Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.04.2014:
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Wiens Kongress-Bilanz 2013: auf hohem Niveau, aber kein Rekord

Trotz leichter Zuwächse bei Veranstaltungen und TeilnehmerInnen konnte Wien 2013 seine Rekord-Kongressbilanz 2012 nicht brechen, weil weniger Nächtigungen und Wertschöpfung bewirkt wurden. Dies berichtete Tourismusdirektor Norbert Kettner bei der am Freitag, 25. April gemeinsam mit dem Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus Christian Mutschlechner abgehaltenen Pressekonferenz. Als Gastredner referierte Peter Baierl, Executive Director der Europäischen Gesellschaft für Radiologie, über den im März abgehaltenen Radiologie-Kongress. Dieser tagt ausschließlich in Wien und feierte heuer sein 20-Jahre-Jubiläum.

Über das Ergebnis der Kongressstadt Wien 2013 zog Kettner folgendes Resümee: "Die Anzahl aller 2013 in Wien abgehaltenen Kongresse und Firmenveranstaltungen hat sich gegenüber 2012 leicht erhöht; es waren insgesamt 3.389, das sind um 13 Stück mehr als im Jahr davor. Es hat auch etwas mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei gegeben, und mit deren Zuwachs um 1 Prozent auf 501.337 ist erstmals eine halbe Million überschritten worden. Das sind zwar Bestwerte, doch sie haben keine Rekord-Bilanz bewirkt. Denn die durch den Kongress- und Tagungssektor ausgelösten Nächtigungen sind gegenüber 2012 um 8 Prozent auf 1.401.888 gesunken, und die Wertschöpfung von 832,17 Millionen EURO war um 9 Prozent geringer als 2012. Die durch Wiens Kongress- und Tagungsgeschäft gesicherten Ganzjahresarbeitsplätze haben sich im selben Ausmaß auf knapp 16.000 verringert."

Auf die Ursache dieser inhomogenen Entwicklung ging der Tourismusdirektor folgendermaßen ein: "Es lag an den internationalen Kongressen; sie spielen in Wiens Tagungsgeschäft eine dominante Rolle und haben 2013 atypische Merkmale aufgewiesen. Zum einen ist ihre Anzahl seit 2008 erstmals zurückgegangen, zum anderen waren sie auch schwächer besucht, und überdies hat es noch nie so viele mit nur eintägiger Dauer gegeben wie 2013. Auch 2012 waren sie schon atypisch, aber in genau umgekehrter Richtung: Ihr Aufkommen ist in Wien üblicherweise in geraden Jahren schwächer, in ungeraden stärker. Das hängt zusammen mit gewissen Zyklen der großen, global 'wandernden' Kongresse bei der Destinationswahl. Ganz entgegen dieser 'Regel' haben wir 2012 einen Rekord an internationalen Kongressen verzeichnet und 2013 einen Rückgang. Ob hier ein Zyklen-Wechsel stattfindet, oder das einfach 'Ausreißer'-Jahre waren, wird sich erst herausstellen. Unser Vienna Convention Bureau wird den Ursachen auf den Grund gehen und die Erkenntnisse daraus verwerten. Allen in der Wiener Tagungsindustrie Agierenden gebührt jedenfalls ein großes Dankeschön, denn ihr wie immer exzellenter Einsatz hat 2013 für ein Ergebnis gesorgt, dessen hohes Niveau Wien auch ohne Rekorde erneut als eine Top-Destination im weltweiten Kongressbetrieb bestätigt."

