Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.07.2017:
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Wien steht zum Schutz des historischen Erbes und zur Stadtentwicklung

Wie bereits im Vorfeld von der UNESCO angekündigt, wurde Wien am 6. Juli in der 41. Sitzung des Welterbekomitee der UNESCO auf die Rote Liste für gefährdete Welterbestätten gesetzt. Auf dieser Liste finden sich aktuell 55 Kultur- und Naturdenkmäler, z.B. aktuell die Stadt Liverpool oder davor die Stadt Köln. Die Rote Liste ist ein Appell des Komitees, sich weiter für die Bewahrung des Welterbes einzusetzen. Dieser Beschluss bedeutet nicht die Aberkennung des Welterbe-Status für das historische Zentrum Wiens.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: „Wien bekennt sich ausdrücklich zu seinem historischen Erbe und zu dessen Erhalt. Wien schützt sein historisches Erbe intensiv und baut diesen Schutz weiter aus. So hat der Wiener Gemeinderat sich klar dazu bekannt, dass es keine weiteren Hochhäuser in der Inneren Stadt geben wird. Entsprechend wird dieser Beschluss auch in den Planungsdokumenten der Stadt umfassend verankert.“

„Wenn auch seit längerem angekündigt, ist es bedauerlich, dass weiter Auffassungsunterschiede zwischen der Stadt Wien und der UNESCO bestehen. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass mit dieser Entscheidung seitens der UNESCO zu rechnen ist.“ Die Wiener Stadtregierung, der Wiener Gemeinderat und zahlreiche ExpertInnen sind der Auffassung, dass das Bauvorhaben am Heumarkt mit dem Welterbe vereinbar ist. Es handelt sich bereits jetzt um einen bestehenden Hochhausstandort, der Neubau ist niedriger als umliegende Gebäude. Das Areal wird durch das Projekt massiv verbessert. „Wir werden weiter im inhaltlichen Dialog mit dem UNESCO-Welterbekomitee bleiben, auch weil Grundlagen für die UNESCO-Entscheidung unter anderem auch aus falschen Informationen bestehen, die in der Vergangenheit übermittelt wurden.“

Die Verträglichkeit der Entwicklung von Millionenmetropolen mit ihrem Status als Weltkulturerbe ist eine Herausforderung für betroffene Städte wie für die UNESCO selbst. Das zeichnet sich seit längerem ab. Wien ist nicht allein mit der Herausforderung konfrontiert, den Weltkulturerbestatus an die Bedingungen des 21. Jahrhunderts heranzuführen. Auch in anderen Städten stößt man an Grenzen der Dialogfähigkeit mit dem Weltkulturerbekomitee. Weder gibt es die Möglichkeit, den eigenen Fall grundlegend vorzutragen, noch einen Austausch im eigentlichen Sinn zu pflegen. „Wird dies weiter so gehandhabt, sehe ich große Schwierigkeiten, nicht nur für Wien, den Status Weltkulturerbe in einem urbanen Kontext auf Dauer vereinbaren zu können“, so Vassilakou.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass es bei unserem kulturellen Erbe nicht nur um einen Blick auf die Stadt, sondern auch um das Leben im Inneren der Stadt geht. Es geht um die BewohnerInnen, um die Kinder, um die Kultur und auf diesem Areal im Winter ums Eislaufen, im Sommer um einen freien, öffentlichen Platz mitten in der Stadt. ‚Historisches Erbe‘ sind nicht allein Bauten aus einer gewissen Epoche, sondern das Leben, das dieses historische Erbe erfüllt. Der Wiener Eislaufverein ist genau das: Leben für die WienerInnen, für ihre Kinder und hoffentlich auch für die Generationen, die noch folgen werden“, sagte die Vizebürgermeisterin.

Stadt legt ihren Standpunkt gegenüber UNESCO-Komitee dar

Die Stadt Wien hat im Zuge der Sitzung des Welterbekomitees erneut ihren Standpunkt wie folgt dargelegt: „Erstens, die Stadt Wien hat auf die Entscheidung des Welterbekomitees vom vergangenen Jahr reagiert und das Projekt Wiener Eislaufverein wurde überarbeitet. Sowohl die Höhe als auch die Dimension des Turms wurden reduziert. Dazu kommt, dass das Projekt an einem bestehenden Hochhausstandort in der Stadt und sich in unmittelbarer Nähe von höheren Gebäuden befindet, die vom Welterbekomitee in früheren Sitzungen akzeptiert wurden. Diese Umstände sind in der nunmehrigen Entscheidung nicht ausreichend berücksichtigt. Ebenso gilt es auf Folgendes aufmerksam zu machen: Die derzeitige Situation am Eislaufverein und das in die Jahre gekommene Hotel Intercontinental sind einer Kulturmetropole wie Wien an diesem Standort nicht würdig. Das bestreiten selbst die Gegner des Projektes nicht. Dennoch wird die aktuelle Diskussion weniger um den Bestand oder qualitätsvolle Stadtplanung, sondern primär um Gebäudehöhen geführt. Dies obwohl die umliegenden Bauten rund um das Areal am Heumarkt stärkere oder ähnliche Höhenentwicklungen aufweisen, etwa Wien Mitte oder das Vienna Hilton.“

Weitere Vorgangsweise

Entsprechend dem Ansinnen des UNESCO-Welterbekomitees wird die Stadt Wien bis 1. Februar 2018 einen Bericht über den Erhaltungszustand der Welterbestätte und die Umsetzung eine Welterbe-Verträglichkeitsprüfung (Heritage Impact Assessment) für den Karlsplatz vorlegen. Diese Berichte werden dem Welterbe-Komitee in Folge übermittelt werden und werden bei der 42. Sitzung im Jahr 2018 erneut geprüft.

Das historische Stadtzentrum von Wien wurde am 13. Dezember 2001 in die Liste des weltweiten Kulturerbes aufgenommen. Begründet wurde die Auszeichnung unter anderem so: „die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des historischen Zentrums von Wien sind überragende Zeugnisse eines fortwährenden Wandels von Werten während des zweiten Jahrtausends.“

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