Historischer Rückblick aus dem Jahr 1947

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Juni 1947

Juni

2.6.1947: Säuglingssterblichkeit wieder im Ansteigen

Aus einem Bericht über den April 1947 der Magistratsabteilung für Statistik geht hervor, dass die Säuglingssterblichkeit weiter im Ansteigen begriffen ist. Auf 1.000 Lebendgeborene kamen im April 87 tote Säuglinge, während die Sterblichkeit im März 84 Promille und im Februar nur 78 Promille betrug. Gleichzeitig kamen im April auch nur 1.852 Kinder zur Welt, das sind um 281 weniger als im Vormonat.

3.6.47: Die Wiedererrichtung von Denkmälern

Aufgrund zahlreicher Anfragen wird mitgeteilt, dass die Wiedererrichtung eingeschmolzener Denkmäler und Bronze infolge Materialmangel noch sehr schwierig ist. Das trifft auch für das immer wieder verlangte Schuhmeierdenkmal und den Alszauberbrunnen zu.

3.6.47: Amerikanische Hilfsaktion für die Wiener Tuberkulosen

Bürgermeister Körner und der Amtsführende Stadtrat für Gesundheitswesen Vbmg. Weinberger machten Ende des Jahres 1946 die Öffentlichkeit auf das bedrohliche Ansteigen der Tuberkulose in Wien aufmerksam. Der Appell des Bürgermeisters zur Unterstützung der Stadt Wien in ihrem Kampfe gegen die Tuberkulose ist nicht ungehört verhallt. Die ausländischen Hilfsaktionen haben seither die Tuberkulosekranken mit besonderen Lebensmittelzuteilungen bedacht und in letzter Zeit ist von der "Schweizer Spende" eine neue Aktion zugunsten der Tuberkulosekranken angekündigt worden.

Der Herausgeber der Salzburger Wochenzeitschrift "Woge", Bernhard Wüllerstorff, hat durch die in den Vereinigten Staaten erscheinende pädagogische Monatsschrift "The Instructor" die nordamerikanische Öffentlichkeit auf dieses große Problem aufmerksam gemacht und eine Hilfsaktion für die Tuberkulosen Wiens eingeleitet. Der Wiener Stadtsenat hat nun in seiner heutigen Sitzung ein Kuratorium für dieses amerikanische Tuberkulosen-Hilfswerk eingesetzt und damit die Tätigkeit der Hilfsaktion eingeleitet. Vorsitzender des Komitees ist Bürgermeister Körner, Mitglieder sind die Amtsführenden Stadträte Vbgm. Weinberger und Dr. Freund, sowie in Vertretung des American Friends Service Committee Mr. Weaver, assistiert von Frau v. Catharin.

Das "Wiener Tuberkulosen-Hilfswerk - Amerikanische Hilfsaktion" wird die in den Vereinigten Staaten gesammelten Geld- und Sachspenden übernehmen. Je nach Art und Umfang der einlangenden Spenden ist daran gedacht, durch außerordentliche Nahrungsmittelbeihilfen den Heilungsprozess der Tuberkulose-Kranken zu fördern oder einen Kuraufenthalt und andere soziale Maßnahmen, die im Sinne des Heilungsprozesses notwendig erscheinen, zu ermöglichen. In einem Schreiben hat Bürgermeister Körner die Bürgermeister der größeren nordamerikanischen Städte und die Rektoren der nordamerikanischen Universitäten gebeten, diese Hilfsaktion für die Wiener Tuberkulose-Kranken zu unterstützen.

4.6.47: Kriegsbeschädigte Deckenkonstruktionen sofort Überprüfen!

Das Feuerwehrkommando der Stadt Wien macht aufmerksam, dass die vielen Deckeneinstürze, die in der letzten Zeit in bombengeschädigten Gebäuden vorgekommen sind, in den meisten Fällen hätten verhindert werden können, wenn die Hausbesitzer rechtzeitig den Zustand der Deckenkonstruktionen von einem befugten Baugewerbetreibenden hätte untersuchen und festgestellte Schäden an der Tragkonstruktion beheben hätte lassen.

Die Ursache der Einstürze bildet fast ausnahmslos die ständige Durchfeuchtung der Decken infolge von Dachschäden und die daraus folgende Vermorschung der hölzernen Tragkonstruktion. Die Fäulnis hat den Verlust der Tragfähigkeit der Decken zur Folge, wodurch das Leben und die Gesundheit der Bewohner gefährdet wird.

An die Eigentümer und Bewohner solcher Gebäude ergeht zugleich der abermalige Appell, Schuttlager auf Decken und Dachböden, durch die die Einsturzgefahr gesteigert wird, unverzüglich abzuräumen.

4.6.47: Sommerfrische für Kleinkinder

Das Jugendamt der Stadt Wien hat seine schönste Erholungsstätte, den Girzenberg in Hietzing, für die Besucher der Städtischen Kinderheime bestimmt. In dem günstig gelegenen Heim, zu dem eine große Wiese, ein Planschbecken und ein kleiner Wald gehören, erholen sich 250 Kleinkinder durch je vier Wochen.

6.6.1947: Neue Gräberfunde aus der Awarenzeit in Liesing

Anfangs Mai setzte das Bundesdenkmalamt auf dem Gelände der Karosseriefabrik Gräf & Stift in Liesing die im Jahre 1945 begonnenen archäologischen Ausgrabungen fort. Anlässlich der Erdarbeiten zur Anlage von Splittergräben gelang es damals, zehn Gräber freizulegen, die dem 7. bis 8. Jahrhundert nach Christus angehören. Die Funde, vor allem die aus den Reitergräbern zählen zu den schönsten und interessantesten, die man aus dieser Zeit in Österreich bisher kennt. Nach ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung und Präparation im Bundesdenkmalamt gelangen sie in die Wiener Städtischen Sammlungen.

Die eben begonnenen neuerlichen Ausgrabungen, die von großem Erfolg begleitet sind, stellen die erste Arbeit des Bundesdenkmalamtes im Rahmen eines großangelegten archäologischen Programmes sowie die erste systematische Ausgrabung seit dem Jahre 1945 dar. Schon im Laufe von wenigen Tagen konnten sechs Gräber mit überaus interessanten Funden an Waffen und Schmuckgegenständen aufgedeckt werden. Alle Anzeichen sprechen nun dafür, dass es sich an dieser Stelle um eines der ausgedehntesten aus der Awarenzeit stammenden Gräberfelder Österreichs handelt, das außerdem völlig ungestört erhalten geblieben ist.

9.6.1947: Beflaggung am britischen Nationalfeiertag

Der Bürgermeister der Stadt Wien hat angeordnet, dass anlässlich des Geburtstages des englischen Königs (britischer Nationalfeiertag) am Donnerstag, dem 12. Juni, alle öffentlichen Gebäude mit den Staats- und Stadtfarben zu beflaggen sind.

10.6.1947: "Das Wesensbild des Menschen aus seelenärztlicher Sicht"

Prof. Dr. Viktor Frankl

Primarius Dr. Viktor Frankl spricht im Rahmen der Vortragsreihe "Das wissenschaftliche Weltbild des 20. Jahrhunderts" über "Das Wesensbild des Menschen aus seelenärztlicher Sicht" heute in der Wiener Urania. Prim. Dr. Frankl ist durch seine Bücher: "Ärztliche Seelsorge", "Ein Psychologe erlebt das KZ", "Trotzdem Ja zum Leben sagen", "Zeit und Verantwortung" und "Die Existenzanalyse und die Probleme der Zeit" einer der populärsten Autoren des neuen Österreich geworden.

11.6.1947: Die Nonnenfalterplage in der Nordsteiermark

Schon seit drei Jahren wird das nordsteirische Alpengebiet sowohl in den reinen Fichtenwäldern als auch im gemischten Fichten- und Lärchenbestand vom schlimmsten Feind unserer Wälder, vom Nonnenfalter bedroht. Der eigentliche Schädling ist die Raupe dieses Schmetterlings, die sich von den Nadeln der jungen Maitriebe nährt.

Im Salzatale, beginnend von Weichselboden stromabwärts über Gschöder und Wildalpen, bis nach Gams bei Großreifling und weiter bis in die Laußa hinein sind die Gebiete in Höhenlagen von 600 bis 1.000 Meter in einem Umfang von mehr als 4.000 Hektar Gebirgswäldern mit den Nonnenfalterraupen verseucht.

Die Kernpunkte dieser Übervölkerung des Nonnenschädlings liegen in erster Linie im Bärnbachtal, das zum Besitz der Herrschaft Bourbon-Parma zählt, dann im Quellschutzgebiet der Zweiten Wiener Hochquellenleitung im Revier Weichselboden, das Eigentum der Stadt Wien ist, ferner im Lassingbachtal, Klausbrand und Gams der Staatsforste, ferner im Sulzkogelgebiet bei Altenmarkt, dem Dreherschen Privatbesitz, sowie im Gößgraben bei Trofaiach, im Besitz von Meyer-Melnhof.

Die derzeitige Lage ist sehr bedenklich, viel schlimmer in ihrer Auswirkung als im Vorjahr.

12.6.1947: Das Haus der zehntausend Uhren

Leiter des Uhrenmuseums Rudolf Kaftan

Ein Exponat aus dem Uhrenmuseum

Vor dreißig Jahren wurde das Uhrenmuseum der Stadt Wien gegründet. Den Grundstock bildete die reichhaltige Uhrensammlung des noch heute tätigen Leiters des Museums, Rudolf Kaftan. Durch Ankäufe der Gemeinde Wien, besonders während der Amtstätigkeit von Stadtrat Breitner, dann aber auch durch Widmungen kamen immer neue Kostbarkeiten und Raritäten in das als Museum dienende Haus, 1, Schulhof 2, das bald das "Haus der zehntausend Uhren" genannt wurde.

Während des Krieges wurde das Museum geschlossen, die kostbaren Uhren verpackt und auf verschiedene Schlösser nach Niederösterreich gebracht. Die Absicht, den Besitz dieser seltenen Wertgegenstände durch diese Verlagerung zu retten, wurde jedoch nur teilweise erreicht; das Wiener Uhrenmuseum erlitt schwere Verluste. Eine Anzahl Uhren, wenn auch nicht die wertvollsten, sind zum Teil aufgrund anonymer Anzeigen wieder gefunden worden.

Seit rund einem Jahr gehen nun die Wiederaufbauarbeiten im Uhrenmuseum zügig voran. Die Stadtverwaltung hat in letzter Zeit schon mehrmals größere Summen zum Ankauf seltener Uhren bewilligt. Auch von privater Seite wurden seit Ende des Krieges einige wertvolle Stücke gespendet.

12.6.1947: "London, Bild einer Weltstadt"

Bundeskanzler Dr. Figl besucht gemeinsam mit General Steele die Ausstellung "London, Bild einer Weltstadt".

Heute fand im Messepalast die Eröffnung der Ausstellung "London, Bild einer Weltstadt" in Anwesenheit des Bundespräsidenten Dr. Renner, der Vertreter der alliierten Mächte, der Bundesregierung, der Wiener Stadtverwaltung und vieler Festgäste statt. Bürgermeister Körner in seiner Rede:

"Als Bürgermeister der Stadt Wien danke ich im Namen des Wiener Volkes herzlichst für die Übermittlung der Ausstellung 'London'. Sie gibt uns einen schönen Überblick über die glorreiche Vergangenheit und die ungeheure Entwicklung der Stadt London."

Körner betonte aber auch, dass die Ausstellung auch die Verwüstungen des Krieges in London zeige, die mit den großen Kriegsschäden in Wien vergleichbar sind. "Wenn Sie uns aber in der Ausstellung die Größe der Aufgaben des Wiederaufbaues zeigen, so muss die Wiener Bevölkerung von ganzem Herzen danken, dass England uns trotz der Schwierigkeiten der eigenen Lage auch noch reichliche Hilfe gewährt".

13.6.1947: 40 Jahre Krankenhaus Lainz

Am 14. Juni sind es 40 Jahre, dass der Wiener Gemeinderat nach einem Referat des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger den Beschluss fasste, 10 Millionen Kronen für den Bau einer Krankenanstalt in Wien zu bewilligen.

Bisher hatte Wien, das um die Jahrhundertwende in einer stürmischen Entwicklung zur Weltstadt begriffen war, trotz allen sonstigen Neuerungen immer unter dem Mangel an Spitälern zu leiden, da die Führung und Schaffung von Krankenanstalten nicht in die Kompetenz der Gemeindeverwaltung fiel. Nun sollte eine Krankenanstalt für 1.000 Betten errichtet werden. Den äußeren Anlass hierzu bildete das 60jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs. Im März 1908 war die erste Skizze des Projekts fertiggestellt. Die neue Anstalt sollte auf einem 180.000 Quadratmeter großen Grundstück errichtet werden. Sie sollte auch der Heranbildung des Nachwuchses an städtischen Ärzten dienen. Anfang April war der Detailplan fertig und die Kostenvoranschläge ausgearbeitet, die über 16 Millionen Kronen betrugen. Da diese Summe nicht bewilligt werden konnte, wurde ein neuer Plan entworfen, der nunmehr auf einer Ausdehnung von 151.750 Quadratmetern 13 Gebäude mit 14.483 Quadratmeter verbauter Fläche vorsah und auf 10,983.012 Kronen veranschlagt wurde. Am 11. November 1909 konnte das endgültige Projekt dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Schon am 1. März 1913 wurde mit der Inneneinrichtung des Krankenhauses begonnen und kurz darauf konnten die ersten Patienten aufgenommen werden.

Prof. Dr. Tandler blieb es noch vorbehalten, das Spital durch die Errichtung des 320 Betten umfassenden Tuberkulosepavillons zu ergänzen und Abteilungen für Strahlentherapie, Rheuma- und Stoffwechselkrankheiten einzurichten. Heute umfasst das städtische Krankenhaus Lainz außerdem zwei interne und zwei chirurgische Abteilungen, eine gynäkologische, eine urologische, eine Augen-, eine Hals-Nasen-Ohren-, und eine dermatologische Abteilung. Ein Röntgeninstitut und ein physikalisches Institut sind dem Krankenhaus angeschlossen.

13.6.1947: Widmung an die Gemeinde Wien

Der Komponist Prof. Raimund Weissensteiner hat zum Zeichen des Dankes für verständnisvolle Förderung das Manuskript seiner kürzlich uraufgeführten 6. Symphonie der Stadt Wien gewidmet und dem Amtsführenden Stadtrat für Kultur und Volksbildung Dr. Viktor Matejka übergeben.

16.6.1947: Zuviel Gewerbeanmeldungen in Wien

Die Anzahl der Gewerbeberechtigungen, die seit Kriegsende verliehen wurden, ist, wie aus der Nummer 24 des Amtsblattes der Stadt Wien hervorgeht, in ständigem Ansteigen begriffen. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 1947 wurden 3.259 Gewerbeanmeldungen eingebracht, das ist weit über die Hälfte der im ganzen Jahr 1938 verliehenen Gewerbeberechtigungen, deren Zahl 5.773 betrug.

In der nächsten Zeit soll daher eine Überprüfung erfolgen, um zu sehen, welche Gewerbe überhaupt ausgeübt werden.

17.6.1947: Floridsdorf bekommt wieder eine Tuberkulosen-Fürsorgestelle

Der schwer bombengeschädigte 21. Bezirk hat neben vielen anderen öffentlichen Einrichtungen auch seine Tuberkulose-Fürsorgestelle verloren. Die Kranken mussten daher die Tuberkulose-Fürsorgestelle in der Brigittenau aufsuchen, was bei schlechter Witterung und besonders in der Zeit vor Instandsetzung der Malinowskybrücke sehr unangenehm war. Nun konnte wieder eine eigene Fürsorgestelle in 21, Prager Straße 33, eröffnet werden.

17.6.1947: Der Goldene Lorbeerzweig für Professor Max Poosch-Gablenz

Professor Max Poosch-Gablenz, eines der bekanntesten Mitglieder des Wiener Künstlerhauses, vollendete sein 75. Lebensjahr. Als Schüler Franz Rumplers besuchter er die Wiener Akademie und im Anschluss daran die Weimarer Kunstschule. Poosch, der 1932 mit dem Professorentitel, 1936 mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet wurde, gehört dem Künstlerhaus seit dem Jahre 1906 an und trat in dessen Ausstellungen immer wieder hervor. Für seine Verdienste um die bildende Kunst wurde ihm nun der Goldene Lorbeerzweig des Künstlerhauses verliehen.

19.6.1947: Die Einäscherung Arne Karlssons

Die Witwe Arne Karlssons bei der Einäscherung ihres verstorbenen Gatten.

Bürgermeister Körner kondoliert Karlssons Witwe.

Unter großer Beteiligung fand heute im Wiener Krematorium die Leichenfeier für den Leiter der Schwedenhilfe in Wien, Arne Karlsson, statt. In Anwesenheit von Vizekanzler Dr. Schärf, der Bundesminister Misel, Übeleis und Dr. Altmann, Bürgermeister Körner, Altbgm. Seitz, der Vbgm. Speiser und Weinberger sowie vieler Vertreter politischer und humanitärer Vereinigungen und Organisationen nahm Wien Abschied von dem Mann, der so viel für Wien getan hatte.

19.6.1947: Aus dem Gemeinderat

In der heutigen Sitzung des Gemeinderates standen u.a. folgende Punkte auf der Tagesordnung:

Eine Subvention von 50.000 Schilling an den Landesverband Wien der ehemals politisch verfolgten Antifaschisten zur Deckung organisatorischer Ausgaben. Die fürsorgerische Betreuung der Naziopfer, soweit sie durch das Opferfürsorgegesetz nicht erfolgt, hat das Wohlfahrtsamt der Stadt Wien übernommen. Sie wird aus Budgetmitteln der Gemeinde bestritten.

Ferner beschloss der Gemeinderat die Stiftung je eines Preises für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Musik, Literatur, Malerei, Bildhauerei, der Graphik und angewandten Kunst, der Architektur, des Kunsthandwerks, ferner der Wissenschaften und Volksbildung im Betrage von je 5.000 Schilling.

20.6.1947: Festsetzung der Preise für Marillen, Ribisel und Stachelbeeren

Über Weisung des Bundesministeriums für Volksernährung wird bekanntgegeben:

Mit Rücksicht auf aufgetretene Zweifel wird festgestellt, dass Ribisel, Stachelbeeren und Marillen bewirtschaftet sind. Sie können daher in Mengen über 2 kg nur mit einem Transportschein befördert werden.

Vom Bundesministerium für Inneres wurden im Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien für diese Obstarten für Wien, Niederösterreich und das Burgenland folgende Erzeugerpreise bestimmt: Marillen 3,50 Schilling, Ribisel und Stachelbeeren 2,50 Schilling.

Für Heidelbeeren, die nicht bewirtschaftet sind, wurde ein Sammlerpreis von 2 Schilling festgesetzt.

Es wird darauf hingewiesen, dass auch jenes Obst und Gemüse, wie auch wildwachsende Beerenfrüchte und Pilze, wofür keine Preisregelung erfolgte, nach den Bestimmungen der Frischwarenanordnung zu kalkulieren sind. Es besteht daher auch für sie die Preisnachweispflicht.

20.6.1947: Überreichung des Bürgerdiploms an Professor Dr. Finsterer

Prof. Dr. Hans Finsterer machte sich auf dem Gebiet der Lokalanästhesie verdient.

Heute fand im Allgemeinen Krankenhaus die Übergabe des Bürgerdiploms an Prof. Dr. Hans Finsterer statt. An der Überreichung nahmen neben Bgm. Körner, die Vbgm. Speiser und Weinberger, StR. Matejka zahlreiche Festgäste teil.

Bürgermeister Körner hob in seiner Ansprache die besonderen Verdienste Finsterers auf dem Gebiete der Lokalanästhesie hervor. Anschließend überreichte der Bürgermeister an Prof. Finsterer die Bürgerurkunde.

Prof. Dr. Denk überbrachte dem Geehrten die Nachricht von seiner Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor und zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Chirurgen Wiens.

21.6.1947: Schenkungsurkunden werden überprüft

Alle Personen, denen nach dem Einmarsch der Befreiungstruppen Einrichtungsgegenstände durch Kommandanten unmittelbar geschenkt wurden, werden ersucht, die diesbezüglichen schriftlichen Unterlagen zwecks Überprüfung bis längstens 1. Juli 1947 beim zuständigen Magistratischen Bezirksamt abzugeben. Bei Unterlassung der Abgabe kann der Eigentumsanspruch auf solche Einrichtungsgegenstände nicht anerkannt werden.

23.6.1947: Seit Kriegsende rund 15.000 neue Wohnungen

Trotz der großen Schwierigkeiten, die sich bei der Beschaffung von Baumaterial und der Einstellung von geeigneten Arbeitskräften immer wieder ergeben, ist es der Gemeindeverwaltung in den vergangenen zwei Jahren gelungen, insgesamt 14.492 Wohnungen in bombenbeschädigten Häusern wieder instand zu setzen.

Davon entfallen allein auf die russische Zone 6.195 benützbar gemachte Wohnungen. In der englischen Zone konnten 4.377, in der amerikanischen und französischen Zone, deren Bezirke am wenigsten zerstört sind, 1.840, beziehungsweise 1.688 Wohnungen wieder gebaut werden. Im ersten Bezirk wurden 392 Wohnungen wieder hergestellt. Die größte Zahl weist Favoriten mit 1.904 neuen Wohnungen auf.

Ohne Berücksichtigung der Arbeiten in den städtischen Wohnhäusern wurden außerdem aber auch 33.288 Wohnungen ungefährdet gemacht, das heißt, Reparaturen soweit ausgeführt, dass dieser Wohnraum von den Mietern wieder ohne Gefahr benützt werden kann. Von diesen befinden sich in der russischen Zone 13.181, in der französischen Zone 7.308, in der englischen Zone 7.041 und in der amerikanischen Zone 5.145 ungefährdet gemachte Wohnungen. Im ersten Bezirk beträgt die Zahl dieser Wohnungen 613.

24.6.1947: 13.000 Kilo irischer Speck für Alte Leute

Die Aktion "Helft unseren Alten", die seinerzeit vom Wohlfahrtsamt der Stadt Wien ins Leben gerufen wurde, beteilt allmonatlich bedürftige alte Leute über 70 Jahre mit Lebensmitteln aus verschiedenen ausländischen Hilfsorganisationen. Bei der diesmaligen Ausgabe gelangte neben anderen Lebensmitteln auch Schweinespeck zur Verteilung, der eine Spende des Freistaates Irland darstellt. Insgesamt wurden 13.000 kg Speck von den Fürsorgeämtern übernommen und ausgegeben.

25.6.1947: Das Millionste Quäkerpaket

Heute konnte das millionste Lebensmittelpaket der amerikanischen Quäker, in Anwesenheit von Vertretern der amerikanischen Quäkerorganisation, an eine Frau für ihre beiden tuberkulosekranken Kinder übergeben werden.

25.6.1947: Gründung einer Karl Kraus-Gesellschaft

Karl Kraus

In der Nationalbibliothek fand heute die Gründungsversammlung der Karl-Kraus-Gesellschaft statt. Die Gesellschaft hat die Absicht, das Vermächtnis von Karl Kraus zu sichern und sein umfangreiches Werk einem größeren Leserkreis zu vermitteln. Sie will ferner einen Preis für eine Karl-Kraus-Biographie stiften, durch Gründung von Arbeitsgemeinschaften, Veranstaltungen von Vorträgen und Vorlesungen, Karl Kraus lebendig halten und durch die Herausgabe eines Jahrbuches die Ergebnisse von geplanten Arbeitsgemeinschaften bekannt machen.

Bei der Gründungsversammlung sprach Prof. Leopold Liegler über "Karl Kraus als Ethiker" und Dr. Viktor Suchy über "Karl Kraus in der Schweiz".

26.6.1947: Rückführungsmöglichkeit von Gütern aus der amerikanischen und britischen Zone Deutschlands

Nach dem in Österreich geltenden Recht sind Vermögensübertragungen, die die nationalsozialistische Besatzungsmacht im Dienste ihrer politischen Ziele durchgeführt oder zugelassen hat, nichtig. Daher sind Vermögen, die ihren rechtmäßigen Eigentümern aus Gründen entzogen worden sind, die mit der nationalsozialistischen Machtübernahme im Zusammenhang stehen, den rechtmäßigen Eigentümern zurückzustellen. Die Durchführung dieser Rückstellung regeln die Rückstellungsgesetze. Diese Rückstellungsgesetze sind im allgemeinen nur auf Vermögen anwendbar, die sich in Österreich befinden. Ihre Anwendung auf Vermögen, die aus Österreich ins Ausland verbracht worden sind, ist nur in den seltenen Fällen möglich, in denen sich die Inhaber dieser verbrachten Vermögen in Österreich aufhalten und daher der österreichischen Jurisdiktion unterstehen.

Um das Unrecht, das unter der nationalsozialistischen Herrschaft an österreichischen Bundesbürgern durch den widerrechtlichen Entzug von Vermögen begangen worden ist, auch in den Fällen zu beseitigen, in denen das entzogene Vermögen ins Deutsche Reich gebracht worden ist, wurde in Frankfurt am Main eine österreichische Rückführungskommission errichtet, die die Aufgabe hat, zwangsweise aus Österreich in die amerikanische Zone Deutschlands verbrachte Güter nach Österreich zurückzuführen. Auch für die britische Zone Deutschlands ist eine ähnliche Einrichtung in Vorbereitung.

Österreichische Bundesbürger, die Eigentümer von Gütern sind, die unter nationalsozialistischer Herrschaft mit Gewalt aus Österreich in die amerikanische oder britische Besatzungszone Deutschlands verbracht worden sind, können ihre Ansprüche auf diese Güter bei der österreichischen Rückführungskommission in Frankfurt am Main im Wege des Bundesministeriums für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung geltend machen. Die Geltendmachung erfolgt, indem die Unterlagen für den Anspruch auf diese Güter dem Bundesministerium für Vermögenssicherung eingesendet werden.

28.6.1947: Fünfgroschen-Gutschein auf der Straßenbahn

Der Kleingeldmangel verursacht bei der Einhebung des Fahrgeldes auf den städtischen Verkehrsmitteln immer wieder Schwierigkeiten. Die Direktion der Wiener Verkehrsbetriebe hat sich deshalb entschlossen, Fünfgroschen-Gutscheine auszugeben.

Für die Einhebung des Fahrgeldes gelten von nun an aufgrund der Genehmigung der Aufsichtsbehörde folgende Bestimmungen:

Der Fahrgast hat das Fahrgeld abgezählt bereitzuhalten. Der Schaffner ist nicht verpflichtet, Geldnoten zu wechseln. Ein Fahrgast, der das Fahrgeld nicht abgezählt bereit hält, kann verhalten werden, den Wagen zu verlassen, darf jedoch die Fahrt fortsetzen, wenn er als Restgeld Fünfgroschen-Gutscheine bis zu einem Höchstbetrag von einem Schilling entgegennimmt. Diese Gutscheine sind nur zum Lösen von Fahrausweisen bei Schaffnern und Verkaufsstellen bis zu einem Zeitpunkt gültig, der noch verlautbart wird.

Die Schaffner werden aber im übrigen ohne rechtliche Verpflichtung Restbeträge auch in gesetzlichen Zahlungsmitteln wie bisher auszahlen, solange dies ohne Schwierigkeiten möglich ist. Sie sind jedoch angewiesen, Hundertschillingscheine nicht entgegenzunehmen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).