Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 23.03.2022:
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Gaál/Czernohorsky/Schüchner: Europäische Vorzeigesanierung verwandelt Gemeindebau in Passivhaus

Umfassende Sanierungsmaßnahmen und Neuerungen helfen den Bewohner*innen in der Hütteldorfer Straße 252 teure Energiekosten zu sparen.

Von 1969 – 1971 errichtet, war der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße zuletzt schon in die Jahre gekommen. Auch mit Hilfe einer EU-Förderung ist es nun aber gelungen, durch eine Sanierung aller Gebäudeteile seit August 2018 ein ökologisch vorbildliches Passivhaus zu errichten. 

Durch eine hochwertige Wärmedämmung konnte der Heizwärmedarf des Wohnhauses um 91 Prozent auf 9,50 kWh/m2/a reduziert werden. Ein Hauptbemühen aufgrund der Lage an einer vielbefahrenen Durchzugsstraße war es zusätzlich den Schallschutz der 56 Gemeindebau-Wohnungen zu verbessern. Neben Dämmung, Sonnen- und Schallschutz wurden als eine weitere ökologische Verbesserung Photovoltaikpaneele in die neu errichtete Glasfassade integriert. 

„International erstmalig wurde hier ein Gemeindebau zu einem Passivhaus saniert. Leistbarer Wohnraum und ökologische Nachhaltigkeit vereinen sich hier auf beeindruckende Art und Weise. Wiener Wohnen hat mit den Sanierungsarbeiten einen Meilenstein gesetzt und wichtige Erfahrungswerte gesammelt. Es konnte eine absolute Win-Win-Win-Situation hergestellt werden: Durch die enorm gesteigerte Energieeffizienz ersparen sich die Mieter*innen einen Großteil der Energiekosten, die Lebensqualität konnte durch besseres Raumklima sowie hörbare Lärmreduktion gesteigert werden und die Umwelt konnte durch die CO2-Reduktion entlastet werden“, so Vizebürgermeisterin, Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal. 

„Der Gemeindebau in der Hütteldorfer Straße steht für sozialen Klimaschutz. Denn von der Sanierung profitieren die Bewohner*innen und das Klima. Ins Auge sticht dabei die Photovoltaikfassade. Sie ist ein gelungenes Beispiel für den Weg, den wir in Wien mit der Photovoltaik-Offensive gehen. Wir setzen für die Energiewende auf den städtetauglichen Ausbau von Sonnenstrom. Das heißt: Flächen, die es schon gibt, wollen wir mit Photovoltaik-Paneelen ausstatten, zum Beispiel Dächer oder Hausfassaden. Bis 2030 sollen über 500.000 Wiener*innen mit Sonnenstrom versorgt werden“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. 

„Ich freue mich sehr, den ersten zu einem Passivhaus renovierten Gemeindebau in Penzing zu wissen. Eine von vielen Maßnahmen, die noch weiter gesetzt werden müssen, um klimafit zu werden. Dieses Pilotprojekt mit Photovoltaikfassade und Wabenstruktur, die im Sommer für Kühlung und im Winter für Aufwärmen sorgt, wird sicher noch viele Nachahmer erfahren“, so die Bezirksvorsteherin Penzing Michaela Schüchner.  

Sanierung schafft neue Wohnqualität für Bewohner*innen

Die Wohnungen der zwei Wohnblöcke wurden mit einer aktiven Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, die den Lüftungsbedarf reduziert und das Aufrechterhalten der Temperatur in der Wohnung unterstützt. Zudem wird hohe Luftfeuchtigkeit reduziert – betrieben durch Strom aus der Photovoltaik-Anlage. Neben der Lüftung versorgt die 9 kW Photovoltaik-Anlage auch die Waschküche und Allgemeinbeleuchtung mit Strom. Überschüsse werden in das allgemeine Stromnetz eingespeist.

In der Glasfassade sind Kartonwaben eingelegt. Diese unterstützen die Wärmedämmung erheblich. Durch die flache Sonneneinstrahlung im Winter wird der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen verringert, wodurch der Wirkungsgrad der Wärmedämmung erheblich verbessert wird und es im Innenbereich wärmer bleibt. Im Sommer wirken die Waben abschattend. Die Wärmeentwicklung erfolgt durch die Sonnenstrahlung an der Oberfläche der Kartonwaben und wird über die hinterlüftete Oberfläche wieder nach außen abgeleitet, wodurch es im Innenbereich des Hauses kühler bleibt.

Bei den Mauern wurde durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien mit unterschiedlichen Materialeigenschaften - weiche Dämmung, harte Holzkonstruktion - zusätzlich eine Verbesserung des Schallschutzes erreicht. Ein wesentlicher weiterer Faktor für einen erhöhten Schallschutz sind Verbundflügelfenster, die straßenseitig eingebaut wurden. Mit 3-Scheibenverglasung (und innenliegenden Jalousien) sorgen die neuen Holz-Alu-Fenster für eine weitere Verbesserung des Wärme- und Sonnenschutzes. 

 „Es ist hier gelungen einen Gemeindebau aus den späten 60-er Jahren durch umfassende Sanierungsmaßnahmen in ein Gebäude zu verwandeln, das Passivhausstandards entspricht. Alles das ohne zusätzliche Kosten für die Bewohner*innen. Im Gegenteil: Die Senkung des Heizwärmebedarfs und die zusätzliche Verwendung von Solarstrom bedeuten für viele Bewohner*innen ganz unmittelbare Einsparungen. So leistet Wiener Wohnen durch die thermisch-energetischen Sanierungen des Gebäudebestandes auch einen ganz wichtigen Beitrag, um die Klimaziele der Stadt zu erreichen“, erklärt Wiener Wohnen-Direktorin Karin Ramser. 

Wichtige Förder- und Finanzierungsschienen ermöglichen Einsparungen für Bewohner*innen  

Für die umfassende Sanierung und Verbesserung des Gebäudes auf Passivhausstandard müssen die Bewohner*innen keine höheren Mieten bezahlen. Ein wichtiger Beitrag, um dies zu ermöglichen, war neben der Mittelfinanzierung aus dem wohnfonds_wien zusätzlich eine Förderung der Europäischen Union. Bei dem EU-GUGLE Projekt („European cities serving as Green Urban Gate towards Leadership in sustainable Energy”) soll die Umsetzbarkeit von Niedrigstenergie-Sanierungen im Gebäudebestand demonstriert und ein europaweiter Erfahrungsaustausch ermöglicht werden. 

Der wohnfonds_wien, Fonds für Wohnbau und Stadterneuerung, ist Anlaufstelle für alle Hausbesitzer*innen und Hausverwaltungen, welche ihre Häuser grundlegend sanieren möchten und dafür Fördermittel der Stadt Wien in Anspruch nehmen wollen. „Der wohnfonds_wien ist stets darauf bedacht, innovative Ideen bei Sanierungsvorhaben in der Umsetzung zu unterstützen. Die Reduktion des Energieverbrauches – und das sowohl für Heizen, als auch für Kühlen – ist aktuell unsere größte Herausforderung. Mit der Förderung des Landes Wien wird die Modernisierung von leistbarem Wohnraum maßgeblich unterstützt“, so wohnfonds Geschäftsführer Gregor Puscher.

Zufrieden mit der Sanierung: Weil es sich auszahlt

Jemand, der die Anlage besonders gut kennt, ist Peter Urban. Seit sie errichtet wurde – also seit 51 Jahren – lebt er in der Hütteldorfer Straße 252. Ein ganz wichtiger Erfolg der Sanierung sei die Schalldämmung. „Die neuen Fenster sind wirklich grandios, wir hören kaum mehr Motorenlärm“, zeigt sich Urban begeistert. Und auch Kostenersparnisse aufgrund der Sanierungsmaßnahmen haben sich bereits eingestellt: „Wir haben schon einen erklecklichen Betrag bei den Heizkosten zurückbekommen, mehrere hundert Euro“, erzählt der 75-Jährige. „Die Miete ist aber gleichgeblieben. Wir zahlen so viel wie vorher.“

Als sehr angenehme Neuerung in Folge der Sanierung empfindet Urban auch die aktive Wohnraumbelüftung in seiner Wohnung. „Die Lüftung sorgt für ein gutes und angenehmes Raumklima. Auch wenn man ein paar Tage nicht in der Wohnung ist.“ Positiv findet er auch, dass trotz der umfangreichen Dämmungsmaßnahmen alle Balkone und Loggien der Mieter*innen erhalten werden konnten bzw. zusätzliche errichtet wurden. „Die neuen sind sogar etwas größer als die alten“, freut er sich. (Schluss) 

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