Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.02.2018:
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CORE: Projekt der Stadt Wien zur Integration von Flüchtlingen zieht erste Bilanz

Pressegespräch EU-Projekt CORE

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Im CORE-Projekt werden Geflüchtete zu LehrerInnen ausgebildet, zur Selbstständigkeit beraten und als Peer-MentorInnen geschult - Website www.refugees.wien vorgestellt

Wien – Mit dem EU-geförderten Projekt „CORE – Integration im Zentrum“ schafft Wien Raum für neue, innovative Ansätze bei der Integration von Flüchtlingen. Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Flüchtlingskoordinator Peter Hacker stellten im Rahmen eines Pressegesprächs am Mittwoch die vielfältigen CORE-Projekte samt ProtagonistInnen vor und zogen eine erste Bilanz.

„Uns ist es wichtig, dass Flüchtlinge in unserer Stadt möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Das Projekt CORE legt daher den Fokus auf die Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen von Flüchtlingen und bindet sie aktiv in die Gestaltung von Integrationsangeboten ein. Neben der Stärkung der Kompetenzen von Flüchtlingen geht es bei CORE auch um die Vernetzung von Angeboten der Stadt, von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Freiwilligen“, erklärte Stadtrat Jürgen Czernohorszky.

„Wien lebt Integration ab dem ersten Tag. CORE ist ein wichtiger Baustein in diesem System, weil es eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen wie Deutschkursen bietet und die Selbstständigkeit stärkt. Gerade für Flüchtlinge, die in privaten Unterkünften leben, ist CORE ein wichtiger Raum für Bildung, Austausch und Information“, so Fonds-Soziales-Wien-Geschäftsführer Peter Hacker.

Czernohorszky und Hacker appellierten beim Pressegespräch an die Bundesregierung, von kolportierten Plänen, den Sparstift bei Integrationsmaßnahmen anzusetzen, Abstand zu nehmen. „Wer bei der Integration spart, schafft Probleme, die viel höhere Folgekosten nach sich ziehen“, sagte Hacker. „Integration braucht konkrete und aufeinander abgestimmte Maßnahmen, die mehr Teilhabe und Chancen auf einen Arbeitsplatz ermöglichen, und keinen Sparstift, der bei den Ärmsten ansetzt“, so Czernohorszky zu den angekündigten massiven Einsparungen bei Förderungen des Arbeitsmarktservice.

Vielfalt an Partnern ermöglicht Vielfalt an Projekten

CORE ist ein Gemeinschaftsprojekt von MA 17 – Integration und Diversität, Fonds Soziales Wien, Stadtschulrat für Wien, Wirtschaftsagentur Wien sowie dem waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds). So vielfältig wie die beteiligten Partner sind auch die Integrationsprojekte, die im Rahmen des Projekts umgesetzt werden. „Im CORE-Projekt werden unter anderem Flüchtlinge zur Selbstständigkeit beraten, zu LehrerInnen ausgebildet, oder auch als Peer-MentorInnen geschult“, so Czernohorszky.

Diese Projekte werden vor allem im vergangenen Herbst eröffneten CORE Zentrum im 15. Bezirk verwirklicht. Dort finden neben den Veranstaltungen der Projektpartner auch Aktivitäten von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Ehrenamtlichen Platz. „Mit CORE bietet die Stadt Raum und organisatorische Infrastruktur, damit auch Vereine, Ehrenamtliche und Flüchtlinge selbst Integrationsangebote umsetzen können“, betont Hacker.

Nicht zuletzt wurde im Rahmen von CORE die neue Website www.refugees.wien als die digitale Anlaufstelle für Flüchtlinge erstellt. Als Serviceplattform stellt die am Mittwoch gelaunchte Website mehrsprachige Informationen zur besseren Orientierung und zum Leben in der Stadt zur Verfügung.

Zu den Projekten im Detail:

Zertifikatskurs für geflüchtete LehrerInnen

Der Stadtschulrat für Wien hat im Rahmen des Projekts CORE die Möglichkeiten des Einsatzes von Flüchtlingen mit pädagogischen Kenntnissen erhoben und für zwei Zielgruppen Maßnahmen entwickelt: einerseits für AsylwerberInnen mit pädagogischen Vorerfahrungen sowie andererseits für asylberechtigte LehrerInnen.

Für AsylwerberInnen bietet der Stadtschulrat unter bestimmten Voraussetzungen (u.a. Lehrerfahrung oder sonstige pädagogische Kenntnisse sowie Deutschniveau B1) eine Beschäftigung im Rahmen einer gemeinnützigen Tätigkeit wie etwa die Begleitung bei Exkursionen, Unterstützung bei der Elternarbeit oder in der Lernbetreuung. Bisher sind 21 Personen an 17 Wiener Volksschulen und 4 Neuen Mittelschulen tätig.

