Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.07.2015:
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"Gewalt macht krank" Kampagne zur Sensibilisierung bei Gewalt gegen Frauen

Kampagne "Gewalt macht krank"

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Gesundheitsstadträtin Wehsely und Frauenstadträtin Frauenberger: Gewalt gegen Frauen ist hohes Gesundheitsrisiko


"Gewalt macht krank! Es gibt Hilfe, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder mit Ihrem Arzt!" ", unter diesem Motto stellen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und Frauenstadträtin Sandra Frauenberger eine Initiative des Wiener Programms für Frauengesundheit, des 24-Stunden Frauennotrufs, des Wiener Krankenanstaltenverbunds und der Wiener Ärztekammer vor, die die Schlüsselrolle von ÄrztInnen und des Krankenhauspersonals bei der Früherkennung und Prävention von häuslicher und sexualisierter Gewalt thematisiert. Zwei Poster wenden sich direkt an das Gesundheitspersonal bzw. in vier Sprachen an die Patientinnen selbst. Die Poster werden im niedergelassenen Bereich und in Spitälern aufgehängt.

"Wir wollen die Wiener Krankenhäuser und Ordinationen als erste Anlaufstellen kompetent für den Umgang mit Gewaltopfern machen. Dies erleichtert einerseits Diagnose und Therapie, andererseits kann aufmerksames Gesundheitspersonal mithelfen einer Patientin den Weg aus einer, oft jahrelangen, Gewaltbeziehung zu öffnen", sagt Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und weiter: "Die Kampagne will Personen im Gesundheitsbereich bewusst machen, welchen Beitrag sie bei der Früherkennung von Gewalt leisten könnten."

Früherkennung heißt Enttabuisierung und frühzeitige Hilfe

Jede 5. Frau in Österreich hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt. 20 Prozent der Frauen mit Gewalterfahrung werden auch in der Schwangerschaft von ihrem Partner körperlich misshandelt, stellt die Europäische Grundrechteagentur FRA fest. "Nicht zuletzt aus frauenpolitischer Sicht ist es äußerst wichtig, dass im Gesundheitsbereich genau hingeschaut wird", betont Frauenstadträtin Sandra Frauenberger. "Das Gesundheitspersonal kann dazu beitragen, Beziehungsgewalt und sexualisierte Gewalt zu enttabuisieren und Opfern frühzeitige Hilfe zukommen zu lassen", so Frauenberger, die auf den 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien verweist, der Frauen in Gewaltsituationen sowie Angehörige und Gesundheitspersonal rund um die Uhr berät.

Ärztinnen und Ärzte sowie KrankenhausmitarbeiterInnen sind häufig die ersten Personen, mit denen ein Opfer von Beziehungsgewalt oder sexualisierter Gewalt in Kontakt kommt: 27 Prozent der gewaltbetroffenen Frauen in Österreich suchen nach dem gravierendsten Vorfall von Beziehungsgewalt ein Spital oder eine Arztpraxis auf (FRA 2014). "Frauen mit Gewalterfahrung gehen nicht nur bis zu zehnmal öfter in ein Krankenhaus als nicht betroffene Frauen, sie wechseln auch häufig ihre Ärztin bzw. ihren Arzt, um möglichst anonym zu bleiben und den Täter zu schützen. Sie schweigen aus Angst vor dem gewalttätigen Partner, schämen sich oder geben sich selbst die Schuld, Opfer von Gewalt geworden zu sein", erläutert die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger die Zwangslage betroffener Frauen.

Wiener Krankenanstaltenverbund: Schulungen sensibilisieren das Spitalspersonal

"Wir wollen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinschauen statt wegzuschauen und ihre wichtige Rolle bei der Früherkennung von häuslicher und sexualisierter Gewalt wahrnehmen", erklärt Udo Janßen, Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV). Im Wiener Krankenanstaltenverbund findet in Kooperation mit dem Wiener Programm für Frauengesundheit eine interdisziplinäre Fortbildungsreihe statt, die die Rolle des Gesundheitspersonals bei der Früherkennung häuslicher und sexualisierter Gewalt thematisiert. Zusätzlich organisieren MitarbeiterInnen der Opferschutzgruppen in den einzelnen Krankenanstalten laufend Schulungen, um die KollegInnen im Umgang mit Gewaltopfern zu trainieren, Know-how zur gerichtlich verwertbaren Dokumentation zu vermitteln und einen Überblick über das Angebot von Opferschutzeinrichtungen außerhalb des Krankenhauses zu geben. Körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt verursacht behandlungsintensive Erkrankungen.

Neben Verletzungen und körperlichen Behinderungen können auch chronische Unterbauchschmerzen, Frühgeburten, Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen auf eine Gewalterfahrung zurückgehen "Da die Identifizierung der eigentlichen Ursache nicht immer einfach ist wenn eine Patientin den Hintergrund einer Verletzung oder eines psychischen Problems verschweigt, ist es wichtig, Ärztinnen und Ärzte für die Dimensionen von Gewalt zu sensibilisieren, betont Doris Hinkel, Ärztin der Opferschutzgruppe im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Daher appelliert das Poster, das an die Ärztinnen und Ärzte adressiert ist: "Fragen Sie Ihre Patientin, ob sie Hilfe braucht!"

Poster bei ÄrztInnen und in Spitälern

Beide Poster werden niedergelassenen AllgemeinmedizinerInnen und GynäkologInnen zur Verfügung gestellt sowie ambulanten und stationären Bereichen, die am häufigsten von Gewaltopfern aufgesucht werden, nämlich Spitalsabteilungen für Unfall- und Notfallmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, HNO, Augenheilkunde, Dermatologie und Psychiatrie. Die Initiative "Gewalt macht krank!" verstärkt sichtbar die Botschaft der bereits im November vorgestellten "Checkliste bei Gewalt gegen Frauen", eines handlichen Reminder für das Gesundheitspersonal über den Umgang mit von Gewalt betroffenen Patientinnen. Diese Checkliste erinnert an die wichtigsten Schritte zu Gesprächsführung, Dokumentation und Spurensicherung, und enthält außerdem opferschutzrelevante Kontaktdaten für das Gesundheitspersonal. Posters und Checkliste sind erhältlich unter: frauengesundheit@ma15.wien.gv.at und beim Wiener Programm für Frauengesundheit, Tel. 01-4000- 87 163

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