Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.11.2019:
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Digitaler Humanismus: "Wien als Zentrum!"

Wissenschaftsabteiltung der Stadt fördert neun konkrete Projekte

Mit der Auswahl von insgesamt neun Projekten geht der erste Forschungs-Call „Digitaler Humanismus“ des Wissenschaftsreferats der Stadt Wien in die Projektierungsphase. „Indem wir die traditionsreichen geisteswissenschaftlichen Hochschulen unserer Stadt und die EntwicklerInnen neuer Informationstechnologien miteinander verbinden, wollen wir den Menschen wieder ins Zentrum technischer Innovation stellen“, zeigt sich Veronica Kaup-Hasler über die Projektauswahl erfreut. „Wir nennen das ,Digitalen Humanismus‘ und werden Wien als Zentrum dieser neunen Ära der Digitalisierung positionieren“, so die Wissenschaftsstadträtin. Für das Jahr 2020 sind bereits mindestens 500.000 Euro für einen weiteren Forschungs-Call budgetiert. Zudem arbeitet das Wissenschaftsreferat in Absprache mit der Stadträtin sowie dem WWTF derzeit intensiv an der Vernetzung der zuständigen DekanatsvertreterInnen, um diese Kernthema der Stadt gemeinsam mit den lokalen Universitäten und Hochschulen voranzutreiben.    

Zu dem am 17. Mai 2019 publizierten Call wurden bis zum Sommer 73 Projekte von 30 Hochschulen und 43 außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Vereinen und Einzelpersonen eingereicht. Die Projekte stammten sowohl aus dem Grundlagen- als auch dem anwendungsorientierten Bereich. Der Call ist mit insgesamt 320.000,- EUR dotiert. Eine fünfköpfige Jury hat die Einreichungen bewertet und der Stadträtin einen Vorschlag für eine Förderung vorgelegt.  

Bestätigte Projekte:

1 Digitale Infrastrukturen der Partizipation in Wien, Universität Wien, Institut für Soziologie, 37.000,- EUR

Das Projekt untersucht digitale Infrastrukturen der politischen Partizipation in Wien, denn digitale Infrastrukturen spielen für zivilgesellschaftliches Engagement insbesondere bei der Distribution von Informationen, der Koordination einer engagierten Personengruppe und der Identifizierung von Problemfeldern eine wichtige Rolle. Diese Problemfelder werden identifiziert und Lösungsvorschläge erarbeitet, um damit Hürden für zivilgesellschaftliches Engagement zu senken bzw. Partizipationschancen zu erhöhen. Es wird ein Konzept des „Design Games“ entwickelt, das auf andere zukünftige Projekte übertragen werden kann und so Zugang und Wissen für alle Beteiligten ermöglicht. Damit werden Demokratisierung von Information und Möglichkeiten der Partizipation in Wien erhöht.  

2 Dynamische Sentimentanalyse als emotionaler Kompass für die digitale Medienlandschaft, TU Wien, Forschungsbereich E-Commerce, 37.000,- EUR

Im vorliegenden Projekt soll ein Tool entwickelt werden, das die emotionale Polarisierung von Personen des öffentlichen Lebens in Online-Medien erfasst, und somit als "Medienkompass" fungieren kann, welcher polarisierende Trends sowie Medien, die solchen Trends entgegenarbeiten, identifiziert. Das Projekt dient daher einem aufgeklärten politischen Diskurs in Zeiten von Online-Wahlkämpfen und Message-Control. Die eingesetzten Methoden der IKT sind exzellent und zeitgemäß.

3 Algorithm Inventarium (AL+), Österreichische Akademie der Wissenschaften, 37.000,- EUR 

Algorithmen umgeben uns und bestimmen den Alltag in vielen Bereichen menschlichen Handels und dem Zusammenleben in der Stadt, ein allgemeines Wissen über deren Wesen und Rolle steht aber immer noch aus. Im Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird ein Inventarium zur Identifizierung und Diskussion stadtrelevanter Algorithmen entwickelt. Das Team aus hochkarätigen, international vernetzen ForscherInnen u.a. aus dem Meta-Lab in Harvard und dem Cern sowie den KooperationspartnerInnen Smart City Wien und Social City Vienna entwickelt eine Art „Methodenkoffer“ für den emanzipierten Umgang mit Algorithmen von StadtbewohnerInnen und in zukünftigen Forschungsprojekten. Das Alleinstellungsmerkmal dieses „Crowdsourced Inventariums“ liegt am partizipativen Prozess an der Schnittstelle zwischen Aktionsforschung, Citizen Science und Open Innovation, die gleichermaßen die Einbindung interessierter BewohnerInnen wie der Fachöffentlichkeit schafft.

4 Counter-Bot: Künstliche Intelligenz im Einsatz gegen rassistische Hasspostings, Ludwig Boltzmann Gesellschaft – Institut für Menschenrechte, 37.000,- EUR

Durch die Bereitstellung sozialwissenschaftlich fundierter Grundlagen soll die Implementierung eines „counter-bots“ ermöglicht werden, der automatisiert eine effektive Widerrede gegen rassistische Hasspostings darstellt. Mit dem Projekt Counter-bot spricht das Institut für Menschenrechte der Ludwig Boltzmann Gesellschaft eine der wichtigsten aktuellen Problemstellungen an, die in den letzten Jahren zur gesellschaftlichen Polarisierung beigetragen haben. Dies geschieht u.a. in Zusammenarbeit mit der Universität Wien, der Universität Klagenfurt und ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit.

5 DigHumHub, TU Wien, Forschungsbereich E-Commerce, 30.000,- EUR

Bei diesem Vorhaben handelt es sich um den Aufbau einer Infrastruktur und Drehscheibe für den Digitalen Humanismus in Wien. Als Maßnahmen stehen eine internationale Vortragsreihe, aktive Informationstools und Arbeiten mit Studierenden einschließlich einer eigenen Lehrveranstaltung im Vordergrund. Weiters soll es Workshops mit ExpertInnen zum Thema Digitaler Humanismus geben. Der e-commerce Bereich der TU ist dafür sehr gut geeignet, da mit dem „Manifesto“, einer entsprechenden Website und einem engagierten Personenkreis um den Dekan für Informatik, der TU-Eien, Prof. Werthner dafür bereits die Voraussetzungen gegeben sind. Die Stadt Wien erhält dadurch eine aktive Plattform des Digitalen Humanismus, interdisziplinär und im internationalen Kontext.

6 If no vote, at least voice, Österreichische Akademie der Wissenschaften, 37.000,- EUR

Das Projekt spricht das eminent wichtige Thema der Nicht-Wahlberechtigung von 30% der Wiener Bevölkerung an und versucht mit innovativen Methoden, diese Positionen und Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe sichtbar zu machen und in Richtung Politik zu transportieren. Dazu wird auf gut eingeführte Tools wie die „Wahlkabine“ gesetzt und mit Instrumenten der deliberativen Demokratie gearbeitet: Ein stärker partizipativ organisierter Beratungs- und Entscheidungsansatz wird international zunehmend als ein wichtiges Mittel zum Erhalt der Demokratie in Zeiten sozialer Medien und neuer organisierter Konzern- und Lobbyinteressen gesehen.

7 MAKING Cyber Heroes, Universität Wien, Institut für Soziologie, 37.000,- EUR

Jugendgerechte Online-Zivilcourage ist das Ziel des Projektes MAKING Cyber Heroes. Es sticht gerade deswegen heraus, weil sich die Organisator*innen darüber bewusst sind, dass zur Erlangung dieser weder technokratische Zugänge, technische Tools oder auch noch so wichtiges pädagogisches Geschick notwendig sind, sondern vor allem die Jugendlichen selbst mit im Boot sitzen müssen, um an dieser Aufgabe zu arbeiten und zu wachsen. Dies wird durch die Begleitung von erfahrenen Medienpädagog*innen ermöglicht. Über die Konstruktion eines Multiplikator*innensystems wird der Mehrwert dieses Projektes geschaffen: In erster Instanz werden Einzelpersonen in Kleinworkshops geschult, der Effekt bei diesen und die Auswirkungen sollen nachhaltig wirken.

8 Das Modell der DSGVO-konformen Einwilligungserklärung, Wirtschaftsuniversität Wien, Information Systems, 37.000,- EUR

Das Recht auf Privatsphäre sowie der Schutz personenbezogener Daten stellen eine zentrale Forderung des Digitalen Humanismus dar. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) setzt hierfür wichtige Akzente, wird jedoch in Bezug auf Anwendbarkeit und Akzeptanz oft kritisch gesehen. Es soll daher eine DSVGO-konforme Einwilligungserklärung entwickelt werden, die Kontrolle, Verständlichkeit, und Transparenz erhöht und somit zu einer stärkeren Einbeziehung der betroffenen Userinnen und User führt. Das Projekt überzeugt durch konkrete Zielsetzung und Umsetzungsstrategien, die Apps der Stadt Wien miteinbeziehen.

9 Ethics-in-an-app, epicenter.works - Plattform Grundrechtspolitik, 37.000,- EUR

Obwohl es technisch leicht möglich wäre, Qualitätskontrollen für Apps hinsichtlich der Erfüllung ethischer und datenschutzrechtlicher Kriterien einzurichten, wird dies bis dato kaum gemacht. Das Projekt formuliert ethische und rechtliche Ansprüche an Apps aus Sicht der UserInnen, die in Form eines best-practice-guides als „Wiener Deklaration für Ethische Apps“ zur Verfügung gestellt werden. Ein dadurch entstehender Guide wird Empfehlungen in Form von Handlungsanweisungen für EntwicklerInnen von Apps beinhalten. Darüber hinaus werden diese Empfehlungen im F-Droid App-Store für Android umgesetzt. Damit wird ein entscheidender Schritt zur Einhaltung der Grund- und Menschenrechte im digitalen Zeitalter gesetzt. Damit könnte Wien eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Apps nach ethischen Richtlinien einnehmen.

 

 

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