Geflüchtete LehrerInnen haben trotz teils hoher fachlicher Qualifikation bislang keine Möglichkeit, in Österreich in ihrem gelernten Beruf tätig zu werden. Daher hat der Stadtschulrat gemeinsam mit der Universität Wien einen Zertifikatskurs entwickelt, der dazu berechtigt, an einer österreichischen Schule zu unterrichten.

Der Zertifikatskurs ist ein europaweit einzigartiges Projekt der Universität Wien und richtet sich an geflüchtete LehrerInnen der Sekundarstufe mit (mindestens) Bachelor-Abschluss im Herkunftsland, anerkanntem Bleiberecht bzw. dauerhaftem Schutz, abgeschlossenem Studium und Berufserfahrung sowie ausreichenden Deutschkenntnissen. 23 KursteilnehmerInnen absolvieren derzeit in den Räumlichkeiten des CORE Zentrums den zweisemestrigen Kurs, der im Juni 2018 abgeschlossen wird.

Workshops für Selbständigkeit

Die Wirtschaftsagentur Wien bietet im Rahmen von CORE vertiefende Workshops zur Vorbereitung auf die Selbstständigkeit an – für die besonders nachgefragten Branchen: Tischlerei, Bäckerei/Konditorei und Gastronomie sowie IT. Ziele sind die Heranführung zur Anerkennung der mitgebrachten Qualifikationen, die Wissensvermittlung im Bereich der Anforderungen für die Ausübung von gewerblichen Berufen, die Vermittlung von theoretischem und kaufmännischem Wissen sowie die Heranführung an die IT-Programmierung in Zusammenarbeit mit dem Verein RefugeesCode.

Peers unterstützen bei Arbeitsmarktintegration

Die arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich sind für viele Flüchtlinge kaum überschaubar. Der waff setzt daher im Rahmen von CORE mit dem Verband UNDOK ein „Peer Mentoring“ im Bereich Arbeitsmarktintegration um. AsylwerberInnen und anerkannte Flüchtlinge werden in ihrer jeweiligen Muttersprache zu Themen wie Anerkennung von Ausbildungen, Arbeitsmarktzugang sowie Rechte und Pflichten von ArbeitnehmerInnen informiert. Personen, die selbst Fluchterfahrung haben, informieren über den sozial- und arbeitsrechtlichen Rahmen sowie die gelebte Praxis. Bisher haben 39 Infomodule mit über 500 TeilnehmerInnen stattgefunden.

Peer-Mentoring für Jugendliche und zu Frauengesundheitsthemen

Die Peer-MentorInnen-Programme für Jugendliche und den Bereich Frauengesundheit setzen auf „Hilfe von Geflüchteten für Geflüchtete“. Ziel der Programme ist, auf vorhandene Ressourcen von geflüchteten Menschen aufmerksam zu machen und diese nicht nur für sie selbst, sondern auch innerhalb ihrer Communities nutzbar zu machen.

Beim Peer-Mentoring für jugendliche Geflüchtete werden Themen wie Demokratie, Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit in Österreich vertieft und Strategien erarbeitet, wie dieses Wissen an andere weitergegeben werden kann. Wege zur Aus- und Weiterbildung sowie Ideen zur aktiven, positiven (Mit-)Gestaltung von Freizeit, Nachbarschaft und Gesellschaft werden ebenfalls diskutiert. Zentralen Stellenwert nimmt die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen ein. Aktuell werden rund 20 Jugendliche, die das Programm bereits absolviert haben, dabei begleitet, eigene Integrationsangebote umzusetzen.

Das Mentoring-Programm zu Frauengesundheit fokussiert auf besondere Bedürfnisse von Schwangeren und jungen Müttern mit Fluchterfahrung. Es dient der Erweiterung von bereits vorhandenem Wissen und der Praxis von Frauen, die in ihrem Herkunftsland Hebammen, Gynäkologinnen oder Kinderärztinnen waren. Themen sind unter anderem der Mutter-Kind-Pass und Abläufe in Wiener Krankenhäusern. Ein fachspezifischer Deutschkurs sorgt für das notwendige medizinische Fachvokabular. Sechs Peer-MentorInnen geben ihr Wissen aktuell in den Infomodulen im Rahmen von Start Wien an andere Geflüchtete weiter.

Zum Projekt CORE

„CORE – Integration im Zentrum“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Magistratsabteilung 17 – Integration und Diversität, Fonds Soziales Wien, waff – Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, Wirtschaftsagentur Wien und Stadtschulrat für Wien/Europabüro. Das Gesamtbudget umfasst rund 6 Mio. Euro, wobei 80 Prozent durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und 20 Prozent durch Eigenmittel der Projektpartner finanziert werden. CORE wurde im Herbst 2016 von der Europäischen Kommission aus 378 Einreichungen im Rahmen der neu gegründeten Urban Innovative Actions Initiative (UIA) als eines von 18 Siegerprojekten ausgewählt. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Projektstart war im November 2016.

Pressebilder zu dieser Aussendung sind in Kürze unter www.wien.gv.at/pressebilder abrufbar. (Schluss)

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