Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.04.2015:
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Fachkonferenz Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur im Rathaus

Fachkonferenz Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur im Rathaus

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Oxonitsch und Frauenberger ziehen Bilanz und präsentieren weitere Vorgehensweise


Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger und Jugendstadtrat Christian Oxonitsch eröffneten heute die Fachkonferenz "Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur" in der Volkshalle des Wiener Rathauses. Im Rahmen von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Impulsreferaten erörtern die ExpertInnen des Wiener Netzwerkes zur Deradikalisierung und Prävention in Anwesenheit von 300 interessierten ZuhörerInnen ihre Arbeit und Strategien, um junge Menschen in Wien vor radikalen Tendenzen zu schützen.

Stadtrat Christian Oxonitsch zog bei der Eröffnung Bilanz über die bisherige Arbeit des Wiener Netzwerkes: "Wir setzen auf Prävention. So wurden etwa bereits im Sommer 2014 qualitativ hochwertige Schulungen entwickelt und seit vergangenem Herbstbeginn angeboten. Bisher haben rund 1.400 JugendarbeiterInnen, SozialarbeiterInnen, und LehrerInnen an dem Schulungsprogramm teilgenommen. Seit dem Frühjahr 2015 bietet zusätzlich auch die Pädagogische Hochschule umfangreiche Schulungsangebote im Bereich Extremismus und Präventionsarbeit. Und auch die MA 11, MA 13 sowie MA 17 bieten spezifische Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen zum Thema Extremismus und Prävention an."

Auch Stadträtin Frauenberger zog Bilanz und wagte einen Ausblick in Richtung zukünftiger Weiterentwicklung der städtischen Präventions- und Deradikalisierungsarbeit: "Die Stadt Wien setzt in diesem Bereich nicht auf punktuelle Angebote sondern auf eine ganzheitliche Strategie und ein vernetztes Vorgehen. Wir evaluieren unsere Maßnahmen und entwickeln sie ständig weiter. Und so freut es mich, dass wir in Zukunft neben dem jetzt etablierten Netzwerk auch auf ein neues Expert_Forum zählen können. Es wird aus insgesamt 14 ExpertInnen bestehen, die die Stadt fachlich und strategisch unterstützen und an der Erarbeitung von Handlungsempfehlungen mitwirken. Gemeinsam werden wir die Arbeit des Netzwerks, die Schulungen sowie Beratungen entscheidend vorantreiben!"

Weitere Maßnahmen und Anlaufstellen

Zentrale Informations- und Anlaufstelle für Jugendliche, Eltern und LehrerInnen ist die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA). Individuelle Einzelfall-Betreuung durch Jugend- und SozialarbeiterInnen findet außerdem in den Jugendzentren, den Regionalstellen der MAG ELF sowie den zahlreichen Angeboten der außerschulischen Jugendbetreuung statt. Weitere Maßnahme ist die Unterstützung von Familien bei der Bewältigung des Alltagslebens durch Familien- und Schulsozialarbeit, Schul- und Familienpsychologie und die Jugendarbeit. In Schulklassen findet Auseinandersetzung mit dem Thema Radikalisierung durch viele engagierte LehrerInnen statt.

Ein Jahr Wiener Netzwerk zur Deradikalisierung und Prävention

Ein neuer Trend der Radikalisierung junger Menschen machte es dringend notwendig, Strategien und Maßnahmen zur Prävention zu entwickeln. Die Stadt Wien hat darum vor über einem Jahr reagiert, und als erstes Bundesland die Schaffung eines Wiener Netzwerkes zur Deradikalisierung und Prävention beauftragt. All das geschah noch vor der Einrichtung der Hotline des Familienministeriums im vergangenen Dezember. Unter der Koordination der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft wurde ein Netzwerk aus ExpertInnen der MA 10 (Kindergärten), MA 11 (Kinder und Jugendhilfe), MA 13 (Bildung und Jugend), MA 17 (Integration und Diversität) und dem Wiener Stadtschulrat eingerichtet. Ziel war und ist es, unter Nutzung der vorhandenen Ressourcen der Organisationen der Stadt, Strategien und Vorschläge zu erarbeiten, wie die Wiener Jugendlichen am besten vor radikalen Entwicklungen geschützt werden können. All die ExpertInnen der Stadt arbeiten zusammen sowohl auf der Grundlage des Wiener Jugendschutzgesetzes als auch der Kinder- und Jugendrechte

Expert-Forum Prävention, Deradikalisierung und Demokratiekultur

Nicht die unbestritten wichtigen Sicherheitsaspekte sollen bei Debatte und Analyse des jugendlichen Extremismus im Vordergrund stehen, sondern die Fragen und Herausforderungen, vor denen Kinder und Jugendliche sowie die Gesamtgesellschaft und Politik stehen. Lösungen auf den verschiedensten Ebenen und für alle Seiten von Betroffenen und Involvierten sind zu suchen, um ein Zusammenleben jenseits von Paternalismus, Relativismus und wertneutraler Diversität zu finden. Der inhaltlich-analytische Motor auf dieser Suche soll das eigens für diese Aufgaben geschaffene Expert_Forum Prävention, Deradikalisierung & Demokratiekultur sein.

Mitglieder sind: Ednan Aslan, Eva Grabherr, Kenan Güngör (Vorsitz), Hakan Gürses, Haiko Heinisch, Patricia Hladschik, Mouhanad Khorchide, Rüdiger Lohlker, Andreas Peham, Thomas Schmidinger, Birgit Sauer, Edit Schlaffer und Manuela Smertnik

Inhaltlich soll sich das Expert_Forum u.a. mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen:

  • Wie kann und soll die Stadt mit Strömungen, Netzwerken und Institutionen umgehen, die mit nationalistischen bzw. religiös begründeten Ungleichwertigkeits-Ideologien arbeiten und mit diesen v.a. unter Kindern und Jugendlichen Einfluss nehmen?
  • Wie kann unter der Bedingung des Rechts auf institutionalisierte Religionsausübung die Entwicklung und Verfestigung problematischer Parallelstrukturen verhindert werden?
  • Wie können Problemlagen benannt, sorgsam und zugleich wirksam angegangen werden, ohne eine indirekte, z.T. weitere Stigmatisierung bestimmter Gruppen zu begünstigen?
  • Was heißt das für den Diversitätsansatz der Stadt Wien? Wie könnte ein Diversitäts-verständnis aussehen, das die Stärken und Potenziale sichtbar macht und stärkt, ohne aber Problemlagen unter zu belichten?

(Schluss)

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