Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.06.2015:
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Queer in Wien: Fast die Hälfte der LGBTIs ist am Arbeitsplatz nicht geoutet

Queer in Wien: Fast die Hälfte der LGBTIs ist am Arbeitsplatz nicht geoutet

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Frauenberger fordert einen Klimawandel gegen Homophobie und Transphobie


Am Mittwoch präsentierte Stadträtin Sandra Frauenberger die ersten Ergebnisse der Studie "Queer in Wien - Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen (LGBTIs)", die von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) in Auftrag gegeben wurde. Die vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführte Befragung, an der sich 3161 TeilnehmerInnen online beteiligt haben, umfasst die Bereiche Lebensbedingungen in Wien, Outing, Diskriminierungserfahrungen, Gesundheit und die Zufriedenheit mit den Angeboten der Stadt. Frauenberger dazu: "Wir haben in Wien einen sehr hohen Anspruch an uns: Wir wollen Regenbogenhauptstadt sein. Das bedeutet genau hinzuschauen, um zu wissen, wo die Probleme liegen. Darum haben wir diese erste umfassende Studie zur Lebenssituation von LGBTIs in Wien in Auftrag gegeben."

Weitere Ergebnisse der Studie "Queer in Wien" werden im Herbst erwartet, die bisherigen Erkenntnisse werde die Stadt nutzen, um die Antidiskriminierungsarbeit der Stadt weiterhin treffend auszurichten, so Frauenberger. Besonders Diskriminierungen im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz müssen im Fokus stehen: "Wir brauchen einen Klimawandel! In den Öffis, am Arbeitsplatz und auf der Uni darf Homophobie und Transphobie nicht mehr zum Umgangston gehören. Wer beobachtet, wie ein lesbisches Pärchen angegriffen wird, weil es Händchen hält, muss Haltung zeigen und sich laut und deutlich gegen Attacken einsetzen. Ausgrenzende müssen begreifen, dass ihre Verletzungen nicht toleriert werden. Als Stadt Wien werden wir weiterhin stark gegen Homo- und Transphobie eintreten."

Ergebnisse zum Bereich "Arbeitsplatz"

Fast die Hälfte der TeilnehmerInnen (48%) ist am Arbeitsplatz nicht vollständig geoutet, 8% sind bei allen KollegInnen geoutet, 10% bei allen Vorgesetzten. Es gibt dabei keine Unterschiede zwischen schwulen Männern und lesbischen Frauen. 14% haben sich in den letzten 12 Monaten im Job diskriminiert gefühlt oder wurden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität gemobbt bzw. belästigt.

Ergebnisse zum Bereich "Öffentlicher Raum"

Die deutliche Mehrheit der Befragten fühlt sich in ihrem Umfeld bzw. Grätzel mit ihrer sexuellen Orientierung/ihrer Geschlechtsidentität völlig sicher bis sicher. 27,8% haben in den letzten 12 Monaten in Wien (z.B. Straße, öffentliche Verkehrsmittel, Lokale,…) Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität gemacht. Dabei gibt es keinen relevanten Unterschied zwischen schwulen Männern und lesbischen Frauen, außer dass Frauen stärker auch wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden. Diskriminierungen werden zumeist ignoriert oder die Betroffenen wehren sich direkt in der Situation, selten kommt es zu Anzeigen oder Unterstützung durch Beratungsstellen. 79% der Befragten geben an, dass sie im öffentlichen Raum aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität beschimpft wurden. Ein Viertel war sexualisierten Übergriffen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt, 20% gaben an, körperlich attackiert worden zu sein.

Ergebnisse zu den Angeboten der Stadt

52% kennen die Angebote der WASt (Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen), vor allem die Bereiche Beratung und Veranstaltungen. Die Befragten waren sehr zufrieden mit LGBTI-spezifischem Kulturangebot, Sicherheit im öffentlichen Raum, Anonymität der Großstadt, Community-Einrichtungen und den Beziehungen sowie FreundInnen. Eher nicht zufrieden sind die Befragten mit der Verpartnerung. Eine hohe Zufriedenheit gibt es mit den Einrichtungen der Stadt Wien, an erster Stelle mit den Wiener Linien. Für die Zukunft wünschen sich die TeilnehmerInnen mehr Aufklärung besonders an Schulen, Angebote für LGBTIs im Alter und weitere Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.

Wolfgang Wilhelm, Leiter der WASt, zur Studie: "Die Erkenntnisse aus der Studie helfen der Stadt Wien nicht nur dabei, die Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen weiter zu verbessern, sondern auch die künftige Arbeit an den konkreten Ergebnissen der Studie zu orientieren."

(Schluss) grs

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