Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 11.03.2015:
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"Migration sammeln" – Stadt Wien startet Sammlung der Wiener Migrationsgeschichte

„Migration sammeln“ – Stadt Wien startet Sammlung der Wiener Migrationsgeschichte

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Frauenberger: "Aufarbeitung von wesentlichen Teilen der Geschichte Wiens"


"Wie die Geschichte jeder Großstadt, ist auch die Geschichte Wiens entscheidend von Migration geprägt. Sie ist ein bedeutender Teil unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es ist höchste Zeit, das auch entsprechend aufzuarbeiten", erklärt die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger bei der heutigen Präsentation von "Migration sammeln". Das Projekt wurde gemeinsam von Stadt Wien und Wien Museum ins Leben gerufen. Bis Mitte 2016 soll eine Sammlung von museumsrelevanten Objekten aus der Zeit seit der Anwerbung von "GastarbeiterInnen" in den 1960er Jahren entstehen. Ziel ist es, ein bedeutendes Kapitel der jüngeren Geschichte der Stadt aufzuarbeiten und die Lebenszeugnisse einer ganzen Generation von Wienerinnen zu sichern. "Wien ist eine Stadt der Vielfalt. Mit "Migration sammeln" tragen wir dem ein weiteres Mal Rechnung und wollen den Beitrag von Migration zum Erfolg Wiens veranschaulichen", so Frauenberger.

Wien Museum als logischer Ort für die Sammlung

Die Organisation der Sammlung wurde von der Wiener Integrations-und Diversitätsabteilung (MA 17) in Zusammenarbeit mit dem Wien Museum übernommen. "Die Geschichte der Stadt und ihrer Kulturen wird im Wien Museum nicht als homogenisierter Prozess gesehen. Alltagskultur und ´Geschichte von unten`, stellen seit mehr als zehn Jahren einen Schwerpunkt des Museums dar" erklärt Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums. Die unterschiedlichsten Aspekte von Migration spielen immer wieder eine Rolle in den Ausstellungen des Museums. Auch beim Sammeln konzentriert sich das Museum verstärkt auf Objekte zu und von Teilen der Bevölkerung, die oft noch immer unterrepräsentiert sind. "Insofern freut es uns sehr, dass mit dem Projekt "Migration sammeln" eine Vertiefung dieser Sammlungstätigkeit ermöglicht wird, welche die Vielfalt der Stadt Wien widerspiegelt", so Wolfgang Kos weiter.

Türkischer Tee, Audiokassette, Fotoaufnahmen - Objekte erzählen Geschichten

Für das Konzept und die Durchführung des Projekts wurde mit Arif Akkiliç, Vida Bakondy, Ljubomir Bratic und Regina Wonisch ein qualifiziertes Team mit vielfältiger Erfahrung beauftragt. Gesammelt werden Gegenstände und Fotos, die die Migrationsgeschichte widerspiegeln und den Einfluss dieser auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung der Stadt Wien repräsentieren. Die Stadt ist dabei auf Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Personen und Vereinen sowie sonstigen Strukturen der Zivilgesellschaft angewiesen: "Um die gemeinsame Geschichte der Wienerinnen und Wiener zu vervollständigen, ist die intensive Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Communities und Vereinen im Sammelprozess unerlässlich", erklärt Vida Bakondy, Projektleiterin von "Migration sammeln". Zurückgegriffen werden kann dabei auf vielfältige Projekterfahrungen und persönliche Netzwerke des Projektteams. Geplant sind etwa Formate wie Erzählcafés, in denen es zu einem gegenseitigen Austausch über Migrationsgeschichten sowie Sammlungsstrategien kommt. Migrationsgeschichte wird im Projekt als Geschichte eines gesamtgesellschaftlichen Wandels verstanden, der die gesamte Stadt, ihre Bevölkerung aber auch die Beziehungen zu den Herkunftsländern der MigrantInnen betrifft.

Exemplarisch dafür stehen zwei Objekte, die im Rahmen der Pressekonferenz vorgestellt werden. So wird mit "Karadeniz", einem türkischen Tee aus Österreich, unter anderem ein Stück Konsumgeschichte und die Entwicklung migrantischer Ökonomien dargestellt. Der Tee symbolisiert den Wunsch nach in der alten Heimat üblichen Produkten, gleichzeitig hat er auch die Konsumkultur in der Türkei beeinflusst und ist mittlerweile ein gern gesehenes Gastgeschenk.

Als weiteres Beispiel dient eine Audiokassette mit jugoslawischen Volksliedern, die von jugoslawischen Banken mit Filialen in Österreich als Werbegeschenk vergeben wurde. "Die Musikkassette erlaubt nicht nur einen Einblick in den Mitte der 1980er Jahre populären Musikgeschmack von jugoslawischen MigrantInnen in Österreich, sie zeugt auch von der bedeutenden Rolle, die ArbeitsmigrantInnen als Wirtschaftsfaktor für das Herkunftsland darstellten" erklärt Ljubomir Bratic vom Projektteam.

Ich freue mich sehr, dass dieser Teil der Geschichte Platz in der Sammlung des Wien Museums und somit im kulturellen Erbe der Stadt erhält!" schließt Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger.

Rotgrünes Vorzeigeprojekt

Unterstützung fand das Projekt von Beginn an vor allem von Seiten der IntegrationssprecherInnen der Regierungsparteien SPÖ und Grüne, die in "Migration sammeln" ein Vorzeigeprojekt des rotgrünen Wien sehen. "Vor 50 Jahren sind die ersten GastarbeiterInnen nach Wien gekommen. Sie haben Wien mitgeprägt und sind Teil unserer Geschichte. Ich freue mich sehr, dass dieser Teil der Geschichte Platz in der Sammlung des Wien Museums erhält", erklärt Gemeinderätin Safak Akcay von der SPÖ. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Grüne Gemeinderat Senol Akkilic: "Seit Jahrzehnten haben alle WienerInnen ungeachtet ihrer Herkunft eine gemeinsame Geschichte entwickelt, die nun mit der Aufbereitung der Stadt- und Migrationsgeschichte dokumentiert und archiviert wird. Dies ist ein Meilenstein in der Stadtpolitik, um eine kollektive Erinnerungskultur zu schaffen und unser Wir-Gefühl als WienerInnen zu stärken." (Schluss)

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