Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.11.2013:
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Anna Badora wird neue Intendantin des Volkstheater Wien

Anna Badora wird neue Intendantin des Volkstheater Wien

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Das Wiener Volkstheater bekommt eine neue Direktorin: Ab der Saison 2015/16 wird Anna Badora, derzeitig geschäftsführende Intendantin des Schauspielhaus Graz, die künstlerischen Geschicke des Hauses an der Zweierlinie lenken. Dies gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gemeinsam mit dem Vorsitzendenden des Volkstheaterstiftungsrates Wolfgang Ruttenstorfer, heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz bekannt.

Die erfolgreiche Regisseurin und erfahrene Theaterleiterin mit polnischen Wurzeln wechselt damit nach knapp zehnjähriger Tätigkeit am Schauspielhaus Graz, wo sie das Haus neu positioniert und international geöffnet hat, nach Wien. Hier will sie ein Volkstheater verwirklichen, "das der Diversität einer sich ständig wandelnden Gesellschaft und einer sich verändernden Stadtbevölkerung Rechnung trägt und die Zuschauer dort abholt, wo sie sich befinden."

Über ihre zukünftige Aufgabe sagte Anna Badora: "Ich weiß, wie außerordentlich schwierig das Volkstheater zu führen und erfolgreich zu machen sein wird. Dennoch habe ich für die Spielzeit 2015/2016 zugesagt. Es ist eine neue und riesige Herausforderung, auf die ich mich sehr freue, denn das Volkstheater besitzt sehr viel Potenzial. Der zeitgenössische Volkstheaterbegriff ist nicht nur vom nationalen Standpunkt aus zu denken. In einer globalisierten Welt stehen die Ereignisse, die in allen anderen Teilen der Welt stattfinden, in unmittelbarem Bezug zu uns", erläuterte sie ihre Vorstellungen. "Ich bringe als Erfahrung mit, dass es befruchtend ist, sich in der Vergewisserung über nationale Identität mit internationalen Partnern wie Yael Ronen, Andrzej Stasiuk oder Oliver Frljic zu verbinden. Die Konfrontation mit dem fremden Blick animiert uns, das Fremde im Eigenen zu suchen und umgekehrt. Gleichzeitig sind mir die Blickwinkel österreichischer Autoren und österreichischer Nachwuchsautoren unverzichtbare Orientierungsgrößen und Reibungsflächen für unsere Theaterarbeit."

Mailath: Idealbesetzung für das Volkstheater

"Das Wiener Parkett ist für Anna Badora kein unbekanntes Terrain. Als erste Frau hat sie vor vielen Jahren die Regieklasse des Max Reinhardt Seminars absolviert und kehrt nun nach einer erfolgreichen internationalen Karriere wieder nach Wien zurück", heißt der Kulturstadtrat die designierte Volkstheaterdirektorin willkommen.

Badora ist aus einem Auswahlprozess, an dem großartige internationale KandidatInnen genauso teilnahmen wie hoch interessante österreichische BewerberInnen, als Bestqualifizierte hervorgegangen. "Die erfolgreiche Regisseurin vereint reiche Führungserfahrung mit großer Neugierde auf das Neue und Innovative. Sowohl in ihrer Arbeit als Generalintendantin des Schauspielhauses Düsseldorf, als auch als Geschäftsführende Intendantin in Graz hat Anna Badora bewiesen, dass sie eine moderne Version eines Volkstheater praktiziert, indem sie mit regionalen Strukturen genauso zusammenarbeitet, wie mit überregionalen. Besonderes Augenmerk legte sie stets auf die Öffnung der Häuser für neue Künstler- und Zuschauergruppen. Damit entspricht sie zu hundert Prozent dem Anforderungsprofil, das wir für ein Wiener Volkstheater der Zukunft brauchen", betonte Mailath und fügte hinzu: "Anna Badora ist eine ebenso innovative wie erfahrene Theatermacherin und daher die Idealbesetzung für das Volkstheater. Dass sich eine Frau als Bestqualifizierte im Auswahlprozess durchgesetzt hat, freut mich natürlich ganz besonders."

Ruttenstorfer und Schottenberg gratulieren

Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfang Ruttenstorfer: "Ich freue mich sehr, innerhalb so kurzer Zeit mit Anna Badora für das Volkstheater eine herausragende Theaterpersönlichkeit als Direktorin bestellen zu können, der man die anspruchsvollen künstlerischen Herausforderungen des zweitgrößten Sprechtheaters Wiens gerne anvertraut. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ist es zu verdanken", so Ruttenstorfer, "dass diese Arbeit in den nächsten Jahren durch die zugesagte Unterstützung der Stadt Wien stabile Rahmenbedingungen erfährt und damit die großartige künstlerische Arbeit am Volkstheater mit Elan fortgesetzt werden kann." Außerdem dankte er der Findungskommission "die die gemeinsame professionelle Suche nach der/dem neuen Intendant/in für mich zu einer hochspannenden Zeit gemacht hat."

Auch Michael Schottenberg gratulierte zur Bestellung: "Mit Anna Badora wurde eine großartige, mutige und kluge Theatermacherin gefunden, der ich für ihre Arbeit am Volkstheater das Allerbeste wünsche."

Das Auswahlverfahren

Auf die öffentliche Ausschreibung im Oktober 2013 hatten 32 BewerberInnen aus dem gesamten deutschsprachigen Theaterraum ihre künstlerischen Konzepte eingereicht, 40 Prozent der in der engeren Wahl stehenden BewerberInnen kamen von Frauen. Zum Hearing wurden sieben KandidatInnen eingeladen. Der vom Stiftungsvorstand eingesetzten Findungskommission gehörten neben dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Ruttenstorfer und der Aufsichtsratsvorsitzenden Mag. Sabine Letz die designierte Intendantin der Wuppertaler Bühnen und derzeitige Chefdramaturgin am Volkstheater Wien Susanne Abbrederis, der Leiter der Kulturabteilung der Stadt Wien Mag. Dr. Bernhard Denscher, die Sektionschefin Kunst im BMUKK Mag. Andrea Ecker sowie die Burgschauspielerin Maria Happel an.

Biographie Anna Badora

Anna Badora, geboren in Tschenstochau/Polen, studierte als erste Frau Regie am Max-Reinhardt Seminar in Wien. Sie absolvierte Hospitanzen bei Giorgio Strehler und Assistenzen bei Peter Zadek, Klaus-Michael Grüber und Jürgen Flimm. Anschließend inszenierte sie in Basel, München, Wien und Darmstadt. Von 1991 bis 1996 war sie Schauspieldirektorin am Staatstheater Mainz und von 1996 bis 2006 Generalintendantin in Düsseldorf, wo sie zahlreiche internationale Projekte verwirklichte. 2006 wurde Badora geschäftsführende Intendantin am Schauspielhaus Graz, das sie in die "Union des Théâtres de l'Europe" (UTE) führte. Ihre letzten internationalen Projekte waren: 2008 "Blog TXT" Projekt und 2012 "Emergency Entrance" Projekt. Sie konnte renommierte Regisseure an das Haus binden, u. a. Yael Ronen, Oliver Frljic, Ingo Berk, Michael Simon, Krystian Lupa, Boris Nikitin, Wojtek Klemm, Viktor Bodó, Patrick Schlösser und Theu Boermans. 2010 wurde die Produktion "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" in der Regie von Viktor Bodó als erste Inszenierung des Schauspielhaus Graz zum Berliner Theatertreffen 2010 eingeladen. 2011 wurde Anna Badora als "Österreicher(in) des Jahres" in der Kategorie Kulturmanagement geehrt. Ihre Inszenierung von Autor Daniel Kehlmanns erstem Theaterstück "Geister in Princeton" wurde 2012 mit dem Nestroy-Theaterpreis für die 'Beste Bundesländer-Aufführung' ausgezeichnet. 2013 bekam Anna Badora von Bundesministerin Dr. Claudia Schmied den Berufstitel "Professorin" verliehen.

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