklagt, musste aber wegen ungenügender Beweise freigesprochen werden. Erst im Jahre 1938 konnte er wieder einen Posten finden, zuerst als Zeitungssetzer, dann als kaufmännischer Angestellter der Floridsdorfer Lokomotivfabrik. Unmittelbar nach der Befreiung Wiens im April 1945 wurde er in die provisorische Gemeindeverwaltung des 21. Bezirkes berufen, der infolge der Zerstörung der Donaubrücken von Wien nahezu vollkommen isoliert war und dessen provisorische Verwaltung, auf sich gestellt, das Chaos allein meistern musste. Im Februar 1946 wurde Jonas vom Bürgermeister der Stadt Wien zum Bezirksvorsteher von Floridsdorf bestellt. Zum Amtsführenden Stadtrat wurde Jonas am 18. Juni 1948 mit den Stimmen aller Parteien des Wiener Gemeinderates gewählt. Ihm unterstand das Ressort Ernährungsangelegenheiten.

In der Sozialistischen Partei bekleidet er seit ihrer Wiederaufrichtung im Jahre 1945 die Funktion des 2. Obmannes der Bezirksorganisation Floridsdorf und des Obmann-Stellvertreters des Wiener Landesvorstandes, sowie eines Mitgliedes der Parteivertretung.

Nach dem Ableben des Stadtrates Franz Novy übernahm Franz Jonas wieder als Amtsführender Stadtrat die Geschäftsgruppe für Bauangelegenheiten. In der Sozialistischen Partei wurde ihm gleichzeitig die Funktion des Obmannes der Landesorganisation Wien übertragen.

Franz Koci wurde am 26. Dezember 1899 in Stockerau als Sohn der Eheleute Josef und Maria Koci geboren. Nach Absolvierung der Volks- und Bürgerschule erlernte er das Schlosserhandwerk und besuchte gleichzeitig die Fortbildungsschule. Mit 17 ½ Jahren wurde er im Ersten Weltkrieg zum Militär eingezogen.

Nach Beendigung des Weltkrieges wurde Franz Koci Mitglied der Sozialdemokratischen Partei sowie der Freien Gewerkschaft. Seit 1927 war er Sektionsleiter der Bezirksorganisation Favoriten der Sozialdemokratischen Partei. Im Jahre 1935 wurde er wegen illegaler Betätigung für die Revolutionären Sozialisten verhaftet und zu drei Monaten Polizeihaft und einem Jahr Kerker verurteilt. Auch im Jahre 1937 war er aus politischen Gründen einen Monat lang in Untersuchungshaft.

Im Jahre 1939 wurde Franz Koci von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Dort erfolgte im Jahre 1940 seine Freilassung mit anschließender Dienstverpflichtung nach der KZ-Außenstelle Wiener Neustadt.

Im Jahre 1945 wurde er in den Wiener Gemeinderat gewählt. Seit dieser Zeit gehörte er dieser Körperschaft an. Nach der Wahl im Jahre 1949 wurde er auch zum 3. Landtagspräsidenten und zu einem der sechs Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates gewählt. Während seiner Amtstätigkeit beschäftigte er sich vor allem mit dem Bau- und Wohnungswesen.

23.6.1951: Wiens Bürgermeister in den letzten hundert Jahren - Franz Jonas, der fünfzehnte Bürgermeister seit 1850

Das Revolutionsjahr 1848 mit seinen weitgehenden politischen, gesellschaftlichen und sozialen Umwälzungen verschaffte auch der Gemeindevertretung eine besondere Geltung. Die jeweiligen Bürgermeister von Wien, der glanzvollen Residenzstadt, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der damals aufstrebende Liberalismus einen enormen wirtschaftlichen Aufstieg anbahnte, waren im Gegensatz zu ihren feudalen Vorgängern prägnante Persönlichkeiten im politischen Leben, die während ihrer Amtsperiode der Entwicklung auf allen Gebieten den Stempel der Zeit aufdrückten. Die Bürgermeister von Wien sind mit der Geschichte der Stadt eng verbunden.

Unter den Bürgermeistern der letzten hundert Jahre scheinen einige starke Individualitäten auf, deren Namen heute noch ein Begriff sind. Das Verzeichnis der Bürgermeister nach dem Bestande der Gemeindeordnung vom 6. März 1850 enthält vierzehn Namen. In der Zeit zwischen Seitz und Körner, also in den Jahren 1934 bis 1945 erlebte Wien eine Ära von ernannten Bürgermeistern. Der fünfte dieser autoritären Stadtoberhäupter Prikryl ernannte sich in den ersten Umsturztagen des Jahres 1945 selbst zu dieser Würde. Seine Amtsdauer war nur von wenigen Tagen.

