Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.11.2018:
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MA 22: Fürs gesunde Leben lernen!

Fachtagung der Initiative „Gutes Gewissen – Guter Geschmack“ über nachhaltiges und gesundes Essen in Kindergarten- und Schulküchen

Umweltschutz, Tierwohl und Gesundheit bei der Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in Kindergärten und Schulen: Das ist das Thema 5. Fachtagung der Initiative „Gutes Gewissen – Guter Geschmack, die von der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22, der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) und dem Ökosozialen Forum Wien organisiert wurde.

Wie auch in den bisherigen Veranstaltungen der Initiative geht es um Wissensvermittlung, Präsentation von Best Practice-Beispielen, Vernetzung und die gemeinsame Arbeit an möglichen Verbesserungen und Impulse für neue Initiativen. Dazu wurden AkteurInnen aus mehreren Ebenen eingeladen: Vertreter der Wissenschaft, Caterer, Kindergärten, Schulen, Elternvereine, NGOs, ProduzentInnen.

„Gemeinsam etwas Positives bewirken“

„Uns geht es darum, dass alle gemeinsam etwas Positives bewirken können“, betont Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22. „Durch den Impuls unserer vorangegangenen vier Tagungen ist uns dabei schon einiges gelungen.“ Seien es verschärfte Kriterien beim öffentlichen Lebensmittel-Einkauf, das Auszeichnungsprogramm „natürlich gut essen“ für Gastronomie- und Hotelbetriebe oder die Vernetzung und Kooperation mit wichtigen Stakeholdern wie ProduzentInnen, Handel, WissenschafterInnen oder auch dem Verband der Elternvereine an Wiener Schulen.

„Sehr viele Kinder und Jugendliche sind ausgesprochen wissensdurstig und haben ein ausgeprägtes Problem- und Umwelt- und Tierschutzbewusstsein“, ergänzt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW). „Das heißt, dass genau in diesem Alter besonders gut ein Impuls für einen achtsamen Umgang mit unserer Umwelt und für das Tierwohl gesetzt werden kann.“

Für René Hartinger, Generalsekretär des Ökosozialen Forums Wien hat das Thema der Fachtagung neben den Nachhaltigkeits-, Umwelt-, Tierschutz- und Gesundheitsaspekten überdies auch noch eine große soziale Dimension: „Wir treten mit unseren PartnerInnen dafür ein, dass eine gesunde und zukunftsfähige Ernährung allen offen steht. Uns ist es wichtig, dass alle Menschen, insbesondere auch Kinder und Jugendliche, gesundes, nachhaltiges und obendrein schmackhaftes Essen kennenlernen und genießen dürfen, und in Ernährungsfragen ein gutes Basiswissen und Bewusstsein erhalten, um für sich und die Welt Verantwortung zu übernehmen.“

Hans-Peter Hutter: Anlage für spätere Ernährungsgewohnheiten

Seitens der Wissenschaft präsentierten Prof. Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien, die Klimaforscherin Prof. Helga Kromp-Kolb und Prof. Sigrid Stagl von der WU Wien Fakten und Denkanstöße. So betonte Hans-Peter Hutter: „Ungünstige Ernährungsgewohnheiten, die im Klein- und Schulkindalter erworben werden, bleiben oft das ganze Leben erhalten und können langfristig zu gravierenden Gesundheitsbeeinträchtigungen führen.“ Das Fazit des Ernährungswissenschaftlers lautet: „Weniger Fleischkonsum bedeutet mehr Gesundheit. Eine ausgewogene Ernährung mit naturverträglich erzeugten Lebensmitteln schützt die Gesundheit der Kinder, beugt späteren Erkrankungen vor und ist gut für die Umwelt.“

Helga Kromb-Kolb: „Sieben auf einem Streich“

Laut der Klimaforscherin Professorin Helga Kromp-Kolb bringt „eine kleine Ernährungsumstellung auf Mehr Gemüse und Obst – saisonal, regional und Bio gleich 7 Vorteile“:

- Sie leben gesünder.
- Sie nehmen weniger Gifte und unerwünschte Hormone auf.
- Es schmeckt besser, weil saisonale und regionale Produkte an der Sonne reifen können und mehr natürliche Geschmacksstoffe enthalten.
- Sie reduzieren Tierleid, weil weniger Tiere zur Fleischerzeugung gehalten werden müssen und weil in der biologischen Landwirtschaft Tiere einen Mindestauslauf haben.
- Unsere Böden können gesunden.
- Sie unterstützen unsere Landwirte, denn gesündere Böden sind unempfindlicher gegen Dürre und Überschwemmungen im Zuge des Klimawandels.
- Sie tragen zum Klimaschutz bei, denn Kohlenstoff, der im Boden gespeichert wird, ist nicht als Kohlendioxid in der Atmosphäre klimawirksam.

Professorin Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien ergänzte diese Fakten und Thesen durch die wirtschaftliche Dimension einer richtigen Lebensmittelwahl – und eröffnet gleichzeitig Möglichkeiten, aus herkömmlichen ökonomischen Denkmustern auszubrechen.

Gutes Zeugnis von Greenpeace und Vier Pfoten

Dass Wien in der Gemeinschaftsverpflegung in Kindergärten und Schulen eine Vorreiterrolle einnimmt, belegten zwei unabhängige Checks, die von Greenpeace und Vier Pfoten bei der Tagung präsentiert wurden: Ein Bundesländer-Ranking der Umweltschutzorganisation Greenpeace kam zu dem Ergebnis, dass Wien bei der Beurteilung von Kindergarten- und Schulessen deutlich auf Platz eins landete. Beurteilt wurden dabei die Kategorien: Wie hoch der Anteil an biologischen Lebensmitteln ist, wie viel regionale Kost auf den Teller kommt und wie es um die Auswahl an fleischlosen Mahlzeiten steht.

Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten International hob in ihrem jüngsten Bericht zur öffentlichen Beschaffung von Tierprodukten explizit Wien als Positivbeispiel hervor. Neben den Programmen ÖkoKauf Wien und dem nachhaltigen „natürlich gut Teller“ wurde hier die „Bio-Offensive Mittagsverpflegung für Kinder“ hervorgehoben: In Wiener Kinderbetreuungseinrichtungen werden täglich 30.000 Mittagsmenüs mit einem Anteil von 50% biologisch erzeugter Lebensmittel verspeist. Außerdem bekommen 18.000 Schüler in den ganztägig geführten Schulen ein Mittagessen, das zu 40% aus Bio-Produkten besteht.

Vernetzung von Best Practice-AkteurInnen

Im Anschluss daran wurden Beispiele aus der Praxis präsentiert, in denen Karl Dwulit vom Wiener Landesverband der Elternvereine, Gudrun Obersteiner von der Universität für Bodenkultur und Martina Liska vom Jugendzentrum Donaustadt über Erfahrungen und Initiativen bei der Gemeinschaftsverpflegung berichteten. Bei einem „Marktplatz der Möglichkeiten“ wurden zwölf Initiativen, Institutionen und Best Practice-Beispiele präsentiert und die Möglichkeit zu Kennenlernen, Vernetzung und neuen Anstößen geboten.

Nähere Infos unter: www.GuGe.wien.at

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