Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.03.2019:
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Kunst Haus Wien: Neue Ausstellung „Über Leben am Land“

Kunst Haus Wien: Neue Ausstellung „Über Leben am Land“

Copyright: Eva Kelety

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Die unterschiedlichen Gesichter der Provinz in Europa und den USA

Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 23. März bis 25. August 2019 die neue Ausstellung „Über Leben am Land“. Diese zeigt die unterschiedlichsten Aspekte des Landlebens. „Über Leben am Land“ ist die große Ausstellung des Museums zum Fotografie-Festival FOTO WIEN, das erstmals vom Kunst Haus Wien ausgerichtet wird und bei dem mehr als 130 ProgrammpartnerInnen teilnehmen.

Künstlerische Analyse des Landlebens

Wenn vom Leben am Land gesprochen wird, dann tauchen die unterschiedlichsten Bilder vor dem geistigen Auge auf. Von Agrarromantizismus bis zur Provinztristesse reichen die Beschreibungen, die von eigenen Erfahrungen genauso geprägt sind, wie durch medial konsumierte Geschichten und Darstellungen – Dorfbilder und Dorfwirklichkeit liegen mitunter weit auseinander. Die Ausstellung „Über Leben am Land“ im Kunst Haus Wien unterzieht das aktuelle Leben am Land mit Fokus auf Europa und USA einer fotografischen und künstlerischen Analyse.

Die Ausstellung vereint fotografische Positionen, die sich auf dokumentarische, inszenierende und bisweilen sehr persönliche Weise den unterschiedlichen Gesichtern der Provinz in Europa und den USA annähern. Als ländliche Topographien zeigen sich die fotografischen Bildgeschichten und sind dabei analytisch, poetisch, real und surreal, fröhlich, komisch, melancholisch und bisweilen tragisch, nie objektiv oder vollständig.

Unterschied zwischen urbanen und ländlichen Lebenswelten

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren SoziologInnen überzeugt, dass sich mit zunehmender Mobilität, spätestens mit dem Einzug des Internets in unseren Alltag, die Lebensformen des ländlichen und städtischen Raums immer mehr angleichen würden. Man sprach von der „Urbanisierung des Landes“. Ein Leben im Einfamilienhaus mit Gemüsegarten und gleichzeitigem Anschluss an die globale Kommunikation und Interaktion schien zum Greifen nahe. Durch das Internet kann man heute selbst am entlegensten Bauernhof der Eröffnung der Met Gala ebenso folgen wie den Tweets internationaler TopjournalistInnen, und neueste Musiktrends brauchen auch nicht mehr Jahre, um in der Provinz zu erschallen.

Der Unterschied zwischen urbanen und ländlichen Lebenswelten scheint sich gegenwärtig allerdings eher zuzuspitzen, als dass er sich aufhebt: Auf der Suche nach Arbeit ziehen immer noch mehr Menschen vom Land in die Stadt als umgekehrt. Zurück bleiben oft Gemeinden mit vorwiegend alten und bildungsfernen Bevölkerungsschichten, ohne Postamt, Supermarkt oder Bank und mit nur geringen Aussichten auf Beschäftigung. Die abgelegenen, strukturschwachen Regionen driften politisch nach rechts, wie aktuelle Wahlergebnisse in Europa und den USA zeigen.

Von idealisierten Bildern bis zur greifbaren Realität

Dennoch wird das Leben auf dem Land von vielen GroßstädterInnen als geradezu paradiesischer Zufluchtsort idealisiert. Geträumt wird von Ruhe, innerer Einkehr, einem Leben im Einklang mit der Natur. Die sogenannte Provinz verspricht ein idyllisches Leben, abseits von Hektik und Konsumzwang des urbanen Ballungsraums. Der Trend geht zum Zweitwohnsitz in der Natur. Mit dem wirklichen Leben am Land hat die Stippvisite am Wochenende allerdings nur wenig zu tun.

Es scheint notwendig, das Leben am Land einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, stereotype Bilder zu identifizieren und die greifbare Realität dessen, was ist, von idealisierten Vignetten dessen, was vielleicht sein könnte, zu unterscheiden. „Die Auseinandersetzung mit dem Dörflichen und Ländlichen hat in der jüngeren Vergangenheit eine Renaissance, aber die dabei produzierten Dorfbilder und die Dorfwirklichkeit liegen mitunter weit auseinander“, hält eine unlängst verfasste Studie des Fachbereichs Soziologie an der Universität Trier fest. „Was zunächst einmal auffällt, ist eine Idealisierung des Landlebens. Ob in Wohnzeitschriften, Backbüchern, Telenovelas oder auf Lebensmittelverpackungen – allseits trifft man auf Bilder der Dorf- und Heimatromantik, das Lob der Schönheit und der Vorzüge des Landlebens. Mehr oder weniger direkt macht dieser Agrarromantizismus Anleihen bei einer pauschalisierenden und polarisierenden Stadtkritik, wonach die städtische Lebenswirklichkeit ungesund, Anomie fördernd oder sogar dissozial sei, die Verhältnisse auf dem Land dagegen als gesund, harmonisch und geordnet angesehen werden.“

KünstlerInnen

Toni Amengual, Iris Andraschek, Miia Autio, Anatoliy Babiychuk, Peter Braunholz, Heinz Cibulka, Philipp Ebeling, Petros Efstathiadis, Bernhard Fuchs, Patrick Galbats, Anne Golaz, Nilbar Güres, Lois Hechenblaikner, Laura Henno, Joel Karppanen, Paul Kranzler, Paul Albert Leitner, Igor Samolet, Éva Szombat, Tara Wray. 

Zur FOTO WIEN

Im Rahmen des europäischen Monats der Fotografie findet von 20. März bis 20. April 2019 FOTO WIEN statt. Das Festival wird vom Kunst Haus Wien, einem Museum der Wien Holding, zusammen mit über 130 ProgrammpartnerInnen ausgerichtet. Es soll zur Stärkung des Mediums Fotografie in Wien beitragen und zeichnet sich durch ein kuratiertes Programm mit herausragenden Ausstellungen und begleitende Veranstaltungen wie Talks, Workshops, Buchpräsentation, Studio Visits, Screenings, Bildbesprechungen und Rundgänge aus.

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