Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.10.2014:
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Mozarthaus Vienna: Mozarts Clavichord in Wien

Mozarthaus Vienna: Mozarts Clavichord in Wien

Copyright: Internationale Stiftung Mozarteum

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Ab 28. Oktober 2014 präsentiert das Mozarthaus Vienna, ein Museum der Wien Holding, in einer Kooperation mit der Stiftung Mozarteum Salzburg das Original-Clavichord von Wolfgang Amadé Mozart, das sonst in Mozarts Geburtshaus in Salzburg ausgestellt ist. Gemäß einem eingeklebten handschriftlichen Zertifikat von Constanze Mozart hat der Komponist seine letzten Werke wie die "Zauberflöte", "La clemenza di Tito" und das "Requiem" darauf komponiert. Aus dem Nachlass seines jüngeren Sohnes Franz Xaver Mozart kam das Clavichord in den Besitz der Stiftung Mozarteum Salzburg, die das wertvolle Instrument nun dem Mozarthaus Vienna als Leihgabe für zwei Wochen überlässt, womit es erstmals seit der Mozartzeit wieder in Wien und in der einzig erhaltenen Wiener Wohnung Mozarts zu sehen und zu hören sein wird. Das Clavichord wird jeweils am Sonntag, den 2.11.2014 sowie am 9.11.2014 um 11 Uhr angespielt.

Sensibles Arbeitsinstrument

Aufgrund seiner einfachen Bauweise wurde das Clavichord über viele Jahrhunderte als ein robustes Klavierinstrument geschätzt. Mit der Erfindung des Fortepianos, aus dem sich allmählich das moderne Klavier entwickelte, trat das Instrument um 1800 in den Hintergrund. Eine letzte Blüte feierte das Clavichord wegen seines gestaltungsfähigen, wenn auch schwachen Tons in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Norddeutschland, da sich in seinen Klängen der spielende Komponist ausleben und seine handverlesenen Zuhörerinnen und Zuhörer zu Tränen rühren konnte. In Süddeutschland und Österreich schätzte man zu dieser Zeit das Clavichord hingegen vor allem als ein leicht zu stimmendes Arbeitsinstrument und verwendete es zum Üben, aber auch zum Komponieren.

Beim Clavichord wird die Saite beim Niederdrücken der Taste durch eine am Ende der Taste fest angebrachte Tangente berührt und dabei zugleich aus ihrer gedämpften Ruheposition gehoben. Das außerordentlich leise Instrument reagiert sehr sensibel auf den Tastendruck, was sich Spielerinnen und Spieler bei der Bebung, einem Tremolo, das auf anderen Klavierinstrumenten gar nicht erzielt werden kann, zunutze machen. Beim Cembalo werden die Saiten hingegen mit einem Rabenkiel angerissen und beim Hammerklavier - wie der Name schon sagt - mit Hämmerchen angeschlagen. Die Mozart-Familie hat wie alle Zeitgenossinnen und Zeitgenossen Clavichorde immer genutzt, aber es überrascht die meisten, die Mozart kennen und lieben vielleicht doch, dass der Komponist und stolze Besitzer eines vorzüglichen Hammerklaviers noch kurz vor seinem Tod ein Clavichord erworben hat. Constanze bezeugt, dass er an diesem Instrument in den letzten Monaten seines Lebens Werke wie Die Zauberflöte, La clemenza di Tito und das Requiem geschrieben hat.

Seit über 200 Jahren erstmals wieder in Wien

Das schlichte (141 cm breite, 46 cm tiefe und 78 cm hohe) Instrument aus poliertem Nussbaumholz steht auf vier Rundbeinen. Es weist keinen Erbauernamen auf, dürfte aber in den 1780er-Jahren in Österreich oder Böhmen hergestellt worden sein. Abweichend von modernen Klavieren sind die Untertasten aus dunkel gebeiztem Buchsbaum gefertigt und die hellen Obertasten sind mit Plättchen aus Bein belegt. Der Umfang von fünf Oktaven (Kontra-F bis f''') stimmt mit dem von Mozarts Hammerflügel (Gabriel Anton Walter, Wien, um 1780) überein. Material und Verarbeitung zeigen, dass es sich um ein gutes Gebrauchsinstrument handelt.

Beim Umzug Constanze Mozarts mit ihrem zweiten Ehemann Georg Nikolaus Nissen nach Kopenhagen wurde das Clavichord 1810 in Wien untergestellt; sie erhielt es anlässlich eines Besuches ihres Sohnes Franz Xaver Wolfgang in Salzburg zurück, wie sie am 11. August 1829 in ihrem Tagebuch mit sichtlicher Rührung vermerkte. Bald nach ihrem Tod gelangte es im Jahre 1844 als Teil des Nachlasses ihres Sohns an den unmittelbaren Vorläufer der Stiftung Mozarteum Salzburg, den 1841 ins Leben gerufenen Dom-Musikverein und Mozarteum. Um 1941 wurde das Clavichord durch die Firma Rück in Nürnberg, die damals auf dem Gebiet historischer Tasteninstrumente führend war und zuvor schon den Walter-Flügel restauriert hatte, überholt, "um dem Verfall des Instruments vorzubeugen".

Mozarts ganz privates Instrument

Während Mozart den Walter-Flügel für seine öffentlichen Konzerte einsetzte, ist das Clavichord immer sein privates Instrument geblieben. Auf den schwachen, aber durchaus formbaren Ton des Instruments müssen sich Zuhörerinnen und Zuhörer einlassen. Doch schon nach wenigen Takten ist zu spüren, dass dieses Clavichord trotz seines begrenzten Klangvolumens eine große dynamische Spannweite aufweist und uns ganz nah an Mozart heranführt, nicht an den "öffentlichen" Mozart, der mit seinen Klavierkonzerten und Improvisationen vor seinem Publikum brillierte, sondern an den "privaten" Mozart im Kreis der Familie und seiner allerengsten Freundinnen und Freunde.

"Auf diesem Clavier hatte mein seliger guter Mann componirt die Zauberflöte, la Clemenza di Tito, das Requiem und eine neue Freimaurer Cantate in Zeit von 5 Monaten. Dieses kann ich bestätigen als seine Witwe Constanze, Etatsräthin von Nissen, gewesene Witwe Mozart."

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