Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.06.2021:
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Kaup-Hasler zum Tod von Friederike Mayröcker: „Unerschöpflich, widersetzlich, unersetzlich – eine Dichterin von Weltformat“

„Eine wirklich unverwechselbare Stimme der Weltliteratur ist verstummt. Mit ungebrochener Schaffenskraft hat uns Friederike Mayröcker bis zuletzt mit ihren Texten von genreüberschreitender Einzigartigkeit gezeigt, dass Dichtung grenzenlos ist. Zeit ihres Lebens hat Mayröcker die Sprache als einen schier unerschöpflichen poetischen Zauberkasten begriffen. Erstaunliche ‚Widersetzlichkeit‘ war ihren Texten stets eigen. Mayröckers Tod ist ein großer Verlust für die Literatur“, reagiert Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler auf die Nachricht vom Ableben der vielfach ausgezeichneten Autorin.

 „Wie keine andere konnte Friederike Mayröcker Vergangenheit und Erinnerung in Bildern sehen, in diese Bilder hineinsteigen und sie in Sprache transformieren mit ‚sich fortpflanzenden Augen‘, wie sie es beschrieb. Stets hellwach und neugierig auf die Welt wurde Mayröcker nur auf dem Papier alt, in ihrem Wirken blieb sie immer jung und überraschend, voller Freude an geheimnisvollen Texten. So gibt sie uns fast spitzbübisch einen guten Rat zur Rezeption ihres letzten Prosawerkes mit auf den Weg: ‚Verehrte Lauscher und Lauscherinnen versuchen Sie nicht das Geheimnis dieses Textes zu lüften‘,“ meint Kaup-Hasler zum Schaffen der Dichterin von Weltformat.

Dass das Schreiben und das Schweigen gleichermaßen sprachliche Kunstformen sein können, hat Friederike Mayröcker wie nur wenige DichterInnen ausgelotet: In journalhaften Notaten, die vor allem ihr spätes Werk wie einen einzigen immerfort weiter geschriebenen Text erscheinen lassen – und zugleich in Auslassungen, Lücken, in einer Stille, in der ihre Poesie nachhallt. Ihr vielseitiges Werk wirkt weit über die Grenzen Österreichs hinaus und wird von Generationen von LiteraturwissenschaftlerInnen und AutorInnen produktiv rezipiert.

Vor einigen Jahren hat Friederike Mayröcker ihren Vorlass der Wienbibliothek im Rathaus überlassen. Seither kommen LeserInnen und WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt ins Wiener Rathaus, um Einblick in die Blätter und Notizen, Bücher und Zeichnungen zu nehmen.

Im Jahr 2015 wurde Friederike Mayröcker Ehrenbürgerin der Stadt Wien und erhielt damit die höchste Auszeichnung der Stadt Wien.

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