Aus den Biographien der gewählten Bürgermeister Wiens in den letzten hundert Jahren kann man entnehmen, dass die meisten aus dem Advokatenstand hervorgingen. Die gebürtigen Wiener und die anderswo geborenen Bürgermeister Wiens halten sich ungefähr die Waage. Mit Ausnahme des in Marburg geborenen Dr. Johann Kaspar von Seiler, der in den Jahren 1851 bis 1861 das Bürgermeisteramt innehatte, haben die Länder Böhmen und Mähren die größte Anzahl von Bürgermeistern geliefert. So stammte Dr. Zelinka aus Wischau, Dr. Julius Newald aus Neutitschein, Josef Strobach aus Wernstadt und Dr. Körner aus Komorn.

Nur drei Bürgermeister waren unter 50, nämlich Dr. Kaspar, Dr. Grübel und Josef Strobach, wobei der letztgenannte mit 44 Jahren der jüngste Bürgermeister Wiens wurde. Die meisten Bürgermeister wurden im Alter zwischen 50 und 55 gewählt. Zu dieser Gruppe gehört der Reihenfolge nach Dr. Felder, Dr. Newald, Dr. Brix, Dr. Lueger, Dr. Weiskirchner und auch Karl Seitz. Franz Jonas, der fünfzehnte in der Reihe der gewählten Bürgermeister unserer Stadt zählt mit seinen 51 Jahren zur starken Gruppe der Fünfziger. Dr. Körner war am Tag seiner Wahl zum Bürgermeister bereits 72 Jahre alt. Nur um drei Jahre jünger war Eduard Uhl als er im jahre 1882 zum Bürgermeister gewählt wurde. Über sechzig waren zur Zeit ihrer Wahl nur noch Dr. Zelinka, Dr. Neumayer und Jakob Reumann.

Die Amtsperiode der Wiener Bürgermeister in den letzten hundert Jahren, inbegriffen der Bürgermeister der Zwangsherrschaft über Wien in den Jahren des Faschismus, betrug etwa fünf Jahre. In der Tat war die Amtsdauer aber sehr unterschiedlich. Zwei der nach 1851 gewählten Bürgermeister blieben im hohen Amt kaum ein Jahr, weitere zwei nur zwei Jahre. Am längsten blieb Bürgermeister Dr. Lueger, nämlich 13 Jahre. Ihm folgen Karl Seitz mit 11 Jahren, Dr. Kaspar mit 10 Jahren, Dr. Felder mit 9 Jahren, Eduard Uhl mit 8 Jahren und Dr. Zelinka und Dr. Weiskirchner mit je 7 Jahren.

26.6.1951: Gleichenfeier im "Hugo Breitner-Hof"

Die im ersten Bauabschnitt der großen Wohnhausanlage der Gemeinde Wien "Hugo Breitner-Hof" (14, Linzer Straße 299), fertiggestellten 349 Wohnungen sind bereits bezogen. Heute fand die Gleichenfeier des zweiten Bauabschnittes statt. Es kommen 388 Wohnungen, 6 Geschäftslokale und eine Werkstätte zur Ausführung. Insgesamt wird der Hugo Breitner-Hof, der die größte Wohnhausanlage der Gemeinde Wien nach dem Zweiten Weltkrieg ist, 131 Wohnhäuser umfassen. Die Gesamtzahl der Wohnungen wird 1.144 betragen, dazu kommen noch 28 Geschäftslokale und 13 Werkstätten.

Die Anlage wird nach den Plänen der Arbeitsgemeinschaft der Architekten Dr. Ing. Erwin Fabrici, Dipl.-Ing. Georg Lippert, Dipl.-Ing Fritz Purr und Dipl.-Ing. Paul Widmann ausgeführt.

26.6.1951: Siebzehn neue Straßennamen in Favoriten

In der Per Albin Hansson-Siedlung, eine der größten Wohnhausanlagen, die in der Nachkriegszeit im Rahmen des sozialen Wohnhausbaues der Stadt Wien errichtet wurde, wird demnächst die Benennung der Verkehrsflächen vorgenommen. Insgesamt werden 17 Straßen, Wege und Plätze schwedische Namen bekommen. (U.a.,,abbr:unter anderem)) "Stockholmer Platz", "Rädda Barnen-Platz", "Malmögasse", "Per Albin Hansson", "Jenny Lind-Gasse".

28.6.1951: Angelobung von Bezirksvorsteher Dr. Friesinger

Bürgermeister Jonas hat heute in Anwesenheit von Vizebürgermeister Weinberger und Stadtrat Afritsch die Angelobung des neuen Bezirksvorstehers für den 1. Bezirk, Dr. Otto Friesinger, vorgenommen.

29.6.1951: Ehrenmedaille für Anton Stehno

Anton Stehno, Fürsorgerat im 17. Bezirk, erhielt laut einem Beschluss des Wiener Gemeinderates die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien verliehen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).