Umsatzstarkes Publikum: durchschnittliche Tagesausgaben 483 Euro pro Gast

Die 2013 in Wien abgehaltenen 3.389 Veranstaltungen teilen sich in folgende Kategorien auf: 1.221 waren Kongresse (+ 7 Prozent), 544 davon nationale (+ 24 Prozent) und 677 internationale (- 4 Prozent), 2.168 (- 3 Prozent) waren Firmenveranstaltungen (Tagungen und Incentives), von denen 819 nationaler Provenienz waren (- 18 Prozent) und 1.349 internationaler (+ 9 Prozent). Zusammen trugen sie mit 1.401.888 Nächtigungen 11 Prozent zu Wiens Gesamtnächtigungsergebnis 2013 bei, und die durchschnittlichen Ausgaben der zu ihnen angereisten 501.337 TeilnehmerInnen (+ 1 Prozent) lagen bei rund 483 Euro pro Kopf und Nächtigung (Vergleichswert sämtlicher Wien-BesucherInnen 2013: rund 250 Euro).

Österreichweit löste der Wiener Kongress- und Tagungssektor 2013 eine Wertschöpfung von 832,2 Millionen Euro (- 9 Prozent) aus. Dies berücksichtigt sämtliche inlandswirksamen Umsätze - sowohl die direkten Ausgaben der VeranstaltungsteilnehmerInnen, Veranstalter, Aussteller und Begleitpersonen als auch die von den Veranstaltungen verursachten Einnahmen in "vorgelagerten" Wirtschaftszweigen (z.B. Bauwirtschaft, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Druckereigewerbe, Banken, Versicherungen, Kommunikationsunternehmen etc.). An Steuereinnahmen erbrachte der Sektor insgesamt 234,5 Millionen Euro, wovon 154,4 Millionen an den Bund gingen, 28,1 Millionen an Wien, der Rest an die anderen Bundesländer beziehungsweise Gemeinden. Die Berechnungen dieser wirtschaftlichen und fiskalischen Effekte stammen von Consulting Dr. M. Stoff und basieren auf dem EVENT-MODEL-AUSTRIA (Autorin: (C) Dr. Martina Stoff-Hochreiner).

Zeit wird immer kostbarer: Trend zu eintägigen Kongressen

Wie stark die internationalen Kongresse auf die Gesamtbilanz von Wiens Tagungswirtschaft durchschlagen, verdeutlichen deren Beiträge zu den entscheidenden Kennzahlen: Bei einem Anteil von 20 Prozent an allen Veranstaltungen 2013 brachten sie 46 Prozent aller TeilnehmerInnen, 70 Prozent der Nächtigungen und 75 Prozent der Wertschöpfung in diesem Sektor. Damit erreichten sie zwar nicht ihre Rekordwerte von 2012, übertrafen aber alle anderen Jahre bisher. Eintägige Kongresse sind generell im Vormarsch, und bei den internationalen sind sie in den letzten zehn Jahren besonders signifikant gestiegen: Während 2004 nur 2 Prozent von ihnen so kurz waren, hat deren Anteil 2013 schon 15 Prozent betragen. Diesem weltweiten Trend kann man sich nicht entgegenstemmen, denn Zeit ist ein so kostbares Gut geworden, dass man damit in allen Lebensbereichen so sparsam wie möglich umgeht.

WienTourismus und Flughafen Wien gemeinsam unterwegs, um neue Direktflüge zu akquirieren

Damit Wien seine Top-Position unter den weltweiten Kongressmetropolen weiterhin behaupten kann, bedarf es, wie Kettner hervorhob, entsprechender Voraussetzungen, an denen beharrlich zu arbeiten ist: "Alle am Wiener Kongresswesen Mitwirkenden", betonte er, "leisten diesbezüglich hervorragende Arbeit. Sie werden von den städtischen und wissenschaftlichen Einrichtungen auch bestens unterstützt, ebenso von Austrian Airlines, die heuer mehr denn je in die Marketing-Kooperation mit uns investieren, und auch vom Flughafen. Mit ihm ist der WienTourismus seit 2013 gemeinsam unterwegs, um verstärkt Airline-Marketing zu betreiben. Dabei handelt es sich vor allem um Akquise-Verhandlungen über Neuaufnahmen von Direktverbindungen nach Wien. Im September werden wir zum zweiten Mal an der weltgrößten Messe für Strecken-Entwicklung, der "Routes World" in Chicago, teilnehmen, um Fluglinien von der Destination Wien zu überzeugen. Unsere Wachstumsstrategie für den Luftverkehr nach Wien unter besonderer Berücksichtigung von Langstreckenflügen ist für Wiens touristische Weiterentwicklung generell ein entscheidender Faktor, ganz besonders aber für den Kongresstourismus, denn 76 Prozent unserer Kongressgäste reisen per Flugzeug an, bei den internationalen Kongressen, deren Stellenwert schon dargelegt worden ist, sind es sogar 81 Prozent. Wie sehr hier Zeitersparnis - etwa durch raschestmögliche Anreise ohne Umsteigen - zum Thema geworden ist, geht aus den zuvor genannten Zahlen hervor."

Europäischer Radiologie-Kongress: 2014 zum 20. Mal in Wien

Unter Wiens internationalen Großkongressen ragt jener der Europäischen Radiologen (ECR) besonders hervor: Er ist nicht nur einer der größten medizinischen Kongresse weltweit, sondern er tagt ausschließlich in Wien, und zwar stets im Austria Center Vienna (ACV). Von 1991 bis 1999 wurde er alle zwei Jahre ab-gehalten, seit 2000 alljährlich - heuer von 6. bis 10. März und zum 20. Mal. Bei diesem Jubiläum verzeichnete er 20.010 TeilnehmerInnen aus 115 Ländern, und 300 Firmen präsentierten dabei auf über 26.000 m2 die größte medizinische Industrieausstellung aller Kongresse in Europa.

Peter Baierl, Executive Director der Europäischen Gesellschaft für Radiologie, berichtete darüber: "Auch bei der Jubiläums-Veranstaltung sind wir unserem Ruf als einer der modernsten medizinischen Kongresse der Welt gerecht geworden. So konnten erstmals in einem ,Multimedia Classroom' die neuesten Computeranwendungen für die Radiologie vor Ort unter fachkundiger Anleitung getestet und trainiert werden. Die größte technische Errungenschaft war aber wohl die Installation der ,ECR Live'-Plattform, auf der sämtliche Vorträge per Webstream übertragen wurden - gratis und in Echtzeit. Interessierte aus aller Welt hatten damit die Möglichkeit, den Kongress von zu Hause aus nicht nur zu verfolgen, sondern auch aktiv daran teilzunehmen: Die ,ECR Live Social Media Wall' gab ihnen Gelegenheit, sich mit Teilnehmenden und Vortragenden auszutauschen - per Facebook, Twitter oder Chat. Auch nach dem Kongress ist es nun möglich, die Vorträge ,on demand' anzusehen."

Licht- und Schattenseiten der Kontinuität

Die exklusive Konzentration des ECR auf Wien bringt Vorteile aber auch Herausforderungen mit sich und sie macht auch anspruchsvoll. Baierl dazu: "Über einen derart langen Zeitraum immer in derselben Destination zu tagen, erleichtert Vieles. Wir kennen alle Gegebenheiten der Stadt und des ACV in- und auswendig. Außerdem sind wir mit allen Partnern hier so effizient vernetzt und haben ein so hohes gegenseitiges Vertrauen aufgebaut, wie es nur in langjähriger Kooperation möglich ist. Andererseits ist es auch schwer, immer am selben Ort genug langjährig wiederkehrendes Publikum anzuziehen. Die Kongresswirtschaft ist in einem Umbruch, der in den nächsten Jahren empfindliche Änderungen auf uns zukommen lassen wird: Die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch unsere Industriepartner verändert sich, und man wird hier neue Wege begehen müssen. Die neuen Formen der Online-Kommunikation, die erwiesenermaßen bereits stark genützt werden, ermöglichen eine virtuelle Kongressteilnahme, und der Kongressgast muss nicht mehr unbedingt vor Ort sein. Das wirkt sich auf die Ansprüche jener, die dennoch anreisen, aus. Die Schönheit einer Stadt, ihre kulturellen Vorzüge und dergleichen, haben im Kongresswesen kaum noch Bedeutung, ausschlaggebend sind heute eine hervorragende Infrastruktur, exzellente Verkehrsverbindungen, ein ausgezeichnetes Hotelangebot und das alles zu einem angemessenen, leistbaren Preis. Wien hat hier ein hervorragendes Angebot, doch für unseren Kongress, der mit seiner alljährlichen Präsenz eine Ausnahmeerscheinung darstellt, sehe ich durchaus Optimierungspotenzial. Dies betrifft insbesondere die Kontingentpreise bei den Hotels und die Ticketpreise der öffentlichen Verkehrsmittel für unsere Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer. Ich setze diesbezüglich große Hoffnungen in die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten."

Flughafen Wien, CAT und AUA bieten Willkommen-Service für Großkongresse

Dass die Wiener Tagungsindustrie auf verlässliche Partner aus verschiedensten Bereichen zählen kann bekräftigte auch Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus: "Der Flughafen Wien", so berichtete er, "leistet zusätzlich zu seiner Kooperation mit dem WienTourismus im Airline-Marketing, auch weitere tatkräftige Mithilfe beim Vorantreiben von Wiens Kongressgeschäft, indem er einen neuen Service für Großkongresse anbietet. Deren Veranstalter legen immer größeren Wert darauf, ihren Kongress in der gewählten Destination nachdrücklich sichtbar zu machen - sowohl für die Einheimischen, ganz besonders aber auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das hebt einerseits das Prestige der Veranstaltung, hat aber auch den Effekt, dass sich deren Klientel gut betreut fühlt. Der Flughafen Wien begrüßt seit heuer bei Kongressen ab 5.000 Teilnehmenden die Anreisenden auf zwei großformatigen Infoscreens in der Gepäckausgabe-Halle. Dieses ,Willkommen-Programm' setzt sich anschließend noch fort, denn auch der City Airport Train macht dabei mit und integriert die Begrüßung in seine während der Fahrt in die Stadt gebotenen elektronischen Services. Für jene, die mit Austrian Airlines anfliegen, beginnt die ,Begrüßungs-Kette' schon früher, und zwar mit Durchsagen an Bord des Flugzeugs."

Highlights für Wiens Tagungsindustrie 2014

(Veranstaltung / TeilnehmerInnen / Zeit / Ort):

  • Tagung für Thrombose- u. Hämostaseforschung / 2.000 / 12. - 15.2. / Hofburg Vienna
  • Europäischer Radiologie-Kongress / 20.000 6. - 10.3. Austria Center Vienna
  • Euromeeting der Drug Information Association / 2.600 / 25. - 27.3. / Austria Center Vienna
  • Europa-Konferenz für Radiotherapie und Onkologie / 4.000 / 4. - 8.4. / Reed Messe Wien
  • Internationaler Wettbewerb für Handelsrecht / 2.600 / 11. - 17.4. / Juridicum
  • Europa-Konferenz für Sozialwissenschaftsgeschichte / 1.200 / 23. - 26.4. / Universität Wien
  • Europäische Geowissenschaftliche Union / 10.000 / 27.4. - 2.5. / Austria Center Vienna
  • Europäische Vereinigung für Diabetesforschunng / 18.000 / 15. - 19.9. / Reed Messe Wien
  • Europäische Petrochemie-Vereinigung / 1.800 / 4. - 8.10. / Intercontinental und andere Hotels
  • Europäische Gastroenterologie-Woche / 14.000 / 18. - 22.10. / Austria Center Vienna
  • Europäisches JungunternehmerInnen Festival / 2.000 / 29. - 30.10. / Hofburg Vienna
  • Europäischer Echokardiographie-Kongress / 3.500 / 3. - 6.12. / Reed Messe Wien

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