Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 10.11.2016:
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StR Ludwig: Gerda-Lerner-Hof in Döbling offiziell benannt

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Copyright: PID / Christian Fürthner

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Gemeindebau Pyrkerstraße 41 trägt nun Namen der großen Frauenhistorikerin


Nach der „Pionierin der Frauengeschichte“ Gerda Lerner benannte Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am Donnerstag die städtische Wohnhausanlage in der Döblinger Pyrkergasse 41. Im Rahmen des Festakts machte er auf die Geschichte der Wiener Jüdin aufmerksam – ihr gelang es in den Dreißiger Jahren noch in die USA zu fliehen. Gerda Lerner etablierte das Fach „Frauengeschichte“ an mehreren amerikanischen Universitäten, ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet. Berühmtes Zitat: "Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat."

„Gerda Lerner ist ein Beispiel dafür, wieviel Talent und Know-how vom Nazi-Regime aus Österreich vertrieben, in sehr vielen Fällen brutalst ausgelöscht wurde. Umso mehr freut es mich, dass wir der großen Historikerin mit Wiener Wurzeln durch diese Gemeindebau-Benennung gemeinsam sichtbare Anerkennung zollen“, betonte Ludwig beim Festakt.

„Sehr dankbar bin ich, dass der Antrag der Döblinger Bezirksvertretung nach Benennung einer städtischen Wohnhausanlage nach einer engagierten Kämpferin für Frauenrechte und geborenen Döblingerin, Frau Gerda Lerner, umgesetzt wird“, stellte Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller fest.

Das untermauerte SPÖ-Gemeinderätin, LAbg. Barbara Novak: "Ich freue mich, dass die Initiative der Döblinger SPÖ Frauen erfolgreich verwirklicht werden konnte und nun eine verdiente weltberühmte Historikerin Anerkennung an ihrem Geburtstort erfährt. Es ist dies ein wichtiger Schritt, um erfolgreiche Frauen auch im öffentlichen Raum nachhaltig sichtbar zu machen."

Zur Person Gerda Lerner

Geboren wurde die Wiener Jüdin als Gerda Hedwig Kronstein am 30. April 1920. Nach dem Anschluss war es ihr noch möglich, die Matura zu absolvieren, mit ihrer Mutter wurde sie bald jedoch verhaftet. Nach der Freilassung gelang ihr die Flucht zum Vater nach Liechtenstein, später die alleinige Flucht in die USA. Dort angekommen hat sie nach ihren eigenen Worten „jeden Drecksjob gemacht, den es für Frauen gab, jeden“. Nach kurzer erster gescheiterter Ehe erfolgte 1941 die Hochzeit mit Filmproduzent Carl Lerner.

1943 wurde Gerda Lerner, die politisch der Kommunistischen Partei nahe stand, amerikanische Staatsbürgerin. Von 1963 bis 1966 studierte sie Geschichte an der Columbia University New York.

Sie war 1966 Gründungsmitglied der National Organization for Women, ab 1968 Professorin am Department of History des Sarah Lawrence College, wo sie das landesweit erste Masterprogramm in Frauengeschichte etablierte. Es folgte 1980 die Robinson-Edwards Professur an der University of Wisconsin. Dort richtete sie 1990 den landesweit ersten Promotionsstudiengang für Frauengeschichte ein. 1980 gründete Lerner die „Women’s History Week“, die 1987 zum „Women’s History Month“ ausgedehnt wurde. 1982 wiederum war sie erste (weibliche) Präsidentin der „Organization of American Historians“.

„Schwarze Frauen im weißen Amerika“, „The Female Experience“, „Die Entstehung des feministischen Bewusstseins" oder "Die Entstehung des Patriarchats" sind noch heute Standardwerke der amerikanischen Frauengeschichte. Außerdem schrieb Gerda Lerner Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher - z.B. "Es gibt keinen Abschied", das 1953 im deutschsprachigen Raum unter dem Pseudonym Margarete Rainer erschien. Ihre 2003 erschienene Autobiografie lautet „Fireweed“ („Feuerkraut“).

Auch in Österreich wurde Lerner mehrfach ausgezeichnet - 1995 mit dem Käthe-Leichter-Preis, 1996 erhielt sie das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst bzw. 2006 den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch. Des Weiteren wurden ihr achtzehn Ehrendoktorwürden verliehen, unter anderem an der Universität Wien und der Hebräischen Universität Jerusalem‎.

Gerda Lerner verstarb am 2. Jänner 2013 in Madison (Wisconsin).

Wohnhausanlage Pyrkergasse 41

Der nunmehrige Gerda-Lerner-Hof entstand von 1981 bis 1983 in der Pyrkergasse an der Ecke zur Döblinger Hauptstraße bzw. in unmittelbarer Umgebung zum ehemaligen Wohnhaus von Gerda Lerner. Im Gemeindebau befinden sich 19 Wohnungen in fünf Geschossen, Architekt war Robert Kanfer. (Schluss) ah

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