Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.04.2019:
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Sima zu Mochovce: Alarmstufe rot wegen katastrophalen Zustand der Schrott-Reaktoren unweit unserer Grenze

Whistleblower

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Whistleblower bestätigt: „Situation nicht unter Kontrolle!“ - In 93 Tagen soll Reaktor ans Netz gehen. Bundesregierung gefordert!

Entsetzt zeigt sich Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima nach ihrem heutigen Gespräch mit Maschinenbau-Ingenieur Mario Zadra, Ex-Mitarbeiter im AKW Mochovce, zum Sicherheitszustand des slowakischen Atomkraftwerks: „Die Schilderungen des Atomkraftwerk-Befürworters Zadra übertreffen unsere schlimmsten Befürchtungen. Der Experte berichtete von katastrophalen Umständen, die er noch nie zu vor in seiner langjährigen Berufslaufbahn in einem Atomkraftwerk erlebt hatte“, so Sima. Sie hat ihn heute gemeinsam mit GLOBAL 2000 getroffen, um aus erster Hand von den Zuständen des grenznahen AKWs zu erfahren. Zadar war 2008 zum ersten Mal in Mochovce, er verfasste insgesamt 62 (!) Sicherheits-Berichte, seinen Vorgesetzten wurde er damit zu lästig und so wurde er schließlich Ende April 2017 gekündigt. Der Atomkraftbefürworter lehnt die Inbetriebnahme von Mochovce 3 und 4 aufgrund der dramatischen Sicherheitsbedingungen entschieden ab. „Da schrillen alle Alarmglocken, seine Ausführungen zu den Zuständen in Mochovce machen wirklich Angst“, so Sima. Sie fordert Bundeskanzler Kurz und Umweltministerin Köstinger auf, sofort aktiv zu werden. Sima fordert einen „Walk down“ mit internationalen, unabhängigen Expertinnen und Experten, dem auch Maschinenbau-Ingenieur Mario Zadra angehören soll. Es müssen alle Sicherheitsmängel aufgelistet werden, eine Inbetriebnahme ist völlig inakzeptabel.

Sima hatte sich selber bereits 2008 ein Bild von der Baustelle gemacht und war schon damals entsetzt über die Zustände. Die heutigen Schilderungen der Insider aus Mochovce übertreffen die schlimmsten Befürchtungen.

Ex-Mochovce-Mitarbeiter Zadra: „Situation ist nicht unter Kontrolle“

"Während der gerade laufenden Inbetriebnahme-Phase werden Tests ohne Kernbrennstoff am Reaktor 3 durchgeführt. Während dieser Tests kam es zu Kabelbränden, zum Bruch von Ventilen im Primärkreislauf und zu vielen anderen Problemen", sagt Maschinnebau-Ingenieur Zadra. Und weiter: „Die Situation ist weiterhin chaotisch und nicht unter Kontrolle - 93 Tage vor der geplanten Inbetriebnahme des Reaktors.“

Es geht um eine sichere Zukunft für unsere Kinder!

Im März war Umweltministerin Köstinger in der Slowakei zu Besuch und habe sich „maximale Transparenz und die Einbindung Österreichs“ bei den Dichtheitstests garantieren lassen. „Heute hören wir von Whistleblowern, dass diese Tests kläglich gescheitert sind“, so Sima. „Ich bedanke mich aufrichtig bei den mutigen Whistleblowern, die ihre berufliche Zukunft riskieren, um uns vor den katastrophalen Zuständen in Mochovce zu warnen und unsere Zukunft zu schützen. Ich hoffe, dass Ministerin Köstinger die Enthüllungen zum Anlass nimmt, endlich aktiv zu werden. Es geht um eine sichere Zukunft für unsere Kinder“, so Sima. 

Die ewige Baustelle: Erdbebenunsicher, kein Containment-Management 

Die Schrott-Reaktoren in Mochovce liegen etwa 100 Kilometer von der österreichische Grenze und 200 Kilometer von Wien entfernt. Die Reaktoren 3 und 4 von AKW Mochovce sind seit 1985 Jahren mit längeren Unterbrechungen in Bau: Die Bauvorbereitungen begannen schon 1981, aus Geldmangel wurde der Bau 1991 nach der Wende gestoppt und nach 17 Jahren 2008 fortgesetzt. Durch die lange Dauer und Unterbrechungen bei der Bauführung bestehen große Probleme beim Wissenstransfer: „Niemand weiß heute noch genau, was dort in all den Jahren geschehen ist und verbaut wurde, die sowjetische Anlage stammt – ebenso wie Tschernobyl - aus den 1970er Jahren und birgt enorme Sicherheitsrisiken“, warnt Sima.

Sicherheitsvorkehrungen verkommen zur Farce 

Anstatt die Reaktorblöcke sicherer zu machen, wurden sie durch Pfusch-Arbeiten nur noch unsicherer gemacht: Laut Whistleblowern wurden scheinbar wahllos Löcher in die Metallhülle gebohrt, wodurch das Gebäude bei Erschütterungen „wie ein Kartenhaus“, einstürzen kann. 

  • Dazu kommen die „bekannten“ Probleme:
  • Das Volldruck-Containment, das bei einem Unfall radioaktive Stoffe zurückhält, fehlt
  • Unzureichende Versorgung mit Kühlwasser
  • Ungeklärte Frage der radioaktiven Abfälle
  • Keine Sicherheit gegen den Absturz eines Verkehrsflugzeuges

GLOBAL 2000-Petetion an Bundeskanzler Kurz

Wien unterstützt zudem die von GLOBAL 2000 gestartete Anti-Mochovce-Petition an Bundeskanzler Kurz. „Wir müssen gemeinsam alles unternehmen, um die Inbetriebnahme des Risiko-Reaktors vor unserer Haustüre zu stoppen“, so Sima abschließend.

Alle Infos auf https://www.global2000.at/stopp-mochovce

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/presse/bilder

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