Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 01.06.2015:
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Ergebnis des Wiener Lesetests: Immer bessere LeserInnen an Schulen

"Die Ergebnisse des Wiener Lesetests 2015 zeigen deutlich, dass Leseförderung wirkt. So verbesserten sich die Leseleistungen der heurigen 4. Klassen, somit jener Kinder, die als erste seit Start der Wiener Leseoffensive im Jahr 2011 in den Genuss der umfassenden vierjährigen Leseförderung an Wiens Volksschulen gekommen sind, deutlich gegenüber Tests in den Jahren zuvor. Dennoch bleibt viel zu tun, um die Zahl der Risikoleser weiter zu senken", stellten Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl und Bildungsforscher Günter Haider im Rahmen einer Pressekonferenz heute fest.

Ablauf und Aufbau des Wiener Lesetests

Wissenschaftlich von Bildungsforscher Haider unterstützt, präsentierte sich der "Wiener Lesetest 2015" mit neuen Schwerpunkten. So wurde mit dem neuen Test nicht nur ein IST-Zustand festgehalten, sondern insbesondere der Fokus auf die nachfolgende Förderung und die individuelle Verbesserung der Leseleistungen gelegt. Dies gelingt unter anderem durch den 2-phasigen Aufbau des Lesetests. So fand im Jänner ein freiwilliger (jedoch empfohlener) Vortest statt, bei dem alle Schulen sich im Testformat des eigentlichen Lesetests im April üben konnten und der ein rasches erstes Feedback über die Lesekompetenz (und eine Empfehlung für weitere Förderschwerpunkte) gab.

Am 22. April dann startete der eigentliche Lesetest und konnte von den Schulen bis zum 29. April durchgeführt werden. Bewusst wurde er über zwei Kalenderwochen gelegt, damit jede Schule den für sie optimalen Testtag wählen konnte. Insgesamt wurden 15.279 SchülerInnen der 4. Klassen an allen 267 öffentlichen und privaten Volksschulen getestet (insgesamt 693 Klassen). Die Dauer des Tests betrug 40 Minuten.

Ergebnis 4. Schulstufe (Volksschule)

Verteilung aller SchülerInnen auf dem 3-stufigen Kompetenzstufenmodell im Jahr 2015:

  • 12,4 % (1.848 Personen) befinden sich auf Stufe 1 (schwächste Stufe).
  • 16,2 % (2.404 Personen) befinden sich auf Stufe 2.
  • 71,3 % (10.561 Personen) befinden sich auf Stufe 3.

Gegenüber dem Lesetest 2013 bedeutet dieses Ergebnis, dass sich die Prozentzahl der leseschwachen SchülerInnen von 18,6 % (2013) auf 12,4% (2015) und somit um 6,2 Prozent reduziert hat. In der Gruppe der leseschwächsten SchülerInnen machen Kinder deutscher Muttersprache etwa 1/3 aus. Umgekehrt konnte aber auch die Zahl der lesestarken SchülerInnen (Kompetenzstufe 3) deutlich gesteigert werden. In der Gruppe der besten Leser liegt der Anteil der Kinder nicht-deutscher Muttersprache bei 16 Prozent.

Grund für die Steigerung der Lesekompetenz der Wiener SchülerInnen: Die 2015 getesteten SchülerInnen sind die erste Generation, die ihre gesamte Volksschulzeit über in Leseprogrammen gefördert wurden (Maßnahmen zum phonologischen Bewusstsein, spezielle Leseintensivkurse für leseschwache Kinder, 8-Buchstaben-Test, Maiüberprüfung etc.). Zugleich wies Haider darauf hin, dass bei gleicher "Schwierigkeit" des Tests diesmal bei der Auswahl der Texte gegenüber früheren Lesetests stärker auf die konkrete Lebenswelt von Kindern in Wien Rücksicht genommen wurde (frühere Lesetests bestanden hauptsächlich aus in der "bundesdeutschen Sprach- und Lebenswelt" beheimateten Test-Items). Inhaltlich sei die Vergleichbarkeit aber durch die Struktur und den gleichen Aufbau von Texten und Fragen gegeben. Überdies werde der "Wiener Lesetest" durch eine Trendstudie begleitet, deren Ergebnisse im Laufe des Sommers vorliegen.

Weitere Vorgangsweise

In den nächsten Tagen bekommen die SchülerInnen und Eltern das individuelle Ergebnis (im Vergleich zum Wiener Gesamtergebnis) übermittelt. Durch eine Weitergabe der Lesetestergebnisse an die weiterführende Schule (durch die Eltern) wird sichergestellt, dass die nötige Leseförderung auch längerfristig garantiert ist. So können gezielte Maßnahmen zur Förderung des Lesens und des Textverständnisses ergriffen werden.

Die in der "Wiener Leseoffensive" zusammengefassten Fördermaßnahmen beinhalten dabei sowohl Intensivlesekurse für leseschwache SchülerInnen, das Projekt Lesepaten (bereits 1.500 ehrenamtliche Lesepaten an Wiens Schulen) und zahlreiche weitere Leseinitiativen als auch natürlich die von der Stadt Wien initiierte "Förderung 2.0" (Gratis-Nachhilfe). Überdies bietet der Wiener Stadtschulrat für Kinder, die beim Wiener Lesetest schlecht abgeschnitten haben, schon jetzt im Sommer Gratis-Lesekurse an -diese werden in Kooperation mit der Stiftungsverwaltung der Stadt Wien und der VHS Wien veranstaltet. Ein weiteres Sommer-Leseförderangebot für Kinder von 7 bis 14 Jahren wird von der Stadt Wien und dem Verein Interface angeboten. (schluss) ssr

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