Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.03.2016:
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MA 22: Ein gesunder Garten braucht Vielfalt

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„Ehrentag des Unkrauts“: Wild wachsende Pflanzen erfreuen viele Tierarten


Der 28. März ist der „Ehrentag des Unkrauts“ – und die Bezeichnung „Ehrentag“ deutet bereits darauf hin, dass jene Pflanzen, die von Vielen als unerwünscht sind, in Wirklichkeit etwas sehr Nützliches sind. „Tatsächlich gibt es kein Unkraut, sondern nur Wildkraut“, betont Naturschutz-Experte Harald Gross von der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22. Wildkraut ist ein Begriff, der von der Umweltbewegung der 1980er-Jahre geprägt wurde. Pflanzen, die aus dem Samenpotenzial des Bodens oder durch Zuflug wachsen, werden auch „Beikraut“, im Pflanzenschutz „Ungras“ und in der Forstwirtschaft „Begleitwuchs“ genannt. Oder – in der Wissenschaft: Segetalpflanzen.

Viele Tiere brauchen Vielfalt im Garten

„Solche spontan wachsenden Pflanzen fördern die Vielfalt in einem Garten“, betont Harald Gross. Denn viele Tierarten könnten gar nicht existieren, wenn es nur einem „gepflegten“, monotonen Rasen gäbe -beispielsweise Schmetterlingsarten, wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs. Die leben in einem Garten nur dann, wenn es irgendwo in der Nähe auch Brennnesseln gibt – diese sind für viele Schmetterlingsarten eine wichtige Raupennahrung. Bei Brennnesseln kommt es allerdings auch darauf an, wo sie wachsen: In der Sonne oder etwa in feuchter Umgebung. Die wichtigste Botschaft ist daher: Pflanzen, die von selbst gedeihen, sollten geduldet und geschätzt werden.

Alte Stängel als Nahrungsquelle

Unter den Wildbienenarten wiederum gibt es einen ganzen Schwung, die nur in hohlen Stängeln ihre Eier legen. Dafür müssen diese Stängel allerdings länger stehen bleiben, damit sich der Bienennachwuchs über den Winter entsprechend entwickeln kann.

Die Vielfalt im Garten hat auch einen großen Vorteil: Pflanzen, die an einem Standort von selbst anwachsen und gedeihen, brauchen nicht großartig gepflegt, „gefüttert“ oder gewässert zu werden. Das erspart Einiges an Arbeit. Wichtig ist es auch, den Rasen nicht zu oft zu mähen, sondern eine Blumenwiese als wichtige Nahrungsquelle entstehen zu lassen. Und auch diese natürliche Blumenwiese muss die Gärtnerin oder der Gärtner nicht so oft künstlich bewässern.

„Wilde Ecken“ freuen die Natur

Ein weiterer wichtiger Tipp: Wenn gemäht wird, dann ist es besser, nicht die ganze Wiese auf einmal „abzusäbeln“. Denn sonst verschwindet das ganze Blütenangebot schlagartig. Besser ist es, in Abschnitten zu mähen, damit immer ein Nahrungsangebot bestehen bleibt. Grundsätzlich freut sich die Natur, wenn zumindest eine „wilde Ecke“ im Garten belassen wird.

Der eigene Garten liefert nebenbei genau das was man für eine vitaminreiche Frühjahrskur braucht. In vielen Gerichten können Spinat oder Petersilie durch Giersch, Bärlauch und Brennnessel ersetzt werden. Wer milderen Geschmack bevorzugt, greift zur Vogelmiere. Diese schmeckt nach Zuckermais und passt auch gut roh als Salat oder aufs Butterbrot.

Beim Anlegen einer Blumenwiese muss allerdings auch einiges beachtet werden: Manche Blumenwiesen-Samenmischungen enthalten oft Acker- und Wildkräuter, die dem Ackerboden angepasst sind – und die sich in späteren Jahren schwer tun, wenn die Erde nicht gepflügt wird.

Viele heimische Wiesenpflanzen haben es überdies schwer, neben sogenannten „Kraftlackeln“ zu bestehen, die sich auf bereits überdüngten Gartenböden so richtig wohl fühlen und andere Arten verdrängen.

Keine Chemie verwenden!

Was keinesfalls zum Einsatz kommen sollte, sind chemische Unkrautvernichtungsmittel. Herbizide, Pestizide und Kunstdünger belasten nämlich nicht nur den Garten, vernichten wichtige Pflanzen-und in der Folge viele Tierarten – sie gelangen letztendlich auch über den Boden in das Grundwasser.

Gürtelwiesen: Natürliche Vielfalt mitten in der Stadt

Naturnahe Wiesen gibt es in Wien übrigens auch mitten im dichtbebauten Gebiet: Auf den so genannten „Gürtelwiesen“. Für diese wurden beispielsweise am Margaretengürtel auf einem Wiesenstück speziell ausgewählte Samenmischungen ausgebracht und nach wenigen Jahren konnten bereits über 70 verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen werden. Das Projekt wurde im Rahmen des Projektes Netzwerk Natur der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 in Kooperation mit Bezirken am Gürtel durchgeführt – die Wiesenstreifen werden von den Wiener Stadtgärten (MA 42) behutsam gepflegt, gereinigt und nur selten gemäht, damit sich die Pflanzen- und Tierwelt ungestört entwickeln kann.

Auf diesen blühenden Gürtelwiesen entdeckt man in der Sommerzeit viele Insektenarten, darunter den Soldatenkäfer, die Wiener Sandbiene und verschiedene Kuckucksbienenarten. Auch der anmutige Hauhechel-Bläuling, eine Schmetterlingsart, die in den Randbezirken Wiens weit verbreitet, aber im dicht verbauten Stadtgebiet nur bei entsprechendem Nahrungsangebot zu finden ist, tummelt sich auf der grünen Gstätten.

Das Schutzprogramm Netzwerk Natur

"Wir sind sehr stolz darauf, mit den Gürtelwiesen im Sinne unseres Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramms Netzwerk Natur ein fast unberührtes Fleckchen Naturlandschaft mitten im dicht bebauten Stadtgebiet geschaffen zu haben, in dem Insekten und Vögel eine gute Form der Nahversorgung gefunden haben", freut sich Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22. Das Wiener Arten- Und Lebensraum-Schutzprogramm Netzwerk Natur ist im Wiener Naturschutzgesetz verankert: Mit vielfältigen Maßnahmen werden wichtige Lebensräume, etwa für Gebäudebrüter, in Feldlandschaften, Wiesen, Gewässern, Weingärten und Grünanlagen geschaffen und gesichert.

Die Ziele und Aktivitäten von Netzwerk Natur können im Themenstadtplan „Wien Umweltgut“ nachgelesen werden. www.umweltschutz.wien.at/naturschutz/biotop/netzwerk.html

Kochen mit Wildkraut

Viele wild wachsende Pflanzen sind übrigens auch köstliche Leckerbissen! Wertvolle und vor allem geschmackvolle Tipps zum Thema „Unkraut: nicht spritzen, sondern pürieren!“ bietet „die umweltberatung“ mit ihrer Broschüre „Wilde Sachen zum Selber-machen“: www.umweltberatung.at/unkraut-nicht-spritzen-sondern-puerieren

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