Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.11.2013:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Smarte Mädchen mit Benzin im Blut

Smarte Mädchen mit Benzin im Blut

Copyright: Marko Zlousic / BFI Wien

Download (0.34 MB)

Smarte Mädchen mit Benzin im Blut

Copyright: Marko Zlousic / BFI Wien

Download (0.36 MB)

Vier weibliche Lehrlinge machen ein "Smart City Coupé" mit Totalschaden wieder fahrtüchtig


"Können Mädchen alles?" Diese dreiste Frage ist heute beantwortet worden: "Ja, sicher!" Lehrmädchen der Lehrwerkstätte des BFI in der Göllnergasse im 3. Bezirk haben einen Totalschaden repariert und das Auto zum Laufen gebracht. Das zeigte die Präsentation des "Smart"-Projekts heute Vormittag: Innerhalb eines Lehrmonats zerlegten die vier Mädchen, im Zuge der überbetrieblichen Lehrausbildung, ein "Smart fortwo City Coupé", das als Totalschaden auf den Schrottplatz sollte. Unter der fachmännischen Anleitung von Teamleiter Kristyian Petrovic und Abteilungsleiter Robert Rapf fanden die jungen Frauen die schadhaften Teile, tauschten sie aus und setzten den Motor wieder richtig zusammen. Jetzt läuft der Smart wieder. Und zwar nicht nur als Lehrstück, sondern als bunter Werbeträger. Als Teil einer Kooperation mit dem Bank Austria Kunstforum (1., Freyung 8) hat der Künstler Matthias Seemann das Auto bunt besprayt. Repariert und verschönert wirbt der Smart für die bis 2. Februar 2014 laufende Ausstellung mit Werken von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat, der unter anderem Autoreifen besprayte. Im Gegenzug dürfen die Lehrlinge die Ausstellung im 1. Bezirk gratis besuchen.

Junge Benzinschwestern

"Schon mein Opa hat Autos repariert", erzählte Andrea Sochor, die im dritten Lehrjahr in der Lehrwerkstätte Göllnergasse Automechanikerin lernt. Barbara Busch wiederum hat fünf Geschwister und wollte selbst wissen, was ihre Brüder und Freunde ihr an den eigenen Fahrzeugen ungeduldig zeigten. Melanie Steurer hatte immer schon eine Schwäche für Technik. Aber auch das jüngste Lehrmädchen Hannah Hradec, das im ersten Lehrjahr beim nächsten Projekt mitarbeitet, hat sich bewusst für diesen technischen Beruf entschieden: "Mein Freund hatte einen leichten Mopedunfall und wir haben das Fahrzeug gemeinsam repariert. Das hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich den Beruf lernen wollte." Ihr Freund ist übrigens Gärtner.

Ausbildung abseits von Rollenklischees

Mädchen in technischen Berufen, Männer in typischen Frauenberufen - davon wünscht sich Tanja Wehsely mehr. Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) dazu: "Ich hoffe, die Mädchen sind mit dieser guten Ausbildung zufrieden. Wir werden alles tun, um das hohe Niveau der Ausbildung zu halten. Aber genauso wichtig sind die jungen Männer, die wertvolle Kräfte auch in Kindergärten und Pflegehäusern sein könnten". Viele würden übersehen, dass es rund 200 Lehrberufe gibt. Wehsely unterstrich außerdem, dass Bund und Stadt Wien insgesamt 54 Millionen Euro für die überbetriebliche Lehrausbildung im Jahr 2013/2014 zur Verfügung stellten. Damit würden sichere Ausbildungsplätze für 3.000 Mädchen und Burschen geschaffen, die sonst keine Lehrstelle finden würden.

Petra Draxl, Geschäftsführerin des Wiener Arbeitsmarktservice (AMS Wien) versicherte: "Mädchen haben eine große Begabung in technischen Berufen und wir wollen ihnen Mut dazu machen. Vor allem auch, weil diese Bereiche fast immer bessere Bezahlung und Karrierechancen bieten als klassische Frauenberufe wie Frisörin oder Bürokauffrau."

Vorteile dieser Lehrausbildung

Franz-Josef Lackinger, Geschäftsführer des BFI Wien, erinnerte daran, dass "die überbetriebliche Lehrlingsausbildung vor 15 Jahren als provisorisches Angebot für Lehrlinge ohne Arbeitsplatz begonnen hat. Heute ist es ein fixer Bestandteil in der Lehrlingsausbildung." Die Stärke der überbetrieblichen Lehrausbildung in der Göllnergasse sei zweifellos, dass die Jugendlichen ohne Druck von Kundinnen und Kunden die Berufe lernen könnten. "Die vier Mädchen hatten bei uns die Möglichkeit, die Diagnose, Kostenaufstellung und Reparatur eines Motors von Grund auf zu erlernen", bekräftigte Lackinger. Er zeigte sich auch erfreut über die Prüfungserfolgsquote, die im Vorjahr schon bei 85 Prozent lag. Heuer schafften sogar auf Anhieb 90 Prozent der Lehrlinge die Prüfung in der Wirtschaftskammer.

Standort Lehrwerkstätte Göllnergasse

Das BFI Wien bildet derzeit 459 Lehrlinge in 18 Berufen aus, zusätzlich besuchen 106 Jugendliche integrative Ausbildungen. Diese Institution ist damit ein wichtiger Partner der "Wiener Ausbildungsgarantie", die vom AMS gemeinsam mit dem waff gefördert wird und sich an Jugendliche richtet, die keinen Lehrplatz in einem Betrieb haben. Einer der Standorte ist die Lehrwerkstätte Göllnergasse. Dort werden die Mädchen und Burschen in den Bereichen Metall, Elektro und eben Kraftfahrzeugtechnik ausgebildet.

Rückfragehinweis für Medien

  • Barbara Hecher
    Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
    Telefon: 01 4000-81096
    E-Mail: barbara.hecher@wien.gv.at