Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.11.2022:
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Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an Monika Meister und des Goldenen Verdienstzeichens an Jack Hauser

Gestern, Dienstag, verlieh Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Wappensaal des Wiener Rathauses das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an die Theaterwissenschaftlerin Monika Meister und das Goldene Verdienstzeichens des Landes Wien an den Künstler Jack Hauser.

Der Ehrung, die vom Kahlo Quartett musikalisch untermalt wurde, wohnten neben Freunden und Familie, viele Persönlichkeiten aus dem Universitäts- und Kulturleben bei. Unter den Gästen waren der Schriftsteller Helmut Peschina, Performancekünstlerin Sabina Holzer, Peter Rosner, Vize-Dekan Fakultät für Wissenschaften der Universität Wien i. R., Pia Janke, Leiterin des Forschungsverbund Elfriede Jelinek, Ulrike Spann, Prokuristin bei den Vereinigten Bühnen Wien, der deutsche Autor und Dramaturg Carl Hegemann, Philosoph Franz Schuh, Krassimira Kruschkova, Leiterin des Theoriezentrums am Tanzquartier Wien, Dramaturgin Silke Bake sowie die Künstler:innen Barbara Kraus, Milli Bitterli, Robert Steijn, Philipp Gehmacher, Brigitte Wilfing, Jorge Sánchez-Chiong und David Ender.

Die Laudatio auf Monika Meister hielt Klemens Gruber, ehem. Professor für Intermedialität am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Jack Hausers Lebenswerk wurde in einer chronisch und vielstimmig von Nicole Haitzinger, Professorin für Tanzwissenschaft an der Universität Salzburg, Andreas Spiegl, Kunsthistoriker an der Akademie der bildenden Künste Wien und dem Gitarristen Anton Tichawa vorgetragenen Laudation gewürdigt.

„Wir ehren heute das Nichtverwertbare, das dabei von so großem Wert ist,“ betonte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler in ihren Begrüßungsworten, in denen sie auf ihre große Verbundenheit mit den beiden Geehrten hinwies. Meister habe Generationen von Studierenden begeistert – und eine davon sei sie selber gewesen, so Kaup-Hasler. Jack Hauser wiederum rücke beharrlich Unerhörtes in den Blick.

Als die drei Hauptmotive von Monika Meisters Arbeit nannte Laudator Klemens Gruber: „Historisch-experimentelle Theater-Lektüren, Dramaturgie als analytisches Vermögen/Vergnügen und im Alltag: ‚ich gehe jeden Tag ins Theater‘, wie es bei Walter Benjamin heißt.“ Als „zielstrebig, leidenschaftlich und erfolgreich,“ würdigte er die Geehrte.

Nicole Haitzinger und Andreas Spiegl sprachen über die Grenzverschiebungen zwischen den Praktiken der Kunst und des Alltäglichen im Werk von Jack Hauser und würdigten dessen Oeuvre als „eine durational performance, eine andauernde, fortwährende performative Existenz, die verschiedene Artikulationsformen annehmen kann: Text, Film, Performance, stetig collagiert, ineinander gefaltet.“ Sie hoben hervor, wie Jack Hauser „die Frage nach performativer Präsenz der nicht nur im engeren Sinn für das Theater, sondern für die Vorstellung von Welt überhaupt in seinem Oeuvre, in wahrlich intellektueller, künstlerischer und kluger Denk-, Sprech-, Seins- und Schreibweise berührt, austariert und verhandelt hat.“ Darüber hinaus erinnerten die Laudatoren an den im Vorjahr verstorbenen Künstler Daniel Aschwanden, der unter den zahlreich versammelten „Verwandten im Denken“ schmerzlich fehle. Anton Tichawa stimmte mit seiner Version von John Lennons „Working Class Hero“ in die Laudatio ein.

„Die Würdigung bezieht sich auf jahrzehntelange Arbeit, auf gelungene und gescheiterte Realisierungen von Konzepten,“ meinte Meister in ihren für beide Gehrten gesprochenen Dankesworten. Dass ihre „beharrlichen Versuche, unwegsame Widersprüche lustvoll zu transformieren“ nun von Seiten der Stadt gewürdigt wurden, freue sie sehr.

Biografie Monika Meister
Die gebürtige Innsbruckerin studierte Theaterwissenschaft, Ethnologie und Philosophie an der Universität Wien. Anschließend war sie als Assistentin am Institut für Theaterwissenschaft tätig. 1991 habilitierte sich Monika Meister und war ab 1992 als Universitätsdozentin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien angestellt, von 2004 bis 2010 stand sie dem Institut vor. Seit Oktober 2015 emeritiert, blieb Monika Meister der Universität Wien als Lehrende weiterhin verbunden.

Zudem hatte und hat Meister Lehraufträge an weiteren Universitäten inne, etwa am Max Reinhardt Seminar der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, wo sie seit 2007 Lehrbeauftragte für Theatergeschichte ist. Seit 2008 ist Monika Meister wissenschaftliche Beirätin des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums und seit der Gründung 2013 stellvertretende Leiterin der Forschungsplattform Elfriede Jelinek: Texte – Kontexte – Rezeption. Auch fungierte sie als stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des Postgraduate Lehrganges "Kultur und Organisation". 

Biografie Jack Hauser
Jack (eigentlich Gerhard Robert) Hauser war nach der Matura an HBLVA für chemische Industrie in Wien von 1980 bis 1983 als Biochemiker bei Sandoz in Wien tätig. Von 1983 bis 1986 studierte er elektroakustische Musik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Jack Hauser ist in verschiedenen künstlerischen Feldern tätig. 1983 trat er erstmals als Improvisationsmusiker auf. Als Experimentalfilmer orientierte er sich zunächst an Kurt Kren und Peter Kubelka. In den Jahren 1986 bis 2006 entstanden in verschiedenen Teilen der Welt die "Banditengesänge", eine Sammlung von Super-8-Filmen. Seit 1989 schreibt Hauser gemeinsam mit David Ender experimentelle Kriminalromane. 1994 war Jack Hauser Mitbegründer der Performance-Gruppe "lux flux". Seit 1999 nützt er die (fiktive) "Wohnung Miryam van Doren" in der Bürgerspitalgasse für seine bildnerischen Interventionen und experimentellen Arbeiten. 2005 begann die künstlerische Zusammenarbeit mit Sabina Holzer, mit der er seither zahlreiche Projekte realisiert hat. Gemeinsame Werke entstanden unter anderem auch mit Milli Bitterli, Daniel Aschwanden, Thomas Ballhausen, David Ender, Karlheinz Essl, Philipp Gehmacher, Satu Herrala, Lisa Hinterreithner, Anne Juren, Krõõt Juurak, Inge Kaindlstorfer, Barbara Kraus, Elke Silvia Krystufek, dem Künstlerduo Machfeld, Jeroen Peeters, Silvia Pereira, Markus Schinwald, Oleg Soulimenko, Myriam Van Imschoot und Simon Wachsmuth